Der Leitungsverkehr ist im Verkehrswesen ein Transportmittel und eine nicht an Verkehrsmittel gebundene Verkehrsart für den Transport von Gütern oder Nachrichten.

Allgemeines Bearbeiten

Der Leitungsverkehr gehört wie Landverkehr, Wasserverkehr und Luftverkehr zu den Verkehrsarten. Die Transportwege des Leitungsverkehrs bestehen aus Leitungen.[1] Leitungsverkehr „ist die Fortbewegung von Gütern und Nachrichten in Leitungen“.[2] Je nach Transportobjekt und Umgebung müssen die Leitungen von unterschiedlicher Beschaffenheit sein. Das gilt für den Transportweg als Freileitung, Rinne, Unterbodenleitung, Seekabel oder Unterwasser-Pipeline.

Arten Bearbeiten

Leitungen sind entweder Rohrleitungen, die zur Beförderung flüssiger, verflüssigter oder gasförmiger Stoffe dienen (Rohrleitungstransport) oder Kabel für den Transport von nicht-physischen Gütern wie elektrischem Strom oder – als dessen Sonderform – elektromagnetischer Wellen für Nachrichten.[3] Als Leitungsarten gibt es:

  • materiell dichtende Rohre, die zur Beförderung gasförmiger, flüssiger oder auch fester, jedoch verflüssigter Güter, auch als Mischungen oder Lösungen, dienen;
  • elektrisch leitfähige, meist mehrpolige und verschieden isolierte Kabel für den Transport von elektrischer Energie oder/und Information (Telekommunikation);
  • elektrische Leiter in besonderer geometrischer Anordnung wie Hohlleiter, Koaxialleitung, Reusenleitung oder Lecher-Leitung für die Leitung hochfrequenter elektrischer Ströme und Felder oder
  • Glasfaserkabel und andere Lichtleiter zur Leitung von Licht, interpretierbar als elektromagnetische Welle oder Teilchen, zwecks Übertragung von Energie und/oder Information.

Das System gleichartiger Leitungen wird Leitungsnetz genannt und besitzt im Rahmen der Verkehrsinfrastruktur gleiche Funktionen als Verkehrsnetz wie das Straßen-, Schienen-, Wasserstraßen- oder Luftstraßennetz. Nur Fernleitungen (Telefonleitungen, Hochspannungsleitungen oder Pipelines) werden als Verkehrsmittel im eigentlichen Sinne angesehen.[4] Je nach Leitungsart gibt es Leitungen im Landverkehr (Kanalisation, Stromleitungen, Oberleitungen), Wasserverkehr (Seekabel, Unterwasser-Pipelines) oder Luftverkehr (Nachrichtenverbindungen).

Die einzelnen Transportmittel können zu Netzwerken zusammengefasst werden:

Verkehrsart Transportmittel Netzwerk
Leitungsverkehr Rohrleitungen:
Rohöl-, Gas-Pipelines;
Kabelleitungen

Central Europe Pipeline System
Leitungsnetze: Breitbandnetze, Stromnetze, Telefonnetze, Verteilnetze
Nachrichtenverkehr Funkwellen
Kabel
Funknetze: Mobilfunknetze, Infrastruktur-Netzwerke
Kabelnetze, Kabelfernsehnetze, Kommunikationsnetze

Die Leitungen sind durch Leitungsnetze miteinander verbunden. Dabei werden Rohrleitungen für den Transport von Erdöl oder Erdgas (Pipelines), der Transport von Strom in Stromnetzen oder Erdgas in Gasnetzen sowie als Rohrpost jeweils zu Systemen miteinander verbunden. Zur Verkehrsinfrastruktur gehören im Leitungsverkehr außerdem Einspeisenetze, Pumpstationen oder Verteilnetze.

Besonderheiten Bearbeiten

Flüssigkeiten oder Gas müssen durch Pumpen in den Rohren zur Fortbewegung gebracht werden, um eine Ortsveränderung zu vollziehen. Nur elektrischer Strom benötigt keinen Antrieb, weil elektrische Energie die zum Transport notwendige Bewegungsenergie durch die Ausgangsspannung des Stroms selbst in sich trägt.[5]

Wirtschaftliche Aspekte Bearbeiten

Der Leitungsverkehr gehört zur Verkehrsinfrastruktur und hat für die Verteilung von Massengütern wie Abwasser, Erdöl, Erdgas oder Trinkwasser eine Bedeutung.[6] Die durch Leitungen hindurchgeführten Stoffe werden nicht vom Erzeuger verwendet, sondern nutzen Leitungen als Transportwege, um die Stoffe zum Verbraucher zu transportieren. Ein Transport über die herkömmlichen Verkehrswege (Landverkehr, Wasserverkehr oder Luftverkehr) kommt aus technischen und/oder wirtschaftlichen Gründen kaum in Frage.[7]

In Verkehrsstatistiken zählen Rohrfernleitungen (häufig auf Rohöl in Pipelines beschränkt) zu den Verkehrsträgern, die Durchleitung wird in Tonnenkilometern (tkm) gemessen. Die Anteile einzelner Verkehrsträger an der gesamten Verkehrsleistung im Gütertransport ergeben sich aus folgender Tabelle:[8]

Verkehrsträger 2019 (in Mio. t) 2020 (in Mio. t) 2020
(in %)
Straßengüterverkehr 3.208,2 3.119,6 78,2
Frachtschiffverkehr 495,3; davon
Seefrachtverkehr: 290,2
461,2; davon
Seefrachtverkehr: 273,2
11,6
Schienengüterverkehr 340,6 320,1 8,0
Rohrleitungen (Rohöl) 85,1 81,7 2,0
Luftfrachtverkehr 4,8 4,6 0,2

Die internationale Verkehrsleistung in ausgesuchten Staaten zeigt folgendes Bild:[9]

Land Rohrfernleitungen
2017 (in Mrd. tkm)
Anteil an EU
(in %)
Europaische Union  Europäische Union 27/28 114,0 100,0
Deutschland  Deutschland 18,2 15,9
Frankreich  Frankreich 11,2 9,8
Italien  Italien 10,3 9,0
Osterreich  Österreich 8,4 7,4
Spanien  Spanien 9,7 8,5
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 10,0 8,8

Deutschland weist bei Rohrfernleitungen die höchste Verkehrsleistung auf, gefolgt von Frankreich und Italien.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Christian Köberlein, Verkehrslexikon, 1997, S. 111
  2. Walter Linden, Grundzüge der Verkehrspolitik, 1961, S. 86
  3. Walter Linden, Grundzüge der Verkehrspolitik, 1961, S. 86
  4. Walter Linden, Grundzüge der Verkehrspolitik, 1961, S. 87
  5. Walter Linden, Grundzüge der Verkehrspolitik, 1961, S. 87
  6. Christian Pfohl, Logistiksysteme: Betriebswirtschaftliche Grundlagen, 2004, S. 356
  7. Helen Mahne, Eigentum an Versorgungsleitungen, 2009, S. 5
  8. Statista, Transportaufkommen in Deutschland im Jahresvergleich 2019 zu 2020 nach Transportweg/Transportmittel, 2021
  9. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (Hrsg.), Verkehr in Zahlen 2019/2020, September 2019, S. 332 ff.