Reichstagswahlkreis Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin 1

Der Reichstagswahlkreis Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin 1 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 348; auch Reichstagswahlkreis Hagenow-Grevesmühlen genannt) war der erste Reichstagswahlkreis für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Wahlkreiszuschnitt Bearbeiten

Der Wahlkreis umfasste zu den Wahlen zum Reichstag des Norddeutschen Bundes: Die Domanial-Ämter Boizenburg, Crivitz, Dömitz, Grabow-Eldena, Hagenow-Toddin-Bakendorf, Lübtheen, Neustadt, Schwerin und die Stifts-Ämter Schwerin und Wittenburg-Wlasmühlen-Zarrentin sowie die dazu gehörigen Güter und den Flecken Ludwigslust.[1]

Der Wahlkreis umfasste für die Wahlen zum Reichstag des Kaiserreichs die Aushebungsbezirke Hagenow und Grevesmühlen, die Landgemeinde Beckerwitz aus dem Aushebungsbezirk Wismar und die Landgemeinde Klein Krams aus dem Aushebungsbezirk Ludwigslust.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1890 88.294
1895 87.344
1900 86.312
1905 88.245
1910 89.214
Berufszugehörige Männer
Landwirtschaft Industrie und Gewerbe Handel und Dienstleistungen
1895 70,4 18,9 10,6
1907 63,6 24,1 12,3
Konfession
Evangelisch Katholisch
1890 99,4 0,4
1905 97,8 1,8
1910 96,4 3,4

Abgeordnete Bearbeiten

Wahl Abgeordneter Partei Bild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1871 Otto Wachenhusen Nationalliberale Partei  
Reichstagswahl 1871 bis 1876 Karl Prosch Nationalliberale Partei  
Reichstagswahl 1877 bis 1878 August Moeller Nationalliberale Partei 0
Reichstagswahl 1878 bis 1881 Friedrich Witte NLP  
Reichstagswahl 1881 bis 1893 Ludolph Friedrich von Wrisberg DKP 0
Reichstagswahl 1893 bis 1907 Meno Rettich DKP 0
Reichstagswahl 1907 bis 1912 Otto von Bothmer FVg 0
Reichstagswahl 1912 bis 1918 August Pauli DKP  

Wahlen Bearbeiten

1867 (Februar) Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug 10.175.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Wachenhusen NLP 5530 0 0

1867 (August) Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 4085.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Wachenhusen NLP 2042 0 0

Die Zahl der gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 6633.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Wachenhusen NLP 4644 0 0

1871 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 19.820. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.548, 61 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 68,7 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Prosch NLP 7371 0 0
von Bülow Kons 6160 0 0
0 Sonstige 17 0 0

1874 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.760. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 14.534, 51 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 70,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Karl Prosch NLP 7995 0 0
von Bülow Kons 6842 0 Kammerherr
Finn S (Lass) 44 0 Zimmerer
0 Sonstige 13 0 0

Nach dem Tod von Karl Prosch am 19. Dezember 1876 fand keine Ersatzwahl mehr statt.

1877 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.201. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 16.915, 36 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 78,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Moeller NLP 11.396 0 0
von Bülow Kons 5143 0 0
Finn S (Lass) 269 0 Zimmerer
0 Sonstige 7 0 0

1878 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.602. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 14.002, 18 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 64,9 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Witte NLP 7318 0 0
Bock Kons 6499 0 0
Finn S (Lass) 172 0 Zimmerer
0 Sonstige 13 0 0

1881 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.181. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.319, 34 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 63,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludolph Friedrich von Wrisberg K 7695 0 0
Friedrich Witte LibV 5615 0 0
0 Sonstige 9 0 0

1884 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.731. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 12.281, 38 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 59,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludolph Friedrich von Wrisberg K 7167 0 0
F 5028 0 0
S 77 0 0
0 Sonstige 9 0 0

1887 Bearbeiten

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.870. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.235, 108 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 75,5 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludolph Friedrich von Wrisberg K 9063 0 0
F 5825 0 0
S 319 0 0
0 Sonstige 28 0 0

1890 Bearbeiten

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.880. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 15.680, 87 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 75,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
DF 4583 29,4 % 0
Ludolph Friedrich von Wrisberg Kons 6121 39,2 % 0
SPD 4877 31,3 % 0
0 Sonstige 12 0,1 % 0

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 16.311, 117 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 78,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Ludolph Friedrich von Wrisberg Kons 9400 58,0 % 0
SPD 6794 42,0 % 0

1893 Bearbeiten

Der neu gegründete BdL unterstützte den konservativen Kandidaten. NLP und FVP einigten sich auf einen gemeinsamen liberalen Kandidaten aus der FVP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 20.808. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 15.683, 126 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 75,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Gustav Dau FVP 3862 24,8 % 0
Meno Rettich Kons 7652 49,2 % 0
Rathmann SPD 4012 25,8 % Händler, Zimmerer, Wandsbeek
0 Sonstige 31 0,2 % 0

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 14.620, 195 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 70,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Meno Rettich Kons 9429 65,4 % 0
Rathmann SPD 4996 34,6 % 0

1898 Bearbeiten

Erneut erhielt Meno Rettich die Unterstützung des BdL. Die linksliberalen Parteien hatten ein wahlkreisübergreifendes Abkommen geschlossen. Danach unterstützte die FVg die Kandidatur von Friedrich Fischer hier (und des FVP-Kandidaten im Reichstagswahlkreis Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin 6) und die FVP unterstützte den Kandidaten der FVg im Reichstagswahlkreis Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin 5. Die NLP unterstützte Fischer nicht.

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.334. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 16.467, 126 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 77,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Friedrich Fischer FVP 4506 27,6 % Generalsekretär des deutschen Fischereivereins, Steglitz bei Berlin
Meno Rettich Kons 6946 42,5 % 0
Graf von Bernstorff MRP 44 0,3 % Gutsbesitzer, Regierungsrat a. D.
Karl Seß SPD 4818 29,5 % 0
0 Sonstige 27 0,1 % 0

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 15.697, 228 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 73,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Meno Rettich Kons 8735 56,5 % 0
Karl Seß SPD 6734 43,5 % 0

1903 Bearbeiten

Wie bisher unterstützte der BdL den konservativen Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.527. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 17.718, 140 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 82,3 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Wilhelm Metzel FVP 4267 24,3 % Kunstdrechsler, Hamburg
Meno Rettich Kons 6918 39,3 % 0
Bartels SPD 6361 36,2 % Arbeitersekretär
0 Sonstige 32 0,2 % 0

In der Stichwahl rief die FVP zur Wahl des konservativen Kandidaten auf. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 16.652, 340 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 77,4 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Meno Rettich Kons 8975 55,0 % 0
Bartels SPD 7337 45,0 % 0

1907 Bearbeiten

NLP, FVP und FVg einigten sich auf Graf von Bothmer als gemeinsamen liberalen Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 21.731. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.121, 118 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 88,0 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Graf von Bothmer FVg 6464 34,0 % 0
Meno Rettich Kons 6853 36,1 % 0
Bartels SPD 5675 29,9 % 0
0 Sonstige 11 0,0 % 0

In der Stichwahl rief die SPD zur Wahl von Graf von Bothmer auf. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 18.592, 189 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 85,6 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Otto Graf von Bothmer FVg 11.543 62,7 % 0
Meno Rettich Kons 6860 37,3 % 0

1912 Bearbeiten

Der BdL unterstützte den konservativen Kandidaten. Die NLP stellte mit Rechtsanwalt Hilmer aus Güstrow und die FoVP mit dem Lehrer Düring aus Lübeck zunächst eigene Kandidaten auf, zogen diese aber wieder zurück und unterstützten Hans Sivkovich. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 29.848. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.484, 128 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 89,2 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
Hans Sivkovich FoVP 6140 31,7 % 0
August Pauli Kons 7063 36,5 % 0
Kober SPD 6151 31,8 % Gewerkschaftsangestellter, Hamburg
0 Sonstige 2 0,0 % 0

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 19.249, 629 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung belief sich auf 88,1 %.

Kandidat Partei Stimmen in % Anmerkungen
August Pauli Kons 9865 53,0 % 0
Kober SPD 8755 47,0 % 0

Literatur Bearbeiten

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1359–1363.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 267–268.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 166–177, Digitalisat.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verordnung, betreffend die Wahl von Abgeordneten zu einem in Folge des Bündnisses mit Preußen zu berufende Parlament vom 29. November 1866 (RegBl. S. 314, Nr. 51, Anlage A, S. 322), Digitalisat.