Daniel Schulz (Journalist)

deutscher Journalist und Buchautor

Daniel Schulz (* 24. Mai 1979 in Potsdam) ist ein deutscher Journalist und Buchautor.

Daniel Schulz, 2022

Leben Bearbeiten

Schulz wuchs in einem Dorf im Kreis Nauen, heute Teil des brandenburgischen Landkreises Havelland, auf. Er lebt in Berlin.

Nach Abitur und Zivildienst in einer Großküche des Evangelischen Johannesstifts Berlin studierte Schulz ab 1999 Journalistik und Politikwissenschaft an der Universität Leipzig. Er absolvierte Praktika bei der Märkischen Allgemeinen, der Lokalredaktion Berlin der taz, dem Freien Wort in Ilmenau, der Volksstimme in Magdeburg und dem Stadtmagazin Zitty in Berlin und schließlich das Volontariat bei der taz. In Leipzig war er auch Mitgründer und Chefredakteur der Zeitung student! (heute: Luhze), später ihr Herausgeber. Als studentische Hilfskraft arbeitete er beim Forschungsprojekt „Qualitätssicherung für die Regionalspresse“. 2006 schloss er das Studium als Diplom-Journalist ab.

Anschließend ging Schulz als Redakteur für Extremismus und Datenschutz zur taz, wurde dort 2010 Ressortleiter Gesellschaft und Medien, war ab 2014 im Team zuständig für Titelgeschichten und von 2017 bis Mitte 2022 Co-Leiter des Ressorts Reportage und Recherche. Danach arbeitete er in der taz an Entwicklungsaufgaben.

Werk Bearbeiten

Als Journalist befasst er sich vor allem über soziale Bewegungen, Rechtsextremismus, ostdeutsche Identitäten und über Osteuropa, vor allem die Ukraine. Von 2013 bis 2017 schrieb er monatlich die taz-Kolumne „Der rote Faden“. In einem Team von Redakteurinnen und Redakteuren der taz recherchiert und berichtet er seit vielen Jahren über rechtsterroristische Personen und Gruppen sowie ihre Querverbindungen in und außerhalb von Bundeswehr und Polizei, so über den Fall Franco A., das Hannibal-Netzwerk und den zugehörigen Verein Uniter.

2015 schrieb er über Kinder an einer Schule in der Ostukraine, die ein Theaterstück über das Leben zwischen Krieg und Frieden spielen.[1] Im Anschluss initiierte er die Gründung einer Schülerzeitung[2] und koproduzierte den bei der Berlinale preisgekrönten Langfilm Shkola nomer 3 über die Teenager der Schule.[3] Es folgten weitere Reportagen aus der Ukraine, Georgien und Armenien.

Motiviert durch die Ausschreitungen in Chemnitz, veröffentlichte er 2018 den autobiographisch geprägten Essay Wir waren wie Brüder über das Aufwachsen in der von einer rechtsradikalen Jugendkultur geprägten ostdeutschen Provinz, den später sogenannten Baseballschlägerjahren. Der Text wurde mit dem Reporterpreis und dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. Daraus entstand Schulz' 2022 veröffentlichter Debütroman gleichen Titels, der vielfach rezensiert wurde.[4]

Zitat Bearbeiten

Auf die Frage der Initiative Wir sind der Osten, was er sich für Ostdeutschland wünsche, antwortete Schulz 2021: „Dass die rechte Erzählung vom Ostdeutschen als Avantgarde des reinen, ursprünglichen Deutschen, der noch nicht durch Multikulti verdorben ist, nicht das vorherrschende Narrativ im Osten wird. Anstand. Solidarität mit anderen Minderheiten. Dass Widerstand nicht etwas wird, von dem Ostdeutsche glauben, sie könnten es vor allem rechtsextrem ausdrücken, weil das die Wessis am meisten schockt. Dass wir eine Sprache finden, um die Scham auszudrücken, die Verletzungen, eine Sprache, die aufhört, sich von anderen unpassende Begriffe wie Kolonialisierung zu borgen und damit jene zu verletzen, die noch in einem ganz anderen Maß gelitten haben oder leiden.“[5]

Veröffentlichungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Die Berichterstattung und ihre Probleme aus Sicht von Printmedien-Journalisten. In: Dieter Rucht, Simon Teune (Hrsg.): Nur Clowns und Chaoten? Die G8-Proteste in Heiligendamm im Spiegel der Massenmedien. Campus, Frankfurt am Main/ New York 2008, ISBN 978-3-593-38764-2, S. 169–190.
  • Wir waren wie Brüder. Jugendliche in Ostdeutschland. Essay, taz, 1. Oktober 2018. (taz.de) Auch in: Matthias Jügler (Hrsg.): Wir. Gestern. Heute. Hier. Texte zum Wandel unserer politischen Werte. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-07034-8, S. 77–92. Hörfunk-Feature, gesprochen von Robert Gwisdek, 2019.[6] Übersetzung in mehrere Sprachen, darunter ins Englische[7] und Russische.[8]
  • Wir waren wie Brüder. Roman. Hanser, Berlin 2022, ISBN 978-3-446-27107-4. Als Hörbuch gesprochen von Tom Gerngroß, audiolino, Hamburg 2022, ISBN 978-3-86737-396-8.
  • Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine. Sachbuch. Siedler, Berlin 2023, ISBN 978-3-8275-0167-7.
  • Nachts gehört mein Leben mir. Hörfunk-Essay für den SWR2, 25. Februar 2024, 57 Minuten, Regie: Tobias Krebs[9]

Preise und Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Daniel Schulz (journalist) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mein Nikolajewka. taz, 26. Mai 2015. (taz.de, abgerufen am 24. November 2022)
  2. Olena Makarenko: Drop in the ocean principle for Ukrainian media. euromaidanpress, 9. November 2015. (euromaidanpress.com, abgerufen am 24. November 2022) – Olena Makarenko: Meet the kids running a Donbas town's only local media outlet, euromaidanpress, 1. Juni 2016. (euromaidanpress.com, abgerufen am 24. November 2022)
  3. Goethe-Institut Ukraine: School Number 3: Den Krieg besiegen. Februar 2017. (goethe.de, abgerufen am 24. November 2022)
  4. Auswahl: Rainer Schmidt: Blutige Landschaften. In: FAZ. 24. Januar 2022. (faz.net, abgerufen am 24. Februar 2022) – Jan Drees: Ehrlich brutal. Deutschlandfunk, 2. Februar 2022. (deutschlandfunk.de, abgerufen am 4. November 2022) – Christian Bangel: Der Fascho in dir. In: Die Zeit. 21. Februar 2022. (zeit.de, abgerufen am 24. November 2022) – Buchmesse Leipzig: Heike Geißler & Daniel Schulz. 3sat Kulturzeit, 15. März 2022. (3sat.de, abgerufen am 24. November 2022)
  5. wirsindderosten.de, Daniel Schulz. (wirsindderosten.de, abgerufen am 24. November 2022)
  6. Wir waren wie Brüder. RBB Kultur. (rbb-online.de, abgerufen am 24. November 2022)
  7. We were like brothers, Goethe-Institut. (goethe.de, abgerufen am 24. November 2022)
  8. Мы были как братья, Dekoder.org. (dekoder.org, abgerufen am 24. November 2022)
  9. Daniel Schulz: Nachts gehört mein Leben mir, online, abgerufen am 2. März 2024
  10. Berlinale Archiv, 2017. (berlinale.de, abgerufen am 24. November 2022)
  11. Sonderseiten zum Langen Atem 2019. (djv-berlin.de, abgerufen am 24. November 2022)
  12. Debütantensalon mit Daniel Schulz. (harbourfront-hamburg.com, abgerufen am 24. November 2022)