Kleinbüllesheim

Stadtteil in Euskirchen

Kleinbüllesheim ist ein Stadtteil im Nordosten von Euskirchen im Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen.

Kleinbüllesheim
Koordinaten: 50° 40′ N, 6° 49′ OKoordinaten: 50° 40′ 28″ N, 6° 49′ 28″ O
Höhe: 150 m ü. NHN
Fläche: 4,13 km²
Einwohner: 1355 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 328 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53881
Vorwahl: 02251
Karte
Lage von Kleinbüllesheim in Euskirchen
Kleinbüllesheim, Luftaufnahme (2014)
Kleinbüllesheim, Luftaufnahme (2014)

Lage Bearbeiten

Nachbarorte von Kleinbüllesheim sind die Stadtteile Großbüllesheim, Wüschheim, Dom-Esch und Weidesheim. Durch den Ort fließt der Erftmühlenbach, ebenso das Obere und Untere Ahrflüsschen.

Geschichte Bearbeiten

 
Große Burg Kleinbuellesheim, Sammlung Alexander Duncker

Erstmals erwähnt wurde der Ort 856 in der Verleihungsurkunde König Lothars II., als er seinem Vasallen Otbert eine Villa namens Bullengesheim mit einer Kapelle gab.

1807 wurde die Pfarre aufgehoben und Großbüllesheim zugewiesen, 1849 aber wieder neu errichtet. Seit 1907 besitzt Kleinbüllesheim zwei Kirchen, die beide St. Peter und Paul heißen, eine neue und eine alte. Im Liber valoris heißt das jetzige Kleinbüllesheim aliud Bullisheym = das andere Büllesheim im Gegensatz zu „inferior Bullisheym“ = Niederbüllesheim, dem heutigen Großbüllesheim.

1728 wurde die mittelalterliche Große Burg durch einen Neubau ersetzt. Baumeister war Johann Conrad Schlaun, der von der mittelalterlichen Anlage die Zweiteilung, die Wasserumwehrung und den spätgotischen Torbau beibehielt und das Herrenhaus als schlossartigen Landsitz errichtete. Die aus Feldbrandziegeln gebaute Vorburg wurde nach einem Brand 1756 teilweise erneuert.

Die Kleinbüllesheimer „Kleine Burg“ ist 1873 ausgebrannt und danach verfallen.

In den Wiesen am Erftmühlenbach gab es eine frühmittelalterliche Befestigungsanlage, eine sogenannte Motte. Bei der Verlegung des Bachlaufes 1956 wurde sie eingeebnet und verschwand völlig.

Am 1. Juli 1969 wurde Kleinbüllesheim nach Euskirchen eingemeindet.[2]

Am 31. Dezember 2017 hatte Kleinbüllesheim 1380 Einwohner.[3]

Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Am Ortsrand führen die Landesstraßen 182 und 194 vorbei. Weiterhin treffen die Kreisstraßen 15 und 21 im Dorf aufeinander. Bis auf beide Kreisstraßen sind alle anderen Straßen im Ort Tempo-30-Zonen oder Verkehrsberuhigter Bereich. Am westlichen Ortsrand verläuft die Eifelbahn, der nächste Haltepunkt ist im benachbarten Großbüllesheim. Kleinbüllesheim hat insgesamt vier Bushaltestellen: Siedlung, Kirche, Rigaer Straße und Am Heiligenhäuschen. Die ersten drei genannten befinden sich schon jahrelang im Ort und sind bis auf Rigaer Straße mit Fahrgastunterstand, Sitzbank und Blindenleitsystem rollstuhlgerecht ausgebaut. Zum Fahrplanwechsel 2022/2023 ist Am Heiligenhäuschen als reiner Haltepunkt ohne Ausstattung für die Schulbuslinie 731 dazugekommen. Angefahren werden die Haltestellen von den Bussen der SVE-Linien 870, 875 sowie der Schulbuslinie 731 und der VRS-Linie 806.

Linie Betreiber Verlauf
731 SVE Schülerverkehr Euskirchen: Dom-Esch – Kleinbüllesheim – Großbüllesheim – Wüschheim – Kessenich – Euskirchen
806 RVK Euskirchen Bf – Kleinbüllesheim – Dom-Esch – (Neukirchen – Müggenhausen – Metternich) / (Mömerzheim – Ollheim – Straßfeld – Heimerzheim)
870 SVE Euskirchen Bf – Wüschheim – Großbüllesheim – Kleinbüllesheim – Weidesheim – Kuchenheim Bf – Kuchenheim Markt – Palmersheim – Flamersheim – Kirchheim – (Steinbachtalsperre –) Niederkastenholz – Stotzheim – Roitzheim – Euskirchen Bf (Ringverkehr)
875 SVE Euskirchen Bf – Kleinbüllesheim – Großbüllesheim – Wüschheim

Einrichtungen Bearbeiten

 
Pfarrkirche St. Peter und Paul

In Kleinbüllesheim befinden sich zwei Kirchen, was im Vergleich zu den meisten anderen Euskirchener Dörfern nennenswert ist: Die Kirche St. Peter und Paul und die auch „alte Kirche“ genannte Johannes der Täufer. Dadurch bedingt gibt es auch zwei Friedhöfe, einen Hauptfriedhof am Ortsrand und den alten Friedhof um die Kirche Johannes der Täufer herum. Weitere Einrichtungen sind zwei Spielplätze, ein Bolzplatz, der Kindergarten und die Feuerwehr. Zudem gibt es neben einem Restaurant weitere kleinere Einrichtungen wie Kosmetikstudios, Handwerksbetriebe oder Immobilienmakler. In Diskussion ist seit 2015 der Bau eines Edeka-Supermarktes am nördlichen Ortsausgang. Aufgrund Formfehler des Vorhabens durch die Stadt und Klagen eines benachbarten Anwohners hat das Oberverwaltungsgericht den Bebauungsplan 2023 für unwirksam erklärt. Die weitere Zukunft des Vorhabens ist offen.[4]

Breitbandausbau Bearbeiten

Im Frühjahr 2016 hat das Bonner Telekommunikationsunternehmen bn:t Blatzheim Networks Telecom GmbH Glasfaserkabel zu den drei Kabelverzweigern der Deutschen Telekom gelegt, um die dort neu aufgestellten Multifunktionsgehäuse anzuschließen. Somit sind für große Teile des Ortes durch die VDSL2-Vectoring-Technologie Internetbandbreiten mit bis zu 100 Mbit/s im Download möglich.[5] Im Jahr 2024 wird das Unternehmen den Glasfaserausbau bis ins Haus (FTTH) mit möglichen Bandbreiten bis 1 Gbit/s durchführen.

Windpark Bearbeiten

Von Juni bis Dezember 2020 wurde östlich von Kleinbüllesheim auf landwirtschaftlich genutzten Flächen im Gebiet zwischen Kleinbüllesheim, Großbüllesheim, Dom-Esch und Weidesheim ein Windpark errichtet. In der ersten Ausbaustufe werden dies zwei Windkraftanlagen sein, in Zukunft sind sechs geplant. Bereits im Jahre 1998 wurde von der Stadt Euskirchen dort eine Windkraftkonzentrationszone ausgewiesen.[6] Allerdings wurde das Bauvorhaben mehrfach verzögert, da unter anderem Rohrweihen und Uhus gesichtet wurden, zwischenzeitlich kein Investor Interesse bekundet hatte und Gutachten neu erstellt werden mussten. Ende Juni 2020 begannen dann die Bauarbeiten, welche von den Unternehmen WKN Group, PNE AG und Enercon durchgeführt werden. Die Höhe der Anlagen soll zwischen 144 und 150 Meter und die Nennleistung bei 4,7 Megawatt liegen. Die Einspeisung des Stroms in das Netz erfolgt von den Anlagen aus erst über unterirdisch verlegte Erdkabel hin zu einer eigens für den Windpark errichteten Trafostation im Industrie-Park Am Silberberg am dort bereits existierenden Umspannwerk in das Hochspannungsnetz.[7][8]

Kultur Bearbeiten

Jährlich stattfindende Ereignisse sind beispielsweise der durch die Feuerwehr organisierte Sankt-Martins-Zug mit anschließendem Martinsfeuer am östlichen Ortsausgang und Weckenmannausgabe am Feuerwehrhaus sowie der Karnevalszug, der von dem Verein KG Nubbel 2011 e.V. veranstaltet wird. Viele weitere Veranstaltungen und Aktionen werden von dem im Ort ansässigen Bürgerverein Kleinbüllesheim e.V. durchgeführt, dazu zählen unter anderem ein Garagentrödel, Müllsammelaktionen, Baumpflanzaktionen im Rahmen des Projektes Einheitsbuddeln oder Dorfverschönerungsmaßnahmen. Am Kreisverkehr befindet sich eine Parkanlage mit einem Kriegerdenkmal bestehend aus einer Stein-Stele und einer Mauer mit Plaketten zu Ehren der Opfer des Zweiten Weltkriegs. In unmittelbarer Nähe zu diesem Denkmal wird jährlich ein Maibaum im Frühjahr und ein Weihnachtsbaum im Spätherbst aufgestellt, der von den Kindern des Kindergartens mit Geschenken geschmückt wird.

Denkmale Bearbeiten

 
Große Burg Kleinbüllesheim
  • Kleinbüllesheimer Straße
    • Nr. 42 – Fachwerkhaus, 18. Jahrhundert
    • Nr. 48 – Fachwerkhaus, verputzt, 18. Jahrhundert, Wohnspeicherhaus, Ladeluke im Giebel
  • Kopenhagener Straße
    • Nr. 13–15 – Ehemaliges Mühlengebäude „Marienthaler Mühle“, datiert 1881, Mühle, Wehranlage, Wohnhaus
  • Luxemburger Straße
  • Paulstraße

Straßennamen Bearbeiten

Die Straßenbenennung in Kleinbüllesheim wird seit 1969 nach „Ortsnamen außerhalb Deutschlands“ vorgenommen.[10]

Literatur Bearbeiten

  • Karl Johann Hoffmann: Drei rheinische Dörfer und ihre Geschichte  Großbüllesheim Kleinbüllesheim Wüschheim. Handpresse, Weilerswist, 1998, ISBN 3-930137-80-1
  • Karl Johann Hoffmann: 1150 Jahre Ortsname Büllesheim, 856–2006, Festschrift anlässlich des Jubiläums, Heinen, Bad Münstereifel, ISBN 3-924383-00-6
  • C.-P. Joist/ B. Bell, St. Peter und Paul Kleinbüllesheim. Hrsg.: Pfarrgemeinde Erftmuehlenbach 2007

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kleinbüllesheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Einwohnerzahlen_2022. (PDF) In: euskirchen.de. Kreisstadt Euskirchen, abgerufen am 14. Januar 2024.
  2. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 86.
  3. Einwohnerzahlen Ortsteile. Stadt Euskirchen, 31. Dezember 2017, abgerufen am 7. Juli 2018 (Hauptwohnsitze).
  4. Investor will Einkaufszentrum in Euskirchen bauen. Abgerufen am 13. November 2016.
  5. Rheinbach-Niederdrees und Euskirchen-Kleinbüllesheim mit VDSL erschlossen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. November 2016; abgerufen am 13. November 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blatzheim.com
  6. Flächennutzungsplan der Stadt Euskirchen. Abgerufen am 13. Oktober 2020.
  7. Windpark mit langer Geschichte: Deshalb musste Euskirchen auf seine Windräder warten. Abgerufen am 13. Oktober 2020.
  8. Windpark in Euskirchen: Uhu-Frage immer noch nicht geklärt. Abgerufen am 13. Oktober 2020.
  9. St. Peter und Paul Kleinbüllesheim
  10. Straßen und Plätze der Stadt Euskirchen S. 135. N. Falkenberg, September 1993