Warzenbach

Ortsteil der Stadt Wetter (Hessen)

Warzenbach ist ein Stadtteil von Wetter (Hessen) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Warzenbach
Koordinaten: 50° 53′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 50° 53′ 14″ N, 8° 38′ 55″ O
Höhe: 285 (279–301) m ü. NHN
Fläche: 13,48 km²[1]
Einwohner: 455 (30. Jun. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 34 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35083
Vorwahl: 06423
Blick auf Warzenbach
Blick auf Warzenbach
Warzenbach vom Homberg gesehen

Geographie Bearbeiten

Der Ort liegt auf einer kleinen Hochfläche, eingerahmt vom Wollenberg im Süden und von den neben- und hintereinander aufragenden Kuppen des Lützlergebirges, östlichen Ausläufern des Rothaargebirges, im Westen und im Norden.

Zwischen Warzenbach und Treisbach liegen die Reste der ehemaligen Burg Hollende. Die Burgherren der Hollende, die Gisonen, hatten in der deutschen Geschichte wie auch in der Entwicklung der Landgrafschaft von Hessen-Thüringen eine besondere Rolle gespielt. Warzenbach trägt den Charakter der oberhessischen Dörfer.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Der älteste bekannte urkundliche Nachweis belegt den Ort Warzenbach erstmals um das Jahr 1130 als Zubehör der Villikation Ebsdorf des Mainzer St. Stephanstifts.[2]

Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Warzbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Wetter eingegliedert.[3][4] Für den Ortsteil Warzenbach, wie für alle Ortsteile von Wetter, wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Warzenbach angehört(e):[2][6]

Gerichte seit 1821 Bearbeiten

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Wetter war als Gericht in erster Instanz für Warzenbach zuständig.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Wetter.[12][13] Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) 1877 blieb das Amtsgericht bestehen. 1943 wurde das Amtsgericht Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg und 1946 wurde auch die Zweigstelle geschlossen. Der Bezirk des Amtsgerichts Wetter ging im Bezirk des Amtsgerichts Marburg auf.

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Warzenbach 477 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 192 zwischen 18 und 49, 117 zwischen 50 und 64 und 90 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 186 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 57 Paare ohne Kinder und 66 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 30 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 123 Haushaltungen leben keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1502: 18 Männer
• 1577: 46 Hausgesesse
• 1580: 19 Ackerleute, 31 Einläuftige
• 1630: 33 Hausgesesse (6 zweispännige, 15 einspännige Ackerleute, 12 Einläuftige)
• 1681: 27 hausgesessene Mannschaften
• 1820: 54 Häuser, 350 Einwohner[15]
• 1747: 47 Hausgesesse
• 1838: 370 Einwohner (Familien: 44 nutzungsberechtigte, 13 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 8 Beisassen)
Warzenbach: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2020
Jahr  Einwohner
1778
  
370
1791
  
396
1800
  
?
1820
  
350
1834
  
417
1840
  
384
1846
  
409
1852
  
433
1858
  
448
1864
  
457
1871
  
434
1875
  
453
1885
  
502
1895
  
523
1905
  
468
1910
  
466
1925
  
506
1939
  
481
1946
  
684
1950
  
671
1956
  
580
1961
  
546
1967
  
510
1976
  
517
1985
  
?
1995
  
541
2005
  
?
2011
  
477
2015
  
480
2020
  
455
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Städteatlas Hessen[16]; Stadt Wetter[17]; Zensus 2011[14]

Historische Religionszugehörigkeit Bearbeiten

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1830: 545 evangelische Einwohner
• 1861: alle Einwohner evangelisch-lutherisch
• 1885: 458 evangelische (= 91,97 %), drei katholische (= 0,60 %), und 37 andere (= 7,43 %) Christen
• 1961: 510 evangelische (= 93,41 %), 25 katholische (= 4,58 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit Bearbeiten

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1778: Erwerbspersonen: 19 Ackerleute, zwei Schmiede, zwei Wagner, ein Maurer, zwei Pottaschensieder, zwei Schneider, ein Wirt, ein Leineweber, 18 weitere Leineweber zugleich Ackerleute.
• 1838: Familien: 41 Ackerbau, 8 Gewerbe, 9 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 230 Land- und Forstwirtschaft, 82 Produzierendes Gewerbe, 17 Handel und Verkehr, 13 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik Bearbeiten

Für Warzenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Warzenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat für den Ortsbezirk Wetter besteht aus fünf Mitgliedern. Die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats bei der Kommunalwahl 2021 betrug 65,25 %. Alle Kandidaten gehörten der „Bürgerliste“ an.[18] Der Ortsbeirat wählte Gerhard Wagner zum Ortsvorsteher.[19]

Kultur und Infrastruktur Bearbeiten

In Warzenbach gibt es eine Freiwillige Feuerwehr, einen Posaunen- und Kirchenchor, einen Heimatverein und einen Quad- und ATV-Club.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Warzenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Wetter) und Verwaltung.
  3. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Stadt Wetter (Hessen)

Einzelnachweise

  1. a b Haushaltsplan 2021 (Statistische Angaben) der Stadt Wetter. (PDF: 7,3 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Juli 2021; abgerufen im Juni 2021.
  2. a b c d e f Warzenbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 245 kB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Wetter, abgerufen im Juni 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 389 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 f. (online bei Google Books ).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Johann Daniel Albrecht Höck: Statistik und Topographie des Kurfürstenthums Hessen nach der neuesten Eintheilung. T. Fischer, Kassel 1842, S. 215 (online bei HathiTrust’s digital library).
  16. Ursula Braasch-Schwersmann (Hrsg.): Wetter, Textheft. Marburg 2005, ISBN 3-87707-642-4, S. 16 (Online bei Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen [PDF; 334 kB]).
  17. Einwohnerzahlen seit 2015. aus den Haushaltsplänen. Stadt Wetter, archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2021.
  18. Ortsbeiratswahl Warzenbach. In: Votemanager. Stadt Wetter (Hessen), abgerufen im August 2023.
  19. Ortbeirat Warzenbach. In: Webauftritt. Stadt Wetter (Hessen), abgerufen im August 2023.