Heinz Oettel

deutscher Pharmakologe (1903–1980)

Heinz Oettel (* 23. November 1903 in Ronneburg, Herzogtum Sachsen-Altenburg; † 13. Juli 1980) war ein deutscher Pharmakologe und Hochschullehrer.

Leben und Wirken Bearbeiten

Nach dem Schulbesuch studierte er Medizin an der Universität Jena und wurde Mitglied der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller.[1] 1932 promovierte er an der Universität Heidelberg zum Dr. med.[2] Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.474.508).[3]

1936 wurde Oettel Universitätsdozent in Berlin, wo er bei einem Dokumentarfilm über die Wirkung von Cardiazol im Tierversuch auch Regie führte.[4] 1939 erfolgte seine Ernennung zum außerplanmäßigen Professor, nachdem er 1936 zum ordentlichen Professor[5] am Lehrstuhl für Pharmakologie der Tongji-Universität in Shanghai ernannt worden war. In Shanghai leitete er auch den Musikzug der SA. 1941 übernahm er dort die Leitung der neugegründeten Deutschen Medizinischen Akademie,[6] die bis 1946 bestand. Bei der Rückkehr nach Deutschland verlor der regimetreue Nationalsozialist seine Professur. 1949 wurde er stattdessen Leiter des Gewerbehygienisch-Pharmakologischen Instituts der Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) in Ludwigshafen.[7] 1968 ging er in Rente und beriet in dieser Zeit die RBSG und die Hans-Walz-Stiftung.[8]

1966 besaß er eine Gastprofessur an der Universität Mainz. Er war spezialisiert auf Toxikologie im Arbeitsschutz und gab die erste Maximale Arbeitsplatz-Konzentration-Liste der Bundesrepublik Deutschland heraus. Oettel regte an, einen Ausschuss zur Überprüfung und Entwicklung von Grenzwerten für den Arbeitsschutz zu gründen.[9] Diese wurde dann 1954 bei der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsschutz gegründet. Er übernahm auch die Führung des Gremiums.[5] Im Folgejahr wurde diese Aufgabe bei der DFG angesiedelt.[10]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Oettel, Heinz. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Walter de Gruyter & Co, Berlin 1966, S. 1771.
  • Zum 65. Geburtstag von Professor Dr. med. Heinz Oettel. In: Zentralblatt für Arbeitsmedizin und Arbeitsschutz. Band 18, 1968, S. 127.
  • Oettel, Heinz. In: Who’s who in Medicine. 1978, S. 263.
  • Oettel, Heinz. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. XX. Ausgabe von Degeners Wer ist’s? Bundesrepublik Deutschland, West-Berlin, 20. Auflage. 1979, S. 882 ISBN 3-7950-2001-8.
  • Oettel, Heinz. In: Who’s who in Germany. 1983, S. 137.
  • Astrid Freyeisen: Shanghai und die Politik des Dritten Reiches. 2000.
  • Barbara Schmidt-Englert: Deutsche in China 1920–1950. Ostasien-Verlag, Gossenberg 2021.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lebensbuch der Freiburger Alemannen. In: Alemannia – Nachrichtenblatt der alten und jungen Freiburger Alemannen, 1962, H. 1, S. 3.
  2. Heinz Oettel: Über Alkaloidbestimmung im Mutterkorn. F. C. W. Vogel, Leipzig 1930, DNB 365014192.
  3. Astrid Freyeisen: Shanghai und die Politik des Dritten Reiches. 2000, S. 231.
  4. H. Oettel (Regie): Wirkung von Cardiazol im Tierversuch. In: filmportal.de. 1936, abgerufen am 19. Oktober 2023.
  5. a b Stefanie Kalb: Wilhelm Neumann (1898–1965): Leben und Werk unter besonderer Berücksichtigung seiner Rolle in der Kampfstoff-Forschung. (d-nb.info PDF, S. 74).
  6. Michael Hubenstorf, Peter Th. Walther: Exodus von Wissenschaften aus Berlin: Fragestellungen, Ergebnisse, Desiderate – Entwicklungen vor und nach 1993. Hrsg.: Wolfram Fischer. Walter de Gruyter, Berlin 1994, ISBN 3-11-013945-6, S. 59 (books.google.de).
  7. Michael Hubenstorf, Peter Th. Walther: Exodus von Wissenschaften aus Berlin: Fragestellungen, Ergebnisse, Desiderate – Entwicklungen vor und nach 1993. Hrsg.: Wolfram Fischer (= Forschungsbericht der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Band 7). Walter de Gruyter, 1994, ISBN 3-11-013945-6, S. 60 (books.google.de [abgerufen am 19. Oktober 2023]).
  8. Hans Faltin: Homöopathie in der Klinik. 2002, S. 371.
  9. Mechthild Lindemann: Deutsche Wissenschaftler als Erfinder von „Agent Orange“? In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 64. Jahrgang, Heft 1, Januar 2016 (ifz-muenchen.de PDF, S. 77).
  10. Carsten Reinhardt: Boundary Values. Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte(mpiwg-berlin.mpg.de PDF, S. 44).