Höpfingen

Gemeinde ohne Stadtrechte im baden-württembergischen Neckar-Odenwald-Kreis in Deutschland
(Weitergeleitet von Waldstetten (Baden))

Höpfingen ist eine Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar (bis 20. Mai 2003 Region Unterer Neckar und bis 31. Dezember 2005 Region Rhein-Neckar-Odenwald). Die Gemeinde bildet mit den Nachbargemeinden Walldürn und Hardheim einen Gemeindeverwaltungsverband.

Wappen Deutschlandkarte
Höpfingen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Höpfingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 36′ N, 9° 26′ OKoordinaten: 49° 36′ N, 9° 26′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Neckar-Odenwald-Kreis
Höhe: 377 m ü. NHN
Fläche: 30,48 km2
Einwohner: 3080 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74746
Vorwahl: 06283
Kfz-Kennzeichen: MOS, BCH
Gemeindeschlüssel: 08 2 25 039
Gemeindegliederung: 2 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Heidelberger Straße 23
74746 Höpfingen
Website: www.hoepfingen.de
Bürgermeister: Christian Hauk (Parteilos)
Lage der Gemeinde Höpfingen im Neckar-Odenwald-Kreis
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Karte
Luftbild 2008
Luftbild 2008

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Die Gemarkung liegt auf der Südostabdachung des hinteren Odenwalds und hat Anteil am nördlichen Bauland. Das Gemeindegebiet liegt teilweise im Naturpark Neckartal-Odenwald zwischen 308 und 446 Meter Höhe. Östlich ist Höpfingen von der Gemeinde Hardheim und westlich von der Stadt Walldürn umgeben.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Zur Gemeinde Höpfingen gehört die ehemalige Gemeinde Waldstetten mit den Aussiedlerhöfen Fuchsenloch. Zu Höpfingen in den Grenzen von 1970 gehören der Weiler Schlempertshof, der Ort Ziegelei, die Häuser Sportplatz sowie die Aussiedlerhöfe Hohle Eiche und Eckwaldsiedlung. In der Gemeinde Höpfingen im Gebietsstand von 1970 liegen die jeweils nur durch Flurnamen belegten Wüstungen Neuer Haidenhof und Nonnenklösterlein.[2]

Geschichte Bearbeiten

In einer im 13. Jahrhundert auf das Jahr 996 gefälschten Urkunde Kaisers Otto III. wird Höpfingen genannt. Abgesehen davon findet der Ort in den um 1100 erstellten Traditionsnotizen des Klosters Amorbach Erwähnung sowie im Jahr 1236 in einer Urkunde des Klosters Seligental.

Der größte Teil Höpfingens war im Mittelalter ein Lehen der Ritter von Hardheim. Nach Erlöschen dieses Rittergeschlechts im Jahre 1607 wurde das Dorf gemeinsam durch das Kurfürstentum Mainz und das Fürstbistum Würzburg verwaltet. Diese Gemeinschaftsverwaltung führte jedoch bald zu einem Rechtsstreit. Dieser endete 1656 durch einen Schiedsspruch des Reichskammergerichts, das den alleinigen Herrschaftsanspruch dem Fürstbischof von Würzburg zusprach. Nach Auflösung der kirchlichen Territorien als Folge der Säkularisation und Mediatisierung durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde Höpfingen 1803 dem Fürstentum Leiningen zugeschlagen. Nach dessen Auflösung durch Unterzeichnung der Rheinbundakte am 12. Juli 1806 in Paris wurde die Gemeinde in das Großherzogtum Baden eingegliedert.[3] In der kirchlichen Zugehörigkeit wechselte Höpfingen von der Diözese Würzburg zur Erzdiözese Freiburg.

Einziger Betrieb war bis in die 1950er Jahre im bis damals rein landwirtschaftlich geprägten Ort die Ziegelei Kaiser & Böhrer am Ortsausgang Richtung Hardheim. Das Werk hatte einen eigenen Gleisanschluss, der am Bahnhof Höpfingen an die Bahnstrecke Walldürn–Hardheim angebunden war.

Während des Zweiten Weltkrieges befand sich auf Höpfinger Gemarkung in der Nähe des Ortsteils Schlempertshof und in Sichtweite des Dorfes Dornberg ein Flugplatz der Wehrmacht, genannt „Fliegerhorst Dornberg“. Dieser besaß einen Gleisanschluss an der Bahnstrecke Walldürn–Hardheim. Er wurde Anfang 1945 von englischen und amerikanischen Jagdbombern zerstört. Nach dem Krieg wurde das Areal an einen Privatmann verkauft, der diesen aus Geldmangel 1949 an die amerikanische Militärregierung zurück verkaufte. Das Gelände wird heute wieder landwirtschaftlich genutzt. Gegen 18 Uhr des Karfreitags 1945 sprengten deutsche Soldaten einen von 4 Bunkern beim Schlempertshof, wobei sie auch die gesamte Munition und beinahe alle Baracken zerstörten, damit diese für die Amerikaner unbrauchbar waren.[4]

Seit 1938 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Buchen, der 1973 im neuen Neckar-Odenwald-Kreis aufging.

  Am 1. September 1971 wurde Waldstetten eingemeindet.[5]

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

Der Bürgermeister wird für acht Jahre direkt gewählt. Seit 2021 amtiert Christian Hauk.[6] Ehemalige Bürgermeister:

  • 2013–2021: Adalbert Hauck
  • 1989–2013: Ehrenfried Scheuermann

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat hat normalerweise 14 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Häufig erhöht sich die Zahl der Mitglieder durch Ausgleichssitze (gesamt 2019: 14 Sitze; 2014: 15). Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.

Dabei garantiert die Unechte Teilortswahl den Ortsteilen eine festgelegte Anzahl von Sitzen: Aus Höpfingen kommen mindestens elf, aus Waldstetten mindestens drei Gemeinderäte.[7]

Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[8]

Gemeinderat 2019
Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
SPD 43,9 % (+9,4) 6 (+1)
CDU/Bürgerliste 33,7 % (−13,2) 5 (−2)
FW 22,4 % (+3,9) 3 (±0)
Wahlbeteiligung: 63,7 % (+4,2)

Wappen Bearbeiten

Die Blasonierung des Wappens lautet: In Silber (Weiß) auf grünem Boden stehend der hl. Ägidius mit silberner (weißer) Albe, rotem Chorrock und roten Schuhen, schwarzer Stola und rot-bordierter silberner (weißer) Mitra, in der Rechten ein schwarzes Buch, in der Linken einen goldenen (gelben) Krummstab haltend, hinter ihm stehend eine schwarze Hirschkuh mit schwarzem Pfeil in der Brust.

Das Wappenbild, das den hl. Ägidius, den Patron der katholischen Pfarrkirche mit seinen Attributen zeigt, erscheint bereits in dem 1777 angefertigten Gerichtssiegel.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Museen Bearbeiten

  • Königheimer Höflein – Das Bauernhaus im Dorf
 
St.-Ägidius-Kirche

Bauwerke Bearbeiten

In der Region sind viele Bildstöcke, Flurkreuze und Kapellen sowie Madonnenstatuen an Hausfassaden zu finden, die dem „Madonnenländchen“ seinen Namen gaben. Auch in Höpfingen gibt es Heiligenfiguren an Häusern.

Die katholische St.-Ägidius-Kirche wurde zwischen 1906 und 1908 nach den Plänen von Ludwig Maier im neugotischen Stil erbaut.

Die St.-Justinus-Kirche in Waldstetten wurde 1710 als kleine Barockkirche gebaut und 1874 neobarock erweitert.

Schönstattzentrum Mariengart Waldstetten Bearbeiten

Das Schönstattzentrum Mariengart wurde 1982 im Höpfinger Ortsteil Waldstetten eröffnet. Das heutige Areal entstand in mehreren Abschnitten: Nachdem das Schönstattheiligtum mit Nebengebäude durch den Freiburger Weihbischof Wolfgang Kirchgässner am 12. September 1982 eingeweiht worden war, erfolgte 1989 ein Anbau mit dem Haus Mariengart als Bildungsstätte.[9]

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • Fastnacht unter Regie der Fastnachtsgesellschaft Höpfemer Schnapsbrenner mit Prunksitzungen, Rathauserstürmung und Umzug am Rosenmontag
  • Fischerfest des Sportfischervereins Höpfingen immer am letzten Sonntag im Juni
  • Reit- und Springturnier des RFV Höpfinger Pferdefreunde e.V. im Juli
  • TSV-Sportfest des TSV Frankonia 1911 Höpfingen
  • Schlachtfest der FGH 70 Höpfemer Schnapsbrenner im Sommer
  • Quetschenfest der Gemeinschaft der Höpfinger Vereine im Herbst
  • Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende
  • Weihnachtskonzert des Musikvereins am 25. Dezember

Infrastruktur und Wirtschaft Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Die Gemeinde liegt an der Bundesstraße 27 zwischen Walldürn und Hardheim.

Höpfingen lag früher an der Bahnstrecke Walldürn–Hardheim, die 1911 in Betrieb genommen wurde. Höpfingen war die einzige Zwischenstation an der 10 km langen Strecke. Der Personenverkehr wurde 1954, der Gesamtbetrieb 1999 eingestellt. Nachdem die Bundeswehr in Hardheim als Hauptnutzer der Bahnstrecke ausgestiegen war, wurden im Jahr 2004 die Gleisanlagen auf der Gemarkung Höpfingen entfernt. An die ehemalige Bahnstrecke erinnern der überwucherte Bahndamm, mehrere Brückenbauwerke und das privat genutzte ehemalige Bahnhofsgebäude.

Bildung Bearbeiten

Höpfingen verfügt über eine Grundschule sowie einen katholischen Kindergarten im Ortsteil Höpfingen und einen weiteren im Ortsteil Waldstetten. Des Weiteren befindet sich im Eingangsbereich des Familienbades die Gemeindebücherei.

Freizeit- und Sportanlagen Bearbeiten

In der Gemeinde stehen mehrere Sport- und Leichtathletikanlagen sowie eine Kleinschwimmhalle zur Verfügung.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger Bearbeiten

  • Karl Fürst, 32 Jahre Gemeinderat, 1963–1994 Bürgermeister-Stellvertreter, ehrenamtlich engagiert in mehreren Vereinen[10]
  • 2005: Kosmas Hauck, 35 Jahre Gemeinderat, ehrenamtlich engagiert in mehreren Vereinen[11]
  • 2005: Hubert Wörner, 33 Jahre Ortschaftsrat bzw. Gemeinderat, 1994–2004 Bürgermeister-Stellvertreter, ehrenamtlich engagiert in mehreren Vereinen[12]

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Persönlichkeiten, die in Höpfingen wirken oder gewirkt haben Bearbeiten

  • Anselm Kiefer (* 1945), Maler und Bildhauer, hatte von 1988 bis 1991 in der ehemaligen Alten Ziegelei der Firma Ziegel- und Sägewerk Kaiser und Böhrer seine Werkstatt und sein Atelier

Literatur Bearbeiten

  • Abteilung Landesbeschreibung des Generallandesarchivs Karlsruhe (Bearb.), Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Neckar-Odenwald-Kreis (Hrsg.): Der Neckar-Odenwald-Kreis. Sigmaringen 1992, ISBN 3-7995-6047-5.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2, S. 280–281.
  3. Höpfingen. LEO-BW (Landesarchiv Baden-Württemberg), Landeskunde entdecken online, abgerufen am 20. Juli 2015.
  4. http://www.schlempertshof.de/geschichte.html
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 474.
  6. Adalbert Hauck wird neuer Bürgermeister. FNweb. Abgerufen am 22. Juni 2013.
  7. Gemeinde Höpfingen: Hauptsatzung, §13; abgerufen am 30. Juni 2019.
  8. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahlen 2019, Höpfingen; Gemeinde Höpfingen: Gemeinderatswahl 2019 (PDF); Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Mai 2019: Paukenschlag in Höpfingen - SPD wird stärkste Kraft; abgerufen am 30. Juni 2019.
  9. Waldstetten: „Corona hat auch Mariengart getroffen“ - Höpfingen - Nachrichten und Informationen. In: fnweb.de. Abgerufen am 4. März 2022.
  10. Fränkische Nachrichten vom 12. Januar 2006
  11. Fränkische Nachrichten vom 18. März 2005
  12. Fränkische Nachrichten vom 29. Mai 2006
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gaebler.info
  14. Fränkische Nachrichten vom 14. November 2009

Weblinks Bearbeiten

Commons: Höpfingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Höpfingen – Reiseführer