Sewersk

Stadt in Russland, Lagerstätte für angereichertes Uran und Plutonium

Sewersk (russisch Се́верск) ist eine geschlossene Stadt (SATO) mit 108.590 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] in der Oblast Tomsk in Russland. Sie liegt in Sibirien am rechten Ufer des Flusses Tom, 13 Kilometer nordwestlich der Oblasthauptstadt Tomsk.

Stadt
Sewersk
Северск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Sibirien
Oblast Tomsk
Stadtkreis Sewersk
Bürgermeister Nikolai Kusmenko
Gegründet 1949
Stadt seit 1956
Fläche 18 km²
Bevölkerung 108.590 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 6033 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 90 m
Zeitzone UTC+7
Telefonvorwahl (+7) 3823
Postleitzahl 636000–636071
Kfz-Kennzeichen 70
OKATO 69 541
Website www.seversknet.ru
Geographische Lage
Koordinaten 56° 36′ N, 84° 51′ OKoordinaten: 56° 36′ 0″ N, 84° 51′ 0″ O
Sewersk (Russland)
Sewersk (Russland)
Lage in Russland
Sewersk (Oblast Tomsk)
Sewersk (Oblast Tomsk)
Lage in der Oblast Tomsk
Liste der Städte in Russland

Geschichte

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Die Kurtschatow-Straße in Sewersk

Die Gründung der Stadt erfolgte 1949 anlässlich des Baus der kerntechnischen Anlage Tomsk. In Sewersk wurde Plutoniumherstellung für die atomaren Anlagen und für Atomwaffen betrieben. Sewersk, das 1956 zur Stadt erhoben wurde, war zuerst nur unter der Bezeichnung Postfach Nr. 5 (russisch «Почто́вый я́щик № 5») bekannt, später unter dem Namen Berjoski (Берёзки, wörtlich „Birken“) oder Tomsk-7. Erst 1989 wurde die Existenz der bisher geheimen Stadt offiziell bekannt gegeben. Allerdings hat die Stadt bis heute den Status einer geschlossenen Stadt und kann von Ortsfremden nur mit einem Passierschein betreten werden.

Auf dem Territorium der Stadt Sewersk bestanden vor ihrer Gründung die Dörfer Iglakowo (gegründet 1656) und Beloborodowo (gegründet Anfang des 18. Jahrhunderts), deren Bewohner dann umgesiedelt wurden.

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1989 103.000
2002 109.106
2010 108.580

Anmerkung: Volkszählungsdaten (1989 gerundet)

Wirtschaft

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Hauptarbeitgeber der Stadt ist heutzutage die Chemieindustrie mit dem „Sibirischen Chemiekombinat GP“ (SCGP) mit 15.000 bis 20.000 Beschäftigten. Das Sibirische Chemiekombinat ist eine Tochter des TWEL-Konzerns und untersteht somit der Föderalen Agentur für Atomenergie Russlands (Rosatom). Die kerntechnische Anlage ist Teil dieses Kombinates. Zu den Produkten des Chemiekombinats gehören angereichertes Uranhexafluorid sowie nicht-nukleare Produkte wie Natriumfluorid, Schwefelsäure, Seltenerdfluoride und stabile Isotope verschiedener Elemente.[2][3]

Am 6. April 1993 kam es zu einem schwerwiegenden radioaktiven Unfall, bei dem ein Tank der SCGP mit einer hoch radioaktiven Lösung explodierte.

Europäischer Atommüll

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Im Oktober 2009 wurde durch die Filmdokumentation Albtraum Atommüll bekannt,[4][5] dass Frankreich seit den 90er-Jahren einen Teil seines Atommülls aus den Anlagen der Électricité de France (EDF) in Sewersk lagert. Knapp 13 Prozent des französischen radioaktiven Abfalls liegen hier in Containern unter freiem Himmel.[6] Kurz danach wurde öffentlich, dass von der Firma Urenco zwischen 1996 und 2008 27.300 Tonnen Uranhexafluorid aus Gronau (Westf.) auf dem Schienenweg angeliefert wurden und nun in gleicher Weise gelagert werden. Nur ein Bruchteil von bis zu 15 Prozent wurde als Brennstoff zurückgesandt.[7]

Kultur und Bildung

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Sewersk besitzt unter anderem zwei Kinder- und Jugendtheater, ein Musiktheater, zwei Kinos, ein Museum, zwei Bibliotheken und einen Tierpark. Die Stadt ist außerdem Sitz einer Zweigstelle der Polytechnischen Universität Tomsk.

Söhne und Töchter der Stadt

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Einzelnachweise

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  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Ядерная продукция. In: Sibirisches Chemiekombinat. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  3. Неядерная продукция. In: Sibirisches Chemiekombinat. Abgerufen am 1. Februar 2021.
  4. Thema (Memento des Originals vom 15. Oktober 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv bei Arte
  5. Libération: Nos déchets nucléaires sont cachés (Memento des Originals vom 14. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.liberation.fr (12. Okt. 2009)
  6. https://www.tagesschau.de/, 13. Oktober 2009, Siegfried Forster, DLF: Frankreich lädt Atommüll in Russland ab – Strahlendes Sibirien (Memento vom 13. Oktober 2009 im Internet Archive) (abgerufen am 26. Oktober 2010)
  7. Markus Becker: Streit um Alt-Uran: Atomentsorger weichen von Sibirien nach Westfalen aus. In: Spiegel Online. 14. Oktober 2009, abgerufen am 2. Januar 2017.
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Commons: Sewersk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien