Der Pizol (romanisch für Hohe Spitze), früher auch Piz Sol[2], ist ein 2844 m ü. M. alpiner Gipfel[1] der Glarner Alpen. Er liegt 16 Kilometer nordwestlich von Chur im Sarganserland des Schweizer Kantons St. Gallen, zwischen dem Weisstannental, dem Taminatal und dem Calfeisental. Andere Gipfel im Bergmassiv sind das Sazmartinshorn (2826 m), das Zanaihorn (2820 m), die Schwarzen Hörner (2643 m) und der Muntaluna (2422 m).[1] Der Pizol ist der höchste Berg, der vollständig im Kanton St. Gallen liegt.

Pizol

Blick von Wildseeluggen zum Pizol und den sich nördlich anschliessenden Lavtinahörnern.

Höhe 2844 m ü. M. [1]
Lage Kanton St. Gallen, Schweiz
Gebirge Glarner Alpen (Westalpen)
Dominanz 6,9 km → Vorder Panärahorn
Schartenhöhe 457 m ↓ Heidelpass
Koordinaten 748265 / 202740Koordinaten: 46° 57′ 33″ N, 9° 23′ 12″ O; CH1903: 748265 / 202740
Pizol (Glarner Alpen)
Pizol (Glarner Alpen)
Gestein Verrucano
Erstbesteigung 15. August 1864 durch Emil Frey-Gessner[2]

Östlich des Gipfels des Pizols lag der Pizolgletscher. Während der Dürre und Hitze 2018 zerfiel der Gletscher in einzelne Stücke. Im Jahr 2019 wurde er letztmals vermessen, nachdem er fast vollständig geschmolzen und zerfallen war. Am 22. September 2019 fand eine Gedenkfeier statt.[3][4]

Als Pizol wird landläufig auch das Wander- und Skigebiet auf der Nordostseite des Pizols oberhalb der Ortschaften Wangs und Bad Ragaz bezeichnet.

Tourismus Bearbeiten

Das Pizolgebiet wurde in den Jahren 1953/54 durch je eine Gondelbahn von Wangs und von Bad Ragaz aus erschlossen. Die damals älteste Seilbahn der Schweiz von Bad Ragaz aus – eine Anlage nach dem System Bell/Wallmannsberger – stellte im Frühling 2007 den Betrieb ein und wurde durch eine neue 8er-Gondelbahn ersetzt. Die Bahn führt auf die Mittelstation Pardiel auf 1633 m. Von dort führt ein 4er-Sessellift auf Laufböden 2226 m.

Nach 20 Jahren Betriebsdauer wurde die Bahn von Wangs 1975 ersetzt. Die damals erstellte Bahn wurde im Sommer 2009 durch eine 8er-Gondelbahn der Firma Leitner ersetzt. Sie führt auf Furt (1522 m). Von dort gelangt man mit einem 4er-Sessellift über Gaffia (1861 m) zur Pizolhütte auf 2224 m[5], einem Bergrestaurant ohne Übernachtungsmöglichkeit. An dieser Stelle stand ab 1915 die Piz Sol-Hütte der SAC Sektion Piz Sol mit 50 Übernachtungsplätzen.

Das Pizolgebiet wird heute zusammen mit dem Nachbargebiet Flumserberg und weiteren Gemeinden der Umgebung unter der Marke Heidiland touristisch vermarktet.

Sommertourismus Bearbeiten

 
Verlauf des Wanderwegs.

Der Pizol ist im Sommer ein beliebtes Wandergebiet.

Als Wanderklassiker in der Schweiz gilt die 5-Seen-Wanderung Pizol (lokale Route 931 der Schweiz). Die Wanderung beginnt bei der Pizolhütte am Wangsersee. Der Aufstieg nach Wildseeluggen (Wildseelücke) auf 2492 m ü. M.[1], von wo man eine schöne Aussicht bis zum Ortler und Piz Kesch hat, dauert rund eine Stunde. Unterhalb der Scharte liegt der Wildsee auf 2438 m. Von dort aus führt der Blick zum Pizolgletscher, zum Pizolgipfel und den Grauen Hörnern. Nach einem kurzen Abstieg gelangt man zum grünlich schimmernden Schottensee auf 2335 m. Auf der Schwarzplangg erreicht man mit 2551 m den höchsten Punkt der Wanderung. Weiter geht es via Schwarzsee 2368 m an zahlreichen alten Steinmannli vorbei zum fünften und letzten See, dem Baschalvasee auf 2174 m. Die Wanderung dauert rund fünf Stunden.

Wintertourismus Bearbeiten

Das Skigebiet am Pizol bietet 50 km Pisten und 12 Transportanlagen:[6]

Bad Ragazer Bergseite
Strecke Typ Länge Höhendifferenz Kapazität Personen pro Stunde Kapazität pro Fahrzeugeinheit Betriebsjahre Kommentar Hersteller
Bad Ragaz – Wildboden[7] / Wildboden – Pardiel[8] Gondelbahn (mit Mittelstation) 1'648 m / 1'811 m 450 m / 671 m 450 4 1954 – 2007 wurde abgebaut und an einem neuen Standort ersetzt Bell
Bad Ragaz Matells – Pardiel Gondelbahn[9] 3'357m 1'132m 1'200 8 2007 – Heute CWA Constructions
Prodboden – Pardiel Schlepplift (T-Bügel)[10] 370 m 92 m k. A. 2 1959 – 1972 wurde ersetzt k. A.
Prodboden – Pardiel Schlepplift (T-Bügel)[11] 370 m 92 m 1'000 2 1972 – 2007 wurde abgebaut und an einem neuen Standort ersetzt Garaventa
Prodboden – Pardiel Schlepplift (T-Bügel)[12] 355 m 78 m 1'000 2 2007 – Heute Garaventa
Schwamm – Pardiel Schlepplift (T-Bügel)[13] 1'180m 370 m 850 2 1967 – 2016 wurde abgebaut und an einem neuen Standort durch eine Sesselbahn ersetzt Garaventa
Schwamm – Weisse Steine Sesselbahn [14] 1'669m 520 m 1'580 6 2016 – Heute Bartholet
Pardiel – Laufböden Schlepplift (T-Bügel)[15] 2'443m 593 m 410 2 1958 – 1999 wurde abgebaut und durch eine Sesselbahn ersetzt Doppelmayr
Pardiel – Laufböden Sesselbahn[16] 2'473m 593 m 1'800 4 1999 – Heute Doppelmayr

Weiterhin besteht noch das Förderband Pardiel,[17] welches die Bergstation des Schlepplifts Prodboden-Pardiel mit der Bergstation der Gondelbahn Bad Ragaz-Pardiel verbindet.

Verbindung Bergseite Bad Ragaz – Wangs
Strecke Typ Länge Höhendifferenz Kapazität Personen pro Stunde Kapazität pro Fahrzeugeinheit Betriebsjahre Kommentar Hersteller
Laufböden – Pizolhütte Schlepplift (T-Bügel)[18] 798 m 41 m 700 2 2000 – Heute Tal-Berg-Tal Lift Garaventa
Wangser Bergseite
Strecke Typ Länge Höhendifferenz Kapazität Personen pro Stunde Kapazität pro Fahrzeugeinheit Betriebsjahre Kommentar Hersteller
Wangs – Maienberg[19] / Maienberg – Furt[20] Gondelbahn (mit Mittelstation) 1'762m / 1'477m 561 m / 424 m 350 4 1954 – 1975 wurde abgebaut und an einem leicht anderen Standort ersetzt Oehler
Wangs – Maienberg[21] / Maienberg – Furt[22] Gondelbahn (mit Mittelstation) 1'565m / 1'625m 511 m / 473 m 720 4 1975 – 2009 wurde ersetzt Von Roll
Wangs - Maienberg / Maienberg – Furt Gondelbahn (mit Mittelstation)[23] 1'565m / 1'625m 511 m / 473 m 1'200 8 2009 – Heute Leitner AG
Furt Schlepplift (T-Bügel)[24] k. A. k. A. k. A. k. A. 1959 – 1972 wurde ersetzt k. A.
Furt Schlepplift (Teller-Bügel)[25] 210 m 42 m 700 1 1972 – Heute Garaventa
Furt – Gaffia Schlepplift (T-Bügel)[26] 1'199m 294 m 600 2 1956 – 1972 wurde ersetzt Brändle
Furt – Gaffia Schlepplift (T-Bügel)[27] 1'300m 360 m k. A. 2 1972 – 1991 wurde abgebaut und an einem neuen Standort durch eine Sesselbahn ersetzt Oehler
Furt – Gaffia Sesselbahn[28] 1'302m 363 m 1'500 4 1991 – Heute Garaventa
Gaffia – Pizolhütte Schlepplift (T-Bügel)[29] 1'286m 347 m 600 2 1955 – 1972 wurde ersetzt Brändle
Gaffia – Pizolhütte Schlepplift (T-Bügel)[30] 1'400m 380 m k. A. 2 1972 – 1991 wurde durch eine Sesselbahn ersetzt Oehler
Gaffia – Pizolhütte Sesselbahn[31] 1'398m 381 m 1'500 4 1991 – Heute Garaventa
Weisse Steine – Pizolhütte Schlepplift[32] (T-Bügel) 720 m 161 m 1'100 2 1960 – Heute Doppelmayr

Der Pizolgipfel ist ein klassisches Skitouren-Ziel. Die Skitour führt von der Pizolhütte über die Wildseeluggen zum Wildsee und von dort nach Süden über den Gletscher zur Ostschulter, wo sich das Skidepot befindet. Der Aufstieg über den Südostgrat ist teilweise versichert. Insgesamt sind 700 Höhenmeter zu überwinden. Die Schwierigkeit auf der SAC-Skitourenskala[33] wird mit WS (wenig schwierig) angegeben.[34]

Routen Bearbeiten

Der Gipfel kann vom Gigerwaldsee im Süden über die Alp Tersol, den Pizolsattel und die Westflanke erreicht werden. Von Norden führt der Anstieg über die Wildseeluggen und die Pizolscharte auf den Gipfel. Die früher übliche Route über den Pizolgletscher wurde wegen Steinschlaggefahr durch einen weiter östlich verlaufenden, an einigen Stellen drahtseilgesicherten Weg ersetzt.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Pizol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Lagen, Bezeichnungen & Höhen gemäss SwissTopo (Karten der Schweiz)
  2. a b Juli 1863: Gründung des SAC Aarau (Memento vom 9. August 2009 im Internet Archive)
  3. Thomas Häusler: Zu klein für die Vermessung - Abschied vom Pizolgletscher. In: srf.ch. 15. September 2019, abgerufen am 21. September 2019.
  4. Umweltaktivisten gedenken des geschmolzenen Pizol-Gletschers. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. September 2019, abgerufen am 26. September 2019.
  5. Lage & Höhe gemäss Ortsnamen.ch
  6. pizol.com
  7. bergbahnen.org
  8. bergbahnen.org
  9. bergbahnen.org
  10. bergbahnen.org
  11. bergbahnen.org
  12. bergbahnen.org
  13. bergbahnen.org
  14. bergbahnen.org
  15. bergbahnen.org
  16. bergbahnen.org
  17. pizol.com
  18. bergbahnen.org
  19. bergbahnen.org
  20. bergbahnen.org
  21. bergbahnen.org
  22. bergbahnen.org
  23. bergbahnen.org
  24. bergbahnen.org
  25. bergbahnen.org
  26. bergbahnen.org
  27. bergbahnen.org
  28. bergbahnen.org
  29. bergbahnen.org
  30. bergbahnen.org
  31. bergbahnen.org
  32. bergbahnen.org
  33. SAC Schwierigkeitsskala für Skitouren. Schweizer Alpen-Club SAC, abgerufen am 10. Januar 2021.
  34. Skitour auf den Pizol auf www.skitouren.ch (abgerufen am 18. November 2009)