Friedhof Grunewald

Friedhof in Berlin, Deutschland

Der Friedhof Grunewald wurde 1891/92 für die Berliner Villenkolonie Grunewald angelegt. Er befindet sich an der Bornstedter Straße 11/12 im Ortsteil Halensee des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Wegen seiner isolierten Lage zwischen Bahngleisen wird der Friedhof auch Toteninsel genannt.

Abteilungen im Friedhof Grunewald

Geschichte Bearbeiten

 
Von Pyramideneichen gesäumter Hauptweg

Für die in den 1880er Jahren gegründete Villenkolonie Grunewald wurde das 11.686 m² große Gelände nordwestlich der Bornstedter Straße 1891 als Friedhof ausgewählt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Gelände von Bahngleisen umschlossen, so dass der Zugang nur mittels einer Brücke über einem Bahngleis hergestellt werden konnte. Diese abgeschiedene Lage bescherte dem Friedhof den Volksnamen Toteninsel.

 
Friedhof 1907
 
Neugotische Friedhofskapelle

Am 19. Mai 1892 wurde der nach Plänen des königlichen Garteninspektors Roer angelegte Friedhof eröffnet. Vom Zugang führt der Hauptweg durch eine Allee aus Pyramideneichen geradewegs auf die 1897 im neugotischen Stil errichtete Friedhofskapelle. Nach Entwürfen von Carl Zaar und Rudolf Vahl wurde die Kapelle 1902/03 um eine Vorhalle erweitert.

Das Wegenetz des Friedhofs besitzt noch heute die zu seiner Eröffnung angelegte Struktur. Der Friedhof steht als Gartendenkmal unter Denkmalschutz.[1]

Beigesetzte Persönlichkeiten Bearbeiten

Die Villenkolonie Grunewald, einer der nobelsten Wohnstandorte Berlins, führte dazu, dass auf dem Friedhof Grunewald zahlreiche erfolgreiche Wissenschaftler, Unternehmer und Künstler beigesetzt wurden. Persönlichkeiten darunter sind (alphabetisch sortiert):

 
Grabstätte der Sudermanns. Die Büste zeigt Hera, Beschützerin der Frauen. Sie stammt aus dem Schlosspark Blankensee und war eine der Lieblingsfiguren der als Erste gestorbenen Clara.
 
Von Lessing für sein Begräbnis gestalteter Sarkophag, auf dem sich früher eine Skulptur befand

(* = Ehrengrab des Landes Berlin,[2] ° = ehemaliges Ehrengrab des Landes Berlin)

Grabmalskunstwerke Bearbeiten

 
Engelsmosaik auf dem Grabmal Therese Möbius’

Das Grabmal Ernst von Möllers wurde von Fritz Schumacher, einem Gründungsmitgliedes des Deutschen Werkbunds, gestaltet. Eine Quaderwand aus Muschelkalk wird mit hervorspringenden Pfeilern in drei Felder für die Aufnahme der Namen der Verstorbenen unterteilt. Die Pfeiler sind mit Weinranken geschmückt und am Kopf der Namensfelder befinden sich allegorische Motive.

 
Mosaik am Grabmal der Dernburgs
 
Modern gestaltetes Urnengrab für Jan van Dijk

Für einen Friedhof besonders ungewöhnlich ist das farbenfrohe Glasmosaik für das Grabmal von Fritz Dernburg. Dieser war im Kindesalter verstorben. Max Seliger, der Bruder der Mutter des verstorbenen Kindes, entwarf das Mosaik, das zwei weiß gekleidete Frauen an einem Altar zeigt. Der Altar trägt den häufig verwendeten Grabspruch „Die Liebe höret nimmer auf“ (Korinther 13,8). Eine der Frauen platziert Vasen mit roten Tulpen auf dem Altar, während die andere eine Harfe spielt, die gedankenverloren von einer Putte mit bunten Flügeln umfasst wird. Zeitgenössische Quellen berichten, dass die Gesichtszüge der Frauen denen der Mutter, Emma Dernburg, und ihrer Schwester nachempfunden sein sollen. Den Hintergrund zieren zahlreiche weiße Lilien vor einem dunklen Blau. Nach Fritz Dernburg wurden weitere Familienmitglieder in dieser Grabstätte beigesetzt.

Unweit dieser Grabstätte befindet sich ein weiteres Grabmal mit einem Mosaik, das einen Engel mit zwei Palmenwedeln vor einer Stadtbefestigung auf goldenem Grund zeigt. Das Mosaik weist schon beträchtliche Schäden auf. Dieses Grabmal wurde für die 1896 verstorbene Therese Möbius geschaffen.

Mittlerweile befinden sich auf dem Friedhof auch einige neuere, modern gestaltete Grabstätten.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Konrad Weber, Peter Güttler, Ditta Ahmadi (Hrsg.): Bestattungswesen. (= Berlin und seine Bauten, Teil X, Band A (Anlagen und Bauten für die Versorgung), Teilband 3.) Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6.
  • Eines Schattens Traum ist der Mensch. Berliner Friedhöfe. Teil 1. (CD-ROM) GBBB e. V., Berlin 1997.
  • Wolf-Rüdiger Bonk: 125 Jahre Villenkolonie Grunewald. Berlin 2016.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Friedhof Grunewald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag 09046113 in der Berliner Landesdenkmalliste
  2. Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: Juli 2012) (PDF; 566 kB)
  3. laut Personenartikel im Familiengrab zusammen u. a. mit Gustav

Koordinaten: 52° 29′ 56″ N, 13° 17′ 6″ O