Windschläg

Ortsteil von Offenburg, Baden-Württemberg, Deutschland

Windschläg ist einer von 15 Stadtteilen von Offenburg im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Der Ort hat rund 2175 Einwohner.[1]

Windschläg
Stadt Offenburg
Ehemaliges Gemeindewappen von Windschläg
Koordinaten: 48° 31′ N, 7° 57′ OKoordinaten: 48° 30′ 56″ N, 7° 57′ 21″ O
Höhe: 150 m ü. NN
Fläche: 7,68 km²
Einwohner: 2175
Bevölkerungsdichte: 283 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 77652
Vorwahl: 0781
Windschläg (Baden-Württemberg)
Windschläg (Baden-Württemberg)

Lage von Windschläg in Baden-Württemberg

Luftaufnahme von Windschläg während der Bauarbeiten an der Rheintalbahn (1993)
Luftaufnahme von Windschläg während der Bauarbeiten an der Rheintalbahn (1993)

Geographie Bearbeiten

Windschläg liegt etwa vier Kilometer nördlich der Kernstadt Offenburg noch auf dem Schwemmkegel der Kinzig,[2] die aus dem Mittleren Schwarzwald kommend bei Offenburg die Oberrheinische Tiefebene erreicht.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Nachbargemeinden von Windschläg sind die Gemeinde Appenweier im Nordosten, der zu Durbach gehörende Ortsteil Ebersweier im Südosten, die wie Windschläg zu Offenburg gehörenden Ortschaften Bohlsbach im Süden und Griesheim im Westen, sowie der zu Willstätt gehörende Ortsteil Sand im Nordwesten.[3]

Geschichte Bearbeiten

Einige örtliche Funde aus der Bronze- und Römerzeit deuten auf frühe Besiedlungsperioden hin. Der Ort selbst wurde Anfang des 11. Jahrhunderts erstmalig erwähnt. Auf einer in Straßburg erstellten Urkunde aus dem Jahr 1123 tritt ein „Rudolfus de Windisle“ als Zeuge einer Schenkung an das Kloster Alpirsbach auf.[4] An dieser Jahreszahl orientiert sich auch das 900-jährige Dorfjubiläum im Jahr 2023.[5] In einer anderen Quelle wird eine Ersterwähnung als Windisleh im Jahr 1111 ausgewiesen.[2]

Der habsburgische Kaiser Ferdinand I. unterstellte 1551 die Landvogtei Ortenau, zu der auch Windschläg gehörte, dem Hause Österreich, wodurch das Dorf ein Teil Vorderösterreichs wurde, zugeordnet dem Gericht Griesheim. Im Jahr 1656 wird das Dorf vom österreichischen Regenten, Erzherzog Ferdinand, an Oberst Carl von Neveu verschenkt, wobei Hochgerichtsbarkeit und Forstgerechtigkeit beim Amtmann in Griesheim verblieben. Die Familie von Neveu behielt die Grundherrschaft bis zum Jahr 1805, als Windschläg und andere vorderösterreichische Besitzungen der Markgrafschaft Baden (ab 1806 Großherzogtum Baden) zugesprochen wurden. Verwaltungstechnisch wurde Windschläg 1813 dem Bezirksamt Appenweier, nach dessen Aufteilung 1819 dem Oberamt Offenburg zugeordnet (ab 1864 Umbenennung in Bezirksamt, nach zwischenzeitlichen Erweiterungen ab 1939 umbenannt in Landkreis Offenburg, der bis Ende 1972 bestand).[4][2]

Da die alte Kirche zu klein wurde, erfolgte 1835 die Grundsteinlegung für den Bau der zwei Jahre später im neuromanischen Stil fertiggestellten Pfarrkirche St. Pankratius, wobei der Turm des Vorgängerbaus beibehalten wurde. Neben die bisher vorherrschende Erwerbsquelle Landwirtschaft traten nach dem 1845 erfolgten Anschluss an die Eisenbahn zunehmend handwerkliche und gewerbliche Tätigkeiten, teils als Pendler zu auswärtigen Arbeitsstätten. Vor Ort entstand 1886 eine Ziegelei sowie in den 1920er Jahren eine heute noch existierende Gießerei. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Strukturwandel fort, ein neues Gewerbegebiet und zusätzliche Wohngebiete entstanden in den nächsten Jahrzehnten. Die Landwirtschaft verlor im Gegenzug weiter an Bedeutung, aktuell (Stand: 2023) gibt es nur noch einen Vollerwerbslandwirt im Ort. Trotz erheblichen Widerstands der Bevölkerung in Anhörungen wurde die Gemeinde am 1. Januar 1975 aufgelöst und Windschläg in die Stadt Offenburg eingemeindet.[4][2]

Religion Bearbeiten

Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Pankratius ist der „Katholischen Kirchengemeinde Offenburg St. Ursula“ zugeordnet, einer von zwölf Seelsorgeeinheiten des Dekanats Offenburg-Kinzigtal.[6]

Die evangelischen Ortsbewohner gehörten früher zur Pfarrei Renchen, jetzt werden sie von der Evangelischen Matthäusgemeinde Offenburg betreut.[2]

Politik Bearbeiten

Windschläg ist gemäß Hauptsatzung der Stadt Offenburg eine ihrer elf Ortschaften, die politisch von einem Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher vertreten werden.[7]

Ortschaftsrat Bearbeiten

Dem Ortschaftsrat Windschläg gehören zehn Ratsmitglieder an. Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 entsendet die Bürgerliste Windschläg (BLW) sieben, die CDU drei Vertreter in den Rat.[8] Die Bürgerliste ist im Vorfeld der Wahl 2019 neu entstanden, nachdem sich die Freien Wähler und die SPD darauf verständigten, keine eigenen Listen aufzustellen.[9]

Ortsvorsteher Bearbeiten

Ludwig Gütle (BLW) ist seit 2008 der Ortsvorsteher von Windschläg,[10] sein erster Stellvertreter ist Rupert Glatt (CDU).[11]

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Windschläg
Blasonierung: „In Rot auf grünem Dreiberg ein silbernes Schwert mit goldenem Griff, das durch eine goldene Laubkrone gesteckt ist.“[12]
Wappenbegründung: Der Dreiberg weist auf den als „Grabhügel des Windo“ gedeuteten Ortsnamen hin (diese Deutung ist allerdings ungesichert),[4] Schwert und Krone auf den Kirchenpatron von Windschläg, den heiligen Pankratius.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Windschläg verfügt über eine Kindertageseinrichtung mit vier Gruppen[13] und eine Schule, die Sommerfeld-Schule Windschläg – Grund- und Werkrealschule Offenburg Nord.[14]

Verkehr Bearbeiten

Am Ostrand von Windschläg streifen die parallel zum Rhein und grob in Nordost-Südwest-Richtung verlaufenden Bundesstraße 3 und die Bahnstrecke Mannheim–Basel den Ort. Von der B 3 zweigt im Stadtteil die Kreisstraße 5366 nach Ebersweier ab. Knapp drei Kilometer westlich von Windschläg verläuft die Bundesautobahn 5, die nächstgelegene Anschlussstelle ist (54) Appenweier.

Persönlichkeiten Bearbeiten

In Windschläg geboren Bearbeiten

Mit Windschläg verbunden Bearbeiten

  • Franz Anton von Neveu (1781–1837), Oberforstmeister und Gutsbesitzer, Grundherr in Windschläg
  • Lambert Sachs (1818–1903), Maler, zwei seiner Werke befinden sich in Kirche St. Pankratius
  • Arne Huber (* 1977), Jazzmusiker, wuchs in Windschläg auf
  • Harry Föll (* 1998), Fußballspieler, begann beim TuS Windschläg seine Juniorenkarriere (2004–2007)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Windschläg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Herzlich willkommen! Startseite des Internetauftritts. Stadt Offenburg – Ortsverwaltung Windschläg, abgerufen am 18. Januar 2022.
  2. a b c d e Windschläg – Altgemeinde~Teilort. In: LEO-BW. Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart, abgerufen am 6. Mai 2023.
  3. Gemarkung Windschläg (Offenburg) / Baden-Württemberg / Geoindex.io. Abgerufen am 9. April 2024.
  4. a b c d Geschichte. In: Unsere Gemeinde. Stadt Offenburg – Ortsverwaltung Windschläg, abgerufen am 6. Mai 2023.
  5. Der Förderverein für die 900-Jahr-Feier in Windschläg ist gegründet. In: baden online. Reiff Verlag GmbH & Co. KG, Offenburg, 4. April 2022, abgerufen am 6. Mai 2023.
  6. Pfarrblatt Nr. 4/2023. (PDF; 1,49 MB) Katholische Kirchengemeinde Offenburg St. Ursula, abgerufen am 6. Mai 2023.
  7. Hauptsatzung der Stadt Offenburg. (PDF; 233 kB) IV. Der Ortschaftsrat in den Ortschaften (§ 16 bis 19). Stadt Offenburg, 15. Juli 2019, abgerufen am 6. Mai 2023.
  8. Ortschaftsratswahl Windschläg 2019, Endergebnis. (PDF; 12 kB) Stadt Offenburg, 4. Juni 2019, abgerufen am 6. Mai 2023.
  9. Neue Bürgerliste tritt in Windschläg an. In: baden online. Reiff Verlag GmbH & Co. KG, Offenburg, 14. März 2019, abgerufen am 6. Mai 2023.
  10. Windschlägs Ortsvorsteher Ludwig Gütle wird heute 70. In: baden online. Reiff Verlag GmbH & Co. KG, Offenburg, 5. Mai 2017, abgerufen am 6. Mai 2023.
  11. Ortschaftsrat. In: Verwaltung. Stadt Offenburg – Ortsverwaltung Windschläg, abgerufen am 6. Mai 2023.
  12. Einige Informationen. In: Unsere Gemeinde. Stadt Offenburg – Ortsverwaltung Windschläg, abgerufen am 6. Mai 2023.
  13. Einrichtungen. In: Unsere Gemeinde. Stadt Offenburg – Ortsverwaltung Windschläg, abgerufen am 6. Mai 2023.
  14. Sommerfeld-Schule Windschläg. Land Baden-Württemberg, vertreten durch Sommerfeldschule Windschläg, abgerufen am 6. Mai 2023.