Charles de Wuilleret

Schweizer Jurist, Politiker und Verbandsfunktionär

Charles-Marie de Wuilleret, auch Karl von Wuilleret (* 2. Februar 1853 in Freiburg; † 8. Februar 1918 ebenda; heimatberechtigt in Freiburg und Romont) war ein Schweizer Jurist, konservativer Agrarpolitiker und Landwirtschaftsverbandsfunktionär.

Charles de Wuilleret entstammte dem Freiburger Patriziergeschlecht Wuilleret[1] und war der Sohn des Politikers Louis de Wuilleret und von dessen Ehefrau Marie-Antoinette Léocadie, der Tochter des Politikers Antoine de Raemy de Bertigny (1793–1887)[2]. Der Bruder seiner Mutter war der katholische Geistliche und Rektor Charles de Raemy (1830–1922)[3]. Er war verschwägert mit den Politikern Georges Python und Paul Aeby.

In erster Ehe heiratete er am 30. Mai 1881[4] Laure Caroline (* 15. Juni 1854; † 6. Mai 1901)[5], die Tochter von Charles Antoine Eichhorn; nach ihrem Tod war er seit 1903 mit Augusta Marie Sophie († 15. Dezember 1856; 29. April 1941)[6], der Tochter von Auguste Frédéric Heimberg, verheiratet. Aus seiner ersten Ehe entstammten acht Kinder.[7]

Er verstarb an einem Gehirnschlag.

Werdegang

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Charles de Wuilleret besuchte das Kollegium St. Michael in Freiburg sowie das Jesuitenkollegium[8] in Dole und das Jesuitenkollegium (siehe Kantonsschule Kollegium Schwyz) in Schwyz.

Er erhielt eine landwirtschaftliche Ausbildung an der Ackerbauschule in Worms und anschliessend an der Rechtsschule, die erst 1889 der neu gegründeten Universität Freiburg als Juristische Fakultät angegliedert wurde.

Nach dem Erwerb des Rechtsanwaltspatents war er von 1880 bis 1882 als Rechtsanwalt in einer eigenen Advokatur in Freiburg tätig, bevor er von 1882[9] bis zu seinem Lebensende Oberamtmann des Saanebezirks war.

1888 wurde der katholische Geistliche Joseph Schorderet (1840–1893)[10] festgenommen und in das Gefängnis verbracht, weil er sich in seinen Reden gegen die Regierung gewandt habe.[11] Nach unterschiedlichen Darstellungen soll Charles de Wuilleret die Verhaftung veranlasst beziehungsweise die Freilassung verfügt haben.[12][13][14][15]

Er nahm 1902 an der Hinrichtung von Etienne Chatton teil; dies war die letzte Hinrichtung im Kanton Freiburg.[16]

Von 1906 bis zu seinem Tod war er im Verwaltungsrat der Schweizerischen Bundesbahnen, sein Nachfolger dort wurde Eugène Grand.[17][18]

Er war Grundbesitzer in Bertigny.

Politisches und gesellschaftliches Wirken

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Charles de Wuilleret war vom 2. April 1907[19] bis zu seinem Tod, als Nachfolger des zurückgetretenen Aloys Bossy (1844–1913)[20], katholisch-konservativer Nationalrat und dort Berichterstatter der Geschäftsprüfungs- und der Budgetkommission; sein Nachfolger im Nationalrat wurde Oscar Genoud (1878–1927)[21].[22]

Er war Präsident des Aufsichtsrats der Freiburger Kantonalbank[23] und des Verwaltungsrats der Kunstdüngerfabrik Freiburg.

Er war ein Förderer der landwirtschaftlichen Genossenschaften und war auf verschiedenen Zuchtstiermärkten als Preisrichter tätig und auch Präsident mehrerer Preisgerichte.[24][25][26]

Mitgliedschaften

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Charles de Wuilleret war Präsident des Verbands Freiburger landwirtschaftlicher Vereine, von 1897 bis zu seinem Tod des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften des Kantons Freiburg, des Verbands der Westschweizer Zuchtgenossenschaften, des Verbands der Westschweizer landwirtschaftlichen Vereine, von 1899 bis 1918 erster Präsident des Schweizerischen Verbands der Schwarzfleckviehzuchtgenossenschaften[27], von 1908 bis 1917 Präsident des Stiermarkts in Bulle und von 1917 bis 1918 des Westschweizer Verbands für Kleinviehzucht. Sein Nachfolger im Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften des Kantons Freiburg wurde der Staatsrat Emile Savoy (1877–1935)[28].[29]

1890 war er Gründungsmitglied der Schwarzfleckviehzuchtgenossenschaft Treyvaux.

Er war seit 1897 Vorstandsmitglied des Schweizerischen Bauernverbands und Jurymitglied der Weltausstellungen von Paris, Wien und Mailand.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Kathrin Utz Tremp: Wuilleret. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. November 2013, abgerufen am 25. August 2024.
  2. Hubert Foerster: Antoine de Raemy de Bertigny. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Februar 2010, abgerufen am 25. August 2024.
  3. Isabelle de Vevey (Übers.: Christian Sonderegger): Charles de Raemy. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 26. April 2012, abgerufen am 25. August 2024.
  4. Etat civil de Fribourg. In: Le Chroniqueur. 11. Juni 1881, abgerufen am 25. August 2024.
  5. Traueranzeige. In: Le Confédéré de Fribourg. 8. Mai 1901, abgerufen am 25. August 2024.
  6. Traueranzeige. In: La Liberté. 30. April 1941, abgerufen am 25. August 2024.
  7. Wuilleret. In: diesbach.com. Abgerufen am 25. August 2024.
  8. Collège de l’Arc. Abgerufen am 25. August 2024.
  9. Freiburg. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 11. April 1882, abgerufen am 25. August 2024.
  10. Victor Conzemius: Joseph Schorderet. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Oktober 2012, abgerufen am 25. August 2024.
  11. Freiburg. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Januar 1888, abgerufen am 25. August 2024.
  12. Kanton Freiburg. Verhaftet und entlassen. In: Der Murtenbieter. 11. Januar 1888, abgerufen am 25. August 2024.
  13. Freiburg. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 16. Januar 1888, abgerufen am 25. August 2024.
  14. Freiburg. In: Seeländer Bote. 26. Januar 1888, abgerufen am 25. August 2024.
  15. Freiburg. In: Der Bund. 27. Januar 1888, abgerufen am 25. August 2024.
  16. Zur Hinrichtung Chattons. In: Der Bund. 3. August 1902, abgerufen am 25. August 2024.
  17. Eidgenossenschaft. In: Berner Volksfreund. 23. September 1900, abgerufen am 25. August 2024.
  18. Verwaltungsrat der Schweiz. Bundesbahnen. In: Der Bund. 18. August 1918, abgerufen am 26. August 2024.
  19. Neueste Nachrichten. Freiburg. In: Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland. 19. März 1907, abgerufen am 25. August 2024.
  20. Christine Fracheboud (Übers.: Markus Fischer): Aloys Bossy. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. März 2011, abgerufen am 26. August 2024.
  21. Marianne Rolle (Übers.: Sabine Kraut): Oscar Genoud. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. Juli 2007, abgerufen am 26. August 2024.
  22. Nationalratsersatzwahl im 23. eidg. Wahlkreis. In: Der Bund. 1. Mai 1918, abgerufen am 26. August 2024.
  23. Freiburger Kantonalbank. In: Neue Zürcher Nachrichten. 3. April 1912, abgerufen am 25. August 2024.
  24. Kanton Freiburg. Zuchtstiermarkt in Bern. In: Der Murtenbieter. 4. September 1901, abgerufen am 25. August 2024.
  25. Zuchtstiermarkt in Ostermundigen-Bern. In: Der Bund. Ausgabe 02, 31. August 1905, abgerufen am 25. August 2024.
  26. Ausstellung in Mouthey. In: Briger Anzeiger. 1. Januar 1908, abgerufen am 25. August 2024.
  27. Tageschronik. Viehzucht. In: Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern. 17. Juni 1899, abgerufen am 25. August 2024.
  28. Michel Charrière (Übers.: Alice Holenstein-Beereuter): Emile Savoy. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. Juni 2013, abgerufen am 26. August 2024.
  29. Kanton Freiburg. In: Der Murtenbieter. 27. April 1918, abgerufen am 26. August 2024.