Hans Eilers

deutscher Architekt und Leitender Baudirektor in Bremen

Hans Eilers (* 22. Mai 1917 in Bremen; † 26. Oktober 2009 in Bremen) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Leitender Baudirektor des Stadtplanungsamtes in Bremen.

Biografie Bearbeiten

Ausbildung und Beruf Bearbeiten

Eilers wuchs in Bremen auf. Nach dem Abitur hatte er von 1937 bis 1945 Wehr- und Kriegsdienst zu leisten. 1945 nahm er in München sein Architekturstudium auf, das er 1950 an der Technischen Universität Braunschweig mit einer Diplomarbeit über die Bebauung des Bremer Teerhofs beendete. Er gilt als einer der Vertreter der Braunschweiger Schule.[1][2]

 
Blick über einen Teil der im Zweiten Welt­krieg zerstörten westlichen Vorstadt von Bremen, an deren Wiederaufbau-Planung Hans Eilers maß­geblich beteiligt war

Nach dem Studium trat Eilers in seinem Heimatort Bremen beim Stadtplanungsamt ein, das damals seinen Sitz im Lloydgebäude in der Bremer Altstadt hatte.[1] Bei einer seiner ersten Aufgaben wirkte er am Wiederaufbau der westlichen Vorstadt mit, die während des Zweiten Weltkriegs bei Bombenangriffen teils völlig zerstört worden war. Rund 33.000 Menschen hatten dabei ihre Häuser und Wohnungen verloren. Eilers entwickelte zwei Leitgedanken für den Wiederaufbau und berücksichtigte dabei die bereits von stadtplanerischen Vorgängern gegen Ende der 1920er Jahre festgestellten „Planungssünden der Vergangenheit“ im Bremer Westen: „eine hohe Besiedlungsdichte und viel zu wenig öffentliche Grün- und Erholungsflächen“.[3][4] So sah seine Planung unter anderem einen kilometerlangen, stadtteilübergreifenden Grünzug, den sogenannten Grünzug West vor, der 1953 realisiert wurde. Die Flächen für Schulen, Kirchen, Spiel und Sport ordnete Eilers am (relativ schmalen) Grünzug an, „um diesen für das Auge zu erweitern“.[4][5]

1955 wurde er Abteilungsleiter der Planungsabteilung des Stadtplanungsamtes,[6] 1962 wurde er zum Oberbaurat ernannt.[6] 1963 unternahm Eilers eine Studienreise nach England und besichtigte dort neue Wohnsiedlungen sowie einige der im Großraum von London neu erbauten Städte. Über seine fachlichen Eindrücke und Erkenntnisse berichtete er später vor der Bremer Vereinigung für Städtebau, deren Mitglied er war.[7] 1964 wurde er stellvertretender Amtsleiter.[1] 1967 wurde er zum Baudirektor befördert.[8] Im selben Jahr übernahm Eilers die Leitung des Stadtplanungsamtes, die er bis zu seiner Pensionierung im Mai 1982 innehatte.[1] In den Beginn seiner Amtszeit fiel der 1968 erfolgte Umzug des Stadtplanungsamtes mit damals 175 Bediensteten vom Lloydgebäude[A 1] in das Argo-Haus, einem Gebäudekomplex zwischen der Schlachte und der Langenstraße, wo das Amt schließlich bis 2002 seinen Sitz hatte.[9] Sein Nachfolger wurde Detlef Kniemeyer.

Eilers gehört zu den Planern, die den Wiederaufbau und die Weiterentwicklung Bremens entscheidend gestaltet haben. Unter seiner Mitwirkung und Leitung entstanden 840 Bebauungspläne, die zur Grundlage für das heutige Gesicht der Stadt wurden. Er war bereits ein Verfechter des demokratischen Planungsprozesses – wie insbesondere einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung (Öffentlichkeitsbeteiligung) an der Bauleitplanung –, als das Bundesbaugesetz entsprechende Regelungen noch vermissen ließ.[1][2][10]

So suchte er oft die Diskussion mit allen Beteiligten und stellte sich insbesondere bei denjenigen städtebaulichen Planungen, die zu Kontroversen in Politik und Öffentlichkeit führten, persönlich der Kritik von örtlichen Beiräten und Anwohnern, wie zum Beispiel 1968 bei der umstrittenen Planung für die Waller Heerstraße im Westbremer Stadtteil Walle,[11] 1970 bei der ablehnenden Haltung von Eigentümern in der Bremer Neustadt, die gemäß einem Bebauungsplanvorhaben Grundstücksflächen zur Schaffung von Parkplätzen abgeben sollten,[12] 1973 bei den umstrittenen Hochhausplänen gemäß Planungsskizzen von Eilers im Neubaugebiet Kattenturm-Ost in Obervieland[13] oder 1978 bei einer vom Stadtplanungsamt favorisierten Hochhausbebauung des sogenannten Hillmann-Grundstückes nahe der Bremer Wallanlagen in Bremen-Mitte, die letztlich gegen den Bürgerwillen nicht durchsetzbar war.[14]

Wettbewerbserfolge Bearbeiten

Außerhalb seiner Beamtentätigkeit nahm Eilers an verschiedenen Architekten- und städtebaulichen Wettbewerben teil, wobei er die Planungsleistungen neben seiner Tagesarbeit innerhalb der freien Zeit erbrachte, und hatte dabei einigen Erfolg. So erhielt er bereits 1952 zusammen mit den Bremer Architekten Karl Nielsen, Ludwig Almstadt und Bernhard Tamme den ersten Preis im Architektenwettbewerb für den Neubau der Karlsgartengrundschule in Berlin-Neukölln.[15] Gemeinsam mit den gleichen drei Architekten erhielt er 1959 ebenfalls den ersten Preis beim Architektenwettbewerb für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Rathauses in Emden.[16] Bei städtebaulichen Wettbewerben holte sich Eilers zusammen mit den Planern Ludwig Almstadt und Karl Nielsen dreimal den ersten Preis, darunter für die Planung 1955 zum Wiederaufbau des im Krieg fast völlig zerstörten Stephaniviertels in der Bremer Altstadt.[1][2][17]

Das neue Bremer Stephaniviertel wurde von 1955 bis 1957 nach dem städtebaulichen Entwurf von Almstadt, Eilers und Nielsen gebaut. Die Architektenleistungen übernahmen die Bremer Architekten Bernhard Wessel und Carsten Schröck, mit denen sich die drei Stadtplaner zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen hatten. Bauherr für das neue innerstädtische Wohnquartier war die damalige Bremer Treuhandgesellschaft für Wohnungsbau.[18]

Privates Bearbeiten

Hans Eilers war verheiratet und hatte zwei Kinder.[19] Er wurde in seinem Heimatort Bremen auf dem Riensberger Friedhof beigesetzt.[20]

Veröffentlichungen Bearbeiten

  • Hans Eilers (Verf.): Gemeinschaftsanlagen als Bestandteil neuzeitlicher Stadtplanung. In: Der Wiederaufbau. Mitteilungsblatt bremischer Aufbauorganisationen, Nr. 1, März 1957, ZDB-ID 155830-4, S. 11–13 (Digitalisat).
  • Hans Eilers (Bearb.): Gesamtplan linkes Weserufer Bremen. Herausgegeben vom Senator für das Bauwesen der Freien Hansestadt Bremen, Bremen 1961 (mit zahlreichen Karten; siehe u. a. Bestandsnachweise im GBV-Katalog).
  • Hans Eilers (Verf.): Eine Reise in die Vergangenheit. Bremer Stadtplanung 1946–1982. Bremen o. J., in 2 Teilbänden: 1. Teil: 1946–1950: Studium in einer Zeit, wie sie Felix beschreibt; 2. Teil: 1950–1982: 32 Jahre im öffentlichen Dienst im Stadtplanungsamt Bremen (Manuskript von 1982 im Bestand des Bremer Staatsarchivs).

Literatur Bearbeiten

  • Senator für das Bauwesen der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.): Die westliche Vorstadt (= Die Neugestaltung Bremens. Nr. 5). Schünemann, 1955, ZDB-ID 2444788-2, S. 6 ff., 17 ff.
  • Senator für das Bauwesen der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.): Stephani-Gebiet, Gartenstadt Vahr, Neue Vahr (= Die Neugestaltung Bremens. Nr. 7). 2. Auflage. Schünemann, 1965, ZDB-ID 2444788-2.
  • Detlef Kniemeyer, Eberhard Syring: Stadtentwicklung und Architektur 1945–1954. In: Karl Marten Barfuß, Hartmut Müller, Daniel Tilgner (Hrsg.): Die Geschichte der Freien Hansestadt Bremen von 1945 bis 2005. Band 1: Von 1945 bis 1969. 1. Auflage. Edition Temmen, Bremen 2008, ISBN 978-3-86108-575-1, S. 242–283; zu Hans Eilers: S. 262 ff.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f (eb): Senator verabschiedete Chef der Stadtplanung. In: Bremer Nachrichten. 27. Mai 1982 (Scan auf der privaten Homepage der Familie Eilers [abgerufen am 13. Februar 2016]).
  2. a b c (eb): Planungsamtsleiter geht in Ruhestand. In: Weser-Kurier. 27. Mai 1982, S. 17.
  3. Gerhard Iversen u. a. (Hrsg.): Ein Vorbild für die Methodik stadtplanerischer Arbeit. Stadt- und Landesplanung Bremen 1926–1930. Hauschild, Bremen 1979, DNB 800154789, S. 249–275 (Nachdruck der Ausgabe Bremen 1931, erschienen im Verlag: Der Wiederaufbau, Verlag zur Förderung der Mitarbeit des Bürgers am Städtebau).
  4. a b Senator für das Bauwesen der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.): Die westliche Vorstadt (= Die Neugestaltung Bremens. Nr. 5). Schünemann, 1955, ZDB-ID 2444788-2, S. 6 ff., 17 ff.
  5. Hermann Sandkühler, Waltraud Scholz: Der Standort der Kirchen St. Marien und Wilhadi. Wie es zu dieser ökumenischen Nachbarschaft im Bremer Westen kam. In: www-user.uni-bremen.de. 20. September 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2016; abgerufen am 18. Februar 2016 (Anmerkung: Der private Artikel wird in Form von Fußnoten durch zahlreiche Quellen belegt.).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www-user.uni-bremen.de
  6. a b Vier neue Oberbauräte. In: Weser-Kurier. 11. Januar 1962, S. 4.
  7. (bk.): In England findet man weniger Verkehrsschilder. Oberbaurat Eilers berichtete über Studienreise. In: Weser-Kurier. 2. März 1963, S. 12.
  8. Oberbaurat Eilers zum Baudirektor befördert. In: Weser-Kurier. 22. März 1967, S. 11.
  9. (No.): Lloydgebäude schon zum 1. Juli frei. Bauverwaltung räumt früher als erwartet […] In: Weser-Kurier. 26. März 1968, S. 11.
  10. Detlef Kniemeyer, Eberhard Syring: Stadtentwicklung und Architektur 1945–1954. In: Karl Marten Barfuß, Hartmut Müller, Daniel Tilgner (Hrsg.): Die Geschichte der Freien Hansestadt Bremen von 1945 bis 2005. Band 1: Von 1945 bis 1969. Edition Temmen, Bremen 2008, ISBN 978-3-86108-575-1, S. 242–283; zu Hans Eilers: S. 262 ff.
  11. (bk.): Diskussion über Pläne für die Waller Heerstraße. Kritik an Verlegung der Straßenbahn in die Vegesacker Straße. In: Weser-Kurier. 5. Juli 1968, S. 10.
  12. (sie): Bei der Parkplatzfrage „auf Granit gebissen“. Baudirektor Eilers konnte Neustädter nicht überzeugen / Keiner will sein Grundstück abgeben. In: Weser-Kurier. 20. November 1970, S. 13.
  13. Mißtrauen gegen Hochhauspläne. In Obervieland regt sich Widerstand gegen verdichtete Bebauung. In: Weser-Kurier. 2. März 1973, S. 13.
  14. (gru): Bewohner fordern Ideenwettbewerb. Behördenvorschlag zur Hillmann-Bebauung stieß auf breiten Widerstand. In: Weser-Kurier. 11./12. November, 1978, S. 16.
  15. „Kleeblatt“ gewann Wettbewerb. In: Weser-Kurier. 12. Februar 1952, S. 4.;
    vgl. zudem Bericht in: baukunst und werkform, Band 5, 1952, S. 53.
  16. Peter Diederichs: Das Rathaus in Emden. Dominante für Stadt und Hafen. In: Der Wiederaufbau. Mitteilungsblatt bremischer Aufbauorganisationen. Nr. 3, Dezember 1962, ZDB-ID 155830-4, S. 2–5 (Digitalisat [abgerufen am 18. Februar 2016]).
  17. Senator für das Bauwesen der Freien Hansestadt Bremen (Hrsg.): Stephani-Gebiet, Gartenstadt Vahr, Neue Vahr (= Die Neugestaltung Bremens. Nr. 7). 2. Auflage. Schünemann, 1965, ZDB-ID 2444788-2.
  18. Vgl. Neues Stephani-Viertel beim architekturführer bremen des Bremer Zentrums für Baukultur (b.zb); abgerufen am 20. Februar 2016.
  19. Vgl. Angaben zur Familie von Hans Eilers auf der privaten Homepage der Familie Eilers (www.fe-internetworks.de); abgerufen am 20. Februar 2016.
  20. Grabsteine Friedhof Bremen-Riensberg, grabsteine.genealogy.net.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Die Bremer Bauverwaltung musste die seit der Nachkriegszeit für verschiedene Ämter – darunter auch das Stadtplanungsamt – angemieteten Räume im Lloydgebäude räumen, nachdem der Gebäudekomplex 1968 von der Horten AG gekauft worden war. Die Horten AG ließ das Lloydgebäude 1969 abreißen, um ein neues Warenhaus zu errichten (heute Galeria Kaufhof).