Curt Wiebel

1895-1973, deutscher Kalkwerks-Pächter, Gauwirtschaftsberater, Oberbereichsleiter der NSDAP und Reichstagsabgeordneter (1937-1945), mit zuständig für die sogenannten „Ausländereinsätze“von Zwangsarbeitern

Curt Karl Wilhelm Wiebel[1] oder Kurt Wiebel[2][3][4] (* 17. März 1895 in Alfeld an der Leine; † 1. Dezember 1973 in Hamburg-Harburg) war ein deutscher Kalkwerks-Pächter, Gauwirtschaftsberater, Oberbereichsleiter der NSDAP und Reichstagsabgeordneter von 1937 bis 1945.[5]

Curt Wiebel

Leben und Wirken Bearbeiten

Nach dem Besuch der Volksschule und der Rektoratsschule im westfälischen Hilchenbach und des Realgymnasiums in Lüdenscheid (1908–1913) trat Wiebel 1913 als Fahnenjunker in das 1. Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 7 in Köln ein. Nach dem Besuch der Kriegsschule in Glogau wurde er im Mai 1914 zum Leutnant befördert.

Von 1914 bis 1918 nahm Wiebel am Ersten Weltkrieg teil, in dem er mit dem Eisernen Kreuz beider Klassen ausgezeichnet wurde. Nach dem Ende des Krieges gehörte er noch bis Februar 1920 dem westfälischen Freikorps Lichtschlag an, aus dem er am 31. März 1920 offiziell verabschiedet wurde.

Im April 1926 trat Wiebel der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bei (Mitgliedsnummer 35.046).[6]

Ebenfalls in den 1920er Jahren arbeitete Wiebel sich vom Volontär in einem Kalkwerk zum Betriebsleiter und schließlich zum Pächter dieses Werkes hoch.

Die Hannoversche Kalkindustrie Pingel, Wiebel & Co. in Osnabrück wurde 1921 im Handelsregister mit den beiden in Oldenburg ansässigen Kaufleuten und persönlich haftenden Gesellschaftern Willi Pingel und Kurt Wiebel neu eingetragen. Die Firma produzierte keinen Kalk, sondern hatte die Osnabrücker Kalksandsteinfabrik in Lüstringen gepachtet, um dort den als Stückenkalk bezogenen gebrannten Kalk zu mahlen zwecks Erzeugung von Kalksandsteinen. Überschüssige Mengen waren zum Weiterverkauf als Sackkalk vorgesehen.[4]

Bis 1933 war Wiebel Pächtes des Kalkwerkes.[7]

1934 wurde er hauptamtlicher Führer bei der Sturmabteilung (SA), der Parteiarmee der NSDAP.[7]

Vom 1. Juni 1935 bis ins Jahr 1941 amtierte er als NSDAP-Gauamtsleiter im Gau Ost-Hannover.[8]

Wiebel bekleidete in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) die Funktion eines Gauobmanns. Mitte der 1930er Jahre wohnte Wiebel in Hamburg-Harburg,[7]

Am 27. Juli 1937 zog Wiebel im Nachrückverfahren für den ausgeschiedenen Abgeordneten Fritz Fröhlich in den im März 1936 gebildeten nationalsozialistischen Reichstag ein und gehörte dem deutschen Parlament bis zum Ende der NS-Herrschaft im Mai 1945 als Vertreter des Wahlkreises 15 (Ost-Hannover) an. Am 3. Juni 1941 wurde ihm das Parteiabzeichen in Gold verliehen.[9]

Ab 1943 wurde Wiebel als „gottgläubig“ bekannt. Als Gauobmann der DAF genoss er die volle Unterstützung des Gauamtsleiters Otto Telschow, auch in allen Angelegenheiten der sogenannten „Ausländereinsätze“ im Zweiten Weltkrieg, für die Wiebel mit zuständig war.[7]

In einem im Zuge der Entnazifizierung in der Nachkriegszeit durchgeführten Spruchkammerverfahren vergaß oder unterschlug Wiebel sein vormaliges Amt als Gauwirtschaftsberater in seinem Lebenslauf völlig, dies spielte jedoch „für die Richter keine Rolle.“[3]

Curt Wiebel starb 1973 im Alter von 78 Jahren in Hamburg-Harburg.[7]

Archivalien Bearbeiten

Archivalien von und über Curt oder Kurt Wiebel finden sich beispielsweise

  • im Bundesarchiv, Hauptdienststelle Koblens; dort Akten mit Lebenslauf Wiebels zum Spruchkammerverfahren, Archivsignatur Z42 III/2045[3]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

  • Curt Wiebel in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sterberegister des Standesamtes Harburg Nr. 2454/1973. (Namensverzeichnis des Standesamtes online. Abgerufen am 14. Dezember 2021)
  2. Robert Ley (Hrsg.), Fritz Mehnert (Red.), Paul Müller: Nationalsozialistisches Jahrbuch 1939, 13. Jahrgang, München: Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf., 1939, S. 288, 289; Google-Books
  3. a b c Ralf Stremmel: Die Gauwirtschaftsberater der NSDAP. Zum Profil von Funktionsträgern zwischen Partei und Wirtschaft ( = The Gau Economic Advisers (Gauwirtschaftsberater) of the NSDAP. The Profile of Function Holders between Party and Economy) ( = Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Band 62, Teil 1), Oldenburg: de Gruyter, 2021, S. 213–259; hier: Anm. 151, S. 254; pdf von der Seite degruyter.com
  4. a b Tonindustrie-Zeitung, 45. Jahrgang, 1921, S. 1027; Vorschau über Google-Bücher
  5. o. V.: Wiebel, Curt in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 10. August 2006, zuletzt abgerufen am 21. Januar 2024
  6. https://archive.today/2014.08.14-152619/http://www.emedals.com/highlighted-offerings/germany/nsdap-sa-ss/nsdap-sa/golden-party-badges/the-small-golden-party-badge-of-curt-wiebel-g13463?vmcchk=1
  7. a b c d e Beatrix Herlemann (Verf.), Helga Schatz (Mitarb.): Wiebel, Curt, in dies.: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier 1919–1945 ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen, Band 222), Hannover: Verlag Hahnsche Buchhandlung, 2004, ISBN 3-7752-6022-6, S. 391.
  8. Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue, 1928–1945. Die Amtsträger der NSDAP und ihrer Organisationen auf Gau- und Kreisebene in Deutschland und Österreich sowie in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen, Sudetenland und Wartheland. With an English glossary, Vechta: M. Rademacher; Hamburg: Lingenbrink, 2000, ISBN 978-3-8311-0216-7 und ISBN 3-8311-0216-3, S. 182
  9. https://archive.today/2014.08.14-152619/http://www.emedals.com/highlighted-offerings/germany/nsdap-sa-ss/nsdap-sa/golden-party-badges/the-small-golden-party-badge-of-curt-wiebel-g13463?vmcchk=1