Stefan Tabacznik

Schweizer Journalist und Publizist

Stefan Tabacznik[1] (* 5. September 1948 in Winterthur) ist ein Schweizer Radio- und TV-Moderator, Journalist, Publizist und Koch.

Stefan Tabacznik im Studio von „KFOR Radio Casablanca“. (2020)

Leben Bearbeiten

Stefan Tabaczniks Vater Jakob Tabacznik, dipl. Arch. ETH / SIA[2] stammt aus Włocławek,[3] Polen, wo Stefans Grossvater Ludwik eine Fayence-Fabrik hatte.[4] Jakob Tabacznik kam als Sapeur- oder modern Genie-Offizier der 2. polnischen Schützendivision der französischen Armee im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz. Er prägte mit seinen Gebäuden das Stadtbild von Winterthur mit.[5] 1956 wurde er mit seiner Familie Bürger von Winterthur.[6] Mutter Margrit-Tabacznik-Meier, dipl. Apothekerin (ETH Zürich), stammt aus Winterthur.

Stefan Tabacznik studierte an der Universität Zürich Soziologie und Publizistik, in Genf, Boston und Paris Internationale Beziehungen (licence ès sciences politiques mention internationale), und in Basel und Brügge Europäische Integration (Master of Advanced European Sciences MAES).[7] Seine Masterarbeit trug den Titel Auf dem Weg zu einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur, in der Tabacznik das Fehlen von sinnvollen Beziehungen zwischen der EU und Russland bemängelte. Während seines Publizistikstudiums in Zürich machte er verschiedene Praktika in Hamburg, bei Zeit, Spiegel, Stern und St. Pauli Nachrichten.[8][9] Sein Mentor war damals Helmut Rosenberg.[10]

Schon als junger Gymnasiast kam Tabacznik zum Journalismus. 1967 berichtete er aus Israel über den Sechstagekrieg (er war zufällig vor Ort). Konflikte und Krisen wurden zu seinem Arbeitsschwerpunkt. Er war als Journalist im Libanonkrieg, im Irakkrieg, in den Balkankriegen in Bosnien und im Kosovo[11][12] und er war während Terroranschläge am 11. September 2001 in New York.[13]

Stefan Tabacznik ist Journalist BR (Schweizerisches Berufsregister).[14] Er arbeitete für die Zeitungen Arbeiter-Zeitung, Volksrecht, Tages-Anzeiger, Basler Zeitung und Badener Tagblatt. Für den Badener-Tagblatt-Verleger Otto Wanner[15] gründete er 1972 in Dietikon die LiZ Limmat-Zeitung. Diese fusionierte 1987 mit dem Limmattaler Tagblatt, das vom Badener Tagblatt übernommen wurde. Für die LiZ Limmat-Zeitung berichtete Tabacznik über das Münchner Olympia-Attentat 1972.[16]

Stefan Tabacznik arbeitete auch für die amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press AP Schweiz[17][18] 1982 und sass kurz in deren Beirat.

Als Sonderkorrespondent berichtete Tabacznik unter anderen aus Jerusalem, Warschau, Paris, Washington[19] und New York. Er spricht fliessend Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und etwas Spanisch und Polnisch.

In der Schweiz war Tabacznik erster Inlandkorrespondent des Schweizer Fernsehens in Basel. In diese Zeit fiel etwa die Berichterstattung über den Grossbrand von Schweizerhalle 1986.[20] Er tauchte damals für die Schweizer Tagesschau im verseuchten Rhein und filmte.[20] Dies war nur nach speziellen medizinischen Kontrollen möglich und weil er auch über 4000 Tauchgänge als PADI Master-Instructor nachweisen konnte.

Während über 40 Jahren arbeitete Tabacznik für das Schweizer Radio und Fernsehen. Er moderierte Sendungen wie die «Tagesschau»[21] und am Radio «Rendez-Vous am Mittag», «Regionaljournal Zürich» und den «Nachtclub». Beim «Regionaljournal Zürich» moderierte er die Erstsendung am 23. November 1978.[22] Er war bei der Entwicklung von Radio SRF 3 dabei und leitete 1981 und 1982 erste Versuchssendungen von DRS 3 und Couleur 3 an der Fera.[23] (Schweizerische Radio- und Fernsehausstellung in Zürich). Als Reporter gestaltete Stefan Tabacznik über 4000 Beiträge.[24] Im Schweizerischen Bundesarchiv finden sich über 3300 Einträge von und über Stefan Tabacznik.[25]

In einem Sabbatical war Stefan Tabacznik während sechs Monaten bei CNN im Hauptquartier von Atlanta, Georgia, zu Gast. Für CNN International verantwortete er diverse Beiträge.

Bei der Schweizer Armee war Stefan Tabacznik Kommandant der mobilen Radio-Kompagnie im Informationsregiment 1.[26][27] Nach seinen Erfahrungen als Korrespondent im Kosovokrieg 1999 entsandte ihn die Schweizer Armee (Swissint Swiss Army International Command[28]) im Rahmen der Swisscoy[29][30] für 14 Monate in den Kosovo. Dort war er 1999/2000 als Presseoffizier[31] für NATO und KFOR (Kosovo Force) im Einsatz. Dank seiner Beziehungen zum Info Regiment 1 der Schweizer Armee gründete und leitete er den einzigen Schweizer Soldatensender im Ausland:[32] KFOR Radio Casablanca.[33] Das Programm bestand aus Eigenproduktionen, Rebroadcasting von Schweizer Radio Sendern der SRG und einer Zusammenarbeit mit Radio Andernach, dem ständigen deutschen Truppenradio. KFOR Radio Casablanca[34] hatte eine grosse Bedeutung für den südlichen Kosovo, da es nach dem Krieg 2000 kaum Informationsquellen für die Bevölkerung gab. Der Sender deckte praktisch den ganzen Bereich der Multinationalen Brigade Süd MNB-S der KFOR ab.

Nach der Pensionierung 2013 beim Schweizer Fernsehen (SRG/SSR Schweizerische Radio und Fernsehgesellschaft)[35] bildete sich Tabacznik zum Koch aus. Er machte den Lehrabschluss als Koch und diverse Diplome (diplomierter Rôtisseur und Saucier, diplomierter Pâtissier, diplomierter Gardemanger, diplomierter Entremetier u. a.) an der Fachhochschule WIFI in Innsbruck.[36] So ist Stefan Tabacznik der älteste Diplom-Fleischsommelier der Schweiz. Er ist Präsidiumsmitglied im «Internationalen Club der Diplom-Fleischsommeliers»[37] und geprüfter AMA-Grilltrainer.[38][39] Gleichzeitig absolvierte er Praktika bei verschiedenen Schweizer Sterneköchen mit GaultMillau Punkten zwischen 17 und 19. (André Jaeger, Othmar Schlegel,[40][41] Wolfgang und Christian Kuchler,[42] Seppi und Roger Kalberer[43][44] etc.). Er gründete 2015 das Catering- und Störkoch-Unternehmen «cooking&beyond».[45]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. TABACZNIK - Definition and synonyms of tabacznik in the Polish dictionary. Abgerufen am 16. Februar 2020 (englisch, polnisch).
  2. Heinz Bächinger: Jakob Tabacznik im Winterthur Glossar; abgerufen am 16. Februar 2020.
  3. andrzej939@wp.pl: Historia włocławskich zakładów. In: Online Geschichtslexikon über Włocławek. HistoriaWloclawka.pl 2013–2020, abgerufen am 16. Februar 2020 (polnisch).
  4. Bartłomiej Grzanka: Faience. (PDF) In: Geschichte der Keramiktechnik in Wlocwlawek. Keramikmuseum Wlocwlawek, abgerufen am 16. Februar 2020 (polnisch).
  5. Heinz Bächinger, Urs Widmer: Tabacznik Jakob. In: Winterthur Glossar online. Winterthur Glossar, abgerufen am 18. Februar 2020.
  6. Heinz Bächinger, Urs Widmer: Geschichte von Jakob Tabacznik. In: winterthur-glossar. winterthur glossar, abgerufen am 16. Februar 2020.
  7. Europainstitut Universität Basel. In: online Seiten. Europa Institut der Universität Basel, abgerufen am 16. Februar 2020.
  8. Panorama: Die St. Pauli Nachrichten. In: Die Welt Online. Axel Springer Verlag, abgerufen am 16. Februar 2020.
  9. Helene Heise: Sex und Politik: Die „St. Pauli Nachrichten“. In: NDR online mit Hinweis auf Filmbeitrag Zapp. Norddeutscher Rundfunk NDR, 20. August 2008, abgerufen am 17. Februar 2020.
  10. Helmut Rosenberg gestorben. In: Der Spiegel. 16. Dezember 1985, abgerufen am 17. Februar 2020.
  11. Stefan Tabacznik: Flüchtlinge in Kukës, Albanien. In: Tagesschau Hauptausgabe (Tabacznik im Video bei 45 Sekunden). Schweizer Fernsehen / Memobase, 23. April 1999, abgerufen am 16. Februar 2020.
  12. Emanuel Ammon: Stefan Tabacznik in Albanien Datei:10299-4-5.jpg – Fotodok. In: Sammlung Emanuel Ammon. Aura (Copyright Ammon/Aura), 24. April 1999, abgerufen am 16. Februar 2020.
  13. Stefan Tabacznik: Noch immer 5500 Vermisste in New York. In: Tagesschau. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 20. September 2001, abgerufen am 16. Februar 2020.
  14. Sekretariat Impressum: trusted journalist - Trusted Journalists. In: www.trust-j.org. Impressum – Les journalistes suisses – Zentralsekretariat Freiburg, abgerufen am 18. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
  15. Patrick Zehnder: Wanner, Otto. In: Historisches Lexikon der Schweiz, online. Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften der Schweiz, abgerufen am 16. Februar 2020.
  16. Sebastian Mantei: Schwarzer September - Das Olympia-Attentat von 1972. In: Deutschlandfunk online. Deutschlandfunk Kultur, 21. September 2018, abgerufen am 17. Februar 2020 (deutsch).
  17. Thomas Häusermann: AP Schweiz ist 25 Jahre alt. In: Werbewoche online. Galledia Fachmedien AG, 26. Mai 2006, abgerufen am 17. Februar 2020.
  18. Rainer Stadler: Schweizer AP schliesst das Büro | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung NZZ Online. Verlag Neue Zürcher Zeitung, 29. Januar 2010, abgerufen am 17. Februar 2020.
  19. Stefan Tabacznik: Live-Schaltung zu Stefan Tabacznik in Washington - TV. In: Nachrichtensendung 10 vor 10. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 26. März 2003, abgerufen am 16. Februar 2020.
  20. a b Stefan Tabacznik et alteri: Zeitreise: Schweizerhalle (4/31) - TV. In: myschool zur Chemiekatastrophe. Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 31. August 2015, abgerufen am 16. Februar 2020.
  21. SRF Stefan Tabacznik: Play SRF Beiträge von Stefan Tabacznik. In: Play SRF. SRF Schweizer Radio und Fernsehen, abgerufen am 12. Februar 2020.
  22. SRG Deutschschweiz: 40 Jahre Regi – Erst war die Kakofonie. SRG, abgerufen am 11. Februar 2020.
  23. Marcel Siegenthaler / Studer Revox Print: 54. Internationale Radio- und Fernsehaustellung Fera in Zürich. (PDF) In: Studer Revox Print - Hauszeitung / www.revoxsammler.ch. Studer Revox, September 1982, S. Stefan Tabacznik auf Seite 5 ff, abgerufen am 11. Februar 2020.
  24. SRF Schweizer Radio und Fernsehen / Memoriav: Beiträge von Stefan Tabacznik. In: Memobase. Memoriav Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz, abgerufen am 11. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch).
  25. Stefan Tabacznik et alteri: Online-Zugang zum Bundesarchiv. In: Schweizerisches Bundesarchiv. Confoederatio Helvetica -- Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, abgerufen am 18. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
  26. bbu: Schlussrapport für Medien-Militärs | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung NZZ. Verlag Neue Zürcher Zeitung, 19. November 2004, abgerufen am 16. Februar 2020.
  27. Eidgenössisches Departament für Verteidigung Bevölkerungsschutz und Sport: Schlussrapport des Stabes Bundesrat Abteilung Presse und Funkspruch. In: Archiv Pressemitteilungen. Confoederatio Helvetica – Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 19. November 2004, abgerufen am 16. Februar 2020.
  28. Kompetenzzentrum SWISSINT: Frieden fördern. In: SWISSINT – Friedensförderung der Schweizer Armee. Die Schweizerischen Bundesbehörden, abgerufen am 18. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
  29. Carl Just: Strammstehen für den Frieden. In: Ringier (Hrsg.): Sonntags-Blick. 9. April. 2000 Seite 27. Ringier, Zürich 9. April 2000, S. 27.
  30. S. W. I. swissinfo.ch, a branch of the Swiss Broadcasting Corporation: Alles über Swisscoy. Abgerufen am 16. Februar 2020.
  31. Lt. Sveinung Larsen: Major Stefan Tabacznik, one of the familiar voices on Radio Casablanca. In: KFOR Chronicle. NATO North Atlantic Treaty Organization, 13. März 2007, abgerufen am 16. Februar 2020 (englisch).
  32. Pressedienst des Schweizer Bundesrates: Schweizer Soldatenradio in Betrieb. Confoederatio Helvetica – Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 12. Juli 2000, abgerufen am 19. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch).
  33. Radio Grischa sendet am 1. August aus dem Kosovo. In: Klein-Report online. Mediendienst der Schweizer Kommunikationsbranche, 27. Juli 2009, abgerufen am 16. Februar 2020.
  34. Ruedi Wild, Technikchef Radio, Info Regiment 1: KFOR Radio Casablanca, nach 20 Jahren. (PDF) In: firstcontingent Blog Ruedi Wild. Ruedi Wild, 20. Oktober 2019, abgerufen am 17. Februar 2020.
  35. Tom Wyss: «Tagesschau»-Legende lässt sich nach 40 Jahren Fernsehen pensionieren: Tabacznik taucht ab. 22. Februar 2013, abgerufen am 16. Februar 2020.
  36. Stefan Tabacznik: Stefan Tabacznik - Galerie Diplome. Stefan Tabacznik, abgerufen am 18. Februar 2020 (Schweizer Hochdeutsch).
  37. Mitglieder. In: Internationaler Club Diplom-Fleischsommeliers. Abgerufen am 16. Februar 2020 (deutsch).
  38. Intro | AMA - AgrarMarkt Austria. In: AMA - Online. Agrarmarkt Austria, abgerufen am 17. Februar 2020.
  39. Stefan Tabacznik ist geprüfter Grill-Trainer. In: AMA Online. Agrarmarkt Austria, abgerufen am 17. Februar 2020.
  40. Daniel Böniger: «Der Kochberuf ist heute sexy» -- Gespräch mit Othmar Schlegel. In: TA-Media Verlag Zürich (Hrsg.): Tages-Anzeiger Online. 31. Dezember 2016, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 17. Februar 2020]).
  41. Tom Wyss: Stefan Tabacznik: Vom TV-Star zum Sternekoch. In: Blick online. Ringier, Zofingen, 14. Oktober 2012, abgerufen am 16. Februar 2020.
  42. GaultMillau-Restaurant: Schäfli Wigoltingen TG Christian Kuchler. Abgerufen am 16. Februar 2020.
  43. Bettina Ullmann: Die Küche ist das Zentrum des Geschehens. In: Coop-Zeitung. Genossenschaft Coop, Basel, 11. November 2013, abgerufen am 16. Februar 2020.
  44. Bettina Ullmann: Die Küche ist das Zentrum des Geschehens. (PDF) In: Coop-Zeitung E-Paper Nr. 46/2013. Coop Genossenschaft, Postfach CH-4002 Basel, 12. November 2013, S. 14 ff, abgerufen am 18. Februar 2020.
  45. cooking&beyond
  46. Stefan Tabacznik et alteri: Online-Zugang zum Bundesarchiv. In: Bundesarchiv der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, abgerufen am 18. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch, englisch).
  47. swissbib : Suchergebnisse - Stefan Tabacznik. In: Online Katalog der Schweizer Bibliotheken. Schweizer Bibliotheken, abgerufen am 16. Februar 2020 (deutsch, französisch, italienisch).