KAV Lovania Löwen

Studentenverbindung
(Weitergeleitet von K.A.V. Lovania Löwen)

Die Katholische Academische Verbindung Lovania Löwen ist eine im Jahr 1896 gegründete katholische farbentragende Studentenverbindung an der Katholischen Universität zu Löwen. Sie ist mit dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen befreundet.

KAV Lovania
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: Löwen
Hochschule/n: Katholieke Universiteit Leuven
Gründung: 1896
Korporationsverband: CV-befreundet seit 1897
Kürzel: Lov!
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Der Geist lebt in uns allen!
Feldgeschrei (Panier): Semper excelsius!
Mitglieder insgesamt: 130 (2017)
Aktive: 16
Website: www.kav-lovania.org

Geschichte Bearbeiten

 
Couleurkarte der KAV Lovania Löwen (1914)

Die KAV Lovania wurde am 21. Januar 1896 unter dem maßgeblichen Einfluss von Armand Thiéry von Studenten unterschiedlicher Nationalitäten nach dem Vorbild der Studentenverbindungen in Deutschland als Diaspora-Verbindung gegründet. Im August 1897 wurde die Lovania unter Patenschaft der KDStV Bavaria Bonn in den Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen als befreundete Verbindung aufgenommen.

Prinzipien und Ziele Bearbeiten

Prinzipien Bearbeiten

Die Lovania beruht auf den Prinzipien religio, scientia und amicitia. Sie will eine lebenslange Freundschaft begründen, welche sich durch ihre couleurstudentischen Traditionen und Comment getragen weiß.

  • Religio beinhaltet das uneingeschränkte Bekenntnis zum überlieferten römisch-katholischen Glauben.
  • Scientia meint das Streben nach Wissenschaft und Bildung, und zwar auch über den eigenen Fachbereich hinaus.
  • Amicitia bedeutet eine Freundschaft, welche über das Studium hinaus besteht und auf diese Weise als Lebensbund zwischen Studenten und Alten Herren gelten kann.

Das bei katholischen Verbindungen verbreitete vierte Prinzip, das sogenannte patria-Prinzip, gibt es bei der Lovania nicht. Die Verbindung ist nicht-schlagend.

Ziele Bearbeiten

Sinn und Zweck der Lovania ist es vom Tag ihrer Gründung an, ihre Mitglieder darin zu fördern, ein gottgefälliges Leben nach den drei genannten Verbindungsprinzipien zu gestalten. Darüber hinaus ist sie bestrebt, die Freundschaft unter den Mitgliedern auf strikt christlicher Grundlage in wahrhaft europäischer Gesinnung zu gestalten. Die Lovania pflegt betont diszipliniert und in froher Geselligkeit die deutsche couleurstudentische Tradition bei gleichzeitigem Respekt vor den flämischen Studententraditionen.

Der Lovania liegt es ausdrücklich fern, eine aktive Rolle im politischen Geschehen einzunehmen. Die Verbindung ist überparteilich und neutral in nationalstaatlichen Angelegenheiten. Sie bekennt sich in Verantwortung vor Gott zur europäischen Idee christlicher Prägung.

Comment und Brauchtum Bearbeiten

Die Verbindung weist besondere Merkmale auf, die sie von anderen Studentenverbindungen unterscheidet.

Gründer Bearbeiten

Die Lovania pflegt das besondere Andenken an ihren Gründer, Armand Thiéry. Die Wiederherstellung des großen Grabmals des Wissenschaftlers und Priesters, der Doktorate in Jura, Psychologie (bei Wilhelm Wundt), Architektur und Philosophie erwarb, ist eines der erklärten Ziele der Altherrenschaft. Thiéry errichtete in Löwen mehrere Institute mit allgemeiner wissenschaftlicher und internationaler Bedeutung: das höhere Institut für Philosophie, das erste Labor experimenteller Psychologie und die Gebäude des Seminaire du pape Léon XIII (Leo XIII.-Seminar) gehen auf seine Initiative zurück. Während Thiéry im Ersten Weltkrieg mutig und durch Anwendung seiner perfekten Deutschkenntnisse wenigstens einen Teil des historischen Löwener Stadtgebietes vor den Brandstiftern preußischer Regimente – eine Vergeltungsaktion gegen die Stadt Löwen wegen vermeintlicher Heckenschützen – bewahren konnte, betätigte er sich nach dem Frieden 1919 bis 1926 für den Bau einer neuen Universitätsbibliothek. Im Zweiten Weltkrieg konnte der Mystiker und Priester zahlreichen Juden das Leben retten durch Unterschlupf- und Fluchthilfe. Im Jahre 1980, fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tode, wurde Thiéry posthum mit dem Titel eines Gerechten unter den Völkern ausgezeichnet vom Staat Israel und dem Zentrum Jad waSchem.

Für die Rettung jüdischen Lebens im Zweiten Weltkrieg erhielt Thiéry, auf Betreiben der von ihm geretteten Jüdin Grunia Schicharewitch, im Jahre 1980 posthum die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ von Jad waSchem und dem Staate Israel.[1][2][3]

Thiéry gründete 1896 die KAV Lovania, nachdem er an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn studiert hatte und dort Mitglied der KDStV Bavaria Bonn geworden war.

Wegen der internationalen Bedeutung des Lebens von Thiéry errichtete die Verbindung einen Spendenverein für die Wiederherstellung des Grabmals ihres Gründers.

Couleur, Wahlspruch und Wappen Bearbeiten

Couleur Bearbeiten

Die Verbindung trägt die Farben grün-weiß-rot mit goldener Percussion. Die Fuxenfarben sind grün-weiß-grün mit goldener Percussion. Kopfcouleure sind eine dunkelgrüne Tellermütze und ein dunkelgrüner Stürmer.

Wahlspruch Bearbeiten

Der Erste Wahlspruch der Lovania, Der Geist lebt in uns allen!, wurde angenommen im SS 1896 und stammt aus dem Lied Wir hatten gebauet ein stattliches Haus. Der Zweite Wahlspruch der Lovania, SEMPER EXCELSIUS, wurde angenommen im WS 1897/98.

Wappen Bearbeiten

 
Das Zweite Wappen der K.A.V. Lovania Löwen

Das Erste Wappen der Lovania wurde angenommen im SS 1896. Das Zweite Wappen der Lovania wurde angenommen im WS 1897/98. Entwerfer und Gestalter beider Wappen sind unbekannt.

Das Erste Lovanenwappen ist horizontal geteilt und zeigt in der oberen Hälfte einen silbernen schreitenden Löwen vor schwarzem (sabel) Hintergrund und in der unteren Hälfte zwei gekreuzte Schläger über dem Gründungsjahr 1896 (unten). Unterhalb des Schildes steht ein Spruchband mit dem Ersten Verbindungswahlspruch (Der Geist lebt in uns allen!).

 
Der Zirkel der K.A.V. Lovania Löwen

Das Zweite Lovanenwappen ist geviert: Rechts oben zeigt es vor schwarzem (sabel) Hintergrund eine silberfarbene Eule mit einer Laterne als Vogel der Weisheit auf zwei geschlossenen Büchern (scientia). Links oben weist es schräggeteilt die Burschenfarben Grün (Sinopel), Weiß (Silber) und Rot (Keel) mit dem Verbindungszirkel in der Mitte auf (amicitia). Rechts unten zeigt das Wappen vor azurblauem Hintergrund ein goldgelb gekröntes silberfarbenes Marienmonogramm, das auf die Gottesmutter verweist, die auch als U.L.F. von Flandern verehrt wird (religio). Links unten ist das Wappen des Herzogtums Brabant (ein goldener Löwe auf schwarzem Grund) aufgeführt. Der Herzschild in der Mitte trägt das Löwener Stadtwappen. Schildhaupt ist ein gekrönter Spangenhelm mit Halskleinod, Decke und drei Straußenfedern in Grün (Sinopel), Silber und Rot (Keel) als Helmzier. Unterhalb des Schildes steht ein Spruchband mit dem Zweiten Verbindungswahlspruch (Semper excelsius!).

Der Lovanenzirkel ist ein couleurstudentisches Monogramm bestehend aus vier Buchstaben, V, C, F, L, und einem Rufzeichen. Diese Buchstaben stehen für VIVAT CRESCAT FLOREATQUE LOVANIA (Lovania lebe, wachse und gedeihe!). Eine andere Deutung lautet VIVAT CIRCULUS FRATRUM LOVANIAE (Es lebe der Brüderkreis der Lovania!). Das Rufzeichen steht für IN AETERNUM und bedeutet, dass die Verbindung eine Aktivitas besitzt, ferner verweist es auf das Lebensbundprinzip. Das stilisierte L in der Mitte steht für den Verbindungsnamen Lovania. Das stilisierte V in der unteren Hälfte steht für VIVAT (lebe). Das stilisierte C im unteren Teil des mittleren Bogens steht für CRESCAT (wachse). Das obere Teil des mittleren Bogens bildet zusammen mit dem Strich oben darüber ein stilisiertes F und steht für FLOREAT (blühe oder gedeihe).

Bekannte Mitglieder (Auswahl) Bearbeiten

 
Chargierter in Vollwichs und Farben der Lovania

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Florian Werr: Geschichte des CV. 2. Auflage. Berlin 1900.
  • Armand Thiery: Chansonnier des étudiants Belges publié par la Studentenverbindung Lovania. Breitkopf et Härtel, Brüssel 1901.
  • Lovania - 10 Jahre deutschsprechenden Studententums in Löwen 1895–1905, Löwen 1906.
  • 15. Vereinsjahr - Academische Studenten Verbindung Lovania 1895–1910, Löwen 1910.
  • Joseph Wils: Les étudiants des régions comprises dans la Nation germanique de l'Université de Louvain. Löwen 1910, Digitalisat (2 Bände).
  • Katholische Academische Studentenverbindung Lovania - Jahresbericht 1910–1912, Druck. F. Giele, Löwen 1912.
  • Hans Contzen: Lovania. Zwanzig Jahre deutschsprechenden Studententums in Belgien. Studentenbibliothek des Sekretariats sozialer Studentenarbeit, Mönchengladbach 1916.
  • Friedrich Schulze, Paul Ssymank: Das deutsche Studententum von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 1932 München (Nachdruck), ISBN 3-923621-90-6.
  • Arthur de Bruyne (Hrsg.): Bijdragen tot de geschiedenis van een generatie - Een liber amicorum voor mr. Willem Melis. Kemzeke 1977.
  • Mon de Goeyse: O Vrij-Studentenheerlijkheid. Leuvense Universitaire Pers, Löwen 1987, ISBN 90-6186-251-5.
  • Siegfried Schieweck-Mauk: Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen. Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte, Würzburg 1997, ISBN 3-89498-040-0. S. 444–446.
  • R. Uytterhoeven: Nostalgia Lovaniensis. Universitaire Pers Leuven, Löwen 2000, ISBN 90-5867-065-1.
  • Vos Louis, Weets Wilfried (Hrsg.): Vlaamse vaandels, rode petten. Uitgeverij Pelckmans, Kapellen 2002, ISBN 90-289-3204-6.
  • Jan Huys: Van de Weyer Stefan, De studentikoze erfenis van Rodenbach. Löwen 2006.

Weblinks Bearbeiten

Commons: K.A.V. Lovania Löwen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jad WaSchem yadvashem.org (Memento des Originals vom 5. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.yadvashem.org
  2. Mordecai Paldiel: Churches and the Holocaust: unholy teaching, good Samaritans, and Reconciliation. KTAV Publishing House, 2006, S. 143–145.
  3. Dan Mikhman, Israel Gutman, Sarah Bender: The encyclopedia of the righteous among the nations: Rescuers of Jews during the Holocaust: Belgium. Bd. 2, Yad Vashem, Jerusalem, 2005.