Republik Krakau
Die Republik Krakau (polnisch Rzeczpospolita Krakowska) oder auch Freie Stadt Krakau (polnisch Wolne Miasto Kraków) war ein durch den Wiener Kongress 1815 geschaffener polnischer Stadtstaat mit der Hauptstadt Krakau, der bis 1846 unter dem gemeinsamen Protektorat seiner Nachbarn Russland, Preußen und Österreich existierte.
Rzeczpospolita Krakowska | |||||
Republik Krakau | |||||
1815–1846 | |||||
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Amtssprache | Polnisch | ||||
Hauptstadt | Krakau | ||||
Fläche | 1164 km² | ||||
Einwohnerzahl | 95.000 (1815) | ||||
Bevölkerungsdichte | 81,6 (1815) Einwohner pro km² | ||||
Währung | Krakauer Złoty | ||||
Gründung | 3. Mai 1815 |
GeschichteBearbeiten
Diese drei Staaten hatten in den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 die Adelsrepublik Polen-Litauen unter sich aufgeteilt. 1807 gründete der französische Kaiser Napoleon nach dem Sieg über das Königreich Preußen das Herzogtum Warschau, das, territorial beschnitten um Posen, nach dem Wiener Kongress zum russisch dominierten Kongresspolen wurde.
Die Freie Stadt Krakau wurde durch Vertrag Österreichs, Preußens und Russlands vom 3. Mai 1815 offiziell errichtet. Sie bestand aus der Stadt Krakau und deren Umgebung (drei Städtchen: Chrzanów, Trzebinia und Nowa Góra, außerdem 224 Dörfer) und hatte 1815 etwa 95.000 Einwohner. Ihre Größe betrug 1164 km². Mit dem Vertrag von 1815 erhielt Krakau zugleich eine Verfassung. Die nach Zensuswahlrecht gewählte Abgeordnetenversammlung nahm danach die Aufgabe der Legislative wahr, während der von einem Präsidenten geleitete und aus zwölf Mitgliedern bestehende Regierende Senat die Exekutive darstellte. Die Justiz bestand aus einem Gerichtshof erster Instanz und einem Appellationsgerichtshof. Das Rechtssystem basierte auf Napoleons Code civil sowie auf französischem Handels- und Strafrecht. Gerichtsverfahren waren öffentlich, in Strafverfahren wirkten nach französischem Vorbild Geschworene bei der Entscheidungsfindung mit. Amtssprache war Polnisch. Im Jahre 1836 wurden per Edikt neue Maße eingeführt (vgl. alte polnische Maße und Gewichte).
Die Republik war eine zollfreie Zone mit Handelsbeziehungen nach Russland, Preußen und Österreich, was die Stadt zum wichtigen, wohlhabenden Handelsort der mittel- und osteuropäischen Länder machte. Die Industrialisierung entwickelte sich im westlichen Teil der Republik um die Orte Jaworzno, Trzebinia, Chrzanów und Libiąż, die später als Zagłębie Krakowskie („Krakauer Bergbaurevier“) zusammengefasst wurden, aber nicht so stark wie in Oberschlesien. Bis zum Jahr 1843 stieg die Bevölkerungszahl auf etwa 143.000, davon waren etwa 85 Prozent Polen, ansonsten mehrheitlich Juden. Die Jagiellonen-Universität hatte das Privileg, Studenten aus allen drei Ländern annehmen zu dürfen.
Während des Novemberaufstandes 1830/1831 war Krakau ein Stützpunkt des Waffenschmuggels in das vom Zaren regierte Kongresspolen. Nach dem Sieg über die Aufständischen wurde die Autonomie der Freien Stadt eingeschränkt. So bedurfte die Wahl des Senatspräsidenten seit 1833 der Zustimmung der drei Schutzmächte, zugleich wurde die Krakauer Polizei österreichischer Leitung unterstellt. 1836 bis 1841 wurde Krakau durch österreichische, russische und preußische Truppen besetzt. Der Senat wurde den Weisungen der drei Mächte unterworfen, die selbständige Gerichtsbarkeit der Stadt in politischen Angelegenheiten weitgehend abgeschafft. Nach einem erfolglosen Aufstand wurde Krakau am 16. November 1846 durch Österreich besetzt und als Großherzogtum Krakau in das österreichische Kronland Galizien eingegliedert.
PräsidentenBearbeiten
- 1840–1846: Johann Baptist Schindler
LiteraturBearbeiten
- Johann Georg Heinrich Hassel: Vollständige und neueste Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie und des Krakauer Freistaates. (=Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung.) Abteilung 1, Band 3, Geographisches Institut, Weimar 1819, S. 631–640.
- Karl Marx: Lord Palmerston In: MEW 9, (1853) S. 373 ff. (Zur Verwicklung Englands)
- Alfred Regele: Die Einverleibung des Freistaates Krakau 1846. Ungedruckte Dissertation, Wien 1951.
- Christian Ortner: Der Aufstand in Krakau und Westgalizien von 1846. In: Heeresgeschichtliches Museum Wien (Hrsg.): Von Söldnerheeren zu UN-Truppen. Heerwesen und Kriege in Österreich und Polen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Wien 2011, ISBN 978-3-902551-22-1.