Bahnstrecke Toulon–Saint-Raphaël

Eisenbahnstrecke in Südfrankreich

Die Bahnstrecke Toulon–Saint-Raphaël (ligne du littoral varois, Linie der Var-Küste) ist eine ehemalige französische Eisenbahnstrecke in Meterspur, die Toulon mit Saint-Raphaël (Var) entlang der Küste des Massif des Maures verband. Sie war die südlichste der drei Strecken der Chemins de fer de Provence.

Toulon–Saint-Raphaël
Strecke der Bahnstrecke Toulon–Saint-Raphaël
Streckenlänge:110 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Gesellschaft: 1889–1925: SF
1925–1949: CP
104 Toulon Gare du Sud-France[1]
102 Toulon – Saint Jean du Var
101 Toulon – Les Ameniers
99 Toulon – Pont du Suve
99 Ste-Marguerite
RN 559
97 Pont de la Clue
94 Le Pradet
91 Carqueiranne
RN 559
Tunnel Col des Kermes
l’Almanarre
Hyères Strecke La Pauline-Hyères–Les Salins
Hyères-Echange[2]
83 Hyères-Ville
Gapeau
RN 98
73 La Londe
lokaler Abzweig
RN 98
RN 98
RN 559
RN 559
63 Bormes
RN 559
61 Le Lavandou
RN 559
RN 559
58 La Fossette
Tunnel du Layet
55 Cavalière
RN 559
50 Le Canadel
48 Le Rayol
RN 559
43 Cavalaire
RN 559
RN 559
41 Pardigon
37 La Croix-Valmer
RN 559
34 Gassin
RN 559
RN 559
RN 98a
Saint-Tropez
29 La Foux
Cogolin
La Mole
St-Pons
24 Guerrevieille
RN 98
21 Sainte-Maxime
18 La Nartelle
RN 98
RN 98
Les Issambres
8 Saint-Aygulf
Grau de la Galiote
Argens
Reyran
Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia nach Marseille
3 Fréjus
0 Saint-Raphaël
Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia nach Ventimiglia

Quellen: [3]

Die 110 Kilometer lange Strecke folgte größtenteils der Küste. Sie verlief zumeist auf eigenem Gleiskörper, manchmal auf einem geschützten Randstreifen neben der Straße, fast überall entlang der damaligen Nationalstraße (Route nationale / RN) 559 (MarseilleNizza an der Küste; seit 1986 Départementstraße / D 559[4]) – und diese häufig kreuzend – und ansonsten an der RN bzw. D 98 (ToulonMandelieu).

Geschichte Bearbeiten

Die Entscheidung, eine Lokalbahnstrecke zur Bedienung der Küste von Var zu errichten, wurde 1887 getroffen. Konzessionär wurde die Chemins de fer du Sud de la France (SF). Der erste Streckenabschnitt von Saint-Raphaël bis CogolinSaint-Tropez (33 km) wurde am 25. August 1889 eingeweiht, die Verlängerung bis Hyères (+ 51 km) am 4. August 1890.

 
Die Villepey-Lagune und die Galiote-Eisenbahnbrücke in Saint-Aygulf (um 1900)

Um der Opposition der Eisenbahngesellschaft PLM Rechnung zu tragen, die die Konkurrenz für ihre eigene Strecke von Toulon nach Hyères fürchtete, wurde zunächst Hyères als Endstation festgelegt. Erst 1905 wurde die Strecke aufgrund ihres Erfolgs nach Westen bis Toulon verlängert. Die Einweihung des Abschnitts zwischen Hyères und Toulon (23 km) erfolgte am 6. August 1905.[5]

Diese Bahnstrecke erschloss mehrere wichtige Gemeinden im Osten des Ballungsraums Toulon und der Corniche des Maures und war von großem touristischem Interesse. Sie war jedoch störungsanfällig und erforderte viele Reparaturarbeiten.

Ein am 27. November 1908 zwischen dem Generalrat des Département Var und der Compagnie des chemins de fer du Sud de la France unterzeichnetes Abkommen berechtigte letztere zum Bau mehrerer Zweigstrecken zwischen Toulon und Saint-Raphaël. Die erste war eine Strecke „von Salernes über Brignoles zu einem Punkt der Lokalbahnlinie von Hyères nach Toulon, der am Stadtrand von Le Pradet zu bestimmen ist“. Die zweite war eine Strecke „von Draguignan nach Saint-Aygulf, die an ihren Enden mit der Bahnstrecke Meyrargues–Nizza und der Lokalbahnstrecke von Saint-Raphaël nach Hyères verbunden ist“. Das Abkommen wurde durch ein Gesetz bestätigt, das dieses lokale Schmalspur-Eisenbahnnetz als von öffentlichem Interesse erklärte.[6] Dieses ergänzende Netzwerk wurde jedoch niemals verwirklicht. Die Strecke von Draguignan nach Saint-Aygulf hätte die Küstenstrecke mit der Bahnstrecke Meyrargues–Nizza verbunden, die ebenfalls von der SF betrieben wurde.

 
CP-Triebwagen im Gare du Sud-France in Toulon (1936)

Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise beeinträchtigten die Nutzung, und die Strecke verdankte ihr Fortbestehen nur der entschlossenen finanziellen Unterstützung durch den Generalrat von Var. Als der Staat seine Unterstützung für eine Elektrifizierung verweigerte, erwies sich die Inbetriebnahme von zehn Diesel-Triebwagen des Fabrikats Brissonneau et Lotz ab 1935 als ein beachtlicher Erfolg. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgejahre wurden der Strecke jedoch zum Verhängnis: Durch die Landung der Alliierten am 15. August 1944 bereits stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde sie 1948 nach dem ungeklärten Brand des Depots in Fréjus offiziell geschlossen. Erstaunlicherweise waren die verbliebenen Triebwagen noch ein weiteres Jahr zur Verstärkung der unzureichenden und von der Öffentlichkeit weniger geschätzten Busse im Umlauf. Ohne weiteren logistischen Unterhalt verschwanden sie jedoch im Juni 1949.[7]

Die Straßenbahn Cogolin–Saint-Tropez Bearbeiten

 
Tramway Cogolin–Saint-Tropez bei Gassin (um 1910)

Da der Bahnhof La Foux – zunächst Cogolin-Saint-Tropez genannt – auf halber Strecke zwischen diesen beiden Gemeinden lag, wurde beiderseits der Hauptstrecke eine Querverbindung der beiden Orte als Dampfstraßenbahn gebaut. Die Route folgte auf der gesamten Strecke der Nationalstraße 98 und der RN 98A (9 km). Sie wurde am 1. Juli 1894 für die Nutzung eröffnet und erwies sich sogleich als rentabelste aller Linien des Unternehmens.

Das vorgenannte Übereinkommen vom 27. November 1908 erlaubte der Compagnie des chemins de fer du Sud de la France ferner zwei Anschlussstrecken: eine Linie „von Cogolin nach La Garde-Freinet“ und einen Abschnitt „von La Garde-Freinet nach Le Luc als Verlängerung der Linie von Cogolin nach La Garde-Freinet“. Die Bauarbeiten zur Verlängerung bis La Garde-Freinet begannen kurz vor dem Ersten Weltkrieg; sie blieb jedoch unvollendet und wurde 1921 aufgegeben.

Die Querlinie wurde offiziell am 14. Mai 1948 ebenso wie die Küstenlinie als geschlossen erklärt; tatsächlich wurden auf ihr aber noch über ein Jahr lang Arbeiter der Torpedofabrik Gassin mit einem altersschwachen Triebwagen befördert.[7]

Betrieb Bearbeiten

 
Personenwagen B 506 der CP, erhalten bei der Chemin de Fer du Vivarais

Die Strecke wurde betrieben von:

Fahrzeuge Bearbeiten

 
Triebwagenanhänger Brissonneau und Lotz, erhalten im Museum von Gijon in Spanien
  • Lokomotive Type 020-020 Mallet[8]
  • Drehgestell-Personenwagen 1. und 2. Klasse[9]
  • Triebwagen Brissonneau et Lotz

Nachnutzung der Trasse Bearbeiten

 
Alte Brücke der Linie nach Les Issambres

Die Trasse der eingestellten Strecke wurde an mehreren Stellen wiederverwendet:

  • Radweg am Ostausgang von Toulon, von La Londe-les-Maures nach Bormes-les-Mimosas („chemin du train des Pignes“), von Le Lavandou nach Pramousquier
  • Umleitung der RN 98 östlich von Hyères (Brücke über den Gapeau)
  • Verbreiterung der D 559 (ex-RN 559) bei der Ortsdurchquerung von Le Lavandou.

Die Betriebseinrichtungen sind größtenteils verschwunden. Es sind jedoch einige Bahnhöfe erhalten, insbesondere der von Cavalière (Gemeinde Lavandou), der ein Postamt und ein angeschlossenes Rathaus beherbergt sowie der von Carqueiranne, der die Polizeistation beherbergt (die Lokomotive daneben – in Normalspur – war nicht auf der Schmalspurstrecke im Einsatz).

Eine Interessengruppe schlägt vor, einen Teil der Bahntrasse zum Bau einer Küstenbahn zwischen Sainte-Maxime und Saint-Tropez[10] zu einem Preis von 65 Millionen Euro[11] zu verwenden.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Henri Domengie: Les petits trains de jadis: Sud-Est de la France. Band 1. Ed. du Cabri, Breil-sur-Roya 1985, ISBN 2-903310-34-3 (272 S.).
  • José Banaudo: Le train du littoral. In: Histoire des Chemins de fer de Provence. Ed. du Cabri, Breil-sur-Roya 1999, ISBN 2-908816-72-5 (239 S.).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jean P. Moreau: Toulon - Gare-S.F. (gare). In: moreau.fr.free.fr. 17. April 2016, abgerufen am 1. September 2023 (französisch).
  2. Jean P. Moreau: Hyères-Echange (gare). In: moreau.fr.free.fr. 29. März 2016, abgerufen am 1. September 2023 (französisch).
  3. Verein Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen (Hrsg.): Stationsverzeichnis der Eisenbahnen Europas. (früher Dr. KOCHs Stationsverzeichnis). 52. Auflage. Barthol & Co., Berlin-Wilmersdorf 1939, S. 397.
  4. Pierre Berenguier: Si la Croix-Valmer m'était contée ... Selbstverlag, 1994, S. 239 (französisch).
  5. site de la coordination des clients des chemins de fer de Provence (CCCP) und site de la Fédération des amis des chemins de fer secondaires (FACS)
  6. Loi déclarant d’utilité publique l’établissement, dans le département du Var, d’un réseau de chemin de fer d’intérêt local, à voie étroite. 16 avril 1909. In: Journal officiel de la République Française. Band 105. Imprimerie Nationale, Paris 18. April 1909, S. 3999–4010 (französisch, bnf.fr [abgerufen am 28. Oktober 2014]).
  7. a b Source : site CCCP
  8. gallica.bnf.fr
  9. gallica.bnf.fr
  10. ADLPG, association de défense de la plaine de Grimaud et du Golfe de St-Tropez. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2016; abgerufen am 30. Januar 2020 (französisch).
  11. L’ADLPG va collecter les réactions du public. projet de tramway. Var Matin, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2007; abgerufen am 30. Januar 2020 (französisch).