Mario Ferri

Schweizer Politiker (1875-1941)

Mario Ferri (* 18. Mai 1875 in Lugano; † 12. Mai 1941 ebenda) war ein Schweizer Jurist und Politiker (SP); er war in Lamone heimatberechtigt.

Mario Ferri

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Mario Ferri war der Sohn von Giovanni Ferri († 2. Juli 1930)[1], Rektor des Lyzeums in Lugano.

Er war verheiratet mit Rosetta, die Tochter von Enrico Morra aus Gassino.

Werdegang Bearbeiten

Mario Ferri immatrikulierte sich zu einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Erlangen und promovierte 1897 zum Dr. jur.

Nach Beendigung des Studiums war er als Rechtsanwalt tätig und bestand 1903 die Notarprüfung[2]; er verteidigte unter anderem 1903[3] den kommunistischen Politiker Giacinto Menotti Serrati (1872–1926)[4].

1898 wurde er Redakteur der Zeitung Il Socialista und von 1901 bis 1916 leitete er die von ihm gegründete erste Parteizeitung L'Aurora der Tessiner Sozialdemokratische Partei; die Zeitung stellte 1917 ihr Erscheinen ein[5].

1914 publizierte er die Zeitschrift Giustizia, die sich für die Kleinsparer einsetzte und verteidigte, die durch den Konkurs einiger Tessiner Banken geschädigt worden waren.

Er wurde 1922 in das Amt des Appellationsrichters gewählt[6][7][8].

Von 1927[9] bis 1932 war er der Leiter der sozialistischen Tageszeitung Libera Stampa[10], die 1913 als Gegenposition zum Parteiorgan L'Aurora gegründet worden war und seit 1917 das offizielle Organ der SP des Kantons Tessin war; er folgte damit Angelo Tonello (1873–1965)[11].

Politisches Wirken Bearbeiten

 
Die «Kapelle Greulich», die sieben Vertreter der SP im Nationalrat zwischen 1908 und 1911: Herman Greulich aus Zürich, Howard Eugster aus Hundwil, Mario Ferri, Heinrich Scherrer aus St. Gallen, August Rickli aus Langenthal, Alfred Brüstlein aus Bern sowie Friedrich Studer aus Winterthur

Mario Ferri war ein Freidenker und einer der besten Kenner des Marxismus in der Führungsgruppe der Tessiner Sozialisten, an deren Parteigründung er 1899 teilnahm[12] und die er bis 1902 führte; er wurde in die Kommission berufen, die das Parteiprogramm formulierte[13][14].

Von 1905 bis 1908, von 1911 bis 1913[15] und von 1921 bis 1931 war er Grossrat; übte dort 1908[16] und 1925[17] das Amt des Vizepräsidenten aus und war 1927[18] Präsident des Grossrats; in dieser Zeit war er vom 7. Dezember 1908 bis zum 3. Dezember 1911 auch Nationalrat, und gehörte zur Kapelle Greulich (siehe Geschichte der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz#Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg).

1909 gehörte er der Kommission an, die ein Gutachten über die Einführung des Zivilgesetzbuches erstellte[19].

Er sprach sich 1911 gegen die Annahme des Gotthardvertrags aus[20].

Trivia Bearbeiten

Mario Ferri war 1925 ein Opfer des amerikanischen Betrügers Edgar Laplante (1888–1944) geworden, der ihn um 200 Schweizer Franken betrogen hatte. Durch seine Vermittlung konnte Edgar Laplante in einem Indianerkostüm an einer Feier der Arbeitskammer Lugano teilnehmen[21].

Mitgliedschaften Bearbeiten

Mario Ferri engagierte sich in der Arbeiterbewegung in der Schweiz und gründete 1897 den Tessiner Arbeiterbund.

Er war Präsident der branchenübergreifenden Gewerkschaft (Sindacato misto) in Lugano, die er 1899 mitbegründet hatte.

Mari Ferri war Gründer, Präsident[22] und Ehrenmitglied des Tessiner Pressevereins.

Er war Mitglied im Arbeiterverein Grütliverein[23].

Als Sekretär gehörte er der Tessiner Gesellschaft für Blindenhilfe an[24].

Literatur Bearbeiten

  • Mario Ferri. In: Fondazione Pellegrini-Canevascini (Digitalisat).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Neue Zürcher Nachrichten 3. Juli 1930 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 4. Mai 2023.
  2. La Rezia 23. Mai 1903 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. Mai 2023.
  3. Freiburger Nachrichten 12. Mai 1926 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  4. Pasquale Genasci, Christa Mathys: Giacinto Menotti Serrati. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. Dezember 2011, abgerufen am 11. Mai 2023.
  5. La Sentinelle 5. Januar 1917 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  6. Freiburger Nachrichten 3. Juni 1922 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  7. Neue Zürcher Zeitung 26. Juni 1922 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  8. Neue Zürcher Zeitung 19. Juli 1924 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  9. Oberländer Tagblatt 6. Juli 1927 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  10. Ernst Bollinger: Libera Stampa. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Januar 2008, abgerufen am 5. Mai 2023.
  11. Mauro Cerutti, Pia Todorovic Redaelli: Angelo Tonello. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. November 2012, abgerufen am 12. Mai 2023.
  12. Der Bund 29. Oktober 1899 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  13. Grütlianer 27. Mai 1902 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  14. Neue Zürcher Zeitung 2. Juni 1902 Ausgabe 03 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  15. Il San Bernardino 3. Mai 1913 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  16. Grütlianer 4. November 1908 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 9. Mai 2023.
  17. La Liberté 21. April 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  18. Il San Bernardino 5. März 1927 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  19. Neue Zürcher Zeitung 15. September 1909 Ausgabe 04 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 9. Mai 2023.
  20. Neue Zürcher Nachrichten 9. März 1911 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 9. Mai 2023.
  21. Neue Zürcher Nachrichten 27. Juni 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  22. La Rezia 16. Januar 1915 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 10. Mai 2023.
  23. Grütlianer 17. Juni 1902 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. Mai 2023.
  24. Il San Bernardino 3. Februar 1912 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 10. Mai 2023.