Tatort: Die Nacht der Kommissare

Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort

Die Nacht der Kommissare ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort. Der vom Südwestrundfunk produzierte Beitrag ist die 1241. Tatort-Episode und wurde am 18. Juni 2023 im SRF, im ORF und im Ersten ausgestrahlt. Das Stuttgarter Ermittlerduo Lannert und Bootz ermittelt in seinem 30. Fall.

Episode 1241 der Reihe Tatort
Titel Die Nacht der Kommissare
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Länge 87 Minuten
Produktions­unternehmen Südwestrundfunk
Regie Shirel Peleg
Drehbuch Wolfgang Stauch
Produktion Franziska Specht
Musik Jasmin Reuter
Kamera Andreas Schäfauer
Schnitt Sabine Garscha
Premiere 18. Juni 2023 auf Das Erste
Besetzung
Episodenliste

Handlung Bearbeiten

Ein Menschenkopf wird aus dem Neckar gefischt. Er weist Bissverletzungen auf, die vermutlich von einem sehr großen Hund stammen, und außerdem Spuren regelmäßigen Kokain-Konsums. Das erhärtet die These, dass das stadtbekannte Etablissement „Der wilde Mann“ womöglich ein Drogenumschlagplatz ist, wird doch der Tote als dessen Inhaber Boris Kellermann identifiziert. Im „Wilden Mann“ gabelt Kommissar Bootz auch seinen Kollegen Lannert auf, der auf eigene Faust ermittelt hat und nun kaum ansprechbar ist, offenbar unter dem Einfluss von Drogen. Nur mit Mühe erkennt er Bootz wieder und erinnert sich an nichts für den Fall Verwertbares, nur vage daran, von einem bevorstehenden „großen Deal“ gehört zu haben.

Bootz geht dieser Spur nach. Lannert nimmt er mit – teils zu dessen Schutz, teils um seinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge zu helfen. Ein „großer Deal“ scheint sich tatsächlich anzubahnen, als sie einem verdächtigen Duo aus dem „Wilden Mann“ (Vizechef mit Partnerin) folgen, die auf einem einsamen Parkplatz von einem nicht minder suspekten Trio (Landwirt mit Frau und erwachsenem Sohn) einen großen LKW übernehmen, im Austausch gegen eine vermutlich mit Geldscheinen gefüllte Tasche. Bootz setzt das Duo fest und lässt die Ladung des LKW durchsuchen. Mehr als Schnellkochtöpfe und Backsteine findet die Polizei jedoch nicht. Während der dritte Kommissar, Gerichtsmediziner Dr. Vogt, das Duo beschattet, beginnen sich Lannerts Erinnerungen zu lichten. Über das China-Restaurant „Goldener Tiger“ führen sie schließlich zum Ort des Showdowns, dem Hof des Landwirts Bechtle.

Dorthin hat sich das Trio zurückgezogen. Das Gewehr im Anschlag, ist Beate Bechtle fest entschlossen, das erbeutete Geld – samt ihrem Traum von einem Neustart in ein schöneres Leben – an drei Fronten zu verteidigen: gegen das Duo, das ihren Hof belagert, gegen ihren Mann, der moralisch sauber bleiben will und die betrügerische Falschladung nur gebilligt hatte im Glauben, man wolle sie mit Falschgeld betrügen, und gegen die Kommissare mit dem wieder nüchternen Lannert, der richtig vermutet, dass Schweine hier nur noch zur Tarnung gezüchtet werden und heimlich – Tiger. Im Verlauf der nächtlichen Fehde geraten alle einmal in Notlage, mit Ausnahme der Bechtle, die sogar ihre Beute verdoppelt durch den Verkauf der echten LKW-Ladung an den Geschäftsführer des „Goldenen Tiger“ und -partner ihrer Tigerzucht. Die Flucht vom Hof glückt ihr dank einer pfiffigen Idee ihres Sohnes, der damit zugleich ihr abfälliges Urteil über seine Intelligenz widerlegt. Während sie und ihr „geläuterter“ Mann, beide eine mit Geld gefüllte Reisetasche in Händen, zum gebuchten Flieger nach Thailand eilen, schließen die drei Kommissare ihren Fall nach nur einer Nacht noch am Tatort mit dem Geständnis der Partnerin des Vizechefs vom „Wilden Mann“ ab: Sie hatte Kellermann in einen Tigerkäfig gelockt und dort eingeschlossen.

Hintergrund Bearbeiten

Der Film wurde vom 7. April 2021 bis zum 12. Mai 2021 in Baden-Württemberg gedreht.[1]

Es war die letzte Tatortfolge vor der Sommerpause 2023.

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Die Filmkritiken namhafter überregionaler Tageszeitungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beurteilen Die Nacht der Kommissare eindeutig positiv, einige sogar ohne jede Einschränkung.[2][3][4][5][6] Claudia Tieschky (Süddeutsche Zeitung) beispielsweise lobt Drehbuchautor Wolfgang Stauch und Regisseurin Shirel Peleg dafür, vom „normalerweise soliden“ Stuttgarter Tatort abzuweichen und in der 30. Folge auch einmal „genussvoll aufzudrehen“. Am meisten schätzt sie, dass die Entscheidung für eine Komödie nicht zu Lasten der Charaktere gegangen sei, „[so]dass bei allem Quatsch keine einzige Figur in der Lächerlichkeit landet. Sie werden alle ganz fein und sorgsam geliebt.“[2]

Oliver Jungen (FAZ), der den Stil des Drehbuchs lustvoll adaptiert, erfindet für die außergewöhnlichen Zustände, in die das Duo Lannert/Bootz gerät, eigens Begriffe wie „Wandelkoma“ und „betreutes Ermitteln“. Den Darstellern sei anzumerken, dass sie „vermutlich froh darüber waren, endlich einmal anderes spielen zu dürfen als ‚Wo waren Sie am Mittwochabend?’“ Die „Krimigroteske“, so seine Zuordnung zu einem Subgenre, habe dennoch eine „vertrackte Handlung“ zu bieten, die sich „mit der Präzision einer Eieruhr“ entfalte. „Neunzig Minuten lang keinerlei Langeweile“, resümiert Jungen, „das gibt es gar nicht so oft.“[3]

Als „Spaghetti-Western aus dem Schwabenland“ bezeichnet Christian Buß im Spiegel den 30. Stuttgarter Tatort und klassifiziert ihn als „B-Movie-Persiflage“, die sich „ironisch durch die Bahnhofskinoklassiker“ zitiere, „es aber zuweilen mit der Drolligkeit“ überziehe.[7] Der SWR bemängelt, dass „Timing und Logik“ gegen Ende hin „eindeutige Schwächen“ aufwiesen, belässt es aber bei diesem Einwand und schließt seine Kritik mit dem lakonischen Dialog zwischen Bootz und Lannert, der auch den Film beendet und dem Zuschauer in komprimiertester Form Vorausschau und Rückblick anbietet: „‚Das machen wir aber jetzt nicht jedesmal so, Thorsten!?‘ – ‚Ich fand’s eigentlich ganz lustig.‘“[8]

„Nicht nur du, Kommissar Lannert. Nicht nur du!“, bekennt Almuth Müller (taz) in Erwiderung des Schlusssatzes, den auch sie zitiert, und fasst zuvor ihr vorbehaltlos positives Urteil wie folgt zusammen: „Dieser letzte Tatort vor der Sommerpause ist ein wunderbar schräges Experiment. Schön verschrobene und vortrefflich gespielte Charaktere treffen hier mit herrlichen Dialogen aufeinander.“[4]

Einschaltquoten Bearbeiten

Die Erstausstrahlung von Die Nacht der Kommissare am 18. Juni 2023 wurde in Deutschland von 6,7 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 27,4 % für Das Erste.[9]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Tatort: Die Nacht der Kommissare bei crew united, abgerufen am 2. Mai 2023.
  2. a b Claudia Tieschky: "Tatort" aus Stuttgart. Ein Träumchen. In: Serien. Süddeutsche Zeitung, 16. Juni 2023, abgerufen am 17. Juni 2023.
  3. a b Oliver Jungen: "Tatort" aus Stuttgart. Fargo im Schweinestall. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  4. a b Almuth Müller: Der "Tatort" aus Stuttgart. Benommenheit, dann Sommerpause. Die Tageszeitung, 18. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  5. Marion Löhndorf: Kommissar Lannert wurde unter Drogen gesetzt. Den Stuttgarter «Tatort» verbringt er glücklich im Tran. Alles ist etwas verschwommen, aber schön bunt. Neue Zürcher Zeitung, 18. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  6. Birgit Baumann: Schräger "Tatort" am Sonntag aus Stuttgart. Ein wirklich dicker Hund. Der Standard, 17. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  7. Christian Buß: ARD-Sonntagskrimi. Der Stuttgart-„Tatort“ im Schnellcheck. Der Spiegel, 18. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  8. Karsten Umlauf: Stuttgart-Tatort „Die Nacht der Kommissare“. Schwarze Komödie mit Lannert und Bootz. Südwestrundfunk, 16. Juni 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  9. Felix Maier: Primetime-Check: Sonntag, 18. Juni 2023. Quotenmeter.de, 19. Juni 2023, abgerufen am 19. Juni 2023.