Gert Scobel

deutscher Journalist, Fernsehmoderator, Autor und Philosoph

Gert Scobel (* 12. Mai 1959 in Aachen) ist ein deutscher Journalist, Fernsehmoderator, Autor und Philosoph.

Gert Scobel (2022)

Leben

Ausbildung

Gert Scobel studierte ab 1977 Philosophie und katholische Theologie. Zunächst studierte er an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main, wo er 1983 das Diplom in katholischer Theologie ablegte. Später studierte er an der University of California, Berkeley, wo er ebenfalls einen Abschluss als Master of Arts im Jahre 1981 machte.[1] Während seines Studiums wurde er in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen.[2] Zurück in Frankfurt am Main, vertiefte er an der Johann Wolfgang Goethe-Universität seine Kenntnisse in Wissenschaftstheorie und Sprachphilosophie. Außerdem lehrte er drei Monate an der University of San Francisco.

Berufslaufbahn

Ab 1985 arbeitete Scobel als freier Mitarbeiter für ein Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie beim Hessischen und Westdeutschen Rundfunk. 1988 absolvierte er ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk.[1] Ab 1989 arbeitete Scobel als freier Kulturjournalist für Hörfunk, Fernsehen und Printmedien und war Autor von TV-Dokumentationen und -features, u. a. über Ethik in Wirtschaft und Industrie, Gehirnforschung und Künstliche Intelligenz.[1]

Seit 1995, also von Anfang an, war Scobel einer der Moderatoren der täglichen 3sat-Sendung Kulturzeit, aus der er im Dezember 2007 ausstieg. Im Jahre 1997 absolvierte er ein EICOS-Wissenschaftsstipendium am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried bei München. 1998 war er Mitbegründer des 3sat-Wissenschaftsmagazins nano.[1] Von 1999 bis 2000 moderierte er das Literaturmagazin Leselust im WDR-Fernsehen.[1]

Zusätzlich moderierte er von 2001 bis 2003 als Anchorman das ARD-Morgenmagazin, von 2002 bis 2003 als Moderator das Literaturmagazin Bücher Bücher im HR-Fernsehen und von 2004 bis Januar 2008 an jedem zweiten Donnerstagabend die Sendung delta bei 3sat, die er auch leitete und konzeptionell verantwortete.[1] Von 2003 bis 2014 übernahm er zunächst allein und ab 2008 und bis 2014 im Wechsel die Moderation der Sendung sonntags – TV fürs Leben im ZDF.

2006 absolvierte er ein zweites EICOS-Wissenschaftsstipendium am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen sowie am Weizmann-Institute of Science in Rehovot, Israel.[1]

Ab 2006 führte er am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Universität Zürich bei Ingolf Dalferth ein Promotionsprojekt zum Thema Pluralismus – Überlegungen zu einer Theorie komplexer Systeme durch, das er nicht abschloss.[3][4][5] Daneben beschäftigt sich Scobel mit den Themen Weisheit und Meditation an der Schnittfläche von Theologie und Wissenschaft sowie mit ethischen und politischen Aspekten der Digitalisierung.[5][6]

Im Jahre 2007 konzipierte und moderierte er die Philosophie- und Kultursendung nächster Halt auf Kika.[1] Seit April 2008 präsentiert er als Redaktionsleiter und Moderator bei 3sat die einmal wöchentlich ausgestrahlte Sendung scobel.[7] Seit 2015 ist er nicht mehr als Redaktionsleiter tätig.[1]

Seit 2013 ist er Teil der Programmleitung des Kölner Philosophie-Festivals phil.cologne.[1]

Neben der auf 3sat ausgestrahlten Sendung moderiert er seit September 2020 ein zusätzliches Format von scobel auf YouTube.[8] In den wöchentlich erscheinenden Videos gibt er meist kurze Einführungen in philosophische Themen, kommentiert aber auch politische Fragen oder führt Gespräche. Die Sendungen werden von ZDF, 3sat und Objektiv Media Videos produziert.[9]

Aufgaben in den Wissenschaften

Scobel hatte mehrere Gastdozenturen inne, unter anderem bei der Universität Duisburg-Essen und der Universität Witten/Herdecke. Seit 2016 ist er Honorarprofessor für Philosophie und Interdisziplinarität an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.[10][5][1] Seit 2018 ist Scobel Direktoriumsmitglied des „Zentrum für Ethik und Verantwortung“ als wissenschaftlicher Einrichtung der Hochschule Bonn-Sieg. Ebenfalls 2018 übernahm er eine Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance.[1] Schwerpunkte von Scobels Arbeit sind Fragen der Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte, Ethik und Medien – insbesondere Fragen, die durch die Komplexität des Lebens und den Gebrauch selbstlernender Algorithmen (Ethik der Algorithmen) und künstlicher Intelligenz auftreten. Scobel spricht in diesem Zusammenhang auch von „Weisheitsforschung“.[11]

Wissenschaftliche Publikationen (Auswahl)

  • Die Corona-Krise als philosophisches Ereignis: Sieben Thesen. In: Bernd Kortmann, Günther G. Schulze (Hg.), Jenseits von Corona. Unsere Welt nach der Pandemie – Perspektiven aus der Wissenschaft, Bielefeld 2020. Verlag transcript. S. 165–176
  • Politik als komplexes System: Bemerkungen zum Prozess der Digitalisierung, zur Anwendung von Heuristiken und zur Frage des Gemeinwohls. Politics as complex system: Remarks on the process of digitalization in regard to heuristics and the common good. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft 29(2) 2019. DOI:10.1007/s41358-019-00190-7
  • Diabolus: The origin of violence. Evil lurks in human imitative instinct - and in the fear of freedom. In: Du: Zeitschrift Der Kultur. 2005
  • Gleichnisse als metakommunikative Texte (Dt. Ausgabe von: La Parabola Del Hijo Prodigo como texto metalinguistico. Planteamientos en torno a la problématica de la comprensión en Lucas 15). In: Jesus en la Reflexion exegetica communitaria. Bogota 1990. 3. Kapitel. Project: Interkulturelle Hermeneutik

Mitgliedschaften

Er ist seit 2016 Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland[1] und Mitgründer des PEN Berlin.[12]

Privatleben

Scobel lebte bis 2008 mit Susanne Fröhlich zusammen, die er während seines Volontariats beim Hessischen Rundfunk kennengelernt hatte.[13][14] Sie lebten in der Nähe von Frankfurt am Main und haben zwei gemeinsame Kinder.[15] Scobel praktiziert seit mehr als 35 Jahren Zenmeditation.[16]

 
Gert Scobel beim Grimme-Preis 2018

Auszeichnungen und Nominierungen

Schriften (Auswahl)

Filme

  • Ich, Reich-Ranicki (zusammen mit Lutz Hachmeister), Dokumentarfilm, ZDF, 2006.

Literatur

Commons: Gert Scobel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Biografie: Gert Scobel: ZDF Presseportal. Abgerufen am 20. März 2020.
  2. "Wir müssen reden" - Informations-Ethik (Scobel) | Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Abgerufen am 4. März 2021.
  3. BIOGRAFIE: „Bei Heidi Klum verlasse ich den Raum“, tagesspiegel.de, 25. März 2010
  4. Pluralisms – towards a theory of complex systems In: Forschungsdatenbank Universität Zürich. Archiv-Link vom 28. März 2017.
  5. a b c Prof. Gert Scobel. Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, abgerufen am 31. Oktober 2019.
  6. Gert Scobel: Politik als komplexes System: Bemerkungen zum Prozess der Digitalisierung, zur Anwendung von Heuristiken und zur Frage des Gemeinwohls. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft. 4. September 2019, ISSN 1430-6387, doi:10.1007/s41358-019-00190-7.
  7. Gert Scobel Biographie bei 3sat.online. Abgerufen am 8. Dezember 2011.
  8. Gert Scobel goes YouTube. 3sat, abgerufen am 17. Januar 2021.
  9. Scobel – YouTube. Abgerufen am 18. Januar 2021.
  10. Gert Scobel wird Honorarprofessor an der H-BRS. In: Pressemitteilung. Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, 21. Juni 2016, abgerufen am 14. April 2018.
  11. PROF. GERT SCOBEL. Archiviert vom Original; abgerufen am 28. Januar 2023.
  12. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2022; abgerufen am 17. Juli 2022.
  13. Jacqueline Vogt: Susanne Fröhlich im Porträt. Als wäre sie eine Freundin, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Januar 2013. Abgerufen am 27. Januar 2013.
  14. Susanne Fröhlich im Interview (Memento vom 12. Februar 2015 im Internet Archive), Frankfurter Neue Presse vom 21. Juni 2014, abgerufen am 30. Januar 2015
  15. Susanne Fröhlich & Gert Scobel. Trennung schon vor drei Jahren. In: BUNTE. 9. November 2011. Abgerufen am 4. Dezember 2011.
  16. Prof. Gert Scobel