Fürsteneck

Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau

Fürsteneck ist eine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Atzldorf. Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Perlesreut.

Wappen Deutschlandkarte
Fürsteneck
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Fürsteneck hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 43′ N, 13° 28′ OKoordinaten: 48° 43′ N, 13° 28′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Niederbayern
Landkreis: Freyung-Grafenau
Verwaltungs­gemeinschaft: Perlesreut
Höhe: 395 m ü. NHN
Fläche: 10,43 km2
Einwohner: 841 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km2
Postleitzahl: 94142
Vorwahlen: 08555, 08505
Kfz-Kennzeichen: FRG, GRA, WOS
Gemeindeschlüssel: 09 2 72 119
Gemeindegliederung: 13 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Atzldorf 5
94142 Fürsteneck
Website: www.fuersteneck.de
Erster Bürgermeister: Alexander Pieringer[2] (CSU)
Lage der Gemeinde Fürsteneck im Landkreis Freyung-Grafenau
KarteLandkreis RegenLandkreis DeggendorfLandkreis PassauSchöfwegWaldhäuserwaldSchönbrunner WaldSchlichtenberger WaldSankt OswaldPleckensteiner WaldPhilippsreuter WaldMauther ForstSpiegelauGraineter WaldAnnathaler WaldZentingWaldkirchenThurmansbangSpiegelauSchönberg (Niederbayern)NeuschönauSankt Oswald-RiedlhütteSaldenburgRöhrnbachRingelaiPhilippsreutPerlesreutNeureichenauMauthJandelsbrunnInnernzellHohenau (Niederbayern)HinterschmidingGrainetGrafenau (Niederbayern)FürsteneckFreyungEppenschlagSchöfwegLeopoldsreuter WaldFrauenberger und Duschlberger WaldHaidmühleÖsterreichTschechien
Karte

Geografie

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Geografische Lage

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Die Gemeinde liegt in der Region Donau-Wald im südlichen Bayerischen Wald zwischen den Tälern der Ilz und der Wolfsteiner Ohe. Fürsteneck bildet die südlichste Gemeinde im Landkreis und grenzt direkt an den Landkreis Passau. Fürsteneck ist von eingeschnittenen Tälern umgeben. Nach Passau beträgt die Entfernung 22 km, nach Waldkirchen 15 km, nach Freyung 18 km, nach Grafenau 20 km und zur Bundesautobahn 3 (Anschlussstelle Aicha vorm Wald) 23 km.

Nachbargemeinden

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Gemeindegliederung

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Es gibt 13 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]

Geschichte

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Von der Burg zur Gemeinde

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Um 1190 wurde von dem Passauer Fürstbischof Wolfger von Erla in Fürsteneck eine Burg als Grenzbefestigung gegen die bayerischen Herzöge errichtet. Fürsteneck als Sitz eines Pfleggerichtes des Hochstiftes Passau wurde 1703 Schauplatz eines Hexenprozesses. Fürsteneck wurde 1803 mit dem größten Teil des Passauer Gebietes zugunsten des Kurfürstentums Salzburg von Ferdinand III. von Toskana säkularisiert und fiel 1805 an Bayern. Mit der Bildung der Gemeinden im Jahre 1818 auf Grund des zweiten bayerischen Gemeindeedikts vom 17. Mai 1818 wurde die Gemeinde Fürsteneck gebildet. Sie umfasste neben Fürsteneck die Orte Anzerreut, Aschberg, Atzldorf, Dorf, Dürnberg, Hochwegen, Loizersdorf, Ohbruck, Plattenhof, Schnürring, Schrottenbaummühle, Simpoln und Wiesmühle.

Kirchlich wurde Fürsteneck 1937 Expositur und 1960 selbständige Pfarrei, die seit 1978 dem Pfarrverband Perlesreut angehört.

Die Verwaltungsgemeinschaft Perlesreut wurde zum 1. Mai 1978 aus den Gemeinden Fürsteneck, Perlesreut und Ringelai gebildet. Zum 1. Januar 1994 wurde die Gemeinde Ringelai aus der Verwaltungsgemeinschaft entlassen.[5]

Verhinderung einer Behindertenwohnstätte

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Bundesweite Aufmerksamkeit unter dem Titel „Jagdszenen in Niederbayern“ erlangte der Weiler Aumühle in der Gemeinde Fürsteneck (heute ein Gemeindeteil von Hutthurm) als die lokale Bevölkerung am 17. Oktober 1969 den Bezug eines Heimes für schwer erziehbare und geistig behinderte Kinder verhinderte.[6] Der Praktische Arzt Fritz Loew hatte das Anwesen vom Bischöflichen Ordinariat Passau erworben, um dort sein drittes Kinderheim zu errichten.[7] Als am 17. Oktober die ersten sieben zukünftigen behinderten Buben mit ihren Betreuern ankamen, wurden sie von einer hundertköpfigen Protestmannschaft („Die Depperln woll’n mir hier net“) unter der Führung des Pfarrers Georg Stetter empfangen. Angesichts der Drohkulisse machten die Schützlinge von Loew wieder kehrt.[6]

In der darauffolgenden Nacht fand eine Nachtwache mit etwa 40 Fürsteneckern statt. Trotz der anwesenden Feuerwehrmänner ging die ehemalige Pension in Flammen auf.[6][8] Nach eigenen Aussagen waren Gegner vor allem wegen möglicher geschäftlicher Einbußen im Tourismus und nicht aufgrund von Animositäten gegenüber Behinderten zu ihrem Tun motiviert.[9]

Einwohnerentwicklung

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Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 828 auf 866 um 38 Einwohner bzw. um 4,6 %.

Jahr 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Einwohner 0694 0771 0813 0954 0983 0992 0999 0942 0882 0842

Gemeinderat

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Der Gemeinderat setzt sich aus 8 Mitgliedern zusammen. Die vergangenen Kommunalwahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:

Partei/Liste 2020 2014
% Sitze % Sitze
CSU 54,6 4 47,8 4
FWG 45,4 4 52,2 4

Bürgermeister

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Ehrenamtlicher Erster Bürgermeister ist Alexander Pieringer (CSU).[2] Er ist seit 1. Mai 2020 Nachfolger von Heinz Binder (CSU), der 2014 ohne Gegenkandidat mit 86,9 % der gültigen Stimmen gewählt wurde.

 
Wappen von Fürsteneck
Blasonierung: „In Silber unter erhöhtem, verkürztem grünen Wellengöpel auf grünem Dreiberg ein roter Zinnenturm.“[10]
Wappenbegründung: Der Wellengöpel, ein heraldisches Flusssymbol, und der Dreiberg versinnbildlichen die Lage der Gemeinde an den Flüssen Ilz, Wolfsteiner und Schönberger Ohe in den Vorbergen des Bayerischen Waldes. Der Zinnenturm verweist auf die das Ortsbild prägende, frühestens um 1200 erbaute Burganlage, die seit dem ausgehenden 13. und im 14. Jahrhundert Sitz der Burggrafen von Fürsteneck war. In der Tingierung wurden die Farben des Hochstifts Passau, Silber und Rot, aufgenommen; sie unterstreichen die enge historische Verbindung dorthin.[10]

Dieses Wappen wird seit 1979 geführt.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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  • „Fürstenecker Barockfestspiele“

Schloss Fürsteneck

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Innenhof
 
Portal

Das Schloss Fürsteneck wurde um 1190 von dem Passauer Fürstbischof Wolfger von Erla als Grenzbefestigung gegen die bayerischen Herzöge errichtet. 1570 fand unter Fürstbischof Urban von Trennbach eine Renovierung statt. 1745 entstand unter Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg die Schlosskapelle. 1803 fiel das Schloss an den bayerischen Staat und 1814 wurde es an einen ehemaligen Mönch verkauft. Heute beherbergt das Schloss einen Landgasthof mit Restaurant und Übernachtungsmöglichkeiten.

Baudenkmäler

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Bodendenkmäler

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Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft

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Es gab im Jahr 2020 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 29 und im Bereich Handel und Verkehr 34 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 28 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 393. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 2016 16 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 428 ha, davon waren 303 ha Dauergrünfläche.

 
Der Bahnhof Fürsteneck

Fürsteneck hat seit 1890 mit der gleichnamigen, aber auf dem Gemeindegebiet Hutthurms liegenden Haltestelle der Bahnstrecke Passau–Freyung Anschluss an das Eisenbahnnetz. Diese Bahnstrecke wurde jedoch seit 2002 nicht mehr befahren.

Im Jahr 2009 begann die Reaktivierung der Strecke durch die Ilztalbahn, unterstützt durch den Förderverein Ilztalbahn e. V.

Seit dem 12. September 2010 ist die Teilstrecke Waldkirchen – Freyung wieder in Betrieb.

Am 16. Juli 2011 wurde der Bahnverkehr im Rahmen des Freizeitverkehrsprojektes Donau-Moldau wieder an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen im Sommerhalbjahr und zu Sonderfahrten ganzjährig aufgenommen.

Derzeit gibt es einen Kindergarten in der Gemeinde Fürsteneck (Stand 2021). Der Kindergarten St. Christophorus ist ein eingruppiger, caritativer Kindergarten, in dem sechs Personen zur Betreuung beschäftigt sind. 2021 wurden insgesamt 41 Kinder dort betreut. Erbaut und eröffnet wurde der Kindergarten im Jahr 1993. Der Kindergarten St. Christophorus verfolgt die Reggio-Pädagogik und ist einer der ersten Kindergärten in der Region, der entsprechend dieser Pädagogik zertifiziert wurde.

Die DJK Fürsteneck ist der örtliche Sportverein mit den Sparten Fußball, Eisstockschießen, Gymnastik, Laufen und Tanz. Die Fußballabteilung spielt in der Kreisliga Bayerwald. Die Sparte Laufen tritt als Laufwölfe Fürsteneck auf und ist in vielen verschiedenen Wettkämpfen im bayerischen und österreichischen Raum vertreten. Die Sparte Tanz ist lediglich für Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Gymnastik beinhaltet verschiedene Kurse und wird für jedes Alter angeboten.

Söhne und Töchter der Gemeinde

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  • Josef Fruth (1910–1994), Maler, Graphiker und Schriftsteller
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Commons: Fürsteneck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b Bürgermeister/Oberbürgermeister in kreisangehörigen Gemeinden (Stand: 01.05.2020). (xlsx) Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 12. Juni 2020.
  3. Gemeinde Fürsteneck in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek
  4. Gemeinde Fürsteneck, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 24. Dezember 2021.
  5. Viertes Gesetz zur Änderung der Gliederung von Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften vom 9. November 1993 (GVBl S. 830)
  6. a b c Motorradklub statt Heim – Trügerische Idylle in Niederbayern. In: sueddeutsche.de. 2. Juni 2013, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  7. Ein Jahr noch dem Brand in Aumühle: Dorf ohne Deppen. In: zeit.de. 30. Oktober 1970, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  8. Ernst Klee: Vorurteile: Aus Angst unerwünscht. In: zeit.de. 5. Oktober 1984, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  9. Kai Hermann: WAS NÜTZT UNS EIN SOZIALES GEWISSEN? In: Der Spiegel. Nr. 44, 1969 (online).
  10. a b c Eintrag zum Wappen von Fürsteneck in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte