Triploidit

Mineral aus der Wagnerit-Gruppe

Triploidit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mn2+2[OH|PO4][2] und ist damit chemisch gesehen ein Mangan-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Triploidit
Steinbruch Abija N. Fillow, Branchville, Fairfield County (Connecticut), USA (Größe: 7,0 cm × 4,8 cm × 2,6 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Tpd[1]

Chemische Formel Mn2+2[OH|PO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.03
VII/B.03-060

8.BB.15
41.06.03.02
Ähnliche Minerale Wolfeit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3
Gitterparameter a = 12,37 Å; b = 13,23 Å; c = 9,84 Å
β = 108,4°[3]
Formeleinheiten Z = 16[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,70; berechnet: [3,80][4]
Spaltbarkeit gut nach {100}, deutlich nach {120}, undeutlich nach {010}[4]
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig
Farbe bräunlichrosa, weingelb bis gelblichbraun, rotorange
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Diamantglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,709 bis 1,735[5]
nβ = 1,710 bis 1,736[5]
nγ = 1,714 bis 1,740[5]
Doppelbrechung δ = 0,005[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Da Triploidit mit Wolfeit (Fe2+2[OH|PO4][2]) eine lückenlose Mischkristallreihe bildet, kann entsprechend ein Teil des Mangans durch Eisen vertreten (substituiert) sein, was in verschiedenen Quellen mit der Formel (Mn,Fe)2[OH|PO4][3] ausgedrückt wird.

Triploidit entwickelt prismatische bis säulige, parallel der c-Achse gestreckte und gestreifte Kristalle bis etwa einem Millimeter Länge mit glas-, diamant- oder fettähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Oft findet er sich aber auch in Form von parallelfaserigen oder sphärolithischen (kugeligen) Mineral-Aggregaten und unregelmäßigen Körnern. Je nach Mischungsverhältnis von Mangan und Eisen bzw. Fremdbeimengungen anderer Elemente sind die durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle von bräunlichrosa, weingelber bis gelblichbrauner oder orangeroter Farbe. Die Strichfarbe des Minerals ist dagegen immer weiß.

Etymologie und Geschichte Bearbeiten

Erstmals entdeckt wurde Triploidit im Steinbruch „Abija N. Fillow“ (auch Branchville-Steinbruch) bei Branchville im Fairfield County des US-Bundesstaates Connecticut. Beschrieben wurde das Mineral 1878 durch George Jarvis Brush und Edward Salisbury Dana, die es in Anspielung auf seine Ähnlichkeit in Habitus und chemischer Zusammensetzung nach dem verwandten Mineral Triplit und dem altgriechischen εἶδος Eidos für das zu Sehende bzw. die Gestalt, genauer der griechischen Perfektform οἶδα [oida] für ich habe gesehen benannten.

Das Typmaterial des Minerals wird an der Yale University in New Haven (Katalog-Nr. 5.5646 bis 5.5648) aufbewahrt.[4]

Klassifikation Bearbeiten

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Triploidit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Hydroxylwagnerit (IMA 2004-009), Joosteit, Magniotriplit (diskreditiert 2004), Sarkinit, Staněkit, Triplit, Wagnerit, Wolfeit und Zwieselit die „Zwieselit-Wolfeit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.03 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Triploidit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- und Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 ≤ 1 : 1“ zu finden ist, wo es nun als Namensgeber die „Triploiditgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.15 und den weiteren Mitgliedern Joosteit, Sarkinit, Staněkit, Wagnerit und Wolfeit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Triploidit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er allerdings in der „Wolfeitgruppe“ mit der System-Nr. 41.06.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur Bearbeiten

Triploidit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 12,37 Å; b = 13,23 Å; c = 9,84 Å und β = 108,4° sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte Bearbeiten

Triploidit bildet sich hydrothermal als Umwandlungsprodukt aus primären Phosphaten in granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Dickinsonit, Eosphorit, Lithiophilit, Rhodochrosit, Triphylin und Triplit auf.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Triploidit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen, wobei bisher (Stand 2015) rund 30 Fundorte als bekannt gelten.[6] Seine Typlokalität Steinbruch „Abija N. Fillow“ bei Branchville ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Connecticut. Weitere Triploiditfunde in den Vereinigten Staaten kennt man allerdings aus dem Yavapai County in Arizona; dem Oxford County in Maine; den Counties Grafton und Rockingham in New Hampshire, dem Cleveland County in North Carolina sowie den Counties Custer und Pennington in South Dakota.

In Deutschland fand man das Mineral bisher nur in einem Gang-Ausbiss bei Trutzhofmühle (Gemeinde Pleystein) und in einer Silbergrube bei Waidhaus im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab (Bayern).

Weitere bisher bekannte Fundorte in Europa sind unter anderem Wheal Owles nahe Botallack in der englischen Grafschaft Cornwall, Hunnakko (Landgemeinde Kuortane) nahe der Stadt Alavus im Westen Finnlands, Skrumpetorp nahe Godegård in der schwedischen Provinz Östergötland sowie Přibyslavice im Okres Kutná Hora und St Vavřinec Hill bei Domažlice in der tschechischen Region Böhmen.

Ansonsten konnte Triploidit noch an einigen Fundpunkten in Südaustralien, im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Norte, den kanadischen Provinzen Manitoba, Nova Scotia und den Nordwest-Territorien, im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang im Südosten Chinas, der japanischen Insel Honshū, in der Region Ostsibirien und im Föderationskreis Ferner Osten in Russland sowie in der südafrikanischen Provinz Nordkap gefunden werden.[7]


Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Lyneve Waldrop: The crystal structure of triploidite and its relation to the structures of other minerals of the triplite-triploidite group. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 131 (1970), S. 1–20 (PDF 958 kB)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Triploidite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c IMA/CNMNC List of Mineral Names; March 2015 (PDF 1,5 MB, S. 178)
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 443.
  4. a b c d e Triploidite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 66,4 kB)
  5. a b c d Mindat – Triploidite
  6. Mindat – Anzahl der Fundorte für Triploidit
  7. Fundortliste für Triploidit beim Mineralienatlas und bei Mindat