Buschtunnel

Eisenbahntunnel unter dem Aachener Wald

Als Aachener Buschtunnel werden zwei parallele Eisenbahntunnel unter dem Aachener Wald in der Nähe der deutsch-belgischen Grenze bezeichnet. Es gibt einen alten und einen neuen Buschtunnel. Die Tunnel führen durch sandigen Boden und werden planmäßig nur von Reisezügen genutzt (Eurostar (ex-Thalys), ICE International und Nightjet sowie die Regionalzüge des euregioAIXpress). Güterzüge fahren von Aachen West aus durch den Gemmenicher Tunnel nach Montzen.

Buschtunnel
Buschtunnel
Buschtunnel
Westportal des alten und neuen Buschtunnels
Offizieller Name Buschtunnel
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Schnellfahrstrecke Köln–Aachen

Bahnstrecke Aachen–Lüttich

Ort Aachen Grenze von Deutschland und Belgien
Länge 691 m (alter Tunnel)
711 m (neuer Tunnel)dep1
Anzahl der Röhren 2
Querschnitt 60 m²
Größte Überdeckung 45 m
Bau
Bauherr Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft (alter Tunnel)
Deutsche Bahn AG (neuer Tunnel)
Baukosten 50,5 Mio. €
Baubeginn 1838 (alter Tunnel)
24. Juni 2005 (neuer Tunnel)
Fertigstellung 1843 (alter Tunnel)
2007 (neuer Tunnel)
Planer AG: DB Köln,
DB ProjektBau Köln
Betrieb
Betreiber DB Netz
Freigabe 15. Oktober 1843[1] (alter Tunnel)
25. November 2007 (neuer Tunnel)
Lage
Buschtunnel (Nordrhein-Westfalen)
Buschtunnel (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten
Westportal 50° 44′ 24,7″ N, 6° 3′ 17,7″ O
Ostportal 50° 44′ 36,8″ N, 6° 3′ 47,8″ O

Verlauf Bearbeiten

 
Lage des Buschtunnels im deutsch-belgischen Grenzland

Die beiden Röhren unterqueren, etwa in ihrer Mitte, die B 264 (Lütticher Straße). In der Nähe des Westportals wird eine Häuserzeile der Zollhaussiedlung unterfahren.[2]

Alter Buschtunnel Bearbeiten

 
Ostportal des alten Buschtunnels vor dem Umbau (2006)

Der alte Tunnel wurde in den Jahren 1838 bis 1843 erbaut und ist damit der älteste noch befahrene Eisenbahntunnel Deutschlands.[3] Er ist 691 m lang, bei einer maximalen Überdeckung von 45 m. Bei seiner Eröffnung schloss an den Buschtunnel ein weiterer, etwa 150 Meter langer kleiner Buschtunnel an.[4]

Bereits 10 Jahre nach seiner Eröffnung musste der Buschtunnel saniert werden. Aufgrund fehlender Isolierung war eine Trockenlegung des Tunnels notwendig geworden. Dazu wurde oberhalb des Mauerwerks ein Längsstollen gegraben, von dem Querstollen ausgingen, mit deren Hilfe die Bauarbeiten durchgeführt wurden. Nach Beendigung der Arbeiten wurden die entstandenen Stollen verfüllt. Vermutlich im Zuge dieser Arbeiten wurde der kleine Buschtunnel entfernt, da die Umwandlung in einen Einschnitt aufgrund geringer Überdeckung möglich war.[4]

In den 1930er Jahren erfolgte eine erneute Sanierung des Tunnels. Dabei wurde von innen Spritzbeton angebracht. Im Laufe der Zeit entstanden durch Rauch und Abgase der Lokomotiven, Frost und Bergwasser Schäden an dieser Spritzbetonschicht.[4] Vor der Sanierung durfte der Tunnel daher nur noch mit 40 km/h befahren werden.

Sanierung des alten Buschtunnels Bearbeiten

Nach dem Bau des neuen Buschtunnels wurde der alte Buschtunnel vorübergehend außer Betrieb genommen. Am 8. Juni 2009 begann die Sanierung der alten Röhre.[5] Am 23. Oktober 2011[6] (ursprünglich war die Fertigstellung schon zum Fahrplanwechsel im Dezember 2010 geplant) wurde der sanierte Tunnel wieder in Betrieb genommen. In der bestehenden, gemauerten Tunnelröhre wurden neben einer neuen Innenschale aus Beton u. a. auch ein Rettungsweg, eine Beleuchtung und Brandschutz-Maßnahmen eingebaut. In der vormals zweigleisigen Röhre gibt es nur noch ein Gleis, das tiefer gelegt wurde, um den Tunnelquerschnitt zu vergrößern. Für die Sanierung der alten Röhre wurden vom Bund 13,6 Millionen Euro bereitgestellt. Diese Maßnahme wurde am 17. Oktober 2011 abgeschlossen.[7] Somit steht, zusammen mit dem neuen Buschtunnel, pro Richtung je eine eingleisige Röhre zur Verfügung. Am 23. Oktober 2011 wurde das Gleis der sanierten Röhre wieder in die Strecke nach Lüttich eingebunden.

Neuer Buschtunnel Bearbeiten

Zwischen 2004 und 2007 wurde im Abstand von 25 bis 45 m südlich des alten Tunnels eine neue, 711 m lange, eingleisige und leicht gebogene Tunnelröhre gebaut.[8] Mit dem Neubau sowie der Sanierung der alten Tunnelröhre sollte eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit auf der Strecke vom Aachener Hauptbahnhof zur neuen belgischen Schnellfahrstrecke HSL 3 (Achse Köln–Paris) erzielt und eine Verbesserung der Sicherheit erreicht werden.

Der 3,2 km lange Streckenabschnitt zwischen der Ronheider Rampe und der deutsch-belgischen Grenze wurde im Zuge der Arbeiten für die Geschwindigkeitserhöhung auf 160 statt bisher maximal 120 km/h ausgebaut. Das Kreuzungsbauwerk westlich des Tunnels, auf dem bisher der Gleiswechsel (Links-/Rechtsverkehr) erfolgt sowie im Rahmen einer Neutrassierung der Strecke nach Lüttich und der Abzweig zur ehemaligen Bahnstrecke Aachen Buschtunnel–Moresnet wurde dabei entfernt. Seitdem verkehren die Züge ab bzw. bis Aachen Hbf planmäßig im Linksverkehr (siehe auch Mehrgleisigkeit). Im Tunnel wurde eine feste Fahrbahn eingebaut; die Überhöhung liegt bei bis zu 70 mm.[9]

 
Westportal während des Umbaus (2008)

Die vorbereitenden Arbeiten für den Neubau begannen im September 2004. Hierbei war es auch erforderlich, Kampfmittel im Tunnelbereich, der im Zweiten Weltkrieg starkem Bombardement ausgesetzt war, zu beseitigen. Der südliche Voreinschnitt wurde anschließend auf eine Breite von 34 m verbreitert. Aufgrund hoher Böschungen wurden bis zu ca. 20 m tiefe Bohrpfähle errichtet, teilweise in mehreren Lagen.[2]

Bei Baubeginn am 24. Juni 2005 wurde mit einer Inbetriebnahme zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 gerechnet.[10] Der Tunnelanschlag wurde am 24. Juni 2005 durch die Tunnelpatin, die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die ihren Wahlkreis in Aachen hat, vorgenommen. Der Tunneldurchschlag erfolgte am 27. Mai 2006. Zwischen Oktober 2006 und Ende Juni 2007[9] wurde die Innenschale betoniert. Der Neubau wurde am 23. November 2007 eingeweiht und am 25. November 2007 fahrplanmäßig in Betrieb genommen.[11] Die Röhre unterquert den Aachener Wald im Sand von Hauset, wobei der darunter liegende Aachener Sand angeschnitten wird. Dieser besteht aus feinkörnigen Quarzsanden mit bis zu 50 cm dicken Einlagen von Sandstein, vereinzelt mit Dicken bis zu 2,5 m. Der Grundwasserspiegel liegt etwa 1,5 m unter der Sohle der neuen Röhre.[2]

Im Rahmen des europäischen Eisenbahnprojekt PBKA gab es ein Investitionsvolumen für den Tunnel-Neubau, den Ausbau der Gleisanlagen sowie begleitende Maßnahmen (z. B. Schallschutz, Leit- und Sicherungstechnik) in Höhe von 50,5 Millionen Euro.[12] 4,4 Millionen Euro werden von der Europäischen Union kofinanziert. Der neue Tunnel wurde im Auftrag der DB Netz AG von einem Konsortium der Firmen Hochtief Construction AG, Hartung Bau GmbH & Co KG und der Eichholz-Gruppe errichtet.

In der Nacht vom 25. zum 26. Oktober 2008 fand im Buschtunnel eine Rettungsübung mit 300 Helfern statt, darunter auch 30 Feuerwehrleute aus dem belgischen Kelmis.[13]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Buschtunnel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ulrich Simons: Tunnelbau im Feinsand: Der neue Buschtunnel Aachen-Ronheide. In: Buschtunnel Aachen-Ronheide – Der ultimative Tunnelblick. Ulrich Simons, abgerufen am 25. Oktober 2013.
  • Stefan von der Ruhren: Der Aachener Buschtunnel. In: Eisenbahnen in Aachen und der Euregio Maas-Rhein. Stefan von der Ruhren, 4. Dezember 2011, abgerufen am 25. Oktober 2013.
  • Werner Consten: Aus- und Neubau der Strecke Aachen–Lüttich–Brüssel. In: railpix.de. Werner Consten, abgerufen am 10. Januar 2021.
  • Marcel Debrus: Chronik des Baus. In: Ausbau der Bahnstrecke Aachen – Lüttich (Liège). Marcel Debrus, archiviert vom Original am 29. Oktober 2013; abgerufen am 25. Oktober 2013.
  • Helmut Roel: Bahnhof Aachen Süd (Buschtunnel). In: Eisenbahnrelikte. Helmut Roel, abgerufen am 25. Oktober 2013.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bernhard Poll (Hrsg.): Geschichte Aachens in Daten, Stadtarchiv Aachen, Aachen 1960, S. 145–149.
  2. a b c Martin Muncke: Neuer Buschtunnel. In: Unterirdisches Bauen Deutschland 2005. Bauverlag, Gütersloh 2005, ISBN 3-9803390-3-3, S. 106
  3. Alfred Haack, Conrad Boley, Jörg Zimbelmann: Tunnelbau und unterirdischer Hohlraumbau – Einführung – Geschichte und Bedeutung. In: Handbuch Geotechnik. Vieweg+Teubner Verlag, 2012, S. 781, abgerufen am 25. Oktober 2013 (ISBN 978-3-8348-0372-6, 10.1007/978-3-8348-8272-1_13).
  4. a b c Hans Schweers, Henning Wall: Eisenbahnen rund um Aachen. 150 Jahre internationale Strecke Köln - Aachen - Antwerpen, Schweers + Wall, Aachen 1993, ISBN 3-921679-91-5, S. 160–161.
  5. Marlon Gego: Der neue alte Buschtunnel entsteht In: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitungsverlag, 8. Juni 2009. Abgerufen am 25. Oktober 2013 
  6. Ulrich Simons: Der Buschtunnel bekommt eine neue Innenschale. In: Buschtunnel Aachen-Ronheide – Der ultimative Tunnelblick. Ulrich Simons, 30. September 2011, abgerufen am 25. Oktober 2013.
  7. Geschäftliche Mitteilungen 39/2011 der Deutschen Bahn AG, Nummer 733
  8. Oliver Schumacher: Faktenblatt – Neue Röhre Buschtunnel. (PDF; 42,62 kB) In: Das Unternehmen DB – Presseinformationen. Deutsche Bahn AG, 23. November 2007, archiviert vom Original am 12. November 2011; abgerufen am 25. Oktober 2013.
  9. a b Thomas Kreft: Mit Tempo 160 legt sich der Zug in die Steilkurve In: Aachener Nachrichten, Aachener Zeitungsverlag, 26. Juni 2007. Abgerufen am 25. Oktober 2013 
  10. Meldung Zweiter Buschtunnel. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2005, S. 358.
  11. Oliver Schumacher: Neue Röhre des Buschtunnels in Aachen ist fertig gestellt. In: Das Unternehmen DB – Presseinformationen. Deutsche Bahn AG, 23. November 2007, archiviert vom Original am 5. Dezember 2007; abgerufen am 25. Oktober 2013.
  12. Großmann: Internationale Hochgeschwindigkeitsstrecke Paris–Brüssel–Köln kommt voran, newstix, 26. November 2007. Abgerufen am 25. Oktober 2013 
  13. 300 Helfer üben im Buschtunnel. In: DB Welt, Ausgabe Dezember 2008, S. 23