St.-Vincentius-Kirche (Husby)

Kirchengebäude in Husby

Die evangelisch-lutherische St.-Vincencius-Kirche in Husby, einer Gemeinde in der Landschaft Angeln im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein, ist eine Feldsteinkirche aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist mit der Objekt-ID 2247 im Denkmalschutzverzeichnis eingetragen. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Schleswig-Flensburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

St.-Vincencius-Kirche in Husby

Baugeschichte Bearbeiten

Der Bau der Zentralkirche der Husbyharde begann schon vor 1200 mit der Errichtung einer Kapelle, dem späteren Chor mit einer Apsis, am Rand des Thingplatzes. Möglicherweise gab es sogar noch einen hölzernen Vorgängerbau. Die Kirche war dem heiligen Vincentius geweiht. Wie die St.-Marien-Kirche (Sörup) und nur zwei weitere Angeliter Kirchen wurde sie aus sorgfältig behauenen Granitquadern errichtet. Um 1200 wurde das breitere Kirchenschiff, ebenfalls aus Granitquadern, angebaut. Aus dieser Zeit sind noch die einfachen Rundbogenportale am Süd- und Nordeingang sowie an der Nordseite Reliefs von Schlangen, Drachen und Wölfen erhalten. 1599 zerstörte ein Blitz den Dachstuhl.

Die Entstehung des wuchtigen Turms konnte durch dendrochronologische Untersuchungen auf etwa 1350 datiert werden.[1] Er brannte aufgrund eines Blitzeinschlages 1603 und wurde mit einem schindelgedeckten Helm wieder aufgebaut.[2] Der Sein Glockenstuhl wurde um 1700 mit einer Vorsatzschale aus Quadermauerwerk verblendet.

1786 wurden Chor und Apsis abgerissen und das Kirchenschiff nach Osten verlängert, um eine Saalkirche zu schaffen. Dabei wurden für den unteren Teil der Mauern die alten Quader wiederverwendet, während oben Backstein vergebaut wurde. Die 1752 für die gewachsene Zahl der Gemeindeglieder eingezogene, mit Bildern aus dem Leben Jesu verzierte Empore wurde verlängert. 1806 wurde das Südervorhaus angebaut. Der Ostgiebel wurde 1856/59 neuromanisch umgestaltet.

Bei der Renovierung 1952 wurde versucht, den mittelalterlichen Zustand durch Einzug eines Chorbogens und Bemalung der Holzdecke und des Chorbogens zu rekonstruieren. An der Südwand wurden die Backsteine im oberen Teil der Mauer verputzt, um den Anschein zu erwecken, dass die ganze Mauer aus Granitquadern bestehe.

Durch die Entwässerung des Markeruper Moores 1972 geriet der Turm in eine leichte Schieflage. 2017 konnte eine Sanierung abgeschlossen werden.[1]

Ausstattung Bearbeiten

Taufe

Aus der Entstehungszeit der Kirche ist die mit Reliefs versehene romanische Granittaufe erhalten. Die Kuppa ist durch einen querlaufenden Rundstab in zwei Zonen geteilt. Der Tauffuß hat die Form eines umgedrehten Würfelkapitells. Auf ungeklärte Weise ist dieser Taufstein mit den Taufsteinen des Meisters aus Djursland verwandt. Viele Ähnlichkeiten sprechen dafür, jedoch ist nachweisbar, dass er nicht diese Taufe erschuf. Im oberen Kupparand sind Reliefs mit Pflanzenornamenten ausgearbeitet. Darunter befindet sich eine Zone mit von Arkadenbögen geformten Feldern. Diese 10 Felder enthalten drei klare, gut detaillierte Bildthemen theologischer und weltlicher Art. Insgesamt sind es drei Bildprogramme: Der Sündenfall, die Kreuzigung und als weltliches Thema die Wollust. In der Kreuzigungsszene ist Jesus mit einem Kreuznimbus zu sehen. Von links durchbohrt Longinus mit einem Speer die Seite Jesu. Die Füße des Gekreuzigten sind nicht ans Kreuz genagelt. In dem weltlichen Bildprogramm ist eine nackte Frau mit gespreizten Beinen dargestellt. Ihre Hände verbergen ihr Geschlecht. An jeder Brust hat sich eine Schlange verbissen. Zu ihrer Rechten steht der Teufel und zu ihrer Linken ein Mann mit einem Beil. Hier wird eine der sieben Todsünden dargestellt, Luxuria, die Wollust. Im Sündenfall zeigt sich Adam nackt am Baum der Erkenntnis und Eva mit einem Rock bekleidet. Die Schlange reicht Eva den Apfel.[3]

Ähnlich, aber deutlich einfacher als beim Taufbecken in Sörup zeigt der Taufstein am Fuß bedrohliche Fabeltiere, die das Böse symbolisieren, das durch die Taufe überwunden wird.

Taufdeckel

Der gemalte hölzerne Deckel, der das Taufwasser früher vor Verunreinigung schützte, stammt aus der Barockzeit. Auf einem sechsseitigen glockenförmigen Deckel sind in gemalten Volutenkartuschen die Porträts von Personen (wahrscheinlich Apostel) erhalten. Am unteren Rand fügt sich ein Gesimsband an, das eine Taufbeschriftung enthält.

Holzskulpturen

Aus der Zeit um 1230 stammt die spätromanische Statue des Erzengels Michael. Sie ist in einer besonderen Art geschnitzt, die einen Vergleich mit anderen Figuren in Schleswig und Dänemark im 13. Jh. nicht zulässt. Es wird angenommen, dass diese Figur nach sächsischen Vorbildern in Schleswig hergestellt wurde.[4] Daneben finden sich eine Figur des heiligen Vinzenz (Lübeck?, um 1450–75) und eine Standfigur von Maria mit dem Kind aus der 2. Hälfte des 15. Jh. Darüber hinaus hat sich die Figur eines 23 cm hohen Lammes, entstanden im ausgehenden 15. Jahrhundert und vielleicht aus einer Georgsgruppe stammend, erhalten.

Altarretabel

Der spätbarocke Altaraufsatz von 1786 zeigt im Altarblatt eine gemalte Kreuzigungsszene um ein geschnitztes Kruzifix und in der Predella eine Darstellung des letzten Abendmahls. Die Ädikula wird von Säulen flankiert, an denen Symbole des Abendmahls spiralförmig nach oben steigen. Auf der linken Seite sind es Ähren und auf der rechten Seite sind es Trauben, Symbole für die Eucharistie. Diese Symbole setzen sich in den Barockanschwüngen und als Puttenfigur neben dem Säulenkapitell fort. In den Barockanschwüngen und im Gesprenge sind Akanthusschnitzereien mit 13 spätgotischen Schnitzfiguren, Christus als Weltenrichter und die zwölf Apostel, aus einem früheren Altar aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts integriert. Im gesprengten Segmentgiebel thront der Salvator von zwei Posaune blasenden Engeln flankiert.

Emporenkanzel

Aus dem Jahre 1691 stammt die Emporenkanzel, die von H. Buchholz geschaffen wurde. In sechs Feldern, die von reichem vollplastischem Fruchtgehänge flankiert werden, sind Christus, Paulus und die Evangelisten als vollplastische Schnitzfiguren vor einer orangefarbenen Rückwand eingearbeitet. Ein achtseitiger Schalldeckel stammt aus dem Jahr 1642.

Emporenmalerei

Die Bilder an der Emporenbrüstung stammen aus den Jahren zwischen 1736 und 1752. Sie zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

Orgel

Die Orgel wurde 1738 von Johann Dietrich Busch gebaut.

Glocken Bearbeiten

Die St.-Vincentius-Kirche besaß vor dem Blitzeinschlag zwei Glocken. Die große Glocke war 1556 von Gerd von Merfeld in Flensburg gegossen worden, sie stürzte beim Brand ab. Auch die kleine Glocke wurde zerstört. Aus den Resten der beiden Glocken goss Melchior Lucas 1610 eine neue Glocke. Über 300 Jahre durfte sie ungehindert läuten, bis sie im Zweiten Weltkrieg zusammen mit einer weiteren kleinen Glocke von Beseler aus dem Jahr 1812 abgeliefert werden musste. Im September 1947 wurde die Glocke von 1610 auf dem Hamburger Glockenfriedhof aufgefunden und nach Husby zurückgebracht. 1960 ließ die Kirche zwei weitere Glocken von der Gießerei Bachert aus Kochendorf gießen. Am 2. Januar 1961 wurden sie feierlich in Husby empfangen, seitdem läuten wieder drei Glocken in der St.-Vincentius-Kirche in Husby.[5][6]

Nr. Name Schlagton Durchmesser

(mm)

Gießer, Gussort Gussjahr Inschrift und Verzierungen
1 Große Glocke e1 1071 Melchior Lucas 1610 Auf den Henkeln der Krone sind bärtige Gesichter eingegossen.

Um die Schulter herum steht: „H ❁ NICOLAVS ❁ KARSTENS ❁ PASTOR ❁ THO ❁ HVSBY ❁ KAROKSWAREN ❁ YWER ❁ HESSEL ❁ CLAWE ❁ PAWELS ❁ LAS ❁ PETERSEN ❁ IVRGEN ❁ HANSEN ❁ M ❁ MELCHIOR ❁ LVCAS ❁ GOET ❁ MI ❁ ANO 1610.“

Direkt unter und über der Inschrift verlaufen Ringe um die Glocke herum. Etwas weiter entfernt von der Inschrift verläuft über und unter der Inschrift gespiegelt dasselbe Muster.

2 Kreuzglocke g1 1027 Glockengießerei Gebr. Bachert, Kochendorf 1960 Um die Schulter herum: „KOMMET HER ZU MIR ALLE, DIE IHR MÜHSELIG UND

BELADEN SEID + + +, ICH WILL EUCH ERQUICKEN MATTH. 11,28 + + +“

Über und unter der Inschrift verläuft ein Ring. Um den Schlagring herum verläuft ein weiterer Ring; auf der Vorderseite über diesem Ring befindet sich das Gießerzeichen mit der Jahreszahl 1960. Auf der Rückseite ist mittig ein Kreis eingegossen. In diesem befindet sich ein weiterer kleinerer Kreis. Darin befindet sich ein gleichseitiges Kreuz.

3 Friedensglocke a1 913 Glockengießerei Gebr. Bachert, Kochendorf 1960 Um die Schulter herum: „EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE UND FRIEDEN AUF ERDEN UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN LUKAS. 2, 14 + + +“

Über und unter der Inschrift verläuft ein Ring. Ein weiterer Ring verläuft um den Schlagring herum, darüber befindet sich das Gießerzeichen mit der Jahreszahl 1960. Auf der Rückseite ist mittig ein Kreis eingegossen. In dem Kreis steht ein Kreuz, welches nach oben hin aus dem Kreis herausragt.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: St. Vincentus Kirche Husby – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Husby: Alter Turm in neuem Glanz. In: Flensburger Tageblatt. 27. Juli 2017, abgerufen am 10. September 2020.
  2. Hans Nicolai Andreas Jensen: Angeln: Zunächst für die Angler historisch beschrieben. Andersen, Flensburg 1844, S. 317.
  3. Jane Bossen: Slesvigland. Hrsg.: Slesvigland Verlags GmbH Flensburg.
  4. Fritz Fuglsang: Holzskulpturen des 13. Jh. im Herzogtum Schleswig. Husum Druck, 1986, S. 38.
  5. Husby: St. Vincentiuskirche Geläutepräsentation. Abgerufen am 14. Mai 2023 (deutsch).
  6. Daten der Glocken in der St. Vincentius Kirche Husby.pdf. Abgerufen am 14. Mai 2023.

Koordinaten: 54° 45′ 46,3″ N, 9° 34′ 39,8″ O