Dilogarithmus

mathematische Funktion

In der Mathematik werden verschiedene spezielle Funktionen als Dilogarithmus bezeichnet. Der klassische Dilogarithmus wird Spencesche Funktion genannt und er stellt einen Spezialfall des Polylogarithmus dar. Akkurat handelt es sich bei der Spenceschen Funktion um den Polylogarithmus mit dem Index Zwei. Wenn der index jedoch Drei lautet, so wird dann bei der betroffenen Funktion der sogenannte Trilogarithmus repräsentiert. Wenn der klassische Dilogarithmus, also die Spencesche Funktion mit dem negativen Abbild der betroffenen Funktion aus der negativ geschalteten inneren Variable arithmetisch gemittelt wird, dann entsteht die sogenannte Legendresche Chifunktion mit dem Index Zwei. Und das imaginäre Abbild dieser Funktion wird als Arkustangensintegral bezeichnet. Speziell für den Spenceschen Dilogarithmus gilt außerdem die Tatsache, dass über die Substitution der inneren Variable durch die Differenz Eins minus Exponentialkehrwert die Debyesche Funktion mit dem Index Zwei entsteht, welche in der Thermodynamik bei der Beschreibung der Strahlungsenergien in Schwarzen Körpern verwendet wird.

Klassischer Dilogarithmus Bearbeiten

 
Werte des klassischen Dilogarithmus auf der reellen Achse. (Der Imaginärteil ist dort identisch Null.)

Der klassische Dilogarithmus ist für komplexe Zahlen   mit   definiert durch die Potenzreihe

 .

Er lässt sich durch analytische Fortsetzung auf   fortsetzen:

 .

(Hierbei muss entlang eines Weges in   integriert werden.)

Darauf basierend kann weiter die Legendresche Chifunktion mit dem Index Zwei definiert werden:

 

Und das Arkustangensintegral ist das imaginäre Gegenstück von der genannten Legendreschen Chifunktion:

 

Außerdem kann basierend auf dem Dilogarithmus der Trilogarithmus direkt definiert werden:

 

Bloch-Wigner-Dilogarithmus Bearbeiten

Der Bloch-Wigner-Dilogarithmus ist für   definiert durch

 .

Er ist wohl-definiert und stetig, auch in  .

Er ist analytisch in  , in 0 und 1 hat er Singularitäten vom Typ  .

Rogers-Dilogarithmus Bearbeiten

Der Rogers-Dilogarithmus ist definiert durch

 

für  .

Eine andere gebräuchliche Definition ist

 .

Diese hängt mit der erstgenannten via

 

zusammen.

Man kann   (unstetig) auf ganz   fortsetzen durch   und

 .

Elliptischer Dilogarithmus Bearbeiten

Sei   eine über   definierte elliptische Kurve. Mittels der Weierstraßschen ℘-Funktion lässt sie sich mittels eines Gitters   parametrisieren durch

 
  mod  .

Der elliptische Dilogarithmus   ist dann definiert durch

 ,

wobei   den Bloch-Wigner-Dilogarithmus bezeichnet.

Der elliptische Dilogarithmus stimmt bis auf rationale Vielfache von   mit dem Wert   der L-Funktion überein.[1]

Spezielle Werte Bearbeiten

Klassischer Dilogarithmus Bearbeiten

Für die folgenden Zahlen lassen sich   und   in geschlossener Form darstellen:

 
 ,
 
 .

Mit dem Kürzel Φ wird hierbei die Zahl des Goldenen Schnittes ausgedrückt:  

Mit der sechsten Einheitswurzel   und der Gieseking-Konstante   hat man außerdem

 
 .

Bloch-Wigner-Dilogarithmus Bearbeiten

Werte des Bloch-Wigner-Dilogarithmus können bisher nur numerisch berechnet werden und man kennt nur wenige algebraische Relationen zwischen Werten des Bloch-Wigner-Dilogarithmus. Eine Vermutung von John Milnor besagt für  :

die Zahlen   für   und   sind linear unabhängig über  .

Rogers-Dilogarithmus Bearbeiten

Es gibt zahlreiche algebraische Identitäten zwischen Werten von   in rationalen oder algebraischen Argumenten. Beispiele spezieller Werte sind

 .

Mit der sechsten Einheitswurzel   und der Gieseking-Konstante   hat man

 
 

Basler Problem Bearbeiten

Der Beweis des Wertes vom Dilogarithmus von Eins wird im sogenannten Basler Problem behandelt. Dieser Beweis kann auf folgende Weise absolviert werden:

Folgende Funktion hat folgende Ableitung:

 

Deswegen gilt folgendes Integral:

 

Der Satz von Fubini liefert diesen Zusammenhang:

 

Durch Gleichsetzung der beiden zuletzt genannten Formeln erhält man jenes Resultat:

 

Aufgelöst entsteht der genannte Wert:

 

Exakt dieser Wert ist somit auch die unendliche Summe der Kehrwerte der Quadratzahlen:

 

Diese Tatsache geht direkt aus der Maclaurinschen Reihe vom Dilogarithmus hervor.

Funktionalgleichungen Bearbeiten

Klassischer Dilogarithmus Bearbeiten

Der klassische Dilogarithmus genügt zahlreichen Funktionalgleichungen, zum Beispiel

 
 
 
 
 
 . Daraus folgt ebenso:  .

Bloch-Wigner-Dilogarithmus Bearbeiten

Der Bloch-Wigner-Dilogarithmus genügt den Identitäten

 

und der 5-Term-Relation

 .

Rogers-Dilogarithmus Bearbeiten

Der Rogers-Dilogarithmus erfüllt die Beziehung

 

und Abels Funktionalgleichung

 .

Für   hat man

 

und die 5-Term-Relation

 ,

insbesondere ist   eine wohldefinierte Funktion auf der Bloch-Gruppe.

Integration von Funktionen Bearbeiten

Produkten von Logarithmusfunktionen und Kehrwertfunktionen Bearbeiten

Folgende Gleichung gilt für den Fall  :

 

Beispiel:

 

Folgende Gleichung gilt für den Fall  :

 

Beispiel:

 

Produkte aus Areafunktionen und algebraischen Funktionen Bearbeiten

Weitere Funktionen lassen sich mit dem Dilogarithmus integrieren:

Areatangens-Hyperbolicus-Funktionen:

 
 
 

Areasinus-Hyperbolicus-Funktionen:

 
Deswegen gilt:  
Daraus folgt:  
 
 

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. K2 and L-functions of elliptic curves