Johanniskirche (Flensburg-Adelby)

Kirchengebäude in Deutschland

Die Johanniskirche (häufig auch umschrieben als Adelbyer Kirche) ist die älteste Kirche der Stadt Flensburg und liegt im Gebiet Adelby, der wohl eigentlichen Keimzelle Flensburgs. Sie ist nicht zu verwechseln mit der im Stadtkern liegenden Johanniskirche des Johannesviertels.

Die St.-Johannis-Kirche in Adelby, die älteste Kirche Flensburgs, Teil der Husbyharde
Das Monogramm König Christians VII. mit dem Soli Deo Gloria darüber am Kirchturm

Geschichte Bearbeiten

Die Dorfkirche wurde vermutlich in der Zeit um 1080 erbaut[1] und nach Fertigstellung dem Apostel Johannes geweiht. Zum Baubeginn bestanden in der weiteren Umgebung bereits Kirchen wie die St. Vincentius-Kirche in Husby, die Laurentiuskirche in Munkbrarup sowie die St.-Marien-Kirche in Sörup. Das zugehörige Dorf, das heute nur noch unter dem Namen Adelby, was eigentlich Altdorf oder Mutterdorf bedeutet, bekannt ist, verschwand wohl schon bald darauf, denn durch Aussiedlungen aus dem Dorf entstanden in der Umgebung Töchterdörfer.[2] Um 1100 entstand zudem aus dem Dorf Adelby die Siedlung Sankt Johannis am Ende der Flensburger Förde,[3] woraus nach und nach das von Adelby unabhängige Flensburg entstand.[4] Die Adelbyer Kirche ist somit älter als die namensgleiche Kirche im Stadtkern Flensburgs. Obwohl sie zu keinem Dorf mehr gehörte, diente sie als Filialkirche den umgebenden Dörfern und Siedlungen, so dass ein weiträumiges Kirchspiel entstand.[2] Dieses Kirchspiel gehörte zur Husbyharde, einer Verwaltungseinheit des Gebietes Angeln.[5]

Der im 20. Jahrhundert wiederholt erweiterte Kirchhof ist heute der einzige Friedhof im Osten Flensburgs, womit die Kirche ihre Bedeutung für Gemeindeglieder von Mürwik, Engelsby und ehemaliger Teile Adelbys behält. Die Kirchenkreise Flensburg, Angeln und Schleswig bildeten 2009 einen neuen Großkirchenkreis.[6]

Baubeschreibung und Ausstattung Bearbeiten

 
Altar der Johanniskirche

Die weithin sichtbar auf einem Hügel innerhalb des Kirchhofs errichtete romanische Feldsteinkirche[1] ist eine kleine Dorfkirche mit Westturm, dicken, weiß gestrichenen Mauern und dem darauf sitzenden roten Dach sowie dem Wetterhahn auf dem Turm.

Um 1200 im spätromanischen Stil errichtet war sie kleiner und besaß noch nicht den heutigen Kirchturm, sondern wohl einen Glockenstapel. Die alten Mauern in der Mitte des Kirchenschiffes sind anhand der rundlichen, unbehauenen weiß überstrichenen Feldsteine erkennbar.[2] Von den romanischen Rundbogenfenstern befinden sich drei auf der Nordseite und eins an der Südseite.[7] Im 15. oder 16. Jahrhundert wurde ein Vorhaus vor dem Haupteingang angefügt, es diente zum Abgeben mitgebrachter Waffen und gab Wöchnerinnen die Möglichkeit, dem Gottesdienst beizuwohnen, denn ihnen war aus Tradition in den ersten sechs Wochen nach der Geburt das Betreten der eigentlichen Kirche verboten. Aus diesem Grund erhielt dieser Anbau den Namen Frauenhaus.[2]

Am westlichen Deckenbacken des Chores ist derzeit das Triumphkreuz (um 1440–50) aufgehängt. Etwa aus der gleichen Zeit stammt die Eichenskulptur eines Johannes des Täufers.

Im 18. Jahrhundert erfolgte schrittweise ein weitgehender Umbau zur heutigen Gestalt. 1726 wurde der Holzturm abgerissen und durch den heutigen barocken Turm mit beschlagenen Quadersteinen ersetzt.[2] Dabei verwendete man Quadersteine der zerfallenen Duburg.[8][9] Danach wurde das Kirchenschiff mit Ziegelsteinen erhöht und nach Osten sowie nach Westen bis an den Kirchturm und zur besseren Integration ein Stück darüber hinaus erweitert.[2] Bis zum Jahr 1780 entstand so die heutige Saalkirche mit breitem Kastenchor. 1775 war an der Westseite des Turmes eine Sandsteintafel mit einem Soli Deo Gloria und einem Monogramm König Christians VII., des Patrons der Kirche, angebracht. Die Laternen und das Helmdach sind von 1785.[6] 1931 sowie 1964/1965 wurde der Innenbereich durch Renovierungen und Umbau nochmals gravierend zur heutigen Gestalt verändert.[2][10]

Der Altar der Kirche stammt aus dem Jahr 1779 von Friedrich Windekiel.

Im Jahre 2014 beschloss die Gemeinde den Bau einer neuen Orgel voranzutreiben, da die alte Kemper-Orgel aus den 1960er Jahren auf Grund minderwertiger Materialien einen schlechten Klang hatte und nicht mehr zufriedenstellend überholt werden konnte. Nach einem langen Auswahlprozess wurde im Jahr 2017 der Kieler Orgelbauer Paschen beauftragt, die neue Orgel mit 26 Registern zu bauen. Der Künstler Uwe Appold wurde beauftragt, das Orgelgehäuse künstlerisch zu gestalten. Am 12. Mai 2019 wurde die neue Orgel in einem Gottesdienst von dem Bischof des Sprengels Schleswig Gotthard Margaard geweiht. Das neue Instrument hat 26 Register auf zwei Manualwerken und Pedal und ist eine Hybridorgel: Sämtliche Tasten sind mit elektrischen Kontakten ausgestattet, so dass das Instrument um elektronische Klänge erweitert werden kann. Der Spieltisch hat eine dritte Klaviatur, von der aus nur elektronische Register spielbar sein werden.[11]

I Hauptwerk C–
01. Bordun 16‘
02. Principal 08‘
03. Viola da Gamba 08‘
04. Hohlflöte 08‘
05. Octave 04‘
06. Flaut dolce 04‘
07. Quinte 03‘
08. Octave 02‘
09. Mixtur III-IV 0113
10. Trompete 08‘
II Hinterwerk C–
11. Rohrflöte 08‘
12. Salicional 08‘
13. Piffaro 08‘
14. Principal 04‘
15. Traversflöte 04‘
16. Nasat 03‘
17. Waldflöte 02‘
18. Terz 0135
19. Vox Humana 08‘
20. Dulcian 08‘
Pedalwerk C–
21. Violon 16‘
22. Subbass 16‘
23. Oktave 08‘
24. Gedacktbass 08‘
25. Choralbass 04‘
26. Posaune 16‘
  • Koppeln: II/I (auch als Suboktavkoppel), II/II (Suboktavkoppel), I/P (auch als Superoktavkoppel), II/P.

Der rund um die Kirche befindliche Friedhof Bearbeiten

Der Kirchhof dehnt sich insbesondere nach Nordosten zu einem großen Friedhof aus und bildet mit diesem eine Einheit. Der besagte Friedhof Adelby, welcher zur Kirchengemeinde Adelby gehört, ist der einzige Friedhof auf der Ostseite Flensburgs. Auf ihm sind unter anderem auch einige Gräber von stadtgeschichtlicher Bedeutung zu finden.[13]

Verschiedenes Bearbeiten

  • In Flensburg gibt es die Redewendung, wenn jemand ungeschickt im Weg steht: Er steht mitt’n im Weg wie die Adelbyer Kirch’. Nach einer Sage soll diese Redewendung dadurch entstanden sein, dass man die Kirche zunächst an eine Stelle bauen wollte, wo aber des Nachts jedoch stets das schon Erbaute immer wieder abgerissen wurde. Deshalb hätten die Kirchenbauer einen klugen Mann, der in einem Wald bei Tarup wohnte, gefragt, was da zu tun sei. Der gab ihnen den Rat, zwei Ochsen zusammenzubinden, sie einfach laufen zu lassen, auf dass dort, wo sie sich sodann hinlegen würden, sie die Kirche errichten sollten. Nun heißt es weiter, dass sie den Rat befolgt hätten, doch die Ochsen hätten sich einfach mitten auf den Dorfweg hingelegt, und sie hätten sich nicht mehr wegtreiben lassen. So mussten sie die Kirche mitten in den Weg bauen, und der gerade Weg musste an ihr vorbeigelegt werden.[14]
  • In einer Sage wird berichtet, dass im Schloss Satrupholm,[15] 15 Kilometer südöstlich von Adelby gelegen, einst der Geist des ehemaligen Besitzers, des bösen Herr von Zago spukte, weshalb man einen besonders berühmten Prediger aus Adelby herbeirief, dem es zuvor schon mehrfach geglückt war Geister zu bannen. Der Adelbyer Prediger sei in das Zimmer gegangen in dem der Spuk immer anfing und habe versucht den um Mitternacht erscheinenden Geist durch lesen bestimmter Bibelstellen zu bannen. Doch der Geist habe ihm die Bibel einfach aus der Hand geschlagen und der Adelbyer Prediger konnte daraufhin nur noch flüchten. Etwas später gelang es aber einem Studiumsabbrecher der Theologie den Geist in eine große hohle Buche zu verbannen, die viele Jahre später, unter großen Anstrengung mit Hilfe des Schmiedes von Ausacker gefällt wurde.[16]
  • 1829 war Lorenz Lorenzen Pastor in Adelby.
  • In ihrem autobiographischen Roman Ellen Olestjerne (1903) schreibt Franziska Reventlow, dass sie „zur Besserung“ im Haushalt des Pastors zu Adelby untergebracht wurde.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, Adelby, Lebendigkeit mit großer Tradition (Memento des Originals vom 22. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirchenkreis-schleswig-flensburg.de abgerufen am: 24. März 2014
  2. a b c d e f g Die Kirche St. Johannis Adelby, Geschichte, St. Johannis zu Adelby – der Kirchenbau und die Baugeschichte abgerufen am: 24. März 2014
  3. Vgl. Die Landschaft Angeln; Abgerufen am 16. November 2013
  4. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 24
  5. Vgl. Die Landschaft Angeln; Abgerufen am 24. März 2014
  6. a b Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg!. Flensburg 2009, Artikel: Adelbyer Kirche
  7. Auf der Seite der Kirchengemeinde: Die Kirche St. Johannis Adelby, Geschichte, St. Johannis zu Adelby – der Kirchenbau und die Baugeschichte wurden offenbar die Himmelsrichtungen verwechselt.
  8. Stadtmauer und Stadttore. Lese- und Arbeitsheft zur Geschichte Flensburgs für den Heimat- und Sachunterricht .. von der Universität Flensburg (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 1,8 MB), Seite 15
  9. Eventuell wurden hierbei die Steinquader von einem der Türme der Duburg verwendet. Siehe: Die Kirche St. Johannis Adelby, Geschichte, St. Johannis zu Adelby – der Kirchenbau und die Baugeschichte abgerufen am: 24. März 2014
  10. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 398
  11. Informationen zur Orgel
  12. Vgl. Verzeichnis der eingetragenen Kulturdenkmale des Landes Schleswig-Holstein (außer Lübeck) (Memento vom 25. Februar 2015 im Internet Archive) (PDF-Datei; 423 kB); abgerufen am: 24. März 2014
  13. Vgl. Friedhof Adelby, Flensburg; abgerufen am: 6. April 2014
  14. vgl. Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg. Husum 1992, S. 50
  15. Eintrag zu Gut Satrupholm in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. September 2015.
  16. Vgl. Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Geister gebannt, Der Herr von Zago auf Satrupholm, Kiel 1845, S. 204, Nr. 305. 1.

Weblinks Bearbeiten

Koordinaten: 54° 47′ 0,9″ N, 9° 28′ 1,3″ O