Kraskowo (Korsze)

Siedlung in Polen

Kraskowo (deutsch Schönfließ, evtl. auch Groß Schönau[3]) ist ein Dorf in Polen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, das zur Gmina Korsze (Korschen) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg) gehört.

Kraskowo
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Kraskowo (Polen)
Kraskowo (Polen)
Kraskowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Kętrzyn
Gmina: Korsze
Geographische Lage: 54° 8′ N, 21° 11′ OKoordinaten: 54° 8′ 4″ N, 21° 10′ 56″ O
Höhe: 96 m n.p.m.
Einwohner: 192 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 11-430[2]
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 592 GiżyckoKętrzynGarbnoŁankiejmyBartoszyce
Parys/DW 590BłogoszewoBabieniec
Eisenbahn: Białystok–Ełk–Korsze
Bahnstation: Tołkiny
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographie Bearbeiten

Kraskowo liegt im Norden der Woiwodschaft Ermland-Masuren, 14 Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Kętrzyn (deutsch Rastenburg) und etwa 22 Kilometer südlich der Staatsgrenze Polens zur russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg).

 
Landschaft bei Kraskowo

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Schönfließ[4] wurde 1372 vom Deutschen Orden nach Kulmer Recht angelegt. Für 14 Jahre war es von Abgaben befreit. Zum Dorf gehörte eine Fläche von 65 Włóka, wovon sechs dem Dorfschulzen und vier der Kirche gehörten.

Im Jahre 1874 wurde Schönfließ in den neu errichteten Amtsbezirk Tolksdorf (polnisch Tołkiny) eingegliedert.[5] Er gehörte bis 1945 zum Kreis Rastenburg im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 11. Oktober 1927 wurden Teile des Gutsbezirks Seeligenfeld (polnisch Błogoszewo) im Amtsbezirk Paaris (polnisch Parys) in den Gutsbezirk Schönfließ eingegliedert. Am 30. September 1928 schließlich kam es zum Zusammenschluss der Landgemeinde Schönfließ mit dem Gutsbezirk Henriettenhof (polnisch Chmielnik) zur neuen Landgemeinde Schönfließ.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte die Rote Armee die Gegend und als Folge des Krieges kam Schönfließ zu Polen. 1954 wurde Kraskowo Sitz einer Gromada. 1958, nach einer Umstrukturierung der Gomada, gehörten zur Gromada Kraskowo 25 Ortschaften welche in sieben Schulzenämter eingeteilt waren. 1960 hatte die Gromada eine Fläche von 72,83 km². 1970 verfügte das Dorf Kraskowo über eine achtklassige Grundschule sowie einen Kindergarten.

Kraskowo ist heute Sitz eines Schulzenamtes (polnisch Sołectwo) und als solches eine Ortschaft im Verbund der Stadt- und Landgemeinde Korsze (Korschen) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Einwohnerzahlen Bearbeiten

 
Anwesen in Kraskowo
Jahr Anzahl[6]
1820 260
1885 570
1905 504
1910 517
1933 578
1939 563
1970 330[7]
2011 192[8]

Kirche Bearbeiten

 
Wegekreuz in Kraskowo

Kirchengebäude Bearbeiten

Der Ostteil der Kirche wurde Ende des 14. Jahrhunderts errichtet, der westliche Teil folgte Anfang des 15. Jahrhunderts. Zuständiger Propst war 1480 Gregorius Zeber, 1495 war es Jodocus Borkee. Zum Pfarramt gehörten weiterhin das Dorf Babziens (polnisch Babieniec) und ab 1510 auch die Kirche in Tolksdorf (Tołkiny). Von 1528 bis 1550 wurde das Pfarramt der Pfarrei in Lamgarben (Garbno) zugeordnet. 1678 wurden am nördlichen Teil der Sakristei und Vorhalle errichtet. Am Eingang zur Vorhalle steht Christof Herndorff den 13. Mai Anno 1678, die Bedeutung ist nicht erläutert.[9] Ab dem 18. Jahrhundert wurden auch Gottesdienste auf Polnisch abgehalten.[10] 1817 lebten im Pfarrbezirk 1.077 Einwohner.[11] 1875 wurde das Obergeschoss nach einem schweren Sturm neu gebaut.[9]

Der Altar aus dem Jahr 1645 ist heute noch teilweise erhalten. Ein Abendmahlsbild von Stephanus Eisenbergk ist am Sockel des Altars zu sehen. Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1648[10] ist aber wahrscheinlich nicht mehr in der Kirche.[9]

Kirchengemeinde Bearbeiten

Evangelisch Bearbeiten

Bereits in vorreformatorischer Zeit bestand in Schönfließ eine Kirche, die mit Einführung der Reformation evangelisch wurde. Schönfließ war bis 1945 Sitz der mit der Kirche Tolksdorf (polnisch Tołkiny) vereinten Kirchengemeinde innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.[12] Die Gesamtzahl der Kirchenglieder belief sich 1925 auf 1520, von denen 1160 zum Pfarrsprengel Schönfließ gehörten. Das Schönfließer Kirchenpatronat oblag dem Gutsbesitzer von Henriettenhof (polnisch Chmielnik).

Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung in Kriegsfolge setzten dem Leben der evangelischen Kirche im dann Kraskowo genannten Dorf ein Ende. Die heute hier lebenden wenigen evangelischen Einwohner gehören zur Johanneskirche in Kętrzyn innerhalb der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Katholisch Bearbeiten

Vor 1945 lebten in Schönfließ nur wenige katholische Kirchenglieder. Sie waren von 1904 an der Kirche in Korschen (polnisch Korsze) im Bistum Ermland zugehörig.[6] Die Ansiedlung polnischer Neubürger nach 1945 ließ die Zahl der Katholiken so stark werden, dass das bisher evangelische Gotteshaus der katholischen Kirche übereignet wurde. Die Schönfließer Kirche ist heute Filialkirche der Pfarrei Łankiejmy[13] (polnisch Langheim) und trägt den Namen der „Gottesmutter von Tschenstochau“. Sie gehört zum Dekanat Reszel (Rößel) im Erzbistum Ermland.

Verkehr Bearbeiten

 
Ortsdurchfahrt Kraskowo der DW 592 (mit Storchennest im Hintergrund)

Straße Bearbeiten

Kraskowo liegt an der Woiwodschaftsstraße 592 (einstige deutsche Reichsstraße 135), die etwa 15 Kilometer östlich durch Kętrzyn führt. Nach vier Kilometern in östlicher Richtung kreuzt die 592 die Woiwodschaftsstraße 590, die in nördlicher Richtung weitere drei Kilometer nach Korsze (Korschen) führt.

Schiene Bearbeiten

In Tołkiny (Tolksdorf) befindet sich auch die nächste Bahnstation. Sie liegt an der Bahnstrecke Białystok–Ełk–Korsze.

Luft Bearbeiten

Der nächste internationale Flughafen ist der Flughafen Kaliningrad, der sich etwa 90 Kilometer nordwestlich auf russischem Gebiet – außerhalb der Europäischen Union – befindet und darum nur sehr eingeschränkt nutzbar ist. Der nächste internationale Flughafen in Polen ist der etwa 180 Kilometer westlich gelegene Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig.

Persönlichkeiten des Ortes Bearbeiten

Aus dem Ort gebürtig Bearbeiten

Mit dem Ort verbunden Bearbeiten

  • Gottfried von Perband (1639–1692), kurbrandenburger Kammerherr, Oberst, Hauptmann, war Erbherr auf Gut Schönfließ
  • Hermann Schumann (1808–1889), deutsche evangelischer Theologe und preußischer Abgeordneter, war von 1831 bis 1878 Pfarrer in Schönfließ-Tolksdorf

Literatur Bearbeiten

  • Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 197–198 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kraskowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 4. Juli 2017
  2. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 613
  3. so nach Swat 1978, S. 197
  4. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Schönfließ
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Tolksdorf
  6. a b Schönfließ (Landkreis Rastenburg) bei GenWiki
  7. Swat, 1978, S. 198
  8. Wieś Kraskowo w liczbach
  9. a b c Kraskowo - Schönfließ bei ostpreussen.net
  10. a b Swat, 1978, S. 197
  11. Kętrzyn: z dziejów miasta i okolic, Olsztyn 1978, S. 46
  12. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 474
  13. Parafia Łankiejmy im Erzbistum Ermland