Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen-Meiningen 1

Der Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen-Meiningen 1 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 364; auch Reichstagswahlkreis Meiningen-Hildburghausen genannt) war der erste Reichstagswahlkreis für das Herzogtum Sachsen-Meiningen für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste den Kreis Meiningen und den Kreis Hildburghausen.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 113.744
1895 117.791
1900 123.478
1905 131.342
1910 135.317
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 50,5 32,0 17,5
1907 41,1 39,9 19,0
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 97,3 1,3
1905 97,2 1,6
1910 97,3 1,6

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1871 Julius Hoffmann NLP 0
Reichstagswahl 1871 bis 1874 Hermann Friedrich Valentin NLP  
Reichstagswahl 1874 bis 1877 Wilhelm Kircher NLP 0
Reichstagswahl 1877 bis 1879 Eduard Rückert NLP 0
Ersatzwahl 1880 bis 1884 Karl Baumbach LV  
Reichstagswahl 1884 bis 1890 Karl Zeitz NLP 0
Reichstagswahl 1890 bis 1893 Wilhelm Thomas DFP 0
Reichstagswahl 1893 bis 1898 Hermann Paasche NLP  
Reichstagswahl 1898 bis 1918 Ernst Müller FVp  

Wahlen Bearbeiten

1867 (Februar) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 13.983.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Hoffmann NLP 11500 0 0

1867 (August) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 10.367.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Julius Hoffmann NLP 10046 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.108 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 13.383, 113 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 70,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Hermann Friedrich Valentin NLP 10.046 0 0
Liebmann LRP 5922 0 Oberlandgerichtspräsident
0 Sonstige 153 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.050 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 13.284, 31 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 60,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Kircher NLP 11.720 0 0
Haas F 1480 0 Kaufmann
0 Sonstige 84 0 0

1877 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 22.750 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 14.050, 69 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 62,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eduard Rückert NLP 12.773 0 0
Grillenberger S 614 0 0
F 607 0 0
0 Sonstige 56 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23.347 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 16.225, 61 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 69,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Eduard Rückert NLP 12.473 0 0
Grillenberger S 96 0 0
von Buttlar DRP 3639 0 0
0 Sonstige 17 0 0

Ersatzwahl 1880 Bearbeiten

Rückert legte das Mandat am 30. Oktober 1879 wegen seiner Ernennung zum Präsidenten des Landgerichts Weimar nieder. Es kam zu einer Ersatzwahl am 5. Januar 1880. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 11.360.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Baumbach NLP 6754 0 0
von Buttlar DRP 4592 0 0
0 Sonstige 14 0 0

1881 Bearbeiten

Am 30. August 1880 trat Baumbach aus der NLP aus und wechselte zur LibV. Entsprechend stellte die NLP bei der Reichstagswahl 1881 einen anderen Kandidaten auf. Es fand ein Wahlgang statt. 22.857 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 15.255, 32 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 67 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Baumbach LibV 10.620 0 0
Trinks NLP 4628 0 0
0 Sonstige 7 0 0

1884 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23108 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 18900, 81 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 82,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Zeitz NLP 10.646 0 0
F 8250 0 0
0 Sonstige 4 0 0

1887 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. 23417 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 17680, 55 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Zeitz NLP 10.569 0 0
F 7085 0 0
0 Sonstige 26 0 0

1890 Bearbeiten

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 23.557. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 18.557, 33 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 78,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Iwan Baumbach DFP 11.332 61,2 % 0
Karl Zeitz NLP 7040 38,0 % 0
Carl Krüger SPD 146 0,8 % Tischler und Redakteur aus Halle/Saale
0 Sonstige 6 0,0 % 0

Ersatzwahl 1890 Bearbeiten

Iwan Baumbach war auch im Reichstagswahlkreis Herzogtum Sachsen-Altenburg gewählt worden. Er nahm daher das Mandat in diesem Wahlkreis nicht an und es kam zu einer Ersatzwahl. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 23.557. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 17.020, 45 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 72,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Thomas DFP 9876 58,2 % 0
Karl Zeitz NLP 7074 41,7 % 0
Carl Krüger SPD 11 0,1 % 0
0 Sonstige 14 0,1 % 0

1893 Bearbeiten

Weigt wurde auch von der FVg unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 23.981. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 15.295, 38 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 63,8 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wehner DSP 1214 8,0 % Dr. aus Suhl
Carl Weigt FVP 5537 36,3 % Schriftsteller aus Berlin
Hermann Paasche NLP 5856 38,4 % 0
Eduard Wehder SPD 2646 17,3 % 0
0 Sonstige 4 0,0 % 0

In der Stichwahl unterstützten die Sozialdemokraten den linksliberalen Kandidaten. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 16.240, 56 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 67,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Carl Weigt FVP 7276 45,0 % 0
Hermann Paasche NLP 8908 55,0 % 0

1898 Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 25.098. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 15.884, 39 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 63,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Hermann Kurzhals DSR 2831 17,9 % Schriftleiter aus Suhl
Ernst Müller FVP 4716 29,8 % 0
Hermann Paasche NLP 4945 31,2 % 0
Eduard Wehder SPD 3348 21,1 % 0
0 Sonstige 5 0,0 % 0

In der Stichwahl unterstützten die Sozialdemokraten den linksliberalen Kandidaten. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 16.310, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 65,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Müller FVP 9848 60,6 % 0
Hermann Paasche NLP 6413 39,4 % 0

1903 Bearbeiten

Der BdL-Kandidat wurde auch von DSP und Konservativen unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 26.748. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 20.122, 79 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 75,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Freiherr von Wangenheim BdL 4915 24,5 % Gutsbesitzer in Hütscheroda
Ernst Müller FVP 6477 32,3 % 0
Eduard Fritze NLP 3891 19,4 % Oberbaurat aus Meiningen
Eduard Wehder SPD 4757 23,8 % 0
0 Sonstige 3 0,0 % 0

In der Stichwahl rief die lokale NLP-Organisation zur Stimmenthaltung auf, da dieser angekündigt hatte, sich im Reichstag für neue Steuern auf Bier, Tabak und Brandwein einsetzen zu wollen. Nach Intervention von Staatsminister Rudolf von Ziller änderten sie die Empfehlung und gaben die Abstimmung frei. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 18.977, 132 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 70,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wangenheim BdL 7411 39,3 % 0
Ernst Müller FVP 11.434 60,7 % 0

1907 Bearbeiten

Eigentlich wollten alle bürgerlichen Parteien einen Einheitskandidaten aufstellen. DSP und BdL verweigerten sich aber diesem Vorgehen und stellten Wegner auf, der versprach, sich im Reichstag der Fraktion der WVg anzuschließen. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 28.011. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 23.648, 72 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 84,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Müller FVP 12.764 54,1 % 0
Eduard Wehder SPD 5173 22,0 % 0
Wegner WVg 5634 23,9 % Apotheker aus Berlin-Wilmersdorf
0 Sonstige 5 0,0 % 0

1912 Bearbeiten

Schäfer wurde von DSP und BdL unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 29.421. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 24.627, 61 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 83,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Müller FoVP 9686 39,4 % 0
Karl Knauer SPD 9822 40,0 % 0
Schäfer WVg 5056 20,6 % Redakteur aus Berlin-Karlshorst
0 Sonstige 2 0,0 % 0

Vor der Stichwahl riefen die bürgerlichen Parteien die FoVG zum Abschluss eines Stichwahlankommens auf. Die FoVG erfüllte diese Forderung nicht, daher wurde von den bürgerlichen Parteien ein Aufruf zur Stimmenthaltung beschlossen. Die bürgerlichen Zeitungen im Wahlkreis weigerten sich aber, diesen zu veröffentlichen, um einen Wahlsieg der SPD zu vermeiden. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 24.560, 619 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 83,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ernst Müller FoVP 13.235 55,3 % 0
Karl Knauer SPD 10.706 44,7 % 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1426–1429.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 281.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 174, Digitalisat.