Jemmeritz

Ortsteil der Stadt Kalbe (Milde)

Jemmeritz gehört zur Ortschaft Kakerbeck und ist ein Ortsteil der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.[3]

Jemmeritz
Koordinaten: 52° 39′ N, 11° 15′ OKoordinaten: 52° 39′ 5″ N, 11° 15′ 7″ O
Höhe: 71 m ü. NHN
Fläche: 7,44 km²[1]
Einwohner: 93 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 13 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1973
Eingemeindet nach: Kakerbeck
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039081
Jemmeritz (Sachsen-Anhalt)
Jemmeritz (Sachsen-Anhalt)

Lage von Jemmeritz in Sachsen-Anhalt

Geographie Bearbeiten

 
Umgebung von Jemmeritz

Jemmeritz, ein zweiteiliges Straßendorf, liegt 9 Kilometer westlich von Kalbe (Milde) und 7 Kilometer nordöstlich von Klötze in der Altmark. Im Südosten liegt der Wohnplatz Alt Jemmeritz[4] (auch Altjemmeritz),[5] die ursprüngliche Gutssiedlung Jemmeritz.

Im Osten des Dorfes fließt der Kakerbecksche Mühlenbach, auch Bäke genannt. Südlich liegt das Waldgebiet Jemmeritzer Heide und das Jemmeritzer Moor.[6]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis Neuzeit Bearbeiten

Jemmeritz wird erstmals in einem Lehnsbrief der von Alvensleben aus dem Jahre 1392 als jeedmerisse genannt.[7][8] Weitere Nennungen sind: 1472 dat wüste dorp Gelmerize,[9] 1598 das wüste dorff Gemmerize,[1] 1506 Jemmeritz,[10] 1655 und 1687 Jemmeritz,[1] so auch 1804 Jemmeritz, adliges Gut mit Schäferei, Wassermühle am Mühlenbach, Forsthaus und Ziegelei.[11]

Am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Vorwerk Jemmeritz, der spätere Gutshof, wohl auf der wüsten Feldmark des ursprünglichen Rundplatzdorfes und eine Wassermühle durch die von Alvensleben errichtet.[1] Beide gehörten damals zu Zichtau. Der letzte Betreiber der Mühle war Wilhelm Hosenthin. Er gab die Mühle zwischen 1928 und 1930 auf. Einige Jahre später stürzte sie ein.[12]

Zu Beginn den 20. Jahrhunderts war C. August Damke 10 Jahre Gutsbesitzer und gründete die Kolonie Neu-Jemmeritz, das heutige Jemmeritz. Sein Gedanke war, durch eine Rentengutskolonie die Ländereien von Jemmeritz wieder voll zu nutzen. Durch seinem Aufruf in verschiedenen Zeitungen konnte er 18 Besitzer gewinnen, denen er durch Vermittlung von finanziellen Mitteln zum Bau von eigenen Grundstücken verhalf.[12] Das ursprüngliche Jemmeritz südlich davon erhielt später den heutigen Namen Alt Jemmeritz.

Damke errichtete 1908 das Schloss, ein villenähnliches Gebäude im englischen Stil mit einem Eckturm. Vor 1928 übernahm der letzte Besitzer des Gutes,[1] der Generaldirektor Bruno Paul Reinicke aus Chicago, ein Deutsch-Amerikaner, auch das Schloss zwischen der Bäke und dem letzten Hügel der Hellberge, was seine Familie bewohnte. Die Familie ging nach dem Krieg wieder in die USA. 1945 wurde das Schloss geplündert und teilweise abgerissen. Heute ist nur noch ein Ruinenrest zu sehen.[12][13]

Im Jahre 1957 wurde in Jemmeritz die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ I gegründet, die LPG „Neuland“. 1957 war sie vom Typ II und seit 1958 vom Typ III. Jedoch wurde im Jahre 1960 auch noch die LPG Typ I „Schaffenskraft“ gegründet.[1] In dieser Form der Genossenschaft hatten die Bauern ihr eigenes Vieh und bewirtschafteten gemeinsam die eigenen Felder. Bis 1974 konnten sich die Bauern wehren, von der LPG Typ III „geschluckt“ zu werden.

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Franz Mertens führt den Ortsnamen auf die Wortstämme jelm für den Baum Ulme und auf retza oder rize für Bach zurück. Jemmeritz kann man also mit Ulmenbach übersetzen.[14]

Vorgeschichte Bearbeiten

In der Nähe lag das Großsteingrab Jemmeritz.

Naturdenkmal Kroneneiche und Jemmeritzer Moor Bearbeiten

Im Norden von Alt Jemmeritz stand eine über 1000-jährige Kroneneiche. Sie ist 2012 abgestorben. Hauptursache dafür war das Verfüllen der Senke und die Aufschüttung im Stammbereich mit Bauschutt und anderem bis in die 1980er Jahre. „Der Baum wurde aus Unwissenheit geschädigt“, so meinte ein Mitarbeiter der Naturschutzbehörde.[15]

Südlich des Dorfes befindet sich das Naturschutzgebiet Jemmeritzer Moor, das seit 1978 unter Schutz steht.[6]

Eingemeindungen Bearbeiten

Ursprünglich gehörte das Gut zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag der Ort im Kanton Zichtau auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte das Gut ab 1816 zum Landkreis Gardelegen.[1] Ende des 19. Jahrhunderts wurde das adlige Gut in einen Gutsbezirk umgewandelt.

Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Jemmeritz in eine Landgemeinde Jemmeritz umgewandelt mit der Maßgabe, die am Königsgraben gelegenen Exklaven mit der Gemeinde Schenkenhorst zu vereinigen.[16]

Die Gemeinde Jemmeritz wurde am 25. Juli 1952 in den neuen Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 1. August 1973 wurde Jemmeritz in die Gemeinde Kakerbeck eingemeindet.[17] Seit dem 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Jemmeritz zur neu entstandenen Ortschaft Kakerbeck und zur Stadt Kalbe (Milde).[18]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1774 34
1789 31
1798 68
1801 65
1818 74
1840 91
1864 62
Jahr Einwohner
1871 80
1885 69
1892 [00]71[10]
1895 55
1900 [00]61[10]
1905 41
1910 [00]184[10]
Jahr Einwohner
1925 190
1939 179
1946 246
1964 185
1971 179
2006 118
2015 109
Jahr Einwohner
2016 102
2017 096
2018 101
2020 [00]97[19]
2021 [00]96[19]
2022 [0]84[2]
2023 [0]93[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1] und 2015 bis 2018[20]

Religion Bearbeiten

Die evangelischen Christen aus Jemmeritz gehören zur Kirchengemeinde Kakerbeck, die früher zur Pfarrei Kakerbeck gehörte.[21] Heute werden sie betreut vom Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Veranstaltungen Bearbeiten

Im Januar 2023 findet bereits zum 15. Mal das alljährliche Eiswassertreten, welches stets zu Heilige Drei Könige veranstaltet wird, statt.[24]

Literatur Bearbeiten

  • Andreas Bauer: Jemmeritz – Jemmeritzer Geschichte. 2006, archiviert vom Original am 29. Januar 2022;.
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1079–1081, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 209 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 407, 37. Jemmeritz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1079–1081, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 19. März 2023]).
  4. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 30 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  5. Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, 2003
  6. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  7. Ernst Schulze: Chronik der Stadt Cloetze. Nachrichten aus der Umgegend von Cloetze und dem Drömling nebst einer Geschichte des ehemaligen hannoverschen Amtes Cloetze. Klötze 1900, S. 54 (Digitalisat).
  8. Nach Peter P. Rohrlach: Original im Niedersächsisches Landesarchiv (Standort Hannover).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 142 (Digitalisat).
  10. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 209 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  11. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 377 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00399~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. a b c Andreas Bauer: Jemmeritz – Jemmeritzer Geschichte. 2006, archiviert vom Original am 29. Januar 2022; abgerufen am 26. November 2022.
  13. Ingrid Reisinger, Walter Reisinger: Bekannte, unbekannte und vergessene Herren- und Gutshäuser in der Altmark. dr. ziethen verlag, Oschersleben 2022, ISBN 978-3-86289-204-4, S. 129.
  14. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 214.
  15. Dirk Osmers: Uralte Eiche ist dem Tode geweiht. In: Altmark Zeitung. 4. Juli 2012 (az-online.de [abgerufen am 30. Oktober 2022]).
  16. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 230.
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 362.
  18. Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Bildung einer neuen Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Kalbe (Milde), Brunau, Engersen, Jeetze, Kakerbeck, Packebusch und Vienau (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 8, 26. August 2009, S. 208–214 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 308 kB; abgerufen am 1. Oktober 2022]).
  19. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  20. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck. In: ekmd.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  24. Eiswassertreten in Jemmeritz. In: Volksstimme Gardelegen. 2. Januar 2023, S. 8.