Fätschbach

Fluss in den Schweizer Kantonen Uri und Glarus, der den Urnerboden durchfliesst

Der Fätschbach (auch nur Fätsch) ist ein rund 13 Kilometer langer linker Nebenfluss der Linth in den Schweizer Kantonen Uri und Glarus, der den Urner Boden durchfliesst.

Fätschbach
Fätsch
Der Oberlauf des Fätschbachs bei der Alphütte Wild Boden

Der Oberlauf des Fätschbachs bei der Alphütte Wild Boden

Daten
Gewässerkennzahl CH: 754
Lage Glarner Alpen

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Linth → Limmat → Aare → Rhein → Nordsee
Quelle unterhalb des Clariden
46° 51′ 27″ N, 8° 52′ 29″ O
Quellhöhe 2103 m ü. M.[1]
Mündung in die Linth nahe LinthalKoordinaten: 46° 54′ 29″ N, 8° 59′ 2″ O; CH1903: 717725 / 196362
46° 54′ 29″ N, 8° 59′ 2″ O
Mündungshöhe 714 m ü. M.[1]
Höhenunterschied 1389 m
Sohlgefälle 11 %
Länge 12,5 km[1]
Einzugsgebiet 42,62 km²[2]
Abfluss[2]
AEo: 42,62 km²
an der Mündung
MQ
Mq
3 m³/s
70,4 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Siwbodenbach, Seiferplanggenbach
Rechte Nebenflüsse Roten Bach, Stierenbach, Gemsfairenbach
Gemeinden Spiringen, Glarus Süd
Fätschbach im Urner Boden

Fätschbach im Urner Boden

Der Fluss wurde erstmals im Jahr 1063 als Varta in einer Fälschung erwähnt. Weitere Erwähnungen sind Ferscha 1196, Fersha 1435, Ferscha 1483, Fätscha 1700 und schliesslich Fätschbach im Jahr 1705. Bei dem Namen handelt es sich um eine s-Ableitung zum gallischen Wort *ver-/*var- für 'Wasser, Regen'.[3]

Geographie

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Blick auf den Urner Boden mit Fätschbach (rechts)

Der Fätschbach entspringt im Gebiet Im Griess auf 2103 m ü. M. unterhalb des Clariden an der Wasserscheide von Linth und Reuss. Die Quelle liegt direkt neben dem Griesssee, einem Gletschersee, der erst in den 1980er-Jahren durch Abschmelzen des Claridengletschers entstand. Er nimmt den Ausfluss dieses Sees auf und fliesst durch ein Geröllfeld. Nach kurzem Lauf nach Norden stürzt er 200 Meter tief in die Chlus (Klus), den obersten Teil des Tales. Hier nimmt er den Roten Bach auf und trifft erstmals auf die Klausenpassstrasse.

Kurz darauf stürzt der Bach bei Siwloch nahe Jägerbalm in einem 30 Meter hohen Wasserfall eine Talstufe hinunter, wobei er den oberen Teil des Urner Bodens erreicht. Er fliesst ab hier nach Nordosten und nimmt zugleich den am Klausenpass entspringenden Siwbodenbach auf. Der Fluss passiert nun mehrere Alpsiedlungen, wobei die grössten Hergersboden, Urnerboden und Argseeli heissen. Dabei fliesst er stets am rechten, südlichen Talhang entlang, was am Blockschutt liegt, der durch Bergstürze am Rot Nossen, Signalstock und den Jegerstöck gelöst wurde.

Beim Hügel Gubel, direkt auf der Kantonsgrenze, wird er zu einem kleinen Staubecken gestaut. Dieses Wasser wird mit einem Druckstollen zum Wasserschloss, danach mit einer Druckleitung zum Wasserkraftwerk Fätschbach in Linthal geleitet, was dazu führt, dass im Glarner Unterlauf teilweise kaum Wasser fliesst.[4]

Nach Überschreitung der Kantonsgrenze wird das Tal enger, und die Ufer sind meist von Wald eingesäumt, während der Fluss dem Linthal zufliesst. Er hat sich dort tief in den Kalkstein der Quinten-Formation eingefressen und bildet drei Wasserfälle, von denen der mittlere Berglistüber genannt wird. Dabei stürzt er in eine bewaldete, enge und tiefe Schlucht, welche sich erst direkt vor der Mündung wieder öffnet.

Der Fätschbach unterquert die Klausenstrasse und mündet schliesslich südwestlich von Linthal beim Schiessstand Rubschen auf 714 m ü. M. von links und Westen in den Oberlauf der Linth, die im Aargau als Limmat in die Aare mündet.

Einzugsgebiet

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Das Einzugsgebiet des Fätschbachs erstreckt sich über eine Fläche von 42,62 Quadratkilometern. Es besteht aus 38,1 % landwirtschaftlicher Fläche, 37,5 % unproduktiver Fläche, 15,3 % bestockter Fläche, 7,2 % Gletscher und Firne, 1 % Siedlungsfläche und 0,9 % Gewässerfläche. Der höchste Punkt liegt auf 3262 m ü. M. wenig unterhalb des Clariden, die durchschnittliche Höhe beträgt 1913 m ü. M.

Im Norden liegt das Einzugsgebiet der Muota, im Südwesten das des Chärstelenbachs und im Westen das des Schächens.

Zuflüsse

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  • Griessbach (links), 1,6 km, 3,17 km²
  • Roten Bach (rechts), 1,3 km, 1,59 km²
  • Siwbodenbach (links), 2,4 km, 2,35 km²
  • Vorfrutter Geissbergbach (links), 1,2 km
  • Seiferplanggenbach (links), 0,9 km
  • Stierenbach (rechts), 1,9 km
  • Chosital(bach) (links), 1,1 km
  • Gsangbach (links), 0,1 km (ref mit Vorder Gsangbach 1,6 km), 1,62 km²
  • Gemsfairenbach (rechts), 3,2 km, 2,54 km²
  • Hüfibach (links), 1,3 km, 0,6 km²
  • Unter dem Port (links), 1,8 km
  • Schildnessli (rechts), 0,4 km
  • Salibach (links), 1,1 km
  • Urnerboden(bach) (rechts), 1,2 km
  • Argseeli(bach) (links), 0,7 km
  • Kaltenbrunnen(bach) (links), 1,6 km
  • Ribital(bach) (links), 1,2 km
  • Staldenrus (links), 1,8 km, 0,63 km²

Berglistüber Wasserfall

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Berglistüber am Fätschbach

Der «Berglistüber» gilt als einer der schönsten Wasserfälle der Schweiz. Ein Wanderweg führt die Besucher hinter den Wasserfall. Die Felswand besteht aus ca. 150 Mio. Jahre altem Quintnerkalk der sogenannten Griesstock-Decke. Bei den darunter liegenden Schiefergesteinen handelt es sich um ca. 50 Mio. Jahre alte Flyschgesteine, die über dem Grundgebirge abgelagert und bisher kaum verfrachtet wurden.

Der Fall liegt unweit vom ehemaligen Restaurant «Bergli» an der Klausenpassstrasse.[5][6]

Hydrologie

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Der Fätschbach besitzt ein glaziäres Abflussregime. Daher führt der Fluss in den Wintermonaten wenig Wasser, im Februar etwa durchschnittlich 0,4 m³/s an der Mündung. In den Sommermonaten, bedingt durch die Gletscherschmelze, steigt der Pegel stark an und erreicht durchschnittlich 8,7 m³/s im Juni.[2]

Wasserkraftnutzung

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Wasserkraftwerk Fätschbach

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Das Hochdruck-Laufkraftwerk liegt am linken Ufer der Linth wenig unterhalb der Mündung des Fätschbachs direkt bei der Ortschaft Linthal. Es bezieht sein Wasser kurz nach der Kantonsgrenze aus dem Fätschbach und ist seit 1949 in Betrieb.[7] Es ersetzte ein erstes 1901 in Betrieb genommenes Wasserkraftwerk, das ungefähr 200 m oberhalb der Mündung des Fätschbachs stand und das Wasser auf 980 m Höhe über Meer dem Bach entnahm.[8] Die Wasserfassung des jetzigen Kraftwerks liegt auf 1300 m Höhe über Meer. Es produziert mit zwei Pelton-Turbinen[9] jährlich 74 GWh. Im April 2012 gab die Betreiberin Axpo AG Pläne bekannt, das Kraftwerk auszubauen. Dabei sollten über 20 Millionen Schweizer Franken investiert werden. Im Jahr 2013 zog sie das Projekt wieder zurück, unter anderem wegen sinkender Strompreise.[10][11][4]

Kraftwerke Linth-Limmern

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Die Kraftwerke Linth-Limmern entnimmt dem Fätschbach bereits unterhalb des Griessseelis Wasser, das über einen 12 km langen Freispiegelstollen dem Limmernsee zugeführt wird. Eine weitere Wasserfassung befindet sich kurz oberhalb der Mündung in die Linth. Sie führt das Wasser direkt dem Druckstollen von Tierfehd zu, dessen Wasser von zwei Francis-Turbinen im Gebäude des Fätschbachwerks verarbeitet werden.

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Commons: Fätschbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b c Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2017; abgerufen am 24. September 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/api3.geo.admin.ch
  3. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch: Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, S. 800 (Fätschbach auf S. 139 in der Google-Buchsuche).
  4. a b Höfner Volksblatt: Axpo will im Glarnerland über 20 Millionen investieren (Memento vom 2. September 2016 im Internet Archive)
  5. Wasserfall Berglistüber, Linthal. In: Geopark Sardona. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juli 2018;.
  6. Berglistüber. In: MySwitzerland.com.
  7. A. Sonderegger: Das Fätschbachwerk. In: Schweizerische Bauzeitung. 5. Mai 1951, doi:10.5169/seals-58850.
  8. Eidgenössisches Amt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1. Januar 1928, S. 150.
  9. Eidgenössisches Amt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz. 1. Januar 1973, S. 120.
  10. Statistik Wasserkraft im Einzugsgebiet Linth-Limmat. Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2021;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swv.ch
  11. Axpo verzichtet auf Ausbau des Glarner Projekts Fätschbach. Schweizer Radio und Fernsehen, 18. April 2013;.