Arne Schönbohm

deutscher Manager und ehemaliger Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik

Arne Schönbohm (* 28. Juli 1969 in Hamburg)[1] ist ein deutscher Manager. Er ist seit dem 1. Januar 2023 Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und zudem Sonderbeauftragter für die Modernisierung der Fortbildungslandschaft des Bundes.[2][3]

Arne Schönbohm auf der it-sa 2017

Zuvor war er von Februar 2016 bis Ende 2022 Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er übte das Amt seit dem 18. Oktober 2022 nicht mehr aus, da ihm Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Zuge der BSI-Affäre im Zusammenhang mit Russlandkontakten des von ihm mitbegründeten Vereins Cyber-Sicherheitsrat Deutschland, der bis dahin unter seinem Vorsitz stand und zu dem er weiter Verbindung hielt, die Führung der Dienstgeschäfte untersagt hatte. Die Vorwürfe gegen Schönbohm erwiesen sich später als unbegründet. Schönbohm hat eine Klage gegen Faeser und das Bundesinnenministerium eingereicht.[4]

Leben Bearbeiten

Arne Schönbohm ist der Sohn des Generalleutnants und CDU-Politikers Jörg Schönbohm (1937–2019)[5] sowie der Neffe von Wulf Schönbohm (1941–2021) Er studierte Internationales Management in Dortmund, London und Taipeh und ist Diplom-Betriebswirt. Er war im Anschluss von 1995 bis 2008 bei EADS, unter anderem als Vice President Commercial and Defence Solutions tätig. Im Juni 2008 gründete er eine Beratungsgesellschaft mit dem Namen „Schönbohm Consulting“. Er war Vorstandsmitglied der BSS BuCET Shared Services AG.

Am 1. Februar 2016 wurde Schönbohm auf Vorschlag des damaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière zum Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik ernannt.[5][6][7]

Arne Schönbohm ist Mitglied der CDU.[8]

BSI-Affäre Bearbeiten

In einem Bericht des ZDF Magazin Royale am 7. Oktober 2022 wurde Schönbohms Tätigkeit als Präsident und Gründer des privaten Vereins Cyber-Sicherheitsrat Deutschland kritisiert. Als Reaktion auf diese so genannte BSI-Affäre verbot ihm Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am 18. Oktober 2022 die Führung seiner Dienstgeschäfte und stellte ihn frei.[9][10][11] Zum 1. Januar 2023 wurde er an die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung versetzt.[12] Im Mai 2023 soll das Bundesinnenministerium nach exklusiven Medienberichten von Business Insider bekannt gegeben haben, dass diese unbegründet gewesen seien.[13][14] Die Vorwürfe hätten sich nicht erhärtet.[15] Zu einem von Schönbohm selbst angeregten Disziplinarverfahren kam es nicht.[15] Im August 2023 forderte Schönbohm vom ZDF als Sender des ZDF Magazin Royale eine „Wiedergutmachung“ in Höhe von 100.000 Euro.[16] Er hat beim Verwaltungsgericht Köln auch Klage gegen das Bundesinnenministerium auf Schadensersatz für die Absetzung durch Bundesinnenministerin Faeser wegen Verstoßes gegen die beamtenrechtliche Fürsorgepflicht, die Verschleppung der Vorermittlungen zu einem möglichen Disziplinarverfahren und wegen Mobbings erhoben.[17]

Kritik Bearbeiten

2016 kritisierten der Grünen-Politiker Konstantin von Notz sowie Datenschützer und Computerexperten Schönbohms Ernennung zum Präsidenten des Bundesamtes, da er als Gründer und Vorsitzender der Lobbyorganisation Cyber-Sicherheitsrat Deutschland mit Unternehmen wie dem TÜV, Commerzbank, IBM, der Waffensparte von EADS und IT-Sicherheitsfirmen wie Kaspersky kooperierte, die das BSI kontrollieren soll.[18][19] Schönbohm ist der erste Betriebswirt in diesem Amt, seine Vorgänger waren Physiker, Mathematiker und Kryptologen. Der Cybertheoretiker Sandro Gaycken urteilte über Schönbohm: „Seine technische Kompetenz geht gegen null.“[20] Das ARD-Magazin Kontraste berichtete im Juni 2019 über Verbindungen des u. a. von Schönbohm gegründeten Vereins zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB.[21]

Mitgliedschaften Bearbeiten

Schönbohm ist Mitglied der Atlantik-Brücke und der Clausewitz-Gesellschaft.[22] 2012 war er Mitbegründer der Lobbyorganisation Cyber-Sicherheitsrat Deutschland und bis 2016 dessen Vorsitzender.[23] Als BSI-Präsident war Schönbohm Mitglied im Beirat der Initiative „Deutschland sicher im Netz“,[24] im Beirat der Allianz für Cyber-Sicherheit, im Beirat des Center for Research in Security and Privacy der TU Darmstadt[25] sowie im Beirat der Stiftung Datenschutz der Bundesrepublik Deutschland.[26]

Privates Bearbeiten

Arne Schönbohm ist Vater von drei Kindern.[27]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Deutschlands Sicherheit. Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2010, ISBN 978-3-86991-024-6.
  • Deutschlands Sicherheit: Cybercrime und Cyberwar. Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2011, ISBN 978-3-86991-333-9.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Arne Schönbohm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Deutschlands Sicherheit – Arne Schönbohm – Vita. In: deutschlands-sicherheit.de. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2015; abgerufen am 24. Dezember 2015.
  2. Markus Balser: Vom BSI zur Mini-Behörde: Neuer Posten für Deutschlands Ex-Cyberabwehrchef. In: sueddeutsche.de. 27. Dezember 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022.
  3. Bericht: Faeser versetzt Schönbohm an Bundesakademie. 27. November 2022, abgerufen am 27. November 2022.
  4. tagesspiegel.de vom 31. August 2023: Klage gegen Ministerin Faeser: Unionsfraktion beantragt wegen Ex-BSI-Chef Schönbohm Sondersitzung des Innenausschusses
  5. a b Marcel Rosenbach, Jörg Schindler: „Eigentlich gescheitert“. In: Der Spiegel. Nr. 53. Hamburg 23. Dezember 2015.
  6. Präsidium Kurzvita. In: cybersicherheitsrat.de. Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V., archiviert vom Original am 24. Dezember 2015; abgerufen am 23. Dezember 2015.
  7. Designierter BSI-Chef: Innenministerium ordnete angeblich Distanz zu Schönbohm an. Heise Online, 23. Dezember 2015, abgerufen am 23. Dezember 2015.
  8. Falk Steiner: Schönbohm-Entlassung: Die fürchterliche Fürsorge der Nancy Faeser • Berlin.Table. 31. August 2023, abgerufen am 12. September 2023 (deutsch).
  9. Marcel Rosenbach, Patrick Beuth: Bundesinnenministerium stellt BSI-Präsident Arne Schönbohm frei. In: Der Spiegel. 18. Oktober 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. November 2022]).
  10. Benedikt Fuest, Alexej Hock, Alexander Nabert: Im Ringen mit Faeser dreht Schönbohm jetzt den Spieß um. In: DIE WELT. 20. Oktober 2022 (welt.de [abgerufen am 23. Oktober 2022] zugriffsbeschränkt).
  11. Ulrich Battis: Erschüttertes Vertrauen. In: Verfassungsblog. Max Steinbeis Verfassungsblog GmbH, 20. Oktober 2022, archiviert vom Original am 20. Oktober 2022; abgerufen am 24. Oktober 2022.
  12. Ex-BSI-Chef Schönbohm hat neuen Posten. In: n-tv.de. n-tv, 27. November 2022, abgerufen am 29. November 2022.
  13. Lars Petersen: Innenministerin Faeser schasste Arne Schönbohm als BSI-Chef nach Böhmermann-Sendung – jetzt räumt sie ein: An den Vorwürfen war nichts dran. In: Business Insider. Abgerufen am 13. Mai 2023.
  14. Laut Bericht Vorwürfe gegen Ex-BSI-Chef Schönbohm waren offenbar haltlos - WELT. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  15. a b Innenministerium verfolgt offenbar kein Disziplinarverfahren gegen Schönbohm. In: Spiegel Online. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  16. Emanuel Zylla, „Schmutzige Denunzierung“: ZDF soll wegen Böhmermann 100.000 Euro an Ex-BSI-Chef zahlen, FR.de vom 31. August 2023
  17. Schönbohm verklagt Faeser, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. September 2023 (hier Online)
  18. Constanze Kurz: Posse um den designierten BSI-Präsidenten: Innenminister de Maizière gab Arne Schönbohm seinen Segen. In: netzpolitik.org. 11. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  19. Jannis Brühl: Vorwürfe gegen designierten BSI-Chef: „Cyber-Bullshitting“ und Lobbyismus. Süddeutsche Zeitung, 23. Dezember 2015, abgerufen am 23. Dezember 2015.
  20. Friedhelm Greis: Umstrittene Personalie: Bundeskabinett ernennt Schönbohm zum BSI-Präsidenten. In: Golem.de. 17. Februar 2016, abgerufen am 17. Februar 2016.
  21. Georg Heil, Andrea Becker, Michael Götschenberg: Brisante Kontakte nach Russland. In: tagesschau.de. 6. Juni 2019, archiviert vom Original am 6. Juni 2019; abgerufen am 11. Oktober 2022.
  22. IT-Sicherheit: Arne Schönbohms BSI-Antritt verzögert sich In: welt.de, 15. Februar 2016. Abgerufen am 17. Februar 2016.
  23. Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e.V. mit neuem Präsidium – Philipp v. Saldern und Werner Weidenfeld übernehmen Leitung. Cybersicherheitsrat Deutschland e. V., 17. Februar 2016, archiviert vom Original am 17. Februar 2016; abgerufen am 25. Oktober 2022.
  24. Über uns. In: sicher-im-netz.de. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
  25. Organisation. In: Center for Research in Security and Privacy. Archiviert vom Original am 27. November 2018; abgerufen am 27. November 2018.
  26. Beirat. 27. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
  27. Der umstrittene oberste IT-Schützer Deutschlands, faz.net, 17. Februar 2016, abgerufen am 19. Februar 2016.