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Emporenbilder sind Bilderzyklen an den Emporenbrüstungen lutherischer, seltener auch römisch-katholischer Kirchen.

Vierstöckige bemalte Empore in der Friedenskirche Jauer in Schlesien, zwischen 1671 und 1681, teilweise nach Vorlagen von Matthäus Merian.

Voraussetzungen Bearbeiten

Durch die Reformation verschob sich das Zentrum des Gottesdienstes von der liturgischen Feier der Heiligen Messe zum Predigtgottesdienst, die von den Gottesdienstbesuchern längeres Zuhören erforderte. Während zuvor meist nur die Geistlichen und Honoratioren Gestühle in der Kirche hatten, erhielt nun auch die Gemeinde Sitzplätze. Um diese möglichst vielen Gemeindegliedern anbieten zu können, wurden in vielen evangelischen Kirchen Emporen eingebaut, an deren Brüstungen besonders in der Zeit der lutherischen Orthodoxie oft Bilderzyklen gemalt wurden. Diese Emporenbilder wurden zu einem typischen Merkmal lutherischer Kirchen.

Während in den großen Stadtkirchen viele dieser Bilder im 18. und 19. Jahrhundert unter dem Einfluss von Pietismus und Rationalismus entfernt wurden, sind sie im dörflichen Bereich noch oft anzutreffen. Hier findet man viele Zyklen, die in schlichter oder derber Weise von lokalen Künstlern oder Handwerkern gemalt wurden.

Vorlagen Bearbeiten

Die Bilder waren selten künstlerisch eigenständig, sondern folgten in der Regel Vorlagen. Schon in Martin Luthers Lebenszeit wurden deutsche Bibelausgaben mit Abbildungen aus Holzschnitten versehen und in späteren Jahren folgten bebilderte Bibelausgaben in großer Zahl. Daneben gab es Bildalben, in denen Bilder zu biblischen Geschichten gesammelt wurden, wie etwa die Biblia Ectypa von Christoph Weigel,[1] die ebenfalls als Vorlage für die Emporenmalerei dienten. Solche Bilderalben erinnerten an die mittelalterlichen Armenbibeln. Die Autoren verwendeten für einen Zyklus oft verschiedene Vorlagen. Teilweise wurden dabei die Motive verändert, indem etwa vom Hochformat zum Querformat gewechselt wurde und die Szenen ergänzt werden mussten, immer aber wurden die schwarz-weiße Vorlagen in farbige Bildtafeln umgestaltet.

Der subjektiven Auffassung des Künstlers wurde dabei keine große Bedeutung zugemessen. Stattdessen ging es um Bibeltreue und allgemeine Verständlichkeit. Die Bilder hatten auch nicht den Anspruch, Offenbarungsträger zu sein oder etwas Neues zu vermitteln, stattdessen sollte Vertrautes ins Gedächtnis gerufen werden. Die ausführenden Künstler traten hinter die religiöse Aussage zurück. Oft sind nicht einmal ihre Namen überliefert und nur selten wurden die Werke signiert.

Inhalt der Darstellungen Bearbeiten

 
Darstellung der Bindung Isaaks in der Kirche St. Michaelis in Oberkleen, um 1770.

In Abgrenzung zur vorreformatorischen Malerei werden außer Propheten, Aposteln und Evangelisten keine Heiligen dargestellt. Die Bilder dienen nicht als Gegenüber für das persönliche Gebet oder die fromme Andacht. Sie erinnern stattdessen an biblische Geschichten oder an Inhalte von Predigten.

Dargestellt wurden meist:

  • Christi Passion und Auferstehung als Zentrum des christlichen Glaubens
  • Szenen aus dem Leben Jesu
  • Szenen des Alten Testaments, die oft in Bezug zum Neuen Testament verstanden wurden.

Seltener dargestellt wurden:

Beschriftungen Bearbeiten

 
Emporenmalerei von 1654 in der Wehrkirche Höfgen mit Angabe der Bibelstellen.

Entsprechend den Vorlagen der bebilderten Bibeln wurden die Tafeln meist mit einer erläuternden Beschriftung versehen. Das konnte eine thematische Überschrift sein, die Angabe einer Bibelstelle, oder ausgeschriebene Bibelverse, die das jeweilige Bild erläuterte und legitimierte. Es finden sich aber auch fromme Reime, Gebete, oder Ermahnungen.

Die oft gehörte Aussage, die Bilder seien für die Armen gedacht, die nicht lesen konnten, ist wenig plausibel, da die evangelische Kirche von Anfang an das Schulwesen förderte und Schulen betrieb. Außerdem setzten die Beschriftungen auch Lesekompetenz voraus.

Literatur Bearbeiten

  • Reiner Sörries: Die Evangelischen und die Bilder. Erlangen 1983.
  • Traugott Koch: Grundsätzliche Überlegungen zur Ikonographie evangelischer Kirchenmalerei in der Zeit der lutherischen Orthodoxie. In: Peter Poscharsky (Hrsg.): Die Bilder in den lutherischen Kirchen. Ikonographische Studien. München 1998, S. 9–20.
  • Frank Schmidt: Bilder an Emporen und Lettnern als Vorläufer der „Protestantischen Emporenmalerei“. In: Klaus Thiele (Hrsg.): Osterwieck. 1200 Jahre Bistum Halberstadt. Frühe Mission und frühprotestantische Bilderwelten (= Harz-Forschungen. Bd. 21). Lukas-Verlag, Berlin 2005, S. 154–162.
  • Peter Königfeld: 900 Jahre Wandmalereien, Gewölbemalereien und Brüstungsmalereien in deutschen Kirchen und Klöstern. Verlag des Antiquariats Bernhard Schäfer. Bad Karlshafen 2008.
  • Ulrich Schöntube: Emporenbilderzyklen in der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zum lutherischen Bildprogramm des 16. – 18. Jahrhunderts. Frankfurt am Main u. a. 2008.
  • Frank Schmidt: Emporenmalerei als neue Bildaufgabe reformatorischen Kirchenbaus. In: Michael Beyer (Hrsg.): Zur Kirche gehört mehr als ein Kruzifix. Studien zur mitteldeutschen Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte. Festgabe für Gerhard Graf zum 65. Geburtstag (= Herbergen der Christenheit. Bd. 13). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2008, S. 205–213.
  • Peter Poscharsky: Gesammelte Aufsätze aus der christlichen Archäologie und Kunstgeschichte. Leipzig 2014.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Emporenmalerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Christoph Weigel: Biblia Ectypa : Bildnussen auß Heiliger Schrifft dess Alt- und Neuen Testaments, in welchen Alle Geschichte und Erscheinungen deutlich und schrifftmäßig zu Gottes Ehre und Andächtiger Seelen erbaulicher beschauung vorgestellet werden. 1695 (digitale-sammlungen.de).