Fritz Funke (Buchwissenschaftler)

deutscher Buchwissenschaftler, Schriftsteller und Grafiker

Fritz Funke (* 25. März 1920 in Gautzsch; † 25. Januar 2018 in Leipzig) war ein deutscher Buchwissenschaftler, Schriftsteller[1] und Grafiker. Von 1955 bis 1985 war er Direktor des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig.

Leben Bearbeiten

Im Zweiten Weltkrieg war Funke an der Ostfront eingesetzt und geriet in sowjetische Gefangenschaft. Nach dem Krieg studierte er Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie; die Promotion erfolgte mit „Die Darstellung der Liebe in den Dramen Schillers“.[2] 1950 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei. Da das Museum durch den Krieg nahezu vollständig zerstört und 1950 in die Deutsche Bücherei integriert wurde, wirkte Funke zu Anfang als enger Mitarbeiter von Hans H. Bockwitz am Wiederaufbau der Sammlungen und der Wiedereröffnung der Ausstellung am 4. Mai 1954 mit.

Funke erstellte 1953 einen beschreibenden Katalog der Schreibmeisterbücher des 16.–19. Jahrhunderts[3], befasste sich mit kalligraphischen Initialen und Ornamentmotiven[4] und betreute eine Faksimileausgabe des Schreibbüchlein von Wolfgang Fugger.[5]

1955 wurde Funke Leiter des Deutschen Buch- und Schriftmuseums und etablierte das Haus als Dokumentationsstätte für Buchkultur und als Partner bei internationalen Buchkunst-Ausstellungen.[6] Er setzte sich vergebens für die Rückgabe der 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht abtransportierten Exponate des Buchmuseums ein.

1959 erschien sein Werk „Buchkunde“ als Lehrbuch und erlebte zahlreiche Auflagen und Übersetzungen; es avancierte zum Standardwerk.

1964 konnte Funke das Deutsche Papiermuseum, das auf den Sammlungen von Karl Theodor Weiß basierte und seit 1957 in Greiz existierte, in das eigene Haus nach Leipzig holen und Wisso Weiß, Wolfgang Schlieder und Gertraude Spoer als Mitarbeiter gewinnen.[7]

Privat beschäftigte sich Funke mit Dichtung und Malerei und war noch bis ins hohe Alter künstlerisch tätig.

Fritz Funke war mit der Bibliothekarin Ursula Funke verheiratet; er starb im Januar 2018 in einem Altersheim.

Werke (Auswahl) Bearbeiten

  • Buchkunde: die historische Entwicklung des Buches von der Keilschrift bis zur Gegenwart. VMA-Verlag, Wiesbaden 2006. ISBN 978-3-928127-95-0.
  • Buch- und Schriftgeschichten. Die Deutsche Bibliothek, Leipzig; Frankfurt am Main; Berlin 2005
  • Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei in Leipzig. In: Gutenberg-Jahrbuch 59 (1984), S. 194–210.
  • Die Liebe als dramaturgisches Motiv in Schillers Dramen. Leipziger Univ.-Verl., Leipzig 2007. ISBN 978-3-86583-186-6

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Fritz Funke. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2014/2015: Band I: A-O. Band II: P-Z., Walter De Gruyter Incorporated, 2014, S. 287, ISBN 978-3-11-033720-4.
  2. Leipzig, Univ., Philosophische Fakultät, Diss. vom 15. Juni 1950. Die ursprünglich nur maschinenschriftlich vorliegende Arbeit wurde 2007 Teil der Publikation Die Liebe als dramaturgisches Motiv in Schillers Dramen.
  3. Fritz Funke: Die Schreibmeisterbücher des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 69 (1955), H. 7/8. S. 257–283.
  4. Fritz Funke: Federspiele. Leipzig 1957 (Neujahrsgabe des Deutschen Buch- und Schriftmuseums 1958).
  5. Wolfgang Fugger: Ein nutzlich vnd wolgegrundt Formular Manncherley schöner schriefften. Schreibbüchlein. Mit e. Einl. von Fritz Funke. Hrsg. vom Inst. f. Buchgestaltung an d. Hochschule f. Grafik u. Buchkunst. VEB Harrassowitz, Leipzig 1958.
  6. Vgl. Fritz Funke u. Gert Klitzke: 50 Jahre Internationale Buchkunst-Ausstellungen in Leipzig. Deutsche Bücherei, Leipzig 1976. (Neujahrsgabe der Deutschen Bücherei 1977).
  7. Frieder Schmidt: Langzeitwirkungen einer erfolgreichen Integration. In: Dialog mit Bibliotheken 26 (2014), Nr. 1, S. 65.[1]