Bernd Protzner

deutscher Politiker, MdB

Bernd Protzner (* 23. August 1952 in Kulmbach; † 10. Dezember 2018) war ein deutscher Politiker der CSU. Er war Generalsekretär dieser Partei und zwischen 1990 und 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages.

Leben und Beruf

Bearbeiten

Bernd Protzner wurde 1952 als zweiter Sohn einer oberschlesischen Flüchtlingsfamilie in Kulmbach geboren. Sein Vater starb an den Folgen einer Kriegsverletzung, als Protzner fünf Jahre alt war.[1]

Dem Abitur 1971 folgten ein Studium der Politikwissenschaft und Pädagogik und die Erste und Zweite Staatsprüfung für Lehrer sowie die Promotion. Seit dem Ende seiner politischen Karriere arbeitete er als Leiter des Career Service an der Universität Bayreuth.

Professor Wolfgang Protzner ist sein zehn Jahre älterer Bruder.[2]

Politische Ämter

Bearbeiten

Protzner trat 1968 der Jungen Union bei und war von 1977 bis 1983 deren Kreisvorsitzender in Kulmbach. Von 1983 bis 1987 war er Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Oberfranken. Von 1995 bis 1998 war er unter Theo Waigel Generalsekretär der CSU. Als solcher war er intern stark umstritten. Des Öfteren habe er „Bürger, Wähler und Parteifunktionäre mit seinen Äußerungen vor den Kopf gestoßen“. Viele CSU-Politiker seien „nicht besonders glücklich darüber, von Protzner in den Medien repräsentiert zu werden“, denn „jede Pressekonferenz, jedes Interview“ sei ein „Risiko“.[1] 1995 prägte er den Begriff „Pizza-Connection“ für eine Gruppe junger Politiker von CDU und Grünen.[3] 1997 wurden die Aufgaben des Generalsekretärs faktisch nach Bundespolitik (Protzner) und Landespolitik (stellvertretender Generalsekretär Joachim Herrmann) geteilt.

In seiner Amtszeit als CSU-Generalsekretär bezeichnete er im Mai 1998 – ähnlich wie der damalige Regierungssprecher Otto Hauser – die PDS und das Magdeburger Modell (nach der Landtagswahl 1998 eine SPD-geführte Minderheitsregierung mithilfe der PDS) als „die schmutzigste Wahl in einem deutschen Parlament seit 1933“.[1] Dies wurde gemeinhin als Gleichsetzung von PDS und NSDAP wahrgenommen. Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, bezeichnete Protzners Aussagen – wie auch die Aussagen von Otto Hauser und weiterer Unionspolitiker – als Geschichtsfälschung.[4][5]

Am 25. Januar 1999 wurde Thomas Goppel Protzners Nachfolger als Generalsekretär.

Protzner war von 1987 bis 1990 auch stellvertretender Landrat in Kulmbach. Mitglied des Bundestages war er von 1990 bis 2002. Wegen Steuerhinterziehung wurde Protzner vom Landgericht Hof zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Seine Revision vor dem Bundesgerichtshof war erfolglos. Vom CSU-Kreisvorstand in Kulmbach wurde er 2002 nicht mehr als Bundestagskandidat nominiert.[6]

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Corinna Emundts: Ein einziger Versprecher. In: Süddeutsche Zeitung. 1. Juni 1998, S. 3.
  2. Kulmbacher Stadtrat Wolfgang Protzner sagt ade. In: infranken.de. 24. April 2014, abgerufen am 15. Juni 2018.
  3. Süddeutsche Zeitung: „Beim Nobel-Italiener Duftmarken gesetzt“, 3. Juni 1995.
  4. Tagesschau vom 30. Mai 1998. Zitat: „Gegen eine Gleichsetzung von PDS und NSDAP hat sich der Vorsitzende der Zentralrat der Juden, Bubis, gewandt. Mit Blick auf entsprechende Äußerungen aus der Union sprach er in der BILD am Sonntag von Geschichtsfälschung. Zwar sei die DDR unbestritten ein Unrechtsstaat gewesen. Sie dürfe aber nicht mit dem Nazi-System auf eine Stufe gestellt werden, das die systematische Ermordung von Millionen Menschen zum Ziel gehabt habe. Es werde höchste Zeit, dass die politisch Verantwortlichen ihre eigenen Leute zügelten.“
  5. Auch Schäuble kritisiert neuen Regierungssprecher. Die Welt, 6. Juni 1998, abgerufen am 15. Juni 2018.
  6. Ex-CSU-General am Ende. Spiegel Online, 25. März 2002, abgerufen am 12. April 2017.