Neuwartensleben

Ortsteil der Gemeinde Schollene

Neuwartensleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Schollene im Osten des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Neuwartensleben
Gemeinde Schollene
Koordinaten: 52° 40′ N, 12° 10′ OKoordinaten: 52° 40′ 26″ N, 12° 9′ 32″ O
Höhe: 32 m ü. NHN
Fläche: 17,19 km²[1]
Einwohner: 48 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 3 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Schollene
Postleitzahl: 14715
Vorwahl: 039389
Neuwartensleben (Sachsen-Anhalt)
Neuwartensleben (Sachsen-Anhalt)

Lage von Neuwartensleben in Sachsen-Anhalt

Geografie Bearbeiten

Neuwartensleben, ein ehemaliges Kolonistendorf,[4] liegt vier Kilometer westlich von Schollene am Rand des Schollener Beckens im Fauna-Flora-Habitat-GebietUntere Havel und Schollener See“ im Land Schollene. Östlich des Dorfes liegt das Naturschutzgebiet Schollener See.

 
Graf Ludwig Christian von Wartensleben (1767–1833)

Geschichte Bearbeiten

Neuzeit Bearbeiten

Im Jahre 1817 verkaufte Graf Ludwig Christian von Wartensleben einen Teil seiner Schollener Ländereien am Rand der Klietzer Heide an 20 Familien aus dem westhavelländischen Orten wie Wassersuppe und Ferchesar. Jede erhielt eine fünf Hektar große Parzelle. Die sechs Hofstellen waren etwa 100 Meter voneinander entfernt.[5][6] Am 4. November 1818 wurde dem Grafen von Wartensleben auf Karow gestattet, der von ihm angelegten neuen Kolonie zwischen den Dörfern Ferchels und Mahlitz auf der Straße von Rathenow nach Sandau den Namen Neu Wartensleben zu geben.[7] Am 5. Januar 1839 wurde die Kolonie Neu-Wartensleben durch eine Kabinettsorder des Königs zu einer Gemeinde erhoben.[8] Am 27. September 1910 wurde Neuwartensleben als die amtliche Schreibweise festgesetzt.[9]

Bereits 1845 gab es ein mit Stroh gedecktes kleines niedriges Schulhaus. 1897 wurde mit staatlichen Mitteln ein massives Schulhaus errichtet. 1945 waren alle 8 Jahrgänge in einem Raum untergebracht. 1946/47 stieg die Zahl der Schüler auf 70 an, nachdem viele Flüchtlinge und Vertriebene in den Ort gekommen waren. Ab 1953 mussten die Schüler zur Schule nach Schollene.[5][4]

Im Jahre 2017 wurde das 200-jährige Ortsjubiläum gefeiert.[6]

Archäologie Bearbeiten

Im 20. Jahrhundert wurde bei Neuwartensleben ein slawischer Siedlungsplatz erforscht. Geborgen wurden mit Kammstrich verzierte Scherben aus dem 9. bis 10. Jahrhundert.[10]

Eingemeindungen Bearbeiten

Neuwartensleben gehörte früher zum Kreis Jerichow II, dem späteren Landkreis Jerichow II in der preußischen Provinz Sachsen.

Am 30. September 1928 wurden die beiden Gutsbezirke Mahlitz und Nierow mit der Landgemeinde Neuwartensleben vereinigt.[11]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Neuwartensleben nach Schollene eingemeindet.[12]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1818 [00]055[13]
1840 [00]108[13]
1864 [00]147[14]
1867 138
1871 126
1894 [0]124[4]
Jahr Einwohner
1905 103
1910 095
1925 219
1933 212
1939 242
1946 305
Jahr Einwohner
2017 [00]058[15]
2019 [00]058[16]
2020 [00]061[16]
2021 [00]052[17]
2022 [0]048[2]

Quellen: 1867 bis 1946 Unterlagen der Volkszählung

Religion Bearbeiten

Die evangelischen Christen sind eingepfarrt in die Kirchengemeinde Ferchels, die früher zur Pfarrei in Schollene gehörte,[18] und die heute betreut wird vom Pfarrbereich Schönhausen[19] des Kirchenkreises Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Literatur Bearbeiten

  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 183, 66. Neuwartensleben (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Hermann Ehrecke: Die Geschichte des Dörfchens Neuwartensleben (= Rat des Kreises, Abteilung Kultur, Havelberg [Hrsg.]: Havelland. Heimatzeitschrift für den Kreis Havelberg. Heft 2). 1960, DNB 849017-X, S. 9–11, Schollene.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band VIII, Provinz Sachsen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Februar 1931. Berlin 1931, DNB 365941611, S. 39.
  2. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Hauptsatzung der Gemeinde Schollene. 29. August 2019, abgerufen am 29. Mai 2021.
  4. a b c W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S. 191. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
  5. a b Erholungsort Schollene an der Havel – Neuwartensleben. In: schollene-land.de. Abgerufen am 31. Mai 2021.
  6. a b 200 Jahre: Dorffest in Neuwartensleben. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 14. Oktober 2017 (volksstimme.de [abgerufen am 31. Mai 2021]).
  7. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1818, ZDB-ID 3766-7, S. 363–364, Nr. 194 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10014835~SZ%3D00392~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1839, ZDB-ID 3766-7, S. 62, Nr. 15 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10014857~SZ%3D00090~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1910, ZDB-ID 3766-7, S. 398, Nr. 1118.
  10. Willy Bastian: Bezirke Rostock (Westteil), Schwerin und Magdeburg. Textteil. (= Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. Lieferung 1). Berlin 1973, DNB 740209957.
  11. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 224.
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  13. a b J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 183, 66. Neuwartensleben (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. A. Bühling: Geographisch-statistisch-topographisches Handbuch des Regierungsbezirks. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirkes Magdeburg. Magdeburg 1864, S. 34–35, VI. 122 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10136781~SZ%3D00144~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  15. 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 25. April 2021]).
  16. a b Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 25. April 2021]).
  17. Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB 1047268663, S. 18.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 104 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Schönhausen. Abgerufen am 15. Mai 2021.