Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia

Eisenbahnstrecke in Frankreich, Monaco und Italien

Die Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia ist eine zweigleisige Hauptbahn in Frankreich, Monaco und Italien und ist die westliche Fortsetzung der Bahnstrecke Genua–Ventimiglia.

Marseille-Saint-Charles–Ventimiglia
TGV Duplex bei der Fahrt über den Fluss Siagne
TGV Duplex bei der Fahrt über den Fluss Siagne
Strecke der Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia
Streckenkarte
Streckennummer (SNCF):930 000
Kursbuchstrecke (SNCF):505
Streckenlänge:259,246 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:1,5 V =
Stromsystem:25 kV, 50 Hz ~
Maximale Neigung:
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Zweigleisigkeit:ja
0,000 Marseille-Saint-Charles 49 m
nach Marseille-Joliette
von Paris und von Grenoble
3,258 Marseille-Blancarde 50 m
nach Marseille-Prado
5,450 Systemwechsel 1,5 kV/25 kV
6,237 La Pomme 45 m
6,767 (A 50)
8,414 Saint-Marcel 52 m
10,000 La Barrasse geplant
12,448 La Penne-sur-Huveaune 77 m
15,682 (A 50)
16,945 Aubagne 101 m
nach La Barque
18,161 (Huveaune; 32 m)
20,248 Tunnel d’Aubagne (403 m)
23,580 Tunnel du Mussuguet (2625 m)
26,848 Cassis 128 m
27,709 Tunnel de Collongue (154 m)
29,000 Tunnel des Jeannots (1625 m)
von La Ciotat-Ville
36,517 La Ciotat 62 m
39,960 Saint-Antoine 28 m
43,156 Saint-Cyr – Les-Lecques – La-Cadière 25 m
45,397 Tunnel de Saint-Cyr (357 m)
50,607 Bandol 36 m
52,455 Viaduc du Grand Vallat (306 m)
57,472 OllioulesSanary 17 m
nach Toulon Port
61,820 La Seyne-Six-Fours 18 m
62,997 (A 50)
66,982 Toulon 19 m
70,300 (A 57)
74,303 La Garde 27 m
77,125 La Pauline – Hyères 36 m
77,487 Abzw nach Les Salins-d’Hyères
77,627 (A 570)
nach Les Salins-d’Hyères
80,588 La Farlède 59 m
83,808 Solliès-Pont 83 m
89,939 CuersPierrefeu 121 m
90,800 (A 57)
97,125 Puget-Ville 168 m
101,475 Carnoules 193 m
nach Gardanne
104,678 Pignans 170 m
109,889 Gonfaron 186 m
120,190 Le Luc et Le Cannet 120 m
120,300 (A 8)
129,887 Vidauban 61 m
Les Arcs - Draguignan 62 m
nach Draguignan
143,437 Le Muy 20 m
147,600 (A 8)
149,348 Roquebrune-sus-Argens 13 m
153,087 Puget-sus-Argens 12 m
157,998 Fréjus m
159,850 Fréjus-St-Raphaël (Autoverladung)
161,091 Saint-Raphaël-Valescure
164,869 Boulouris-sur-Mer 12 m
167,500 Le Dramont 16 m
169,947 Agay m
170,001 (Agay Fluss; 76 m)
170,700 Tunnel d’Agay (155 m)
173,787 Anthéor – Cap Roux 30 m
174,063 Viaduc d’Anthéor (217 m)
177,259 Tunnel de Maubois (120 m)
179,571 Le Trayas 31 m
Tunnel de Notre Dame (46 m)
181,407 Tunnel des Saoumes (974 m)
184,244 Théoule-sur-Mer 19 m
184,653 Viaduc de la Rague (228 m)
185,499 Mandelieu-la-Napoule m
186,585 (Siagne; 164 m)
186,688 Pinède de la Siagne m
189,622 Cannes-Marchandises
von Grasse
190,405 Cannes-La Bocca m
(Stadttunnel Cannes; 2087 m)
193,132 Cannes m
199,169 Golfe JuanVallauris m
202,318 Juan-les-Pins 10 m
204,151 Antibes 10 m
206,807 (Pont de la Brague; 164 m)
207,063 Biot m
209,230 Villeneuve-Loubet-plage m
211,328 (Loup Fluss; 60 m)
211,647 Hippodrome de la Côte d’Azur 10 m
212,713 Cagnes-sur-Mer 10 m
213,251 (Cagnes Bach; 40 m)
214,348 Cros-de-Gagnes 14 m
216,763 Saint-Laurent-du-Var 12 m
217,183 (Var; 684 m)
217,729 (N 202; 124 m)
218,300 Nice-Saint-Augustin (seit 2022)
218,601 (Route de Grenoble; 159 m)
218,746 Nice-Saint-Augustin (bis 2022) 11 m
222,857 (Stadttunnel Nizza; 700 m)
224,114 Nice-Ville 16 m
224,379 (Avenue Malausséna; 150 m)
224,963 Tunnel de Cimiex (602 m)
nach Breil-sur-Roya
225,997 (Paillon; 206 m)
226,760 Nice-Riquier 19 m
227,120 Tunnel de Villefranche (1518 m)
228,726 Villefranche-sur-Mer (ehem. Bf) 13 m
230,723 Beaulieu-sur-Mer 20 m
232,239 Tunnel de Cap-Roux (419 m)
233,532 Èze 18 m
234,682 Tunnel de Cap Estel (544 m)
235,774 Tunnel de Saint-Laurent (646 m)
236,653 Tunnel de Mala (168 m)
236,928 Cap d’Ail 24 m
237,146 Tunnel de Rognoux (214 m)
237,400 (bis 1999)
237,495 Tunnel de Monaco (2340 m)
Tunnel de la Batterie (198 m)
Staatsgrenze FrankreichMonaco
239,626 Monaco-Monte-Carlo
239,833 (bis 1964)
240,205 Monaco-Monte-Carlo 27 m
Tunnel Sainte-Dévote (132 m)
Tunnel de Monte-Carlo (3012 m)
240,470 (bis 1999)
240,997 Monte-Carlo
240,629 Staatsgrenze Monaco–Frankreich
243,374
243,478
(bis 1964)
243,480 Monte Carlo-Country Club 28 m
244,483 Roquebrune-Cap-Martin 28 m
245,656 Tunnel de Cap-Martin (625 m)
246,800 Carnolès-Roquebrune 14 m
248,600 Menton 16 m
249,665 Tunnel de Menton (473 m)
250,940 Menton-Garavan 16 m
251,934 Staatsgrenze FrankreichItalien
Tunnel de Balzi-Rosi (83 m)
Tunnel de Dogana (362 m)
253,988 Tunnel de Batteria (348 m)
Tunnel de Mortola (99 m)
Tunnel de Mari (270 m)
Tunnel de Calandre (70 m)
Tunnel de Ventimiglia (563 m)
von Breil-sur-Roya
(Roya; 235 m)
259,246 Ventimiglia m s.l.m.
nach Genua

Geschichte Bearbeiten

 
Bahnhof Aubagne
 
Dampfzug auf dem Viadukt von Anthéor (1964)
 
Strecke am Cap Roux bei Saint-Raphaël

1852 wurde der Bau einer Bahnstrecke zwischen Marseille und Toulon beschlossen. Grund war die erwünschte Erschließung des Militärhafens von Toulon, daher stellte der französische Staat nach einem 1842 verabschiedeten Gesetz 26 Millionen Franc für den Bau zur Verfügung.[1] Insgesamt nahmen die Teileröffnungen der Strecke 14 Jahre in Anspruch. Der erste Abschnitt der Strecke ging am 20. Oktober 1858 zwischen Marseille und Aubagne durch die PLM in Betrieb.

Am 3. Mai folgenden Jahres wurde sie bis Toulon verlängert, ehe am 1. September 1862 die Gleise den Bahnhof von Les Arcs und weiter über eine spätere Zweiglinie Draguignan erreichten. 1863 wurde der Abschnitt bis Cagnes-sur-Mer in Betrieb genommen und 1864 derjenige nach Nizza. Vier Jahre später wurde das Fürstentum Monaco erreicht und 1869 Menton. Am 18. März 1872 wurde der grenzüberschreitende Lückenschluss zwischen Menton und Ventimiglia vollzogen, nachdem die italienische Küstenstadt knapp zwei Monate zuvor, am 25. Januar 1872, durch die Strecke aus Genua Bahnanschluss erhalten hatte. 1875 folgte die Zweigstrecke von Les Paulines nach Les Salins-d’Hyères. Der Bau barg eine Schwierigkeit in Form des Massif des Maures, bei dem 1862 zwischen 7000 und 8000 meist piemontesische, belgische oder deutsche Arbeiter beschäftigt waren.[2]

Die Bahnstrecke entwickelte sich aufgrund des zunehmenden Tourismus bald zur wichtigen Verbindung, auf der Züge aus verschiedensten Ländern Feriengäste an die Côte d’Azur brachten. Seit etwa 1880 bis zum Zweiten Weltkrieg waren dies vor allem internationale Luxuszüge wie etwa der Train Bleu oder der Riviera-Express. 1925 führte die CIWL mit dem Milano–Nizza–Pullman–Express ihren ersten Pullman-Express über die Strecke. Nach dem Krieg kamen bis zur Inbetriebnahme der TGV-Verbindungen Trans-Europ-Express-Züge wie der TEE Mistral von Paris und der TEE Ligure von Mailand hinzu.

Die Elektrifizierung zog sich wie bereits der Bau über mehrere Jahre hin. 1965 wurde der Abschnitt zwischen Marseille und Les Arcs samt der Zweigstrecke nach Hyères unter Spannung gesetzt, 1967 derjenige zwischen Les Arcs und Saint-Raphaël, 1968 wurde auch das Teilstück nach Cannes elektrifiziert, ehe am 28. Januar 1969 die gesamte Strecke zwischen Marseille und Ventimiglia elektrifiziert war. Zwischen Marseille-St Charles und Marseille-La Pomme sowie zwischen der französisch-italienischen Grenze und dem Endbahnhof Ventimiglia wurde die Strecke mit 1500 Volt Gleichspannung elektrifiziert, auf dem Rest der Strecke mit 25 Kilovolt 50 Hertz Wechselspannung.[3] Daher werden für TER unter anderem mit den E-Lokomotiven der Baureihe BB 22200 oder den Doppelstocktriebzügen der Reihen Z 24500 und Z 6500 ausschließlich zweisystemfähige Fahrzeuge eingesetzt. Alle TGV-Generationen können ohnehin mindestens unter den beiden französischen Stromsystemen verkehren.

Seit dem 4. April 1987 verkehren TGV über die Strecke, nachdem 1984 bereits Toulon und Hyères angeschlossen wurden. Anfänglich verbanden sie Nizza über Marseille mit Paris, Lille, Lyon oder Genf, heute verkehren sie auf der gesamten Strecke bis Ventimiglia. 2008 führte die TER Provence-Alpes-Côte d’Azur den Taktfahrplan auf ihren Linien ein.

2011 gelangte die Strecke in die Schlagzeilen, als Frankreich am 17. April 2011 einen vor allem mit tunesischen Flüchtlingen und Menschenrechtsaktivisten gefüllten Zug der TER PACA aus Ventimiglia an der Grenze stoppen und räumen ließ und als Maßnahme die Verbindung zwischen Menton und Ventimiglia für den gesamten Tag sperren ließ. Grund waren die zahlreichen tunesischen Migranten, welche bei ihrer Einreise in Italien Visa erhalten hatten und mit diesen nach Frankreich übersiedeln wollten. Daraufhin wurde der Bahnhof Ventimiglia von rund 200 Tunesiern und Menschenrechtsaktivisten besetzt.[4][5] Trotz großer Kritik erhielt Frankreich von der EU Unterstützung für die Maßnahme.[6]

Aufgrund von teilweise Überlastung wurde die Strecke teilweise dreigleisig ausgebaut: Im Großraum Nizza wurde das dritte Gleis zwischen Antibes und Cagnes-sur-Mer wurde am 15. Dezember 2013 in Betrieb genommen.[7] Dieselbe Maßnahme ist zwischen Marseille und Aubagne erfolgt.[8]

Streckenverlauf Bearbeiten

Die Bahnstrecke verläuft teilweise über lange Passagen im Küstenhinterland, ist aber dennoch in den Küstenabschnitten landschaftlich reizvoll.

Marseille – Fréjus Bearbeiten

 
TGV im Bahnhof Les Arcs - Draguignan

Ausgehend vom Bahnhof Marseille-Saint-Charles wendet sich die Trassierung ostwärts im Küstenhinterland etwa 50 Meter über dem Meeresspiegel in das Tal der Huveaune hinein, das sie mit der Autoroute A 50 bis Aubagne teilt. Im Tunnel du Mussuguet wird dann, südwärts Richtung Küste gewandt, das Massif de Saint-Cyr untertunnelt und hoch über Cassis im Hinterland der gleichnamige Bahnhof passiert. Weiter geht es durch die Falaises Soubeyranes im Tunnel des Jeannots, ehe La Ciotat wiederum im Hinterland am Gebirgssaum erreicht ist. Nun geht es in Hanglage immerhin meist über der Küste via Saint-Cyr-sur-Mer nach Sanary-sur-Mer, wo die Halbinsel von Six-Fours-les-Plages geradlinig in der Ebene bis Toulon hinterfahren wird. Östlich von Toulon weicht die Bahnstrecke dann aus dem Küstenhinterland nordostwärts in die weite Senke zwischen Massif des Maures und den Monts toulonnais bzw. deren nördlicher Fortsetzung. Bei Gonfaron wird dabei die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Réal Martin und des Argens, dessen Gewässerfurche es dann wieder hinunter zum Meer (Fréjus bzw. Saint-Raphaël) geht.

Fréjus – Ventimiglia Bearbeiten

 
TGV Duplex auf der Bahnstrecke neben der ehemaligen Nationalstraße 559 am Cap Roux

Ab hier schmiegt sich die Bahnstrecke (mit wenigen Ausnahmen) in Hanglage an die Küstenlinie, passiert Cannes und Antibes und erreicht schließlich wieder am etwas breiteren Küstenstreifen, nach Überbrückung der Mündung des Flusses Var bei Saint-Laurent-du-Var und dem Flughafen Nizza Côte d’Azur, den Bahnhof Nizza, der etwas landeinwärts in einem Becken angelegt wurde. Ostwärts wird der aus den Alpen strömende Paillon noch im Stadtgebiet überbrückt, im Tunnel de Villefranche unter dem Mont Alban Villefranche-sur-Mer erreicht und nun abermals an den Küstenabhängen bis Monaco gefahren. Die ursprünglich offene Streckenführung wurde im Kleinstaat in den 1990ern in den Berg verlegt und erst beim Monte Carlo Country Club mit der Bestandsstrecke wieder verknüpft. Östlich von Menton passiert die Bahnstrecke die Staatsgrenze nach Italien, genauer Ligurien, und erreicht nach Überbrückung der Mündung des Flusses Roya, Ventimiglia.

Betrieb Bearbeiten

Die SNCF führt diverse Fern- und Regionalverbindungen über die Strecke:

Fernverkehr Bearbeiten

TGV

Teilweise enden die Zugläufe bereits in Toulon oder Hyères.

Intercités

  • Intercités Bordeaux Saint-Jean–Nice Ville mit Halt in Marseille-Saint Charles, Toulon, Les Arcs-Draguignan, Saint-Raphaël-Valescure, Cannes, Antibes und Nice-Ville
  • Nachtzug Intercités de nuit Paris Austerlitz–Nice Ville mit Halt in Toulon, Les Arcs-Draguignan, Fréjus-Saint-Raphaël, Saint-Raphaël-Valescure, Cannes, Antibes und Nice-Ville
  • Nachtzug Intercités de nuit Straßburg – Nice Ville mit Halt in Marseille-Saint Charles, Toulon, Les Arcs-Draguignan, Saint-Raphaël-Valescure, Cannes, Antibes und Nice-Ville

Regionalverkehr Bearbeiten

Die TER PACA ist mit diversen Linien präsent, die meistbefahrenen sind die als beschleunigte Linie (analog zu einem deutschen Regional-Express) verkehrende, zwischen Marseille und Ventimiglia führende, sowie diejenige zwischen Grasse und Ventimiglia, welche zwischen dem Bahnhof Cannes La-Bocca – an dem sie früher geendet hatte – und Ventimiglia die Strecke nutzt. Nebenbei gibt es noch eine Regionallinie zwischen Marseille und Nizza, so dass zwischen Cannes und Nizza ein verdichteter Takt existiert. Zum Einsatz kommen Doppelstocktriebzüge des Typs TER 2N der ersten Generation.

Ab 2025 wird Transdev Rail stündliche Regionalzüge auf der Strecke Marseille–Nizza anbieten. Das ist die erste Ausschreibung für Regionalverkehre, den die SNCF nicht gewonnen hat. Eingesetzt werden 16 achtteilige Régio 2N mit 352 Sitzen.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bahnstrecke Marseille–Ventimiglia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. François Palau, Maguy Palau: Le rail en France. Tome II. 1858–1863. S. 53.
  2. François Palau, Maguy Palau: Le rail en France. Tome III. 1864–1870. S. 28.
  3. Magazine Le Train, Hors-série, L'arc méditerranéen, S. 45
  4. Frankreich stoppt Züge aus Italien. NZZ Online, abgerufen am 20. April 2011.
  5. Streit um Sondervisa für Flüchtlinge. Deutsche Welle, abgerufen am 20. April 2011.
  6. EU stellt sich hinter Frankreich im Streit um Flüchtlinge. Reuters, archiviert vom Original am 14. Juli 2012; abgerufen am 20. April 2011.
  7. Nice matin: SNCF: entre Antibes et Cagnes, la 3e voie avance bon train (Memento vom 5. November 2012 im Internet Archive), 3. November 2012
  8. Bericht der RFF (Memento vom 19. Oktober 2007 im Internet Archive)