Schwaibach (Gengenbach)

Ortsteil von Gengenbach, Baden-Württemberg, Deutschland

Schwaibach ist ein Stadtteil von Gengenbach im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Es ist eine 5-Täler-Gemeinde, die weit in die Landschaft verstreut ist. Zwischen der Kinzig und der Wasserscheide gegen das Nordrachtal liegen in kleinen Seitentälern neben Schwaibach selbst die Schwaibacher Ortsteile Hüttersbach, Dantersbach, Bergach und Schönberg.

Schwaibach
Wappen von Schwaibach
Koordinaten: 48° 23′ N, 8° 2′ OKoordinaten: 48° 23′ 25″ N, 8° 2′ 6″ O
Höhe: 196 m ü. NN
Fläche: 13,38 km²
Einwohner: 932 (21. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 70 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. November 1971
Postleitzahl: 77723
Vorwahl: 07803
Schwaibach (Baden-Württemberg)
Schwaibach (Baden-Württemberg)

Lage von Schwaibach in Baden-Württemberg

Beschreibung: „In gespaltenem Schild vorne in Silber ein halber, golden bewehrter, rot bezungter schwarzer Adler am Spalt, hinten in Blau ein aus dem Unterrand emporkommender goldener Abtsstab mit silbernem Sudarium.“[1]

Geographie

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Schwaibach liegt zwei Kilometer südöstlich von Gengenbach, rechtsseitig der Kinzig im vorderen Kinzigtal auf 196 Meter über NHN im Mittleren Schwarzwald.

Aufgrund der baulichen Struktur gibt es in Schwaibach keinen Dorfmittelpunkt. Die Gemeinde setzt sich aus Weilern und Einzelhöfen in den kurzen rechtsseitigen Kinzignebentälchen und an ihren Ausgängen zusammen und zieht sich vom Norden bis in den Süden über 4,5 Kilometer weit.

Insgesamt ist die Gemarkung Schwaibach 1338,85 ha groß und somit deutlich größer als die der Stadt Gengenbach (653,24 ha).

Der höchste Punkt ist der Hochkopf mit 615 Metern.

Durch das Schwaibachtal fließt der namensgebende drei Kilometer lange Schwaibach, welcher dann in die Kinzig mündet. Durch Bergach fließt der Schelmenbach, durch Dantersbach der Dantersbach und durch Schönberg der Schönberger Bach, welcher später in den ebenfalls durch Schönberg fließende Mühlbach mündet. Sowohl der Dantersbach, als auch der Schelmenbach und der Mühlbach münden in die Kinzig.

Nachbargemeinden

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Die Gemarkung Schwaibach grenzt im Süden an die Gemarkung Biberach, im Osten an Zell und Nordrach, im Norden an Gengenbach und Reichenbach und im Westen an die Gemarkung Bermersbach.[2]

Geschichte

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Erstmals wurde Schwaibach 1287 urkundlich erwähnt, damals noch als „Sweibach“. Schwaibach wurde zur Versorgung der Mönche des Gengenbacher Klosters landwirtschaftlich erschlossen.[3] 1808 wurde Schwaibach eine selbständige Gemeinde. Durch den Bau der Schwarzwaldbahn im 18. Jahrhundert verlor Schwaibach gut zu bewirtschaftende Fläche. 1846 wurde das alte Schul- und Rathaus gebaut, welches beim Einmarsch der französischen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs in Brand gesteckt wurde. Um Baumaterial für das neue Schul- und Rathaus zu beschaffen, tauschte die Bevölkerung Eier, Speck, Kirschwasser und andere damals kostbare landwirtschaftliche Erzeugnisse ein. 1951 wurde das neue Rat- und Schulhaus mit einem Volksfest eingeweiht[4]. Am 1. November 1971 wurde Schwaibach nach Gengenbach eingemeindet.[5]

Einem Sturm im Dezember 2008 fielen in Schwaibach und Dantersbach über 1000 Festmeter Holz zum Opfer.[6]

Stahlbad Hüttersbach

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Schon seit dem 14. Jahrhundert gibt es Berichte von der kalten Heilquelle im „Wiesengrund“, wie die Benediktinermönche den Ort nannten, im Hüttersbach. Im 16. Jahrhundert wurde das Wasser aus dem Hüttersbacher Wald über 800 Deucheln in den Brunnen des Gengenbacher Marktplatz und in die Klosterküche geleitet. Doch irgendwann verfiel die alte Quellenanlage. 1822 kaufte der Haslacher Dr. Fähndrich das Grundstück auf dem sich die schwefelhaltige Quelle befand. Er baute ein 40 Meter langes Bad- und Kurhaus, das zur Hälfte unterkellert war. In dem dreistöckigen Fachwerk-Gebäude gab es 25 Fremdenzimmer, eine Suite, ein Ballsaal und eine Gastwirtschaft. Der Zufahrtsweg zum Bad und den Stallungen war mit Linden zu einer Allee gestaltet. Das Bad nahm raschen Aufschwung und hatte seine berühmteste Zeit zwischen den Jahren 1825 und 1845. Es kam viel Prominenz, besonders aus dem Nachbarland Frankreich. Die Gengenbacher Stadtkapelle spielte im Sommer jeden Sonntag zur Unterhaltung der Gäste vor dem Kurhaus. Die Quelle im Hüttersbach, „Stahlbad“ genannt, wurde rasch zum bekanntesten Bad in der Region.

1837 übernahm Scholastika Herpp aus Gengenbach als Pächterin das Bad. Für 7000 Gulden kaufte sie Dr. Fähndrich das gesamte Badeanwesen ab. Ihr Unternehmen im Hüttersbach florierte. 3000 Bäder wurden pro Saison eingefüllt. Die Gäste kamen von überallher aus der Region, um ins rostfarbene, kohlensäurehaltige Schwefel-Eisenoxydwasser einzutauchen. Tatsächlich wurde amtlich ein hoher Kieselerde-Anteil auch noch festgestellt. „Sauerbrunnen“ hießen solche Quellen im Schwarzwald, als „Stahlbad Hüttersbach“ machte es der Volksmund berühmt. Auch die Gengenbacher gingen damals mit ihren Frauen und Töchtern gerne am Sonntagnachmittag ins Bad Hüttersbach.

Die Revolutionsjahre um 1848 brachten für das Badevergnügen eine jähe Wende. Die Gäste von der anderen Rheinseite blieben aus, das Geld wurde knapp, der Niedergang des Bades begann. Scholastikas Bitte um finanzielle Unterstützung durch das „Großherzogliche Ministerium des Inneren“ wurde abgewiesen. Gesundheitlich ging es der Badbesitzerin auch zunehmend schlechter. Dann der Knall in einer Zeitungs-Announce vom 7. August 1856. Darin stand: „Die Eigenthümerin des Mineralbades zu Hüttersbach lässt [...] ihr Etablissement am Montag, 1. September, nachmittags 2 Uhr, im Badhause an den Meistbietenden versteigern [...] die Verkaufsbedingungen sind sehr billig“. Es war eine Fläche von 6 ½ Morgen, mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Anlagen, Garten und Wiese. Ein Wirt am Taleingang erwarb das Anwesen. Er ließ die Gebäude sofort abreißen. Schon lange waren ihm die vorbeiziehenden Gäste ein Dorn im Auge gewesen. Einige versuchten, in späteren Jahren den Badetraum im Hüttersbach vergebens wieder zu beleben. Der Sonnenwirt Adolf Mayer bot Ende des 19. Jahrhunderts in seinem Gasthaus in der Innenstadt täglich „Hüttersbacher Stahlbäder“ an, in extra eingerichteten „komfortablen Badekabineten“. Heute ist an der Stelle des ehemaligen Bades ein Wiesengrundstück. Spezielle Pflanzen an einer bestimmten Stelle gaben vor einigen Jahren noch Hinweise auf den mineralischen Boden und eine Wasserader. Und im Winter lag an diesem Platz kein Schnee, wegen der Hohlräume im Untergrund. Inzwischen scheint die Quelle gänzlich versiegt und die Räumlichkeiten in der Tiefe verschüttet.[7]

Demographie

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Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand.

Jahr Einwohnerzahl
1804 394
1814 405
1864 520
1913 445
1939 423
1961 607
1970 701
1979 906[8]
2016 1.114
2019 936[9]
2021 932[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Vereinsleben

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Narrenzunft Bergwalddeifel

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Inspiriert von einer alten Sage über die Gengenbacher Teufelskanzel, gründeten fünf Personen 1990 die Narrenzunft Bergwalddeifel. Am 11. November 1991 nahm man dann in Renchen erstmals an einem Fastnachtsumzug teil. 1993 stellte der damalige Zunftmeister dann das „Häs“ des „Deifel im Gwand“ vor, eine Einzelfigur in der Zunft und der Anführer der Bergwalddeifel. 1993 tritt die Zunft dann der „Elefantenrunde“ bei, einer Vereinigung der Zünfte Narrenzunft Höllteufel Reichenbach, Narrenzunft Umbeisen & Hexen Ohlsbach, Narrenzunft Knerbli Berghaupten, Schräckslizunft Diersburg, Ewerderfler Narrengemeinschaft, Narrengemeinschaft Strohhansel Strohbach, Tscherissili-Narrenzunft Klein-Paris Elgersweier, Narrenzunft Buhneschäfe Zunsweier, Narrenzunft Backstein und Matratzenbourg Gengenbach und der Narrenzunft Bergwalddeifel Schwaibach. Seit 1994 gehört die jährliche Fasenderöffnung zum festen Bestandteil der Fastnacht in Schwaibach. 1996 trat man dann dem Ortenauer Narrenbund bei. Seit 1997 findet jährlich am „Fasendsamstag“ der närrische Zunftabend, ein mehrstündiger Programmabend, statt. Das Häs besteht aus einer grinsenden Holzmaske mit heraushängender Zunge, einer erdbraunen Hose und Jacke, mit aufgenähten Fell- oder Lederstücken und Strohschuhen. Zudem hat jeder Deifel entweder einen Stock oder eine „Karbatsche“.[11]

Berg- und Wanderfreunde Schwaibach

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In den 1970ern entschied sich eine kleine Gruppe von wanderfreudigen Personen einen Verein zu gründen. Am 5. Januar 1977 wurden die Berg- und Wanderfreunde Schwaibach, kurz „Die Bergler“, von 35 Personen im Vereinsraum des Schwaibacher Rathauses gegründet. Am 14. August 1977 fand die Erstbegehung des in Eigenregie gebauten „Tälerpfad“, dieser ist seit 1982 in Wanderkarten zu finden. Im Oktober 1980 bekam der Verein dann ein altes Bienenhaus im hinteren Dantersbachtal und baute dies binnen vier Jahren zum Vereinsheim um. Seither gab es immer wieder Umbauten und Renovierungen. Jährlich veranstalten die Wanderfreunde ein 1. Mai-Fest und im Sommer das „Paulischanzfest“. Heute hat der Verein rund 300 Mitglieder.[12]

Motorsportfreunde Schwaibach

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Am 10. März 1984 trafen sich 21 Motorradbegeisterte und gründeten die „Motorsportfreunde Schwaibach“. Daraufhin wurde eine zerfallene Mühle zum Vereinsheim umgebaut. Diese wurde dann an Silvester 1985 eingeweiht. Anfang der 1990er musste das Vereinsheim wegen Eigennutzung des Eigentümers aufgegeben werden und man zog 1993 in einen Raum im Schwaibacher Rathaus. Dieser wurde zum neuen Vereinsheim ausgebaut. Heute hat der Verein knapp 60 Mitglieder.[13]

Freiwillige Feuerwehr

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Im Jahr 1936 wurde im damals noch unabhängigen Schwaibach eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Seit der Eingemeindung von Schwaibach nach Gengenbach im Jahr 1971, wurde die Freiwillige Feuerwehr Schwaibach eine Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr Gengenbach. 1975 wurde das aktuelle Feuerwehrhaus gebaut.[14] Aktuell hat die Feuerwehr rund 30 aktive Mitglieder.

Weitere Vereine

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Bildstock in Schwaibach

In Schwaibach gibt es zudem folgende Vereine und Gemeinschaften: KLJB, Flößergilde, Förderverein Kindergarten Schwaibach, Spiel- und Sportverein Schwaibach und der Gesangsverein.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Durch Schwaibach führt die Kreisstraße 5336. Von Schwaibach aus fahren Schulbusse ans Schulzentrum nach Gengenbach und Linienbusse von Südwestbus fahren durch den Ort.

Persönlichkeiten

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  • Johannes Sweipach, Ritter, ehemaliger Reichsschultheiße von Gengenbach
  • Samy Hammad (* 1970), Promianwalt[15]

Literatur

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  • Stadt Gengenbach (Hrsg.), Reinhard End (Bearb.): Das Gengenbach-Buch. Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart von Gengenbach und den Ortschaften Bermersbach, Reichenbach und Schwaibach. Stadt Gengenbach, Gengenbach 1990.
  • Flößerei- und Verkehrsmuseum Gengenbach (Hrsg.), Martin Ruch (Auto): Aus der Geschichte der Ortschaft Gengenbach-Schwaibach.[16]
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Commons: Schwaibach (Gengenbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schwaibach - Wappen von Schwaibach (coat of arms). In: www.ngw.nl. Abgerufen am 10. Oktober 2016.
  2. Gemarkung Schwaibach (Gengenbach) / Baden-Württemberg / Geoindex.io. Abgerufen am 11. April 2024.
  3. Geschichte: Stadt Gengenbach. Abgerufen am 17. Juni 2024.
  4. Schwaibach: Stadt Gengenbach. Abgerufen am 9. April 2024.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 500.
  6. Sturmschäden in der Ortenau. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  7. 32 Stahlbad. In: Historischer Verein Gengenbach. Abgerufen am 17. Juni 2024 (deutsch).
  8. Gengenbach in Zahlen. In: Reichenbach-Homepage. Abgerufen am 20. Juni 2024.
  9. Gengenbach: Dicker Streit um Ortsvorsteher-Entschädigung. Abgerufen am 2. Mai 2024.
  10. Gengenbach: Die Bevölkerung der Stadt wird immer älter. Abgerufen am 2. Mai 2024.
  11. Geschichte. Abgerufen am 15. April 2024.
  12. Start | Berg- und Wanderfreunde Schwaibach e.V. Abgerufen am 15. April 2024.
  13. Über uns - MSF Schwaibach. Abgerufen am 15. April 2024.
  14. Vorbilder in der Spaßgesellschaft. Abgerufen am 15. April 2024.
  15. Berufe mit Geschichten - Rechtsanwalt. Abgerufen am 2. Mai 2024.
  16. Das neue Buch: Ortschronik Schwaibach. Abgerufen am 3. Mai 2024.