Urysohn-Raum

topologischer Raum, in dem je zwei verschiedene Punkte durch abgeschlossene Mengen getrennt sind

In der Topologie und verwandten Gebieten der Mathematik sind Urysohn-Räume (benannt nach Pavel Urysohn) spezielle topologische Räume, die gewisse Eigenschaften erfüllen.

Definition

Bearbeiten

Sei   ein topologischer Raum. Wir sagen, dass zwei Punkte   und   durch abgeschlossene Umgebungen getrennt sind, falls disjunkte abgeschlossene Umgebungen von   und   existieren.[1][2][3][4]

  ist ein Urysohn-Raum, falls je zwei verschiedene Punkte durch abgeschlossene Mengen getrennt sind. Man sagt auch, dass   das Trennungsaxiom T erfüllt.

Beziehungen zu den anderen Trennungsaxiomen

Bearbeiten

Jeder Urysohn-Raum ist ein Hausdorff-Raum und erfüllt somit die Trennungsaxiome   und  .

Andererseits ist jeder reguläre Hausdorff-Raum wie auch jeder vollständige Hausdorff-Raum ein Urysohn-Raum.

Beispiel

Bearbeiten

Im Folgenden konstruieren wir einen topologischen Raum, der ein Urysohn-Raum, aber kein regulärer Raum und auch kein vollständiger Hausdorff-Raum ist. Sei dazu   die Menge der rationalen Punkte im Einheitsquadrat in  , ohne die Paare, mit der ersten Koordinate  . Weiter sei   die Menge   vereinigt mit den Punkten   und   und allen Punkten  , wobei   über alle rationalen Zahlen   läuft. Die offenen Mengen sind durch folgende Umgebungsbasen gegeben:

  • für die Punkte aus   die von der euklidischen Topologie induzierten,
  • für   die Punkte der Form  , wobei   und   für alle natürlichen Zahlen   zusammen mit  ,
  • für   die Punkte der Form  , wobei   und   für alle natürlichen Zahlen  , zusammen mit  ,
  • für   die Punkte der Form  , wobei   und  .

Bemerkung zur Bezeichnung

Bearbeiten

In einem vollständigen Hausdorff-Raum gibt es definitionsgemäß zu je zwei verschiedenen Punkten eine Urysohn-Funktion, so dass es durchaus naheliegend wäre, die Definitionen für Urysohn-Raum und vollständiger Hausdorff-Raum auszutauschen. Genau das ist im unten angegebenen Buch Counterexamples in Topology geschehen.[5] Man sollte daher die von einem Autor verwendeten Definitionen prüfen.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Stephen Willard: General Topology. Adison-Wesley-Publ., 1998, ISBN 0-486-43479-6, Aufgabe 14F.
  2. Steven A. Gall: Point Set Topology. Dover Publ., 2009, ISBN 978-0-486-47222-5, Kap II.2, S. 83.
  3. Michel Coornaert: Topological Dimension and Dynamical Systems. Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-319-19793-7, Kap. I.5, S. 102.
  4. J. R. Porter, R. G. Woods: Extensions and Absoluteness of Hausdorff Spaces. Springer-Verlag, 1988, ISBN 1-4612-8316-7, Kapitel 4.8, S. 305.
  5. Lynn Arthur Steen, J. Arthur Seebach: Counterexamples in Topology. Springer-Verlag, 1978, ISBN 3-540-90312-7, S. 13 und S. 16.