Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993/Speerwurf der Männer

Der Speerwurf der Männer bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 wurde am 15. und 16. August 1993 im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion ausgetragen.

4. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin Speerwurf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 47 Athleten aus 31 Ländern
Austragungsort Deutschland Stuttgart
Wettkampfort Gottlieb-Daimler-Stadion
Wettkampfphase 15. August (Qualifikation)
16. August (Finale)
Medaillengewinner
Goldmedaille Jan Železný (Tschechien CZE)
Silbermedaille Kimmo Kinnunen (Finnland FIN)
Bronzemedaille Mick Hill (Vereinigtes Konigreich GBR)

Weltmeister wurde der tschechische Olympiasieger von 1992, Olympiazweite von 1988, WM-Dritte von 1987 und Weltrekordinhaber Jan Železný. Silber ging an den finnischen Titelverteidiger Kimmo Kinnunen. Der Brite Mick Hill errang die Bronzemedaille.

Rekorde Bearbeiten

Bestehende Rekorde Bearbeiten

Weltrekord 95,54 m Tschechien  Jan Železný Sankt Petersburg, Russland 6. April 1993[1]
Weltmeisterschaftsrekord 83,54 m Finnland  Seppo Räty WM 1987 in Rom, Italien 30. August 1987

Anmerkung zum Weltmeisterschaftsrekord:
Die IAAF hatte von 1990 bis zum 21. September 1991 probeweise Speere mit Aufrauungen im hinteren Bereich zugelassen, wodurch die Flugeigenschaften verbessert wurden. Die mit diesen Speeren erzielten Rekorde und Bestleistungen wurden von der IAAF rückwirkend annulliert, so auch der damit am 26. August 1991 mit 90,82 m erzielte Weltmeisterschaftsrekord des Finnen Kimmo Kinnunen. Als offizieller WM-Rekord galt anschließend wieder die oben genannte Weite von 83,54 m des Finnen Seppo Räty aus dem Jahr 1987.

Rekordverbesserung Bearbeiten

Der tschechische Weltmeister Jan Železný verbesserte den bestehenden WM-Rekord im Finale am 16. August um 2,44 m auf 85,98 m.

Doping Bearbeiten

Im Speerwurf gab es einen Dopingfall.

Dem zunächst drittplatzierten Usbeken Dmitri Poljunin wurde seine Bronzemedaille aberkannt, weil seine Dopingprobe das anabole Steroid Stanozolol enthielt.[2]

Es gab vor allem drei Athleten, die von diesem Dopingbetrug besonders betroffen waren:

  • Der Brite Mick Hill erhielt seine Bronzemedaille erst nach Abschluss der Weltmeisterschaften und konnte nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
  • Dem in Endklassement achtplatzierten Schweden Patrik Bodén hätten im Finale drei weitere Versuche zugestanden.
  • Der nach der Disqualifikation Puljunins in der Qualifikationsendwertung um einen Platz auf Rang zwölf vorgerückte Russe Wladimir Owtschinnikow hätte am Finale teilnehmen können.

Legende Bearbeiten

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Qualifikation Bearbeiten

47 Teilnehmer traten in zwei Gruppen zur Qualifikationsrunde an. Die Qualifikationsweite für den direkten Finaleinzug betrug 81,00 m. Drei Athleten übertrafen diese Marke (hellblau unterlegt), darunter der dopingbedingt disqualifizierte Dmitri Poljunin. Das Finalfeld wurde mit den neun nächstplatzierten Sportlern auf zwölf Werfer aufgefüllt (hellgrün unterlegt). So mussten schließlich 78,10 m für die Finalteilnahme erbracht werden.

Gruppe A Bearbeiten

 
Konstantinos Gatsioudis erzielte 76,70 m und schied damit aus

15. August 1993, 10:00 Uhr

Platz Name Nation Resultat (m) 1. Versuch (m) 2. Versuch (m) 3. Versuch (m)
1 Jan Železný Tschechien  Tschechien 83,22 83,22
2 Ari Pakarinen Finnland  Finnland 83,06 x 83,06
3 Mick Hill Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 80,78 79,80 80,06 80,78
4 Kimmo Kinnunen Finnland  Finnland 78,86 x 78,40 78,86
5 Patrik Bodén Schweden  Schweden 78,34 77,04 78,34 75,80
6 Konstantinos Gatsioudis Griechenland  Griechenland 76,70 76,70 75,88 x
7 Juri Rybin Russland 1991  Russland 76,58 x 74,94 76,58
8 Ed Kaminski Vereinigte Staaten  USA 75,70 69,60 74,36 75,70
9 Ivan Mustapic Kroatien  Kroatien 75,64 74,92 75,64 74,98
10 Colin Mackenzie Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 75,34 74,10 75,34 x
11 Tom Petranoff Sudafrika 1961  Südafrika 75,26 75,26 x x
12 Marek Kaleta Estland  Estland 74,80 x 74,80 x
13 Sigurður Einarsson Island  Island 74,40 73,20 x 74,40
14 Fabio De Gaspari Italien  Italien 74,34 73,54 74,34 73,50
15 Peter Blank Deutschland  Deutschland 74,10 73,76 x 74,10
16 Rodrigo Zelaya Chile  Chile 73,26 71,50 73,26 x
17 Dainis Kūla Lettland  Lettland 73,18 69,22 73,18 x
18 Wook-Jong Lee Korea Sud  Südkorea 72,04 72,04 x 72,02
19 Radoman Šcekic IWP[3] 71,50 71,50 x x
20 Art Skipper Vereinigte Staaten  USA 68,72 67,14 x 68,72
21 Andrew Currey Australien  Australien 66,72 x x 66,72
22 Edgar Baumann Paraguay 1990  Paraguay 59,82 x x 59,82
DOP Dmitri Poljunin Usbekistan  Usbekistan für das Finale zugelassen

Gruppe B Bearbeiten

15. August 1993, 12:00 Uhr

Platz Name Nation Resultat (m) 1. Versuch (m) 2. Versuch (m) 3. Versuch (m) Anmerkung
1 Tom Pukstys Vereinigte Staaten  USA 79,84 78,76 76,64 79,84
2 Steve Backley Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 79,64 76,20 78,48 79,64
3 Dag Wennlund Schweden  Schweden 78,48 78,48 77,02 x
4 Terry McHugh Irland  Irland 78,28 75,26 78,28 x
5 Uladsimir Sassimowitsch Belarus 1991  Belarus 78,24 78,24 77,28 77,10
6 Miloš Steigauf Tschechien  Tschechien 78,10 78,10 x x
7 Wladimir Owtschinnikow Russland 1991  Russland 77,98 77,98 75,66 75,16 eigentlich für das Finale qualifiziert
8 Boris Henry Deutschland  Deutschland 77,42 76,58 73,14 77,42
9 Gavin Lovegrove Neuseeland  Neuseeland 77,08 74,16 75,14 77,08
10 Vadim Bavikin Israel  Israel 76,98 73,30 x 76,98
11 Raymond Hecht Deutschland  Deutschland 75,00 71,84 x 75,00
12 Peter Borglund Schweden  Schweden 74,58 71,94 74,58 x
13 Seppo Räty Finnland  Finnland 74,30 74,30 73,62 73,16
14 Pascal Lefévre Frankreich  Frankreich 73,34 73,34 x x
15 Wiktor Saizew Usbekistan  Usbekistan 73,22 73,22 71,64 70,54
16 Kenneth Petersen Danemark  Dänemark 72,00 72,00 x x
17 Wiktor Jewsjukow Kasachstan  Kasachstan 71,12 71,12 x 67,60
18 Vladimir Parfyonov Usbekistan  Usbekistan 70,88 x x 70,88
19 Juan Gerardo de la Garza Mexiko  Mexiko 70,86 70,86 x x
20 Ambrosi Matiashvili Georgien 1990  Georgien 69,54 69,54 x 64,74
21 Steve Feraday Kanada  Kanada 68,40 67,74 65,76 68,40
22 Marcis Shtrobinders Lettland  Lettland 68,38 x 68,38 x
23 Ryan Haylock Cayman Islands  Cayman Islands 56,76 56,76 x x
NM Phillip Spies Sudafrika 1961  Südafrika ogV x x x

Finale Bearbeiten

 
Weltmeister wurde mit Jan Železný der dominierende Speerwerfer seiner Zeit – 1992 war er Olympiasieger, 1988 Olympiazweiter, 1987 WM-Dritter, Weltrekordinhaber und zahlreiche weitere Erfolge standen noch aus

16. August 1993, 19:30 Uhr

Platz Name Nation Resultat
(m)
1. Versuch
(m)
2. Versuch
(m)
3. Versuch
(m)
4. Versuch
(m)
5. Versuch
(m)
6. Versuch
(m)
1 Jan Železný Tschechien  Tschechien 85,98 CR 81,86 x x 83,82 85,98 84,62
2 Kimmo Kinnunen Finnland  Finnland 84,78 77,46 77,68 84,78 x 81,72 82,46
3 Mick Hill Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 82,96 82,80 80,18 80,08 x 81,48 82,96
4 Steve Backley Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 81,80 79,78 81,66 79,00 81,16 80,18 81,80
5 Ari Pakarinen Finnland  Finnland 81,08 81,08 76,62 x x x 80,44
6 Dag Wennlund Schweden  Schweden 80,52 80,52 75,10 x 77,34 75,90 75,82
7 Uladsimir Sassimowitsch Belarus 1991  Belarus 78,70 75,88 78,70 x 77,34 75,90 75,82
8 Patrik Bodén Schweden  Schweden 78,00 75,18 78,00 76,84 eigentlich zu 3 weiteren Würfen berechtigt
9 Tom Pukstys Vereinigte Staaten  USA 77,92 75,54 75,68 77,92 nicht im Finale der
besten acht Werfer
10 Terry McHugh Irland  Irland 76,22 76,06 73,38 76,22
11 Miloš Steigauf Tschechien  Tschechien 70,78 x x 70,78
DOP Dmitri Poljunin Usbekistan  Usbekistan

Video Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Javelin throw – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 11. Januar 2022
  2. Phil Hersh, DOPERS, EX-DOPERS AND `HMMM' TAKE SPOTLIGHT, 22. August 1993 auf www.chicagotribune.com (englisch), abgerufen am 15. Mai 2020
  3. Jugoslawien war im Zuge der Jugoslawienkriege entsprechend der UN-Sanktionen (RESOLUTIONEN UND BESCHLÜSSE DES SICHERHEITSRATS 1993 auf www.un.org (PDF, 10,2 MB), abgerufen am 7. Mai 2020) durch die IAAF von der WM-Teilnahme suspendiert. Einzelsportler aus diesem Gebiet durften mit Ausnahmegenehmigung starten.