Margarita Broich
Margarita Broich ([ˈbʁoːχ] mit Dehnungs-i;[1] * 3. Mai 1960 in Neuwied) ist eine deutsche Schauspielerin und Fotografin. Sie ist unter anderem als Frankfurter Tatort-Kommissarin Anna Janneke bekannt.
LebenBearbeiten
Herkunft und AusbildungBearbeiten
Margarita Broich wuchs in einer Arztfamilie auf, die zeitweise eine Privatklinik in Hausen an der Wied betrieb. Zunächst studierte sie Fotodesign an der Fachhochschule Dortmund und arbeitete als Theaterfotografin bei Claus Peymann in Bochum. Danach absolvierte sie von 1984 bis 1987 ihre Schauspielausbildung an der Hochschule der Künste Berlin.
TheaterBearbeiten
Nach Abschluss ihrer Schauspielausbildung war sie mehrere Jahre am Frankfurter Schauspielhaus und spielte unter anderem die Adelheid in Einar Schleefs Götz von Berlichingen. 1989 war sie am Deutschen Theater die Ophelia an der Seite von Ulrich Mühe als Hamlet in der Inszenierung von Heiner Müller, mit dem sie einige Jahre zusammenlebte. Margarita Broich arbeitete unter anderem mehrfach mit Regisseuren wie George Tabori und Robert Wilson zusammen. 1986 wirkte sie in Luigi Nonos Oper Prometeo an der Mailänder Scala unter der Leitung von Claudio Abbado mit. In der Rolle von Doris Schröder-Köpf sorgte sie in Christoph Schlingensiefs Inszenierung Rosebud an der Volksbühne für Aufregung. Von 1991 bis 2002 war sie festes Mitglied des Berliner Ensembles. Am Maxim-Gorki-Theater spielte sie in Damen der Gesellschaft und den Luca in Gorkis Nachtasyl in der Inszenierung von Alexander Lang. Sie war in den vergangenen Jahren an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen engagiert: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, Berliner Ensemble, Schillertheater (Berlin), Deutsches Theater Berlin, Maxim-Gorki-Theater Berlin, Bar jeder Vernunft Berlin, Stadttheater Basel, Freie Volksbühne Berlin, Schauspielhaus Frankfurt am Main, Salzburger Festspiele. Seit 1995 ist Broich am Berliner Ensemble in Heiner Müllers Inszenierung von Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui an der Seite von Martin Wuttke zu sehen.[2]
Film und FernsehenBearbeiten
Daneben stand Margarita Broich auch immer wieder für Kino- und Fernsehfilme vor der Kamera. Größere Rollen übernahm sie schon seit Anfang der 1990er Jahre, wie etwa in Rudolf Thomes Liebe auf den ersten Blick (1991). Im Tatort Experiment (1992) verkörperte sie die rothaarige Ärztin Frau Dr. Schneider, die ein Verhältnis mit Herrn Dr. Zauner (Felix von Manteuffel) hat. Weitere tragende Rollen spielte sie in Matti Geschonnecks Jenseits der Liebe (2001), Christian Moris Müllers Kinofilm Vier Fenster (2006) und David Dietls Auf Nummer sicher? (2007). Im Fernsehen sah man sie im ARD-Zweiteiler Teufelsbraten (2007), der nach einem Roman von Ulla Hahn unter der Regie von Hermine Huntgeburth entstand. Im Kino war sie als Mutter von Hanno Koffler in dem Drama Nacht vor Augen (2008) zu sehen. Für die Nebenrolle der Hildegard Ellers in Oskar Roehlers Familienchronik Quellen des Lebens (2013) erhielt sie eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis. Margarita Broich trat 2015 die Nachfolge von Nina Kunzendorf als Tatort-Kommissarin für den Hessischen Rundfunk (HR) an.[3] Als Hauptkommissarin Anna Janneke ermittelt sie an der Seite von Hauptkommissar Paul Brix alias Wolfram Koch. In der Literaturverfilmung Das Tagebuch der Anne Frank, die im Frühjahr 2015 gedreht wurde und am 3. März 2016 in die Kinos kam, spielt Broich Auguste van Pels, die im Film wie im Tagebuch Petronella van Daan genannt wird. Seit 2018 gehört sie in der ARD-Fernsehfilmreihe Meine Mutter… als Adelheid ‚Heidi‘ Janssen neben Diana Amft und Stephan Luca zur Stammbesetzung.
FotografieBearbeiten
Nachdem sie in frühen Jahren bereits als Theaterfotografin arbeitete, hatte Broich mehrere Ausstellungen ihrer Fotografien. Unter den Titeln Ende der Vorstellung und Wenn der Vorhang fällt wurden Porträts von Schauspielerkollegen kurz nach ihrem Auftritt gezeigt. 2016 publizierte sie den Fotoband Alles Theater.
PrivatesBearbeiten
Margarita Broich lebte mit dem Schauspieler Martin Wuttke und ihren zwei gemeinsamen Söhnen Hans und Franz Broich-Wuttke in Berlin. Im Juli 2018 gab das Paar seine einvernehmliche Trennung bekannt.[4] Seit 2019 ist sie mit dem Rechtsanwalt Dirk Schmalenbach verheiratet.[5]
Theater (Auswahl)Bearbeiten
- Die Ratten (als Piperkarcka) von Gerhart Hauptmann. Regie: D. Hilsdorf. Schauspiel Frankfurt
- Götz von Berlichingen (als Adelheid) von Johann Wolfgang Goethe. Regie: Einar Schleef. Schauspiel Frankfurt
- Hamlet (als Ophelia) von William Shakespeare. Regie: Heiner Müller. Deutsches Theater Berlin
- Nachtasyl von Maxim Gorki (als Luca) Regie: Alexander Lang. Maxim-Gorki-Theater
- Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (als Dockdaisy/Dullfeet) von Bertolt Brecht. Regie: Heiner Müller. Berliner Ensemble
- Germania III / Gespenster am Toten Mann von Heiner Müller. Regie: Martin Wuttke, Berliner Ensemble
- Der Ozeanflug von Bertolt Brecht. Regie: Robert Wilson. Berliner Ensemble
- Cabaret von John Kander und Fred Ebb. Regie: Vincent Paterson. Bar jeder Vernunft, Berlin
Filmografie (Auswahl)Bearbeiten
- 1990: Rote Erde II – Regie: Klaus Emmerich
- 1992: Tatort – Experiment – Regie: Werner Masten
- 1997: Mein Kind muß leben – Regie: Diethard Klante
- 1999: Bella Block – Regie: Christian von Castelberg
- 2000: Jenseits der Liebe – Regie: Matti Geschonneck
- 2002: Saltimbank – Regie: Jean-Pierre Biette
- 2003: hamlet X – Regie: Herbert Fritsch
- 2003: Die Zwillinge – Regie: Ben Sombogaart
- 2005: Vier Fenster – Regie: Christian Moris Müller
- 2006: Der Bulle von Tölz: Keiner kennt den Toten – Rolle Tanja Boosheim
- 2007: Teufelsbraten – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2007: Das Feuerschiff – Regie: Florian Gärtner
- 2008: Nacht vor Augen – Regie: Brigitte Bertele
- 2008: Der Vorleser – Regie: Stephen Daldry
- 2009: Unter Bauern – Retter in der Nacht – Regie: Ludi Boeken
- 2009: Liebe Mauer – Regie: Peter Timm
- 2009: Effi Briest – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2009: Bloch – Bauchgefühl – Regie: Franziska Meletzky
- 2009: Polizeiruf 110 – Klick gemacht – Regie: Stephan Wagner
- 2010: Pfarrer Braun – Schwein gehabt!
- 2010: Tatort – Vergessene Erinnerung – Regie: Christiane Balthasar
- 2010: Hier kommt Lola! – Regie: Franziska Buch
- 2010: Notruf Hafenkante – Alte Freunde – Regie: Oren Schmuckler
- 2010: Luises Versprechen – Regie: Berno Kürten
- 2011: Monika – Regie: Christian Werner
- 2011: Polizeiruf 110 – Denn sie wissen nicht, was sie tun – Regie: Hans Steinbichler
- 2011: Im falschen Leben – Regie: Christiane Balthasar
- 2011: Schmidt & Schwarz – Regie: Jan Ruzicka
- 2011: Unter anderen Umständen – Mord im Watt
- 2012: Anleitung zum Unglücklichsein – Regie: Sherry Hormann
- 2012: Tatort – Kinderland – Regie: Thomas Jauch
- 2012: Die Heimkehr – Regie: Jo Baier
- 2012: Der Hafenpastor – Regie: Stephan Meyer
- 2012: Der Dicke – Unter Verdacht – Regie: Thomas Jahn
- 2012: Ein Jahr nach morgen – Regie: Aelrun Goette
- 2013: Quellen des Lebens – Regie: Oskar Roehler
- 2013: Sommer in Rom – Regie: Stephan Meyer
- 2013: Tod an der Ostsee – Regie: Martin Enlen
- 2013: Danni Lowinski (Fernsehserie, 1 Episode)
- 2013: Fack ju Göhte – Regie: Bora Dagtekin
- 2013: Doc meets Dorf (2 Folgen) – Regie: Franziska Meyer Price
- 2014: Vaterfreuden – Regie: Matthias Schweighöfer
- 2014: Quatsch und die Nasenbärbande – Regie: Veit Helmer
- 2014: Letzte Spur Berlin (Fernsehserie, Folge Hunger) – Regie: Tom Zenker
- 2014: Männertreu – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2015: Hedi Schneider steckt fest – Regie: Sonja Heiss
- 2015: Nachtschicht – Wir sind alle keine Engel – Regie Lars Becker
- 2015: Der Hafenpastor und das graue Kind – Regie: Stephan Meyer
- 2015: Traumfrauen – Regie: Anika Decker
- seit 2015: Tatort (Fernsehreihe)
- 2015: Kälter als der Tod – Regie: Florian Schwarz
- 2015: Hinter dem Spiegel
- 2015: Wer bin ich?
- 2016: Die Geschichte vom bösen Friederich
- 2016: Wendehammer – Regie: Markus Imboden
- 2017: Land in dieser Zeit
- 2017: Fürchte dich
- 2018: Unter Kriegern
- 2018: Der Turm
- 2019: Das Monster von Kassel
- 2019: Falscher Hase
- 2020: Tatort: Die Guten und die Bösen
- 2020: Tatort: Funkstille
- 2015: Auf der Straße – Regie: Florian Baxmeyer
- 2015: Morgen hör ich auf (Fernsehserie) – Regie: Martin Eigler
- 2015: Der Verlust – Regie: Thomas Berger
- 2016: Rockabilly Requiem – Regie: Till Müller-Edenborn
- 2016: Das Tagebuch der Anne Frank – Regie: Hans Steinbichler
- 2016: Aufbruch – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2016: Der Hafenpastor und das Blaue vom Himmel – Regie: Jan Hinrik Drevs
- 2017: Ein starkes Team – Treibjagd – Regie: Martin Kinkel
- 2017: Das doppelte Lottchen – Regie: Lancelot von Naso
- 2017: Der Schweinehirt – Regie: Carsten Fiebeler
- 2018: Chaos-Queens: Ehebrecher und andere Unschuldslämmer – Regie: Vivian Naefe
- 2018: HERRliche Zeiten – Regie: Oskar Roehler
- seit 2018: Meine Mutter... (Fernsehreihe)
- 2019: Unheimlich perfekte Freunde – Regie: Marcus H. Rosenmüller
- 2019: Tödliches Comeback – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2020: Vatersland
Hörspiele (Auswahl)Bearbeiten
- 2004: H2OdH – Regie: Paul Plamper
- 2005: Henry Silber geht zu Ende – Regie: Paul Plamper
- 2006: Hochhaus – Regie: Paul Plamper
- 2007: Peymannbeschimpfung – Regie: Rimini Protokoll (Helgard Haug, Daniel Wetzel)
- 2008: Die Unmöglichen – Regie: Paul Plamper, Julian Kamphausen
- 2008: Ruhe 1 – Regie: Paul Plamper
- 2009: Der Assistent – Regie: Paul Plamper
- 2010: Tacet (Ruhe 2) – Regie: Paul Plamper
- 2013: Der Kauf – Regie: Paul Plamper
- 2013: Oliver Bukowski: Primetime – Regie: Alexander Schuhmacher (Hörspiel – DKultur)
- 2013: Stille Nacht (Ruhe 3) – Regie: Paul Plamper
- 2016: Silke Seibold: Gib´s zurück! – Regie: Kirstin Petri (Kinderhörspiel SWR2 Spielraum)
AusstellungenBearbeiten
- 2009: Ende der Vorstellung – Museum der Moderne, Salzburg
- 2011: Traummänner – Starfotografen zeigen ihre Vision vom Ideal – Haus der Fotografie/Deichtorhallen, Hamburg
- 2011: Wenn der Vorhang fällt. Margarita Broich – Fotografien – Martin-Gropius-Bau, Berlin
- 2012: Wenn der Vorhang fällt. Margarita Broich – Fotografien – Bayer Kulturhaus, Leverkusen
- 2013: Ende der Vorstellung – Schauspieler zwischen Rolle und Realität – Stadtgalerie, Neuwied
AuszeichnungenBearbeiten
- 2016: Hessischer Fernsehpreis für ihre Rollen in Tatort: Wendehammer und Aufbruch
FotobändeBearbeiten
- Margarita Broich: Ende der Vorstellung. Schauspielerportraits. Hrsg.: Museum der Moderne Salzburg. Müry Salzmann, Salzburg 2009, ISBN 978-3-99014-002-4.
- Margarita Broich: Wenn der Vorhang fällt. Portraits. Alexander Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89581-248-4. Zweite, erweiterte Auflage 2014, ISBN 978-3-89581-323-8.
- Margarita Broich (Fotografien), Brigitte Landes (Texte): Alles Theater. Insel, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-458-20016-1 (= Insel-Bücherei; Nr. 2016)
LiteraturBearbeiten
- Margarita Broich, in: Internationales Biographisches Archiv 40/2013 vom 1. Oktober 2013, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
WeblinksBearbeiten
- Literatur von und über Margarita Broich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von Margarita Broich
- Agenturprofil bei die Agenten, abgerufen am 13. September 2020
- Margarita Broich bei filmportal.de
- Margarita Broich in der Internet Movie Database (englisch)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Ganz in Schwarz und namenlos vom 8. Oktober 2013, Die Welt online.
- ↑ 20 Jahre "Arturo Ui" mit Martin Wuttke vom 2. Juni 2015, Die Welt online.
- ↑ Porträt von Margarita Broich in: Der Tagesspiegel
- ↑ „Wir sind uns weiterhin eng verbunden“. Spiegel Online, 30. Juli 2018, abgerufen am 7. Dezember 2018.
- ↑ Margarita Broich privat bei news.de, abgerufen am 8. Oktober 2019.
Personendaten | |
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NAME | Broich, Margarita |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin und Fotografin |
GEBURTSDATUM | 3. Mai 1960 |
GEBURTSORT | Neuwied |