Sławka Wielka [ˈswafka ˈvʲɛlka] (deutsch Groß Schläfken) ist eine Ortschaft in der Gmina Kozłowo (Landgemeinde Groß Koslau, 1938 bis 1945 Großkosel) in Polen und gehört dem Powiat Nidzicki (Kreis Neidenburg), Woiwodschaft Ermland-Masuren an.

Sławka Wielka
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Sławka Wielka (Polen)
Sławka Wielka (Polen)
Sławka Wielka
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Nidzica
Gmina: Kozłowo
Geographische Lage: 53° 20′ N, 20° 15′ OKoordinaten: 53° 20′ 28″ N, 20° 14′ 57″ O
Einwohner: 419 (2011[1])
Postleitzahl: 13-124[2]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NNI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: ZakrzewoKozłowo (-Kozłówko)/DW 545RogóżSzkotowo
Sławka MałaWierzbowo/DW 538
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Warschau



Geographische Lage Bearbeiten

Sławka Wielka liegt am einstigen Schläfken-Fließ im Südwesten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, zwölf Kilometer westlich der Kreisstadt Nidzica (deutsch Neidenburg).

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Die Gründung des vor 1785 Groß Schlaffky genannten Kirchdorfs mit großem Gut erfolgte 1328.[3] Hier gab es bereits in vorreformatorischer Zeit eine Kirche. Am 28. Mai 1874 wurde Groß Schläfken Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk,[4] der bis 1945 bestand und zum Kreis Neidenburg im Regierungsbezirk Königsberg (ab 1905: Regierungsbezirk Allenstein) in der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Am 1. Dezember 1910 zählte Groß Schläfken insgesamt 317 Einwohner, von denen 152 in der Landgemeinde und 165 im Gutsbezirk gemeldet waren.[5]

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Groß Schläfken gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Groß Schläfken (Dorf und Gut) stimmten 186 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[6]

Am 30. September 1928 schlossen sich die Landgemeinde und der Gutgsbezirk Groß Schläfken zur neuen Landgemeinde Groß Schläfken zusammen.[4] Die Einwohnerzahl belief sich 1933 auf 346 und 1939 auf 320.[7]

Im Januar 1945 wurde das Dorf von sowjetischen Truppen erobert, und in Kriegsfolge wurde das gesamte südliche Ostpreußen an Polen überstellt. Groß Schläfken erhielt die polnische Namensform „Sławka Wielka“ und ist heute mit dem Sitz eines Schulzenamts[8] (polnisch Sołectwo) eine Ortschaft im Verbund der Gmina Kozłowo (Landgemeinde Groß Koslau, 1938 bis 1945 Großkosel) im Powiat Nidzicki (Kreis Neidenburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Amtsbezirk Groß Schläfken (1874–1945) Bearbeiten

Zum Amtsbezirk Groß Schläfken gehörten bei seiner Errichtung 14 Dörfer, am Ende waren es noch zehn:[4]

Deutscher Name Geänderter Name
1938 bis 1945
Polnischer Name Anmerkungen
Adlig Kamiontken (ab 1932:)
Steintal
Kamionki
Dziurdziau (ab 1877:)
Thalheim
Dziurdziewo
Groß Schläfken (Dorf) Sławka Wielka
Groß Schläfken (Gut) 1928 in die Landgemeinde Groß Schläfken eingegliedert
Klein Schläfken (Dorf) Sławka Mała
Klein Schläfken (Gut) 1928 in die Landgemeinde Klein Schläfken eingegliedert
Lissaken Talhöfen Łysakowo
Roggenhausen (Dorf) Rogóż
Roggenhausen (Gut) (ab 1898:)
Waltershausen
Rogóżek
Sontopp Santop Sątop
Taubendorf (Dorf) 1893 in den Gutsbezirk Taubendorf eingegliedert
Taubendorf (Gut) 1928 in die Landgemeinde Wiersbau bei Neidenburg eingegliedert
Wiersbau b. Neidenburg (Dorf) (ab 1928:)
Taubendorf
Gołębiewo
Wiersbau b. Neidenburg (Gut) (ab 1898:)
Wiesenfeld
Wierzbowo

Am 1. Januar 1945 bildeten noch die Dörfer Groß Schläfken, Klein Schläfken, Roggenhausen, Santop, Steintal, Talhöfen, Taubendorf, Thalheim, Waltershausen und Wiesenfeld den Amtsbezirk Groß Schläfken.

Kirche Bearbeiten

Kirchengebäude Bearbeiten

 
Kirche Sławka Wielka/Groß Schläfken (2018)

Groß Schläfken ist ein altes Kirchdorf. Wann hier die erste Kirche gebaut wurde, ist nicht belegt, auch nicht, ob es Nachfolgebauten gegeben hat. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1752.[9] Sie wurde als Ziegelbau errichtet, wobei der Turm später an der nördlichen Längsseite angebaut wurde. Altar und Kanzel aus der Erbauungszeit bilden ein Ganzes.[10] Eine Orgel erhielt das Gotteshaus im Jahre 1846. Eine Glocke aus dem Jahre 1697 trug den Namen des Patrons von Finckenstein.

Bis 1945 war die Kirche ein evangelisches Gotteshaus, heute ist sie Eigentum der römisch-katholischen Kirche, die ihren Namen Johannes dem Täufer gewidmet hat.

Kirchengemeinde Bearbeiten

Evangelisch Bearbeiten

Kirchengeschichte Bearbeiten

Bis 1945 war Groß Schläfken ein evangelisches Kirchspiel. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts amtierten hier lutherische Geistliche. Bis 1725 war es dann eine Filialgemeinde der Kirche in Skottau (polnisch Szkotowo), wurde dann mit der Kirche Klein Koslau (polnisch: Kozłówko) kombiniert:[11] unter Bewahrung der Eigenständigkeit "teilten" sich die Kirchen einen Pfarrer, der seinen Amtssitz in Klein Koslau (1938 bis 1945 Kleinkosel (Ostpr.)) hatte.[12] Das Kirchenpatronat war adelig, später oblag es den staatlichen Behörden. Von 1910 bis 1919 gehörte Groß Schläfken zum Kirchenkreis Soldau, danach wie auch schon früher zum Kirchenkreis Neidenburg in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Im Jahre 1925 zählte das Kirchspiel 1325 Gemeindeglieder.

Der Krieg mit Flucht und Vertreibung setzten der Gemeinde ein Ende. Heute orientieren sich die evangelischen Einwohner von Sława Wielka zur Heilig-Kreuz-Kirche Nidzica in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Kirchspielorte Bearbeiten

Zum Kirchspiel Groß Schläfken gehörten:[12][13]

Deutscher Name Polnischer Name Deutscher Name Polnischer Name
Albinshof Łączki * Lissaken Łysakowo
* Groß Schläfken Sławka Wielka Roggenhausen Rogóż
* Klein Schläfken Sławka Mała * Waltershausen Rogóżek
Pfarrer Bearbeiten

Aus der Zeit vor 1725 sind als in Groß Schläfken amtierende evangelische Geistliche bekannt die Pfarrer:

  • NN., 1560
  • Heinrich Fabricius, 1586
  • Stanislaus Boginski, 1593
  • Johann Finis, 1602–1610
  • Julian Poniatowski, 1614/1616.

Römisch-katholisch Bearbeiten

Vor 1945 waren die römisch-katholischen Einwohner in Groß Schläfken in die Pfarrei in Thurau (polnisch Turowo) eingegliedert. Nach 1945 siedelten sich hier zahlreiche und meist katholische Neubürger an, die bald die bisher evangelische Dorfkirche für sich reklamierten. Heute ist die Johannes dem Täufer gewidmete und mehrfach renovierte Kirche eine Filialkirche der Pfarrei in Rozdroże[14] (Karlshöhe) im Dekanat Kozłowo im Erzbistum Ermland.

Verkehr Bearbeiten

Sławka Wielka liegt an einer Nebenstraße, die Zakrzewo (Groß Sakrau) und Kozłowo (Groß Koslau, 1938 bis 1945 Großkosel), Ortsstelle Kozłówko (Klein Koslau, 1938 bis 1945 Kleinkosel (Ostpr.)) mit Rogóż (Roggenhausen) und Szkotowo (Skottau) verbindet. Eine Nebenstraße von Sławka Mała (Klein Schläfken) nach Wierzbowo (Wiesenfeld) führt mitten durch das Dorf. Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wieś Sławka Wielka w liczbach (polnisch)
  2. Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych, 2013, S. 1160 (polnisch)
  3. Dietrich Lange: Groß Schläfken in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen, 2005
  4. a b c Rolf Jehke: Amtsbezirk Groß Schläfken
  5. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Neidenburg
  6. Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 89
  7. Michael Rademacher: Michael Rademacher: Ortsbuch, Landkreis Neidenburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  8. Gmina Kozłowo: Wykaz sołtysów w Gminie Kozłowo (polnisch)
  9. Sławka Wielka - Groß Schläfken bei ostpreussen.net
  10. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 126
  11. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968, S. 47 und 128
  12. a b Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 494
  13. Der * kennzeichnet einen Schulort
  14. Dekanat Kozłowo im Erzbistum Ermland