Zuzgen (schweizerdeutsch: ˈtsʊtsgə)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Rheinfelden, liegt im Westen der Region Fricktal rund drei Kilometer südwestlich der Grenze zu Deutschland und grenzt an den Kanton Basel-Landschaft.

Zuzgen
Wappen von Zuzgen
Wappen von Zuzgen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Rheinfeldenw
BFS-Nr.: 4264i1f3f4
Postleitzahl: 4315
Koordinaten: 634826 / 263862Koordinaten: 47° 31′ 28″ N, 7° 54′ 4″ O; CH1903: 634826 / 263862
Höhe: 377 m ü. M.
Höhenbereich: 360–638 m ü. M.[1]
Fläche: 8,39 km²[2]
Einwohner: 892 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 106 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
16,7 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.zuzgen.ch
Dorfansicht von Zuzgen
Dorfansicht von Zuzgen

Dorfansicht von Zuzgen

Lage der Gemeinde
Karte von ZuzgenDeutschlandKanton Basel-LandschaftKanton SolothurnKanton SolothurnKanton Basel-StadtBezirk AarauBezirk LaufenburgHellikonKaiseraugstMagdenMöhlinMumpfObermumpfOlsberg AGOlsberg AGRheinfelden AGSchupfartStein AGWallbach AGWegenstettenZeiningenZuzgen
Karte von Zuzgen
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Geographie Bearbeiten

Das Dorf liegt im mittleren Teil des Möhlintals, das von Südosten nach Nordwesten vom Möhlinbach durchflossen wird. Es gibt zwei historische Siedlungskerne, die mittlerweile zusammengewachsen sind: das Dorf Zuzgen im engeren Sinne und Niederhofen rund vierhundert Meter talabwärts. Der flache Talboden ist durchschnittlich knapp 200 Meter breit und wird von mehreren Hügeln des Tafeljuras begrenzt. Sie sind im unteren Bereich stellenweise sehr steil und gehen im oberen Bereich in ausgedehnte Hochebenen über, auf denen Landwirtschaft betrieben wird. Im Norden liegt der beinahe kreisrunde Chriesiberg (558 m ü. M.). Östlich des Dorfes liegt der Looberg (581 m ü. M.) mit dem gleichnamigen Weiler (569 m ü. M.). Dessen Hochebene ist etwa einen Kilometer breit und erstreckt sich über eine Länge von mehr als vier Kilometern in Richtung Südosten (bei Hellikon wird die Ebene Wabrig genannt, bei Wegenstetten Hersberg). In Richtung Süden zweigt das mehr als zwei Kilometer lange Reckental ab. Westlich davon erstreckt sich eine weitere ausgedehnte Hochebene mit dem Weiler Erfleten (568 m ü. M.).[6] Der Chriesiberg, auf dem rund 300 Kirschbäume stehen, ist das letzte noch unverbaute Hochplateau des Schweizer Tafeljuras. Es ist eine Landschaftsschutzzone von nationaler Bedeutung.[7]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 839 Hektaren, davon sind 290 Hektaren bewaldet und 48 Hektaren überbaut.[8] Der höchste Punkt liegt auf 637 Metern an der südlichen Gemeindegrenze, der tiefste auf 360 Metern am Möhlinbach. Das Gemeindegebiet von Zuzgen ist Teil des Juraparks Aargau, einem «Regionalen Naturpark von nationaler Bedeutung». Nachbargemeinden im Aargau sind Zeiningen im Nordwesten, Mumpf im Norden, Obermumpf im Nordosten und Hellikon im Südosten. Im Südwesten grenzt Zuzgen an die Gemeinde Buus im Kanton Basel-Landschaft.

Geschichte Bearbeiten

 
Luftansicht, aufgenommen 1923 von Walter Mittelholzer

Die Gegend um Zuzgen war nachweislich bereits während der Römerzeit besiedelt, wovon einige Münzfunde und Mauerreste zeugen. Die Alamannen hinterliessen gut erhaltene Gräber. Im Jahr 1288 erfolgte in einer Urkunde der Johanniterkommende Rheinfelden die erste urkundliche Erwähnung von Zuzchon. Der Dorfname stammt vom althochdeutschen Uzinghofun und bedeutet «bei den Höfen der Sippe des Uzo».[5] Wichtigster Grundbesitzer war das Damenstift Säckingen, das auch über die niedere Gerichtsbarkeit verfügte. Ab dem 13. Jahrhundert liess das Kloster seinen Dinghof, der neben Zuzgen auch Hellikon sowie Teile von Zeiningen und Wegenstetten umfasste, durch die Herren vom Stein als Meier verwalten, ab Mitte des 14. Jahrhunderts durch die Herren von Schönau.[9]

Die Ausübung der Blutgerichtsbarkeit oblag dem jeweiligen Schirmvogt des Klosters. Zunächst waren dies die Lenzburger, später die Habsburger. Letztere verpfändeten nach dem Waldshuterkrieg von 1468 das gesamte Fricktal an Burgund. Als die Burgunder von den Eidgenossen während der Burgunderkriege vernichtend geschlagen worden waren, kam Zuzgen 1477 wieder unter österreichische Herrschaft. Als Folge der Reichsreform des österreichischen Kaisers Maximilian I. gehörte Zuzgen ab 1491 zu Vorderösterreich und lag in der Landschaft Möhlinbach, einer untergeordneten Verwaltungseinheit der Kameralherrschaft Rheinfelden (ab 1752 im Oberamt Breisgau). Im 17. Jahrhundert gab es kaum längere Friedenszeiten. Der Rappenkrieg, ein Bauernaufstand, dauerte von 1612 bis 1614. Der Dreissigjährige Krieg, der zwischen 1633 und 1638 auch das Fricktal erfasste, warf das Dorf in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Auch während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688–1697) zogen fremde Truppen durch die Region.

1797 wurde das Fricktal nach dem Frieden von Campo Formio ein französisches Protektorat. Während des Zweiten Koalitionskriegs verlief hier die Frontlinie zwischen den Armeen Frankreichs und Österreichs. Am 20. Februar 1802 wurde Zuzgen eine Gemeinde im Distrikt Rheinfelden des Kantons Fricktal, der sich im August der Helvetischen Republik anschloss. Seit dem 19. Februar 1803 gehört die Gemeinde zum Kanton Aargau. Ein grosser Brand zerstörte am 2. Juli 1801 die meisten Häuser des Dorfes. Eine Typhus-Epidemie zwölf Jahre später sowie mehrere Missernten führten dazu, dass viele Bewohner verarmten und auswandern mussten. Neben der Landwirtschaft, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein dominierte, gab es nur wenige Verdienstmöglichkeiten in den Industriebetrieben der Nachbargemeinden. Der Weinbau an den Südhängen von Chriesiberg und Looberg verschwand im 19. Jahrhundert.[9]

Die mindestens seit 1288 bestehende Pfarrei Zuzgen umfasste auch den linksufrigen Teil von Hellikon. Dieser wurde 1788 im Zuge der josephinischen Reformen der Pfarrei Wegenstetten zugeteilt. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung trat 1873 während des Kulturkampfs zur christkatholischen Konfession über (seit 1898 in der Kirchgemeinde Wegenstetten organisiert). Die Römisch-Katholiken errichteten 1901/02 gegenüber der alten, von den Christkatholiken genutzten Pfarrkirche ein eigenes Kirchengebäude.[9] Jahrzehntelang blieb die Bevölkerungszahl stabil oder ging sogar leicht zurück. Seit Beginn der 1980er Jahre ist jedoch eine verstärkte Bautätigkeit zu verzeichnen, da immer mehr Menschen aus der Stadt Basel und ihren suburbanen Vororten hierher ziehen. Die Einwohnerzahl hat sich seither um über 50 Prozent erhöht.

Wappen Bearbeiten

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Blau auf drei grünen Hügeln fünf grüne Tannen, überhöht von sechsstrahligem gelbem Stern.» Das Wappen mit den fünf Tannen war erstmals auf dem Gemeindesiegel von 1872 abgebildet, aus den Schraffuren lassen sich jedoch keine Farben ablesen. Die Farbkombination Grün-Blau kam um 1945 auf. Aus heraldischer Sicht ist dies eine ungeeignete Kombination, da sich die beiden Farben gegenseitig neutralisieren und das Wappen keine Fernwirkung entfalten kann. Eine 2002 vorgeschlagene Änderung (gelber Schild und roter Stern) lehnte der Gemeinderat ab.[10]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Am oberen Dorfeingang, beidseits der Hauptstrasse, stehen sich zwei Kirchen gegenüber. Die ältere ist die christkatholische St.-Georgs-Kirche, die 1737/38 unter der Leitung des renommierten Baumeisters Johann Caspar Bagnato errichtet wurde. Das barocke Gebäude war ursprünglich römisch-katholisch, ging 1878 an die Christkatholiken über und wurde danach zwei Jahrzehnte lang paritätisch genutzt.[11] Da es den Römisch-Katholiken aufgrund einer Anweisung des Vatikans verboten war, darin das Abendmahl zu feiern, entschlossen sie sich zum Bau der neugotischen Pfarrkirche St. Georg, die 1901/02 nach Plänen des Architekten August Hardegger entstand.[12]

Neben der christkatholischen Kirche steht der Pfarrspeicher, der 1723 errichtet wurde, um darin die Zehnten des Damenstifts Säckingen zu lagern.[13] Insbesondere an der Schulstrasse sind einige Bauern- und Wohnhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten geblieben. Auf dem Looberg befindet sich eine Kunstgalerie mit Werken des Bildhauers Paul Agustoni.

Bevölkerung Bearbeiten

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[14]

Jahr 1768 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 308 775 606 575 587 624 595 545 646 729 848 881

Am 31. Dezember 2022 lebten 892 Menschen in Zuzgen, der Ausländeranteil betrug 16,7 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 40,2 % als römisch-katholisch, 24,0 % als reformiert und 4,5 % als christkatholisch; 31,3 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[15] 97,8 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an und 1,1 % Albanisch.[16]

Politik und Recht Bearbeiten

 
Gemeindehaus

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Rheinfelden zuständig. Zuzgen gehört zum Friedensrichterkreis XIV (Rheinfelden).[17]

Wirtschaft Bearbeiten

In Zeiningen gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 230 Arbeitsplätze, davon 24 % in der Landwirtschaft, 11 % in der Industrie und 75 % im Dienstleistungssektor.[18] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den grösseren Gemeinden des Fricktals und in der Agglomeration der Stadt Basel.

Verkehr Bearbeiten

Zuzgen liegt an der Kantonsstrasse 494, die von Möhlin durch das Möhlintal nach Wegenstetten verläuft. Kleinere Nebenstrassen führen nach Mumpf und Buus. Der nächstgelegene Anschluss der Autobahn A3 befindet sich bei Rheinfelden. Die Anbindung an das Netz des öffentlichen Verkehrs erfolgt durch eine Postautolinie vom Bahnhof Möhlin nach Wegenstetten. An Wochenenden verkehrt ein Nachtbus von Möhlin durch das Möhlintal und das Fischingertal zurück nach Möhlin.

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule (1. bis 6. Klasse). Die Realschule und die Bezirksschule werden zusammen mit dem ganzen Möhlintal in Möhlin geführt, die Sekundarschule kann in Wegenstetten besucht werden. Aufgrund einer interkantonalen Vereinbarung können Jugendliche aus Teilen des Fricktals das Gymnasium in Muttenz (Kanton Basel-Landschaft) oder in Basel absolvieren.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zuzgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 493–494.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1068, Swisstopo.
  7. Portrait. Gemeinde Zuzgen, abgerufen am 11. Mai 2019.
  8. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 11. Mai 2019.
  9. a b c Hunziker, Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. S. 457.
  10. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 330.
  11. Hunziker, Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. S. 464.
  12. Hunziker, Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. S. 459.
  13. Hunziker, Hoegger: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. S. 469.
  14. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 11. Mai 2019.
  15. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 11. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  16. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 11. Mai 2019.
  17. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 19. Juni 2019.
  18. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 11. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch