Wolfsfelden
Wolfsfelden (fränkisch: Wolfsfäldn[1]) ist eine Wüstung auf dem Gemeindegebiet von Kalchreuth im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).
Geographie
BearbeitenWolfsfelden lag auf einer Lichtung, der Wolfsfelder Wiese, im Sebalder Reichswald am Teufelsgraben.[2] Heute ist ein Waldgebiet danach benannt, das sich unweit der Kreisstraße ERH 6 zwischen Kalchreuth (2,5 km nordöstlich) und Neunhof (4,75 km südwestlich) befindet.[3]
Geschichte
Bearbeiten1394 wurde das „Wolfsueld in nurimberger wald gelegen“ erstmals urkundlich erwähnt. Es war eine 14 Tagewerk große Wiesmahd mit dazugehörigen Äckern, die die Burggrafschaft Nürnberg dem Tennenloher Zöllner Konz Lockeregen als Lehen gab. 1413 war Franz Pfinzing d. J. Lehensträger des Grundstücks. 1432 gingen die lehnsherrlichen Ansprüche der Burggrafen/Markgrafen an die Reichsstadt Nürnberg über. 1458 wurde erstmals ein Anwesen in „Wolfsfelt“ bezeugt, auf dem zu dieser Zeit Kunz Imhoff saß. 1497 waren die Nürnberger Bürger Starck als Lehensträger bezeugt, 1642 die Leißner, die den nach dem Dreißigjährigen Krieg verödeten Hof gekauft hatten. 1690 war „Wolffsfeldt“ im Besitz des Barons Johann Albrecht von Blomberg. In dieser Zeit entstanden neben den zwei Bauernhäusern vier neue Häuser. 1738 gab es zehn Anwesen. In der Folgezeit wechselten die Besitzer häufig.[4]
Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde Wolfsfelden dem Steuerdistrikt und der Ruralgemeinde Kalchreuth zugeordnet.[5][6]
Im Jahre 1900 wurde der Ort, den die Forstverwaltung zwei Jahre zuvor kaufte, auf Anordnung der Behörden bis zu den Grundmauern geschleift. Grund dafür dürfte die Tatsache gewesen sein, dass das Wirtshaus ein beliebtes Schlupfloch für Wilderer, Vogelfänger und illegale Fallensteller sowie für Studenten aus dem nahen Erlangen war, die hier ihre Mensuren austrugen. Dabei war der Wirt, ein gewisser Johann Sperber, meist auf der Seite seiner Gäste, als sich die örtliche Gendarmerie zeigte. So soll er mitunter den Vertretern der Polizeigewalt den Zugang zum Wirtshaus verwehrt haben, bis alle verdächtigen Umstände beseitigt waren.
In den 1980er Jahren war der Wald Bestandteil des Truppenübungsplatzes der amerikanischen Streitkräfte. Auf der Wolfsfelder Wiese wurden Militärübungen abgehalten – auch oft vor dem Vatertag, was bei der ansässigen Bevölkerung Verärgerung hervorrief, weil dann das traditionelle Fest auf der Wolfsfelder Wiese nicht abgehalten werden konnte.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 49 | 78 | 45 | 38 | 47 |
Häuser[7] | 13 | 12 | 9 | ||
Quelle | [5] | [8] | [9] | [10] | [11] |
Religion
BearbeitenDer Ort war seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Andreas (Kalchreuth) gepfarrt.
Heutiges Erscheinungsbild
BearbeitenHeute existieren nur noch die Grundmauern der Gebäude und ein Teich an der Wolfsfelder Wiese, der früher wohl als Fischteich bewirtschaftet wurde. Am Waldrand fließt zwischen den Sandsteinmauern ein Bach der Gründlach zu. Am Zugang der Lichtung steht ein Gedenkstein für den Weiler Wolfsfelden, der an den verschwundenen Ortsteil (von 1150 bis 1900) erinnert. Jedes Jahr am Vatertag findet auf der Wolfsfelder Wiese ein Bierausschank statt.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenAuch aus geologischer Sicht ist die Region interessant. Von der Wolfsfelder Wiese hinauf Richtung Kalchreuth zieht sich eine Sandsteinschlucht, die im Volksmund Des Teufels Badestube genannt wird. Hier hat sich das Wasser langsam einen Weg durch den Keuper gebahnt und dabei bizarre Schluchten aus dem Rhätsandstein, der obersten Schicht des Keupers, geformt. Früher war diese Landschaft durch einen Wanderweg erschlossen, heute ist aufgrund von Tier- und Naturschutz darauf verzichtet worden. Seltene Tierarten wie Feuersalamander und Eisvogel nutzen den Bereich des Bachlaufes mit seinem Mischwald als Refugium. Heute ist die Wolfsfelder Wiese ein beliebtes Ausflugsziel, weil sie Ausgangspunkt und erste Station des Bodenlehrpfads Kalchreuth Wolfsfelden ist.
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Wolfsfeld. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 287 (Digitalisat).
- Dorothea Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 7). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 319–322.
- Georg Paul Hönn: Wolfsfeld. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 548 (Digitalisat).
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 147.
Weblink
Bearbeiten- Wolfsfelden in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 20. August 2021.
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 320. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „wolfsfęldņ“.
- ↑ Wolfsfelden im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 319ff.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 105 (Digitalisat).
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 31 (Digitalisat).
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1885 als Wohngebäude.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 91 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1016, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1113 (Digitalisat).
Koordinaten: 49° 33′ N, 11° 6′ O