Hendrik Holt

verurteilter deutscher Anlagebetrüger

Hendrik Richard Holt (* 29. März 1990 in Haselünne) ist ein verurteilter Anlagebetrüger und ehemaliger Windenergie-Unternehmer. Er war Geschäftsführer des inzwischen insolventen und liquidierten Unternehmens Holt Holding Group SA. Holt wurde im Mai 2022 rechtskräftig wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zu siebeneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.[1][2] Er ist seit dem 17. April 2020 in der JVA Oldenburg inhaftiert. Im März 2023 wurde er zu weiteren acht Monaten Haft wegen Verleumdung des CDU-Politikers Jens Spahn verurteilt. Im Jahre 2023 verbüßte er seine Haft in der JVA Berlin-Moabit.[3]

Unternehmertätigkeit Bearbeiten

Holt stammt aus einer emsländischen Unternehmerfamilie. Nach bestandenem Abitur studierte er – jeweils ohne Abschluss – Rechtswissenschaften an der Universität Osnabrück und der Universität Münster sowie Betriebswirtschaftslehre an der Universitat d’Andorra.

Er war seit 2010 Direktor der Holt Holding Group SA. Am 3. Juli 2012 erfolgte die Eintragung als H. u. H. Holt Holding GmbH mit Sitz in Haselünne. Am 23. Februar 2016 wurde das Stammkapital von 25.000 € auf 50.000 € erhöht. Zwischen März 2019 und der Liquidation am 9. Februar 2021 wurde der Unternehmenssitz zuerst nach Osnabrück und dann nach Bautzen verlegt sowie am 2. Oktober 2019 der Libanese Jamal Itani als neuer Geschäftsführer bestellt.[4][5]

Nach seiner Festnahme im April 2020 beschlagnahmte die Polizei in verschiedenen Bundesländern von Holt drei Bentleys, einen Porsche und einen Mercedes-AMG, zudem zwei Rolex-Uhren für 90.000 und 21.000 Euro sowie andere Luxus-Accessoires.[6][7] Die Holt Holding Group tätigte angeblich weltweit Investitionen in Infrastruktur, erneuerbare Energien und landwirtschaftliche Projekte.[8][9][10] Dabei setzte Holt scheinbar auf eine Zusammenarbeit mit internationalen Großkonzernen.[11][12][13][14]

Als Partner von Investmentfonds bot Holt ein Gesamtkonzept für „nachhaltige Investitionen“ in Erneuerbare Energien. Weltweit war die Gruppe vermeintlich in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich,[15] Andorra und dem Libanon vertreten. Holt, der keinen Studienabschluss hat, signierte seine E-Mails mit Dr. Hendrik Holt. Dieser akademische Grad war frei erfunden bzw. gefälscht.[16][17][18] Holt wurde dafür vom Amtsgericht Meppen wegen Missbrauchs von Titeln zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt.[19]

Strafverfahren Bearbeiten

H. u. H. Holt Holding GmbH 2022 Bearbeiten

Holt wurde am 17. April 2020 im Hotel Adlon in Berlin festgenommen. Er hatte die deutsche E.ON, den tschechischen Staatskonzern ČEZ, den italienischen Energiekonzern Enel sowie den schottischen Versorger SSE plc um rund 10 Millionen Euro betrogen. Dabei hatte er seine komplette Familie eingespannt, um Dokumente und Unterschriften für frei erfundene Windpark-Projekte zu fälschen und Geschäfte vorzutäuschen.[20][21]

Holt wurde vom Landgericht Osnabrück im Mai 2022 wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs zu sieben Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Seine Mutter, seine Schwester und sein Bruder erhielten Haftstrafen von drei Jahren bis drei Jahre und sieben Monate. Der mitangeklagte Finanzdirektor der Holt-Gruppe, Heinz Luchterhand, wurde zu sieben Jahre Haft verurteilt.[21]

Verleumdung 2023 Bearbeiten

Das Osnabrücker Landgericht hat Hendrik Holt im März 2023 zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt. Dem Emsländer wurde vorgeworfen, den früheren Gesundheitsminister Jens Spahn verleumdet zu haben. Holt hatte behauptet, er hätte sich persönlich mit Spahn getroffen und diesem einen Masken-Deal angeboten, wodurch Spahn auch persönlich Provisionen erhalten sollte. Spahn hatte im Prozess als Zeuge ausgesagt und dabei persönliche Kontakte zum sowie ein Gespräch oder ein Treffen mit Holt bestritten. Der frühere Bundesminister bestritt außerdem, eine persönliche finanzielle Beteiligung an dem Geschäft erwartet zu haben. Spahn habe das Angebot von Holt und seinem Geschäftspartner per E-Mail erhalten, dieses jedoch nicht ernst genommen und nicht an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet.[22][23]

Privates Bearbeiten

Holt ist verheiratet.[24]

Siehe auch Bearbeiten

Filme und Podcasts Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Matthias Niehues: Urteil gegen Windkraft-Betrüger Holt ist rechtskräftig. In: om-online.de. 15. Mai 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  2. Ndr: Urteil im Holt-Prozess ist rechtskräftig. In: ndr.de. 16. Mai 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  3. Landgericht erhöht Haftstrafe für Hendrik Holt auf acht Jahre. Abgerufen am 3. Februar 2024.
  4. H. u. H. Holt Holding GmbH, Haselünne (northdata.de, abgerufen am 11. Oktober 2023)
  5. RUPR Beteiligungen GmbH, Bautzen (northdata.de, abgerufen am 11. Oktober 2023)
  6. Mgb: Sie hatten Anleger mit Windparks, die es gar nicht gab, um Millioneninvestitionen betrogen. Jetzt wurde der Finanzchef der Betrügerbande, der sich nach Beirut abgesetzt hatte, ausgeliefert. In: Spiegel Online. 13. September 2020, abgerufen am 3. Januar 2024.
  7. Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden, Kathrin Witsch: Hendrik Holt: Das Luxusleben des mutmaßlichen Millionenbetrügers. In: handelsblatt.com. 29. Mai 2020, abgerufen am 3. Januar 2024.
  8. Manfred Schaake: Windpark Stölzinger Höhe bei Waldkappel wird 2018 gebaut. In: werra-rundschau.de. 11. Juli 2017, abgerufen am 3. Januar 2024.
  9. Pm.: Holt Holding Haselünne realisiert Windpark in Baden-Württemberg. In: noz.de. 20. Mai 2018, abgerufen am 3. Januar 2024.
  10. Elmar Stephan: Haselünner baut Windpark in Andorra. In: gn-online.de. 12. September 2017, abgerufen am 3. Januar 2024.
  11. Holt Holding Group wird Windpark-Partner von E.ON. In: windkraft-journal.de. 28. Juni 2018, abgerufen am 3. Januar 2024.
  12. dpa-infocom GmbH: Emsländischer Windparkentwickler kooperiert mit Nordex. In: welt.de. 27. Juni 2018, abgerufen am 3. Januar 2024.
  13. Pm.: Holt Holding Group und CEZ Group bilden Joint Venture. In: noz.de. 5. Mai 2019, abgerufen am 3. Januar 2024.
  14. Pm.: Holt Holding Group Haselünne kauft 120 Anlagen. In: noz.de. 2. Juli 2018, abgerufen am 3. Januar 2024.
  15. Pm.: Haselünner übernimmt Windparks in Frankreich. In: noz.de. 22. August 2018, abgerufen am 3. Januar 2024.
  16. Dirk Fisser, Nina Kallmeier: Windmacher: Der Windenergie-Betrug des Hendrik Holt als Podcast - NOZ. In: noz.de. 16. März 2021, abgerufen am 3. Januar 2024.
  17. Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden: Hendrik Holt: Mutmaßlicher Millionenbetrüger vor Gericht. In: handelsblatt.com. 31. August 2021, abgerufen am 3. Januar 2024.
  18. Dirk Fisser: Millionenbetrug in Windkraftbranche: Prozess gegen Hendrik Holt - NOZ. In: noz.de. 30. August 2021, abgerufen am 3. Januar 2024.
  19. Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden, Kathrin Witsch: Windpark-Betrug: Hendrik Holt zu Haftstrafe verurteilt. In: handelsblatt.com. 14. Oktober 2020, abgerufen am 3. Januar 2024.
  20. Katja Gelinsky: Wie ein Hochstapler mit Windparks betrog. In: FAZ.net. 12. Mai 2022, abgerufen am 3. Januar 2024.
  21. a b Lars-Marten Nagel, Michael Verfürden, Kathrin Witsch: Hendrik Holt: Wind-Betrüger muss über sieben Jahre ins Gefängnis. In: handelsblatt.com. 12. Mai 2022, abgerufen am 3. Januar 2024.
  22. Weitere acht Monate Haft für Ex-Unternehmer Hendrik Holt (ndr.de vom 25. März 2023, abgerufen am 11. Oktober 2023)
  23. DPA: Erneute Verurteilung für früheren Windkraftunternehmer Hendrik Holt. In: om-online.de. 26. Oktober 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  24. Windparkbetrüger Holt hofft auf baldige Freiheit in Berlin. Abgerufen am 3. Februar 2024.