Kannenberg (Iden)

Ortsteil der Gemeinde Iden

Kannenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Iden im Landkreis Stendal im Norden des Landes Sachsen-Anhalt.[2]

Kannenberg
Gemeinde Iden
Koordinaten: 52° 48′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 52° 47′ 42″ N, 11° 59′ 7″ O
Höhe: 27 m ü. NHN
Fläche: 4,89 km²
Einwohner: 27 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 6 Einwohner/km²
Eingemeindung: 30. September 1928
Eingemeindet nach: Berge
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039390
Kannenberg (Sachsen-Anhalt)
Kannenberg (Sachsen-Anhalt)

Lage von Kannenberg in Sachsen-Anhalt

Geographie

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Kannenberg, eine kleine Siedlung, liegt 5 Kilometer nordöstlich von Iden und 4½ Kilometer westlich von Sandau (Elbe) an den Resten alter Elbarme am Rand vom Biosphärenreservat Mittelelbe in der Altmark.[3] Östlich des Ortes beginnt das Naturschutzgebiet „Alte Elbe zwischen Kannenberg und Berge“. Der Elberadweg führt durch den Ort in Richtung Norden nach Berge.[3]

Nachbarorte sind Hohenhof im Westen, Giesenslage im Nordwesten, Berge im Nordosten, Sandauerholz im Osten und Germerslage im Südosten.[3]

Ortsteilgliederung

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Zu Kannenberg gehören mehrere Höfe mit weit zurückreichender Geschichte, die früher mit eigenen Namen in Verzeichnissen und auf Karten aufgeführt waren. Im Norden von Kannenberg sind das die Brackmühle (heute wüst), der heute wüste Hof Lüdekummer und der Thenhof. Im Süden sind es Alt Beverlake und Neu Beverlake (Trotzenburg).

Geschichte

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Mittelalter bis Neuzeit

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Im Jahre 1320 wird Helyas kannenborg in einer in Arneburg ausgestellten Urkunde als Zeuge aufgeführt.[4]

1513 verkauften drei Brüder, dhe Kannenberghe genannt, dem Rat in Werben etwas tho Kannenberghe.[5] Weitere Nennungen sind 1608 ein Hoff Kannenberg, 1687 Kannenberg,[6] 1804 adliges Gut Kannenberg mit zwei Büdnern und 5 Einliegern[7] und 1820 Kannenberg sonst Beverlake genannt.[8]

Gut Kannenberg

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Rittergut Kannenberg um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Von vor 1513 bis 1762 hatten die von Kannenberg den Rittersitz, von 1762 bis 1806 die Witwe des Generals von Kahlden, eine geborene von Kannenberg. Das Rittergut gehörte von 1806 bis 1889 der Familie von Kahlden, danach von 1889 bis 1893 den von Alvensleben, ab 1893 bis nach 1925 dem Großkaufmann Fischer in Magdeburg, von 1928 bis um 1935 Willenborg.[6] 1935 erfolgte die Bildung von Rentengütern aus dem Rittergut Kannenberg und die Umlegung der Feldmark Seehausen.[9] Im Rahmen der Aufsiedlung des Gutes von der „Gesellschaft für Innere Kolonisation“ wurden das Gutshaus, die Wirtschaftsgebäude und landwirtschaftliche Flächen[6] im Jahre 1936 an Wilhelm und Lisbeth Schulze verkauft.[10] 1945 kam Wilhelm aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück, sollte deportiert werden und floh davor nach Hannover. Seine Frau war noch eine Zeit lang alleine mit ihren Kindern in Kannenberg. Sie mussten innerhalb eines Vormittags das Gut verlassen[10] und das Gut wurde enteignet. Im Jahre 1954 entstand die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Helmut Just“.[11]

1995[6] wurde das Gut teilweise von Klaus-Friedrich Schulze, dem Sohn von Wilhelm, zurückgekauft. Er erwarb erste Ländereien und baute wieder einen landwirtschaftlichen Betrieb auf. Im Jahre 2010 übernahm deren Tochter den landwirtschaftlichen Betrieb samt Gutshaus.[10]

Eingemeindungen

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Ursprünglich gehörten Dorf und Gut Kannenberg zum Arneburgischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lagen sie im Kanton Werben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörten sie ab 1816 zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[6]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Kannenberg mit der Landgemeinde Berge vereinigt.[12] Zum Gutsbezirk gehörten die Wohnplätze Hohehof (heute Hohenhof) und Trotzenburg (Neu Beverlake). 1965 wurde Kannenberg von Berge nach Sandauerholz umgemeindet,[6] Hohenhof verblieb bei Berge.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1734 18
1772 21
1790 28
1798 82
1801 37
1818 43
Jahr Einwohner
1840 115
1864 122
1871 055
1885 070
1892 [00]143[13]
1895 188
Jahr Einwohner
1900 [00]193[13]
1905 181
1910 [00]222[13]
2014 [00]037[14]
2015 [00]036[14]
2017 [00]034[15]
Jahr Einwohner
2018 [00]34[15]
2020 [00]30[16]
2021 [00]30[16]
2022 [0]28[1]
2023 [0]27[1]

Quelle bis 1905, wenn nicht angegeben:[6]

Religion

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Die evangelischen Christen aus Kannenberg sind in die Kirchengemeinde Giesenslage eingepfarrt, die früher zur Pfarrei Berge bei Werben an der Elbe gehörte.[17] Die Kirchengemeinde Giesenslage gehörte zum Kirchspiel Werben und wird heute betreut vom Pfarrbereich Königsmark im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Wasserturm des Rittergutes Kannenberg

Das Gutshaus des ehemaligen Rittergutes Kannenberg, im Volksmund „Schloss Kannenberg“ genannt, steht unter Denkmalschutz. Es ist ein um 1850[10] erbauter elfachsiger Rechteckbau, dessen dreiachsiger Mittelrisalit um den Haupteingang durch Fenstergiebel und Pilaster hervorgehoben ist.[6] Im Jahre 1980 hatte sich die LPG Obstproduktion „Wische Obst“ Seehausen mit ihrem Betriebsteil „Schloß Kannenberg“ des Gutshauses angenommen und mit dessen Renovierung begonnen. In den 80er Jahren erhielt es so eine neue Fassade und Außenputz, 1990 eine neue Heizung.[10] Klaus-Friedrich Schulze kaufte 1997 das Gutshaus seines Großvaters zurück. Schulze und seine Frau ließen später im Rahmen der Dorferneuerung die Fenster und die Haustür erneuern, außerdem privat das Außengeländer samt Wappen. Im Jahre 2010 übernahm deren Tochter auch das Gutshaus.[10]

Sage aus Kannenberg – „Die ruhelose Mutter an der Brake zwischen Berge und Kannenberg“

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Pastor Erich Hübener aus Berge übermittelte die Sage an Alfred Pohlmann, der sie 1901 veröffentlichte.

Im Jahre 1675, am 11. März, früh um 2 Uhr war die Elbe bei der Brakmühle, einer Windmühle am heutigen Westufer des Blauen Sees, damals eine Brake zwischen Berge und Kannenberg, durchgebrochen. Nachdem das Wasser zurückgegangen war, versuchte man mehrfach vergebens den Deichbruch zu schließen. „Da gab ein kluger Schäfer den Rat, man soll ein Kind in den Bruch des Deiches werfen und dann den Bruch zukarren, so werde der Deich halten.“ Es fand sich tatsächlich eine Mutter, die ihr Söhnchen mit Gold aufwiegen und es unterkarren ließ. Die habsüchtige Mutter aber wurde nicht froh über ihren Besitz. Ohne Ruhe wanderte sie klagend auf dem neu gebauten Deiche auf und ab. Da ergriff sie Reue und sie schleuderte das Gold in die Tiefe der großen Brake und stürzte sich selber hinein.[19] Die Sage ist auch als Gedicht unter dem Titel „Mutter Ebsch“ überliefert.[20]

Der Schlafdeich bei Kannenberg brach zuletzt im Jahre 1909.[21]

Literatur

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  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1135–1137, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 168–169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 374, 71. Kannenberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Einzelnachweise

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  1. a b c Karina Hoppe: Erneut mehr Zuzüge als Wegzüge. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 1. Februar 2024, DNB 1047269554, S. 18.
  2. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 115 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 26, Urkunde Nr. XLIV. (Digitalisat).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 74, Jahr 1513 (Digitalisat).
  6. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1135–1137, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 295 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00317~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Carl von Seydlitz: Der Regierungs-Bezirk Magdeburg. Geographisches, statistisches und topographisches Handbuch. Magdeburg 1820, S. 378, Alphabetisches Verzeichniß (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000901~SZ%3D00516~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1935, ZDB-ID 3766-7, S. 147, Nr. 566.
  10. a b c d e f Karina Hoppe: Neue Ära für Gutshaus Kannenberg. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 13. März 2018 (auf volksstimme.de [abgerufen am 10. März 2020]).
  11. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 181, Jahr 1953, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 213.
  13. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 168–169 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  14. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  15. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  16. a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 124 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Königsmark. Abgerufen am 10. April 2020.
  19. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 30–31, 3. Die ruhelose Mutter an der Brake zwischen Berge und Kannenberg (archive.org).
  20. Die Wischekeiler – Die Wische. Web.archive.org, archiviert vom Original am 22. März 2016; abgerufen am 13. März 2020.
  21. Kurt Maaß: Chronik Seehausen. Stadt Seehausen (Altmark), Seehausen (Altmark) 2001, DNB 96475956X, S. 155.