Friedrich Press

deutscher Bildhauer, Maler und Kirchenraumgestalter

Friedrich Press (* 7. September 1904 in Ascheberg, Westfalen; † 5. Februar 1990 in Dresden) war ein deutscher Bildhauer, Maler und Kirchenraumgestalter.

Leben Bearbeiten

 
Wandgestaltung „Rotes Meer“ in der Dreifaltigkeitskirche (Stralsund) (1966)
 
Grab von Friedrich Press in Loschwitz

Friedrich Press besuchte nach seiner Ausbildung zum Holz- und Steinbildhauer in Münster von 1924 bis 1926 die Kunstgewerbeschule in Dortmund. Danach studierte er an der Kunstgewerbeschule Charlottenburg bei Hans Perathoner und an der Kunstakademie Dresden, unter anderem bei Georg Wrba.

Bis 1935 lebte Press als freischaffender Künstler nahe seiner Geburtsstadt. Sein erstes Atelier hatte er von Ostern 1931 bis 1935 im Burgturm der Burg Davensberg eingerichtet.[1] In dieser Zeit schuf er seinen „Christuskopf“, der 1932 auf Ausstellungen in Münster und Berlin große Aufmerksamkeit erregte. Im gleichen Jahr schuf er für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler der Landwirtschaftsschule im St. Katharinenstift seiner Heimatstadt das Denkmal Soldat mit Pferd. Dieses befindet sich heute auf dem Friedhof von Ascheberg.

Ab 1935 lebte und wirkte er in Dresden, 1935 heiratete er die Malerin und Textilgestalterin Elfriede Kiefer.

Press’ Werke stießen bald auf den Widerstand der Nationalsozialisten. Er erhielt keine öffentlichen Aufträge mehr, seine Kunst galt als „entartet“. Im Jahr 1933 wurde eine Ausstellung mit seinen Werken auf Betreiben der Nationalsozialisten geschlossen. Er blieb jedoch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Seine Teilnahme an sieben großen Ausstellungen ist sicher belegt, darunter 1941 und 1942 die Große Deutsche Kunstausstellung in München.[2]

 
Grabstätte Ehepaar Pleißner, Friedhof Dresden-Loschwitz, Foto Mai 2023
 
Katholische Kirche Bischofferode, Kirchenschiff, Foto Feb. 2024
 

Von 1940 bis 1945 nahm Press als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft ins zerstörte Dresden zurück und konzentrierte sein Wirken auf Sakralkunst und Kirchenraumgestaltung. Bis auf wenige Ausnahmen erhielt er keine staatlichen Aufträge. 1965 kaufte das Vatikanische Museum seine geschnitzte Figur Ecce Homo. Press gestaltete ab 1970 den Innenraum der Josefskirche im Dresdner Stadtteil Pieschen neu. Auch gestaltete er den Altarraum der Kreuzkirche in Weimar neu.

1980 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste zu Parma (Italien) gewählt; im Mai 1985 wurde Press Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Ascheberg. Er war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR.

Friedrich Press gestaltete über 40 Kirchen in der DDR wie auch in Westdeutschland. Zu seinen bekanntesten Werken gehört die 1973 geschaffene Pietà in der Katholischen Hofkirche (Kathedrale) in Dresden, die größte Skulptur, die je aus Meißner Porzellan hergestellt wurde. Außerdem gibt es zahlreiche Wandbilder aus Meißner Porzellan vom Künstler, welche in und an öffentlichen Gebäuden zu finden sind.

 
Kath. Kirche Heilige Familie in Leipzig-Schönefeld gestaltet von Friedrich Press, Foto Juni 2021

Die letzte Arbeit von Friedrich Press ist die Altarraumgestaltung der Martinuskirche in Deutsch Evern, Landkreis Lüneburg. Zuvor erfolgte die Innen-Ausstattung der Berliner Heilig-Kreuz-Kirche nach seinen Ideen, es war sein letztes Werk in Ost-Berlin.[3]

Seinen Nachlass verwaltet das Diözesanmuseum (Museum am Dom) in Würzburg.[4] Einzelne Werke sind auch in den kleineren Museen der Diözese wie dem Museum „Pilger & Wallfahrer“ Dettelbach zu finden.

Die Grabstelle der Eheleute Press befindet sich auf dem Loschwitzer Friedhof in Dresden.[5] Seine Grabplastik hat Press selbst geschaffen.

Fotografische Darstellung Friedrich Press’ Bearbeiten

Ateliers in Dresden Bearbeiten

  • 1934–1940: Atelier in Dresden-Südvorstadt, Schweizer Straße 19 (1945 zerstört)
  • 1940–1954: Atelier in Dresden-Plauen, Hohe Straße 54
  • ab 1954: Atelier in Dresden-Loschwitz, Robert-Diez-Str. 1

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Fast alle nach Angaben aus Friedrich Press: Bildhauerei und Graphik. Galerie BASF, Schwarzheide 1994.[7]

  • 1931: Madonna für die Kirche St. Franziskus Xaverius in Dortmund-Barop
  • 1932: Ehrenmal in Ascheberg für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Ascheberger Landwirtschaftsschüler[8]
  • um 1941: Vor dem Wettstreit (männliche Kniefigur, 1941 auf der Großen Deutsche Kunstausstellung in München)[9]
  • um 1942: Generalbaurat Prof. Dr. Kreis (Büste; 1942 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München von Albert Speer erworben)[10]

Ausstellungen (unvollständig) Bearbeiten

Einzelausstellungen Bearbeiten

  • 1966: Dresden, Kunstausstellung Kühl (Plastiken und Zeichnungen)
  • 1990: Leipzig, G.-W.-Leibnitz-Klub (Zeichnungen)
  • 1991: Dresden, Albertinum; Freising, Diözesanmuseum; Lüdinghausen, Münsterlandmuseum Burg Vischering (Bildhauerei)
  • 1998/1999: Magdeburg, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
  • 2010: Würzburg, Museum am Dom Würzburg („Friedrich Press – herausgeschält“)
  • 2010: Dresden, Städtische Galerie („Hans Jüchser – Friedrich Press. Bekenntnis in Form und Farbe“)

Beteiligung an wichtigen Ausstellungen in der Ostzone und der DDR Bearbeiten

  • 1946, 1982/1983 und 1987/1988: Dresden, Allgemeine Deutsche Kunstausstellung, IX. und X. Kunstausstellung der DDR
  • 1979 und 1985: Dresden, Bezirkskunstausstellungen
  • 1985: Dresden, Albertinum („Bekenntnis und Verpflichtung“)
  • 1987: Dresden, Galerie Rähnitzgasse („Wirklichkeit und Bildhauerzeichnung“)

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Friedrich Press – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Fritz Löffler: Friedrich Press. Bischöfliches Ordinariat des Bistums Dresden-Meißen (Hrsg.), 1984
  • Diether Schmidt: Friedrich Press. – Kirchengestaltung und Glaubenszeichen. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin, 1984
  • Press, Friedrich. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 722/723
  • Bildende Künstler im kirchlichen Baugeschehen der DDR: Friedrich Press. In: Verena Schädler: Katholischer Sakralbau in der SBZ und in der DDR. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2675-0, S. 73 ff.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Atelier im Burgturm: Friedrich Press. Website von Davensberg, abgerufen am 3. Juni 2012.
  2. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  3. Maschinegeschriebene Chronik zur Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Hohenschönhausen, im Archiv des Museums Lichtenberg im Stadthaus.
  4. Den großen Fragen auf der Spur. Bistum Würzburg, 3. Mai 2013, abgerufen am 28. Juli 2014.
  5. Klaus Nerger: Das Grab von Friedrich Press. In: knerger.de. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  6. Klaus-Dieter; Dennhardt Schumacher: Friedrich Press. 1984, abgerufen am 23. September 2022.
  7. Kath. Pfarrgemeinde St. Antonius Großräschen (abgerufen am 3. Februar 2021)
  8. Atelier im Burgturm: Friedrich Press (abgerufen am 3. Februar 2021)
  9. Vor dem Wettstreit — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 7. April 2024.
  10. Generalbaurat Professor Dr. Kreis — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 7. April 2024.
  11. https://www.deutschefotothek.de/documents/obj/89009121/df_hauptkatalog_0750480
  12. St. Heinrich Wittenberge (abgerufen am 3. Februar 2021)
  13. Friedrich Press und die Kirche von Ortrand (abgerufen am 3. Februar 2021)