Oleksandr Syrskyj

ukrainischer General

Oleksandr Stanislawowytsch Syrskyj (ukrainisch Олександр Станіславович Сирський; * 26. Juli 1965 in Nowinki, Oblast Wladimir, Russische SFSR, Sowjetunion)[1] ist ein ukrainischer Generaloberst und seit Februar 2024 Oberkommandierender der Streitkräfte der Ukraine. Von 2019 bis 2024 war er Befehlshaber des ukrainischen Heeres.

Oleksandr Syrskyj (2021)

Leben Bearbeiten

1982 schloss Oleksandr Syrskyj die Moskauer Höhere Militärkommandoschule ab[1]. 1986 zog Syrskyj nach seinem Studium in die Ukrainische SSR[2] und wurde in der Sowjetarmee Zugführer im 426. motorisierten Schützenregiment der 25. motorisierten Schützendivision der 1. kombinierten Armee.[1]

1993 bis 1995 war er Kommandeur des motorisierten Schützenbataillons des 17. Regiments, später des 19. Regiments, der 6. Division der Nationalgarde der Ukraine.[1] 1996 schloss er die Akademie der Ukrainischen Streitkräfte ab und wurde 2000 bis 2002 Stabschef und zunächst erster stellvertretender Kommandeur, später Kommandeur der 72. mechanisierten Division des 8. Armeekorps, die in die 72. Selbständige mechanisierte Brigade umbenannt wurde.[1]

2007 wurde er erster stellvertretender Kommandeur des Gemeinsamen Einsatzkommandos der Streitkräfte der Ukraine und von 2011 bis 2012 war er der erste stellvertretende Leiter der Hauptabteilung für militärische Zusammenarbeit und friedenserhaltende Operationen des Generalstabs. Am 20. August 2009 erfolgte die Beförderung zum Generalmajor, am 5. Dezember 2016 zum Generalleutnant.[3]

Vor dem Krieg im Donbas war Oleksandr Syrskyj stellvertretender Kommandant des Oberkommandos der Streitkräfte der Ukraine, speziell zuständig für die Zusammenarbeit mit der NATO.[3] Bei der Koordination des ukrainischen Rückzugs aus der Stadt Debalzewe im Jahr 2015 erwarb er sich Anerkennung bei der Heeresführung.[4] Bei dem Rückzug starben jedoch mehr als 100 ukrainische Soldaten durch Feindbeschuss.[2]

 
Oleksandr Syrskyj (links) mit Walerij Saluschnyj während der Schlacht von Kiew, 2022

Im Mai 2019 wurde er vom Präsidenten Petro Poroschenko zum Leiter der militärischen Operation im Donbas ernannt.[5] Am 5. August 2019 ernannte ihn der neugewählte Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Oberbefehlshaber des Ukrainischen Heeres.[6] Es folgte am 23. August 2020 die Beförderung zum Generaloberst.[7] Als solcher führte er im Jahr 2022 die ukrainischen Truppen sowohl bei der Verteidigung von Kiew als auch bei der erfolgreichen Gegenoffensive in der Region Charkiw, an.[4][8] Bei der Verteidigung der Hauptstadt gegen besser bewaffnete und zahlenmäßig überlegene Russen befahl Syrskyj schnelle Manöver kleiner Einheiten mit Artilleriesystemen. Demgegenüber behauptete ein ukrainischer Offizier, dass die Verteidigung Kiews vor allem Kommandeuren der unteren Ebenen zu verdanken sei.[2]

 
Syrskyj mit Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj im Jahr 2023

Bis zum Frühjahr 2023 kommandierte Syrskyj die letztlich erfolglose Verteidigung der Stadt Bachmut in der Schlacht um die Stadt, die ein Zermürbungskrieg war. Die von Syrskyj bei der anschließend gescheiterten ukrainischen Gegenoffensive im Sommer 2023 getroffene Entscheidung, zu versuchen, das strategisch unwichtige und zerstörte Bachmut zurückzuerobern, brachte ihm – auch unter Bezugnahme auf seine Offiziersausbildung bei der Sowjetarmee – in den eigenen Reihen den Ruf ein, seine Soldaten zu verheizen. Syrskyj erklärte, dass es im Russisch-Ukrainischen Krieg ein Vorteil für ihn sei, dass er an der Militärkommandoschule Moskau ausgebildet wurde; so wisse er oft, wie sich der Feind verhält.[2][9]

Im Februar 2024 entließ Staatspräsident Selenskyj Generalstabschef Walerij Saluschnyj als militärischen Befehlshaber der ukrainischen Streitkräfte und ernannte Syrskyj zu dessen Nachfolger.[10]

Familie Bearbeiten

Oleksandr Syrskyj ist verheiratet und hat zwei Söhne (einer davon adoptiert).[3][11][12]

Auszeichnungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Oleksandr Syrskyj – Sammlung von Bildern

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b c d e Логос Україна, Почесні імена України - Еліта держави - Сирський Олександр Станіславович, abgerufen am 11. September 2022
  2. a b c d Alexander Kauschanski, Oliver Imhof: (S+) Ukraine – neuer Armeechef Oleksandr Syrsky: Der General, den sie »Schlachter« nennen. In: Der Spiegel. 9. Februar 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Februar 2024]).
  3. a b c d Espreso.tv, 10 фактів із життя Олександра Сирського. Хто такий новий командувач ООС, 6. Mai 2019
  4. a b c Der Generaloberst, der den Ukrainern Hoffnung gibt. In: spiegel.de. 13. September 2022, abgerufen am 13. September 2022.
  5. Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen – Ukraine Analysen, NR. 217 – Chronik, 20. Mai 2019
  6. Website des ukrainischen Präsidenten, Указ Президента України Nr. 578/2019, 5. August 2019
  7. Website des ukrainischen Präsidenten, Указ Президента України Nr. 346/2020, 23. August 2020
  8. Ukrainisches Verteidigungsministerium auf Twitter: im Webarchiv
  9. Ukraine-Oberbefehlshaber Syrskyj: Neuer Stratege mit Erfahrung. In: tagesschau.de. Abgerufen am 10. Februar 2024.
  10. Ukraine: Wolodymyr Selenskyj tauscht Armeespitze aus. In: Der Spiegel. 8. Februar 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Februar 2024]).
  11. Волочится за россиянками и прячет сына от войны: стыдные факты о главкоме ВСУ Сырском. Abgerufen am 10. Februar 2024.
  12. "Иди ты нахрен, подлец": сын нового главкома ВСУ Сырского не общается с отцом. 10. Februar 2024, abgerufen am 10. Februar 2024 (russisch).
  13. Website des Werchowna Rada, Документ 145/2022, 18. März 2022
  14. Website des ukrainischen Präsidenten, Указ Президента України Nr. 213/2022, 5. April 2022
  15. Website des ukrainischen Präsidenten, Указ Президента України Nr. 533/2022, 27. Juli 2022
  16. Website des ukrainischen Präsidenten, Указ Президента України Nr. 861/2022, 11. Dezember 2022