Bahnstrecke Montauban-Ville-Bourbon–La Crémade

91 km lange, eingleisige Eisenbahnstrecke in der französischen Region Okzitanien

Die Bahnstrecke Montauban-Ville-Bourbon–La Crémade ist eine 91 km lange, eingleisige Eisenbahnstrecke in der französischen Region Okzitanien; davon ist knapp die Hälfte seit Dezember 1991 stillgelegt[3]. Durch das Tal des Tarn im westlichen Abschnitt und das Tal des Agout führend, stellte sie eine Umfahrung von Toulouse dar. Weiterführende Strecken sind ebenfalls größtenteils stillgelegt. Auf dem verbliebenen Abschnitt findet sowohl Personen- als auch Güterverkehr statt.

Montauban-Ville-Bourbon–La Crémade
Pont Antoinette, April 2014.
Pont Antoinette, April 2014.
Strecke der Bahnstrecke Montauban-Ville-Bourbon–La Crémade
Streckennummer (SNCF):738 000
Kursbuchstrecke (SNCF):154, 155
Streckenlänge:91.234 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 5[1] 
Bahnstrecke Les Aubrais-Orléans–Montauban-Ville-Bourbon
von Orléans-Les Aubrais
Bahnstrecke Lexos–Montauban-Ville-Bourbon von Lexos
662,7 Tarn (188 und 225 m)
663,2
205,6
Bahnstrecke Bordeaux–Sète von Bordeaux-Saint-Jean
205,9 Montauban-Ville-Bourbon 86 m
206,8 Canal de Montech
206,6 Bahnstrecke Bordeaux–Sète nach Sète
209,0 Streckenende
~211,0 A 20 (ehem. N 20)
211,3 Bressols 93 m
218,1 Labastide-Saint-Pierre 101 m
221,4 Orgueil 108 m
224,4 Nohic 98 m
~225,2 D 930 (ehem. N 630)
~226,2 Département Tarn-et-Garonne/ Haute-Garonne
            
~230,1 Chemins de Fer du Sud-Ouest (1 m) v. Toulouse (1912–1937)
            
Werksanschluss Brusson[2]
230,6 Villemur (Haute-Garonne) 98 m
~234,7 D 630 (ehem. N 630)
236,5 La Magdelaine-sur-Tarn 102 m
242,2 Bessières 107 m
245,2 Buzet-sur-Tarn 110 m
~247,4 D 988 (ehem. N 88)
248,1 Streckenende
Bahnstrecke Brive-la-Gaillarde–Toulouse-Matabiau
von Toulouse-Matabiau
~247,1 Département Haute-Garonne/ Tarn
249,4 Saint-Sulpice (Tarn) 111 m
D 630 (ehem. N 630)
249,8 Agout (125 m)
Bahnstrecke Brive-la-Gaillarde–Toulouse-Matabiau
nach Brive-la-Gaillarde
252,8 Agout (120 m)
253,8 A 68 (26 m)
257,5 Saint-Jean-de-Rives 131 m
258,1 Les Cauquillous 131 m
~259,7 Werksanschluss Agrarlager
~259,8 D 630 (ehem. N 630)
261,7 Nice (Viaduc de Camaurel, 78 m)
~264,0 D 630 (ehem. N 630)
264,5 Lavaur 141 m
~264,7 Werksanschluss
            
TVT nach La Ramière (600 mm)
265,4 Agout (Viaduc de Lavaur, 123 m)
271,5 Fiac 139 m
275,7 Brazis 155 m
279,8 Damiatte-Saint-Paul 145 m
285,8 Lalbarède 149 m
~287,4 M 112 (ehem. N 112)
290,8 Vielmur-sur-Agout 155 m
292,9 Agout (Pont Antoinette, 90 m)
294,4 Sémalens 160 m
297,1
358,7
Bahnstrecke Castelnaudary–Rodez von Castelnaudary
297,2
358,8
La Crémade 165 m
361,3 Agout
365,4 Bahnstrecke Castres–Bédarieux von Bédarieux
366,1 Castres 171 m
366,6 Streckenende
Bahnstrecke Castelnaudary–Rodez nach Rodez

Beginn der Kilometrierung: Bordeaux-Saint-Jean

In La Crémade, das in der Gemeinde von Castres liegt, besteht Anschluss an die Bahnstrecke Castelnaudary–Rodez, von der heute nur noch der östliche Teil bis Mazamet betrieben wird. Personenzüge, die im Verbundsystem des TER Occitanie fahren, verkehren als Linie 9 von Toulouse kommend, durchgehend zwischen Saint-Sulpice sowie Castres und dann weiter bis zum Endbahnhof Mazamet.

Streckenbeschreibung Bearbeiten

Diese Bahnstrecke beginnt im Bahnhof Montauban-Ville-Bourbon, wo sie von der Bahnstrecke Bordeaux–Sète nach links abzweigt. Sie wird am linken bzw. südwestlichen Ufer des Tarn flussaufwärts mehr oder weniger parallel zum Fluss geführt und erreicht kurz vor dem Bahnhof von Saint-Sulpice die Bahnstrecke Brive-la-Gaillarde–Toulouse-Matabiau, die von rechts kommend mündet. Es gibt keine nennenswerten Kunstbauwerke. Die Steigung auf diesem Abschnitt beträgt maximal 5 ‰.[4]

Hinter St-Sulpice wird der Agout innerhalb von 3 km zweimal überquert. Dazwischen trennt sich die Bahnstrecke Brive-la-Gaillarde–Toulouse-Matabiau in Richtung Norden wieder. In der Anfangszeit der Strecke führten zwei Kurven mit zu engen Radien zu Entgleisungen, die darauf entschärft wurden.[5] Vor Lavaur wird mit einem 78 m langen Viaduc de Nice (auch: Viaduc de Camaurel) der gleichnamige Bach überbrückt. Nach Lavaur wird mit dem Viaduc de Lavaur ein drittes Mal der Agout gequert, sodass die Strecke fortan wieder auf der orographisch rechten Seite des Flusses befindet. Vor Castres erfolgen noch zwei weitere Querungen, dazwischen von rechts kommend die Bahnstrecke Castelnaudary–Rodez. Insgesamt war der Bau dieses Abschnittes wesentlich aufwändiger als der westliche Teil. Auch hier übersteigt die Steigung 5 ‰ nicht.[6]

Für den Bau des zweiten Streckenabschnitts waren zwei Brückenbauwerke notwendig, die eine große Spannweite besaßen. Dafür wurden vom Ingenieur Paul Séjourné 1883/ 1884 bei Lavaur das Viaduc de Lavaur und in Sémalens die Pont Antoinette errichtet, mit denen er neue Maßstäbe für den Bau großer gemauerter Gewölbe aufstellte. Der Name des zweiten Bauwerks geht auf den seiner Frau Antoinette zurück, der er damit gedachte.[7]

Geschichte Bearbeiten

Konzessionärin dieser Strecke war die Compagnie des chemins de fer du Midi, die neben Eisenbahnstrecken auch Kanäle bewirtschaftete. Sie erhielt am 14. Dezember 1875 die Genehmigung für den Bau und Betrieb dieser Strecke, deren Nutzung gleichzeitig für gemeinnützig erklärt wurde.[8]

Am 5. Dezember 1884 wurde der westliche Teil Montauban–Saint-Sulpice eröffnet, am 4. März 1888 der östliche Teil bis La Crémade.[9] Mit dieser Strecke gelang es, eine Verkürzung von 100 km zum wichtigen Seehafen Bordeaux herzustellen. Zuvor ging der Warentransport von und nach Castres über Castelnaudary und Toulouse. Castres war seit der Protestantisierung Ende des 16. Jahrhunderts ein wichtiger Handelsplatz für Pelz, Leder und Wolle. Inzwischen war Baumwolle aus Nordamerika zur Verarbeitung hinzugekommen, die über Bordeaux importiert wurde.[5]

Zum 7. November 1938 wurde der Personenverkehr im Abschnitt Montauban-Ville-Bourbon–Saint-Sulpice vollständig eingestellt, allerdings zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur zwischen Kriegsbeginn und dem 2. Oktober 1939 vorübergehend wieder eröffnet. Zum 1. Februar 1989 entfiel der Güterverkehr in diesem Bereich. Am 16. Dezember 1991 erfolgte die Entwidmung.[10]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. SNCF. Région du sud-ouest. Carnet de profils et schémas (PDF; 12 MB). Blatt 154. 155, 1958.
  2. Le petit train Villemur–Toulouse, Les amis du Villemur historique, 20. März 2020
  3. Journal Officiel de la république Française du 20 décembre 1991, Seite 16643.
  4. S.N.C.F. Région du sud-ouest. Carnet de Profils et schémas, Blatt 155, 1958
  5. a b Recueil de l’académie des sciences, belles-lettres et arts de Tarn-et-Garonne. 2. Ausgabe, Band 4, Montauban Imprimerie et Lithographie Forestlé 1888, Seite 205–206.
  6. S.N.C.F. Région du sud-ouest. Carnet de Profils et schémas, Blatt 154, 1958
  7. Pont Antoinette. In: Structurae (englisch), abgerufen am 1. Mai 2022., 12. April 1999
  8. Jean-Baptiste Duvergier: Loi qui déclare d’utilité publique l’établissement de divers chemins de fer et approuve la convention passée avec la compagnie du Midi et du canal latéral à la Garonne, pour la concession de ces chemins de fer. In: Collection complète des lois, décrets, ordonnances, réglements, et avis du Conseil d’Etat. Paris, 1. Januar 1975, Seite 625
  9. Conseil général du département du Tarn, Rapports et délibérations, août 1888, in: Rapports et délibérations/ Conseil général du Tarn, Teil: Chemins de fer, Seite 239.
  10. Ligne Montauban-Ville-Bourbon - La Crémade, auf Infrastructure ferroviaire française, Occitanie, Haute-Garonne (31), et 2 autres, 29. Dezember 2019