Lamb (2021)

Film von Valdimar Jóhannsson (2021)

Lamb (engl. für „Lamm“, Originaltitel Dýrið, das Tier) ist ein Horror-Mystery-Drama von Valdimar Jóhannsson, das im Juli 2021 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes seine Premiere feierte und im September 2021 in die isländischen Kinos kam. Lamb wurde von Island als Beitrag für die Oscarverleihung 2022 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht.

Film
Titel Lamb
Originaltitel Dýrið[1]
Produktionsland Island, Schweden, Polen
Originalsprache Isländisch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 106 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Valdimar Jóhannsson
Drehbuch Sjón,
Valdimar Jóhannsson
Produktion Piodor Gustafsson,
Hrönn Kristinsdóttir,
Sara Nassim,
Jan Naszewski,
Noomi Rapace,
Erik Rydell,
Klaudia Smieja
Musik Þórarinn Guðnason
Kamera Eli Arenson
Schnitt Agnieszka Glińska
Besetzung

Handlung Bearbeiten

Maria und Ingvar leben in Zweisamkeit ein einfaches Leben als Bauern auf einer abgelegenen Farm in Island, wo sie sich vor allem um eine Schafherde kümmern. Ein Hütehund hilft ihnen bei der Arbeit. Die Haupthandlung ist in drei Kapitel gegliedert, die durch Zwischentitel angezeigt werden.

Kapitel I Bearbeiten

In der Lammzeit wird neben etlichen normalen Lämmern auch ein besonders großes geboren, das die beiden Menschen aus zunächst nicht gezeigtem Grund in höchstes Erstaunen versetzt. Sie nehmen dieses Lamm mit in die Wohnung, säugen es mit der Flasche, lassen es in Wolldecken eingewickelt in einem Waschzuber am Fenster schlafen und behandeln es schon bald wie eine kleine Tochter, der sie den Namen Ada geben. Das Mutterschaf vermisst sein Lamm und steht oft blökend außen vor Adas Fenster. Als die Menschen Ada eines Tages erst nach langer Suche im Freien bei ihrer Mutter finden, will Maria das Mutterschaf aus Eifersucht davonjagen, hat jedoch keinen Erfolg. Erst jetzt ist zu sehen, dass Ada ein Hybrid ist; ihr Kopf und der rechte Arm sind Schaf, ansonsten hat sie einen Menschenkörper. Sie spricht im ganzen Film kein Wort.

Kapitel II Bearbeiten

Das Zusammenleben mit ihrem ungewöhnlichen Kind ist für Maria und Ingvar normal geworden. Maria erträgt die fordernde Anwesenheit des Mutterschafs nicht mehr, sie erschießt und vergräbt es. Dabei wird sie von Ingvars Bruder Pétur beobachtet, der kurz zuvor verschuldet im Hochland ausgesetzt wurde und Unterkunft benötigt. Sie gewähren ihm Gastrecht. Schon bald versucht Pétur sich an Maria heranzumachen. Ada dagegen betrachtet er als Tier, macht sich über sie lustig und nimmt sich sogar einmal vor, sie zu töten. Doch dann scheint er sich mit ihr anzufreunden.

Kapitel III Bearbeiten

Maria besucht mit Ada das Grab einer anderen Ada Ingvarsdóttir, um die auch Ingvar auf seine Weise trauert. Obwohl Ada nichts äußert, ist sie ins Leben auf der Farm voll eingebunden und verhält sich wie ein menschliches Kind. Eines Tages sieht sie eine unbekannte Gestalt auf der Farm erscheinen, die offenbar den Hund tötet und dann wieder verschwindet. Die Erwachsenen amüsieren sich derweil im Haus. Pétur macht Ingvar betrunken und droht Maria, er werde Ada sagen, wer ihre leibliche Mutter getötet hat. Zum Schein lässt sich Maria auf seine Zudringlichkeiten ein, sperrt ihn dann aber in eine Kammer.

Am nächsten Morgen bringt Maria Pétur zur Bushaltestelle, während Ingvar noch schläft. Während sie unterwegs ist, versuchen Ingvar und Ada den liegengebliebenen Traktor zu reparieren. Auf ihrem Heimweg werden sie von einer mysteriösen Gestalt überrascht, einem Mischwesen aus einem Bock und einem Menschen. Es tötet Ingvar mit Schüssen aus seinem Gewehr und nimmt die widerstrebende Ada mit sich. Maria, gerade heimgekehrt, hört die Schüsse und eilt hinzu. Ingvar stirbt in ihren Armen, ohne ihr sagen zu können, was geschehen ist, so dass Maria verstört zurückbleibt.

Produktion Bearbeiten

Regie und Drehbuch Bearbeiten

 
Noomi Rapace spielt Maria

Regie führte Valdimar Jóhannsson, der gemeinsam mit Sjón auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich um das Spielfilmdebüt des Isländers. Valdimar Jóhannsson wurde 1978 im Norden Islands geboren.[3] Seine Großeltern waren Schafzüchter, und bei ihnen verbrachte er einen Großteil seiner Kindheit, weil sie früher in der Nähe wohnten.[4] Sein Co-Autor Sjón wurde insbesondere durch seine Liedtexte für Björk, unter anderem für Lars von Triers Film Dancer in the Dark, bekannt. Die beiden hatten so wenige Dialoge wie möglich für Lamb verwenden wollen.[4]

Besetzung, Dreharbeiten und Synchronisation Bearbeiten

Noomi Rapace und Hilmir Snær Guðnason spielen in den Hauptrollen das kinderlose Ehepaar Maria und Ingvar. Für Rapace ist es die erste Filmrolle, in der sie Isländisch spricht. Sie hatte die Sprache in ihrer Kindheit gelernt, als sie und ihre Familie dort lebten.[1] Die Dreharbeiten fanden ebenfalls in Island statt, auf einem Bauernhof namens Flaga im Norden des Landes.[1] Als Kameramann fungierte Eli Arenson.

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch von Martin Schowanek und der Dialogregie von Wolfgang Ziffer im Auftrag der Cinephon Filmproduktions GmbH, Berlin. Sandra Schwittau leiht in der deutschen Fassung Rapace in der Rolle von Maria und Tobias Kluckert Hilmir Snær Guðnason in der Rolle von Ingvar seine Stimme. Armin Schlagwein spricht Pétur.[5]

Filmmusik und Veröffentlichung Bearbeiten

Die Filmmusik komponierte Þórarinn Guðnason. Es handelt sich um die erste Arbeit für einen Film des aus Reykjavík stammenden Komponisten und Gitarristen. Für den Film Joker, zu dem seine Schwester Hildur Guðnadóttir die Musik beisteuerte, war er als Arrangeur und deren Assistent tätig. Þórarinn Guðnason studierte klassische Komposition an der Iceland University of the Arts.[1] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 12 Musikstücken wurde am 15. Oktober 2021 von Milan Records als Download veröffentlicht.[6]

Die Premiere erfolgte am 13. Juli 2021 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo der Film in der Reihe Un Certain Regard gezeigt wurde.[7] Im Vorfeld erwarb A24 die Rechte am Film. Zu dieser Zeit wurde auch der erste Trailer vorgestellt.[8] Im August 2021 wurde er beim New Horizons International Film Festival (auch Polish Days), beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary und beim Zurich Film Festival gezeigt. Am 24. September 2021 kam der Film in die isländischen Kinos. Ebenfalls im September 2021 feierte der Film beim Polnischen Filmfestival Gdynia seine Polenpremiere. Am 25. September 2021 feierte er beim Fantastic Fest seine US-Premiere, bevor er dort am 8. Oktober 2021 in ausgewählte Kinos kam. Im Oktober 2021 wurde er auch beim Sitges Film Festival vorgestellt. Die Deutschlandpremiere erfolgte beim Fantasy Filmfest, wo er im Oktober und November 2021 gezeigt wurde. Ebenfalls im Oktober 2021 wurde er beim Film Festival Cologne vorgestellt.[9] Anfang November 2021 wird er bei den Nordischen Filmtage Lübeck gezeigt.[10] Der Kinostart in Deutschland erfolgte am 6. Januar 2022.[11] Am 28. April 2022 wurde er in Deutschland auf Blu-ray veröffentlicht.[12] Im August 2022 wurde er beim Hong Kong International Film Festival gezeigt.[13]

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Der Film konnte 86 Prozent der bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiker überzeugen. Sie vergaben im Durchschnitt 7,1/10 Punkte.[14]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Lamb wurde von Island als Beitrag für die Oscarverleihung 2022 in der Kategorie Bester Internationaler Film eingereicht[15] und im Dezember 2021 in eine Shortlist in dieser Kategorie aufgenommen.[16] Im Folgenden eine Auswahl weiterer Auszeichnungen und Nominierungen.

Cairo International Film Festival 2021

  • Nominierung für den Arab Film Critics’ Award for European Films[17]

Edda 2022

  • Auszeichnung als Bester Film (Valdimar Jóhannsson)
  • Auszeichnung für die Beste Regie (Valdimar Jóhannsson)
  • Auszeichnung für das Beste Drehbuch (Valdimar Jóhannsson und Sjón)
  • Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller (Hilmir Snær Guðnason)
  • Auszeichnung als Bester Nebendarsteller (Björn Hlynur Haraldsson)
  • Auszeichnung für die Beste Kamera (Eli Arenson)
  • Auszeichnung für den Besten Filmschnitt (Agnieszka Glinska)
  • Auszeichnung für das Beste Szenenbild (Snorri Freyr Hilmarsson)
  • Auszeichnung für die Besten Kostüme (Margrét Einarsdóttir)
  • Auszeichnung für die Besten Spezialeffekte (Frederik Nord und Peter Hjorth)
  • Auszeichnung für den Besten Ton (Ingvar Lundberg und Björn Viktorsson)
  • Auszeichnung für die Beste Filmmusik (Þórarinn Guðnason)[18]

Europäischer Filmpreis 2021

Fantasy Filmfest 2021

  • Nominierung für den Fresh Blood Award[20]

Filmpreis des Nordischen Rates 2022

  • Auszeichnung als Bester Film[21]

Göteborg International Film Festival 2022

  • Nominierung im Nordic Competition[22]

Internationale Filmfestspiele von Cannes 2021

  • Nominierung in der Sektion „Un Certain Regard“ (Valdimar Jóhannsson)
  • Auszeichnung mit dem Preis für Originalität in der Sektion „Un Certain Regard“ (Valdimar Jóhannsson)
  • Nominierung für die Caméra d’Or (Valdimar Jóhannsson)

National Board of Review Awards 2021

  • Aufnahme in die Top Ten der fremdsprachigen Filme[23]

Nordische Filmtage Lübeck 2021

  • Nominierung im Wettbewerb Spielfilme

Palm Springs International Film Festival 2022

Sitges Film Festival 2021

  • Auszeichnung als Bester Spielfilm
  • Auszeichnung als Beste Schauspielerin (Noomi Rapace)
  • Auszeichnung mit dem Citizen Kane Award for Best New Direction (Valdimar Johánnsson)[25][26]

Sunset Circle Awards 2021

  • Nominierung als Bester Horrorfilm[27]

Zurich Film Festival 2021

  • Nominierung für das Goldene Auge (Valdimar Jóhannsson)[28]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Lamb – Presseheft. In: wolf-con.com. Abgerufen am 18. Oktober 2021. (PDF; 444 KB)
  2. Freigabebescheinigung für Lamb. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  3. Lamb / Dýrið. In: europeanfilmawards.eu. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
  4. a b Marta Bałaga: Valdimar Jóhannsson, Director of Lamb: “You can call Lamb a ‘genre film’, but for me, it’s a visual poem”. In: 15. Juli 2021.
  5. Lamb in der Deutschen Synchronkartei
  6. 'Lamb' Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 8. Oktober 2021.
  7. The Screenings Guide 2021. Festival Cannes, 1. Juli 2021, abgerufen am 25. August 2022 (englisch, im PDF auf S. 5, 8, 9).
  8. Brian Welk: Noomi Rapace Drama 'Lamb' Acquired by A24. In: thewrap.com, 5. Juli 2021.
  9. Lamb. In: filmfestival.cologne. Abgerufen am 19. Oktober 2021.
  10. Lamb. In: nordische-filmtage.de. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
  11. Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  12. Lamb (2021) Blu-ray. In: Bluray-Disc.de. Abgerufen am 25. August 2022.
  13. 46th Hong Kong International Film Festival – Programme 2022. In: asianfilmfestivals.com, 1. August 2022.
  14. Lamb. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 1. November 2022 (englisch).
  15. Nancy Tartaglione: Oscars: Iceland Selects ‘Lamb’ As International Feature Submission. In: deadline.com, 18. Oktober 2021.
  16. Clayton Davis: Oscars Shortlists Include Beyoncé, 'Spider-Man' and Two Jonny Greenwood Scores as France’s 'Titane' Is Snubbed. In: Variety, 21. Dezember 2021.
  17. Jochen Müller: „Ich bin dein Mensch“ für Arab Film Critics’ Award nominiert. In: Blickpunkt:Film, 27. Oktober 2021.
  18. Davide Abbatescianni: Valdimar Jóhannsson’s 'Lamb' takes home 12 prizes from this year’s Edda Awards. In: cineuropa.org, 21. September 2022.
  19. Six Debut Films Nominated for the European Film Awards 2021. In: fipresci.org, 12. Oktober 2021.
  20. Bernhard Blöchl: Keira Knightley feiert in „Silent Night“ zum letzten Mal Weihnachten. In: Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 2021.
  21. Zac Ntim: Valdimar Jóhannsson’s ‘Lamb’ Wins Nordic Council Film Prize. In: deadline.com, 1. November 2022.
  22. Lamm. In: goteborgfilmfestival.se. Abgerufen am 12. Januar 2022.
  23. Leonard Pearce: Paul Thomas Anderson’s 'Licorice Pizza' Leads 2021 National Board of Review Winners. In: thefilmstage.com, 2. Dezember 2021.
  24. Patrick Hipes: Palm Springs Film Festival Sets 2022 Lineup; Roger Michell’s Final Film 'The Duke' To Close Fest. In: deadline.com, 7. Dezember 2021.
  25. Sitges 2021 Winners: 'Lamb', Sitges 2021 Best Feature Lenght Films. (Memento vom 17. Oktober 2021 im Internet Archive) In: sitgesfilmfestival.com. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
  26. 54th Edition - SITGES - Festival Internacional de Cinema Fantàstic de Catalunya. (Memento des Originals vom 4. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sitgesfilmfestival.com In: sitgesfilmfestival.com. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
  27. The 2021 Sunset Circle Award Nominations (SCA). In: nextbestpicture.com, 24. November 2021.
  28. Programm 2021. In: zff.com. Abgerufen am 17. Oktober 2021.